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2 Die Macht unserer Gedanken

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Ehe wir uns die vier Phasen der Trennungsbewältigung zusammen ausführlicher anschauen und uns an den Aufstieg zum Gipfel machen, möchte ich Ihnen erklären, wie Ihre Gefühle entstehen.

Gerade in einer Trennungssituation bekommen wir den Eindruck, der Partner habe uns in dieses tiefe Unglück gestürzt und uns all unseren Schmerz zugefügt. Wir fühlen uns dem Partner ausgeliefert und denken, nur wenn er zurückkommt, wieder glücklich sein zu können. Oder anders ausgedrückt, glauben wir, nie mehr froh sein zu können, wenn er nicht mehr zurückkommt.

Mit der Erwartung, der Partner mache uns glücklich bis an unser Lebensende, haben wir die Partnerschaft angetreten. Und jetzt stehen wir vor den Scherben der Partnerschaft. Der Partner ist gegangen und wir fühlen uns unglücklich. Ist das nicht logisch und natürlich? Müssen wir da nicht für immer traurig sein?

„Nein, wir müssen nicht für immer und ewig traurig sein – auch wenn wir jetzt in diesem Augenblick den Eindruck haben“, ist meine eindeutige Antwort darauf. Sie haben wahrscheinlich in Ihrem Bekanntenkreis auch schon erlebt, dass Menschen unterschiedlich schnell über einen Verlust hinwegkommen. Es gibt Menschen, die 20 Jahre nach dem Tod des Partners noch genauso viel Schmerz verspüren wie an dessen Todestag. Es gibt aber auch Menschen, die schon nach vier Wochen ihren Schmerz so weit überwunden haben, dass sie sich gelegentlich wieder freuen können. Die Erklärung hierfür liegt nicht darin, dass der Partner verstorben ist. Sie liegt darin, wie stark der Zurückgebliebene ihn gebraucht hat und von ihm abhängig war. Nur, wenn dieser viele Erwartungen und die Einstellung hatte, ihn zu seinem Glück zu brauchen, kommt es zu einer sehr heftigen langandauernden Trauerreaktion oder einem Trennungsschock.

Unsere Gefühle entstehen immer als Folge unserer Gedanken, Wünsche oder Erwartungen. Dass wir überhaupt fühlen, ist unvermeidbar, solange wir leben. Menschen ohne Gefühle sind tot. Über die Art und das Ausmaß unserer Gefühle können wir jedoch bestimmen – und zwar bestimmt jeder einzelne von uns selbst über die Art und die Intensität seiner Gefühle. Ihr Partner kann Ihnen „keine Gefühle machen“, die Sie nicht wollen. Er kann in Ihnen nur die Gefühle auslösen, die Sie zulassen. Einzige Ausnahme davon sind körperliche Gefühle wie Schmerzen durch Schläge.

Ich weiß, dass Sie beim Lesen dieser Zeilen voller Unglauben oder gar Abwehr sind. Die Entscheidung darüber zu haben, wie man sich fühlt, – diese Aussage klingt zunächst vollkommen falsch und absurd. Sie glauben, gerade jetzt durch die Trennung am eigenen Körper erfahren zu haben, dass der andere Ihnen Schmerz zufügen kann. Sie erleben ja jetzt im Augenblick gerade, wie eine simple Entscheidung des Partners, sich von Ihnen zu trennen, Ihr gesamtes Seelenleben aus dem Gleichgewicht bringt. Aber es ist eine unerschütterliche Tatsache: Sie haben die Entscheidung darüber, wie Sie sich in Zukunft – ich betone: in Zukunft – fühlen wollen, auch wenn Ihr Partner niemals mehr zu Ihnen zurückkehrt.

Kehren wir nochmals zu dem Verlust eines geliebten Menschen durch den Tod zurück. Der verstorbene Mensch wird immer verstorben bleiben, aber das Ausmaß des Schmerzes kann sich verändern. Unmittelbar nach dem Verlust ist meist nicht vorstellbar, ohne den geliebten Menschen weiterzuleben. Aber mit der Zeit kann man sich mit dem Verlust abfinden, oder wie man sagt, „man kommt darüber hinweg“.

Das Darüber-Hinwegkommen ist nur möglich durch eine Veränderung der Gedanken. Die Zurückgebliebenen gewöhnen sich an den Gedanken, dass dieser Mensch tot ist. Sie beginnen, ihr Leben ohne ihn zu gestalten. Die Lücke, die dieser Mensch hinterlässt, wird immer bleiben, aber wie sie die Lücke bewerten, wird sich verändern. Die Zurückgebliebenen können bestimmen, ob sie in Zukunft immer auf die Lücke schauen wollen oder darauf, was es sonst noch an Möglichkeiten in ihrem Leben gibt.

Wir können das Abfinden mit einem Verlust bewusst beeinflussen und beschleunigen. Ihnen dabei zu helfen, sehe ich als meine Aufgabe in diesem Buch.

Wenn der Partner geht

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