Читать книгу Wenn der Partner geht - Doris Wolf, Dr. Doris Wolf - Страница 40

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4 Phase II: Aufbrechende Gefühle

mein leben

ist auseinandergefallen

wie ein sorgfältig aufgeschichteter holzstoß gefühle

in eine form gepresst

liegen alle kreuz und quer

Wenn wir unsere Gefühle nicht unterdrücken oder durch Alkohol, Medikamente und Essen betäuben, dann kommen wir beim Bewusstwerden der Trennung mit unseren negativen Gefühlen in Berührung. Nur Menschen, die sich bereits in der noch bestehenden Partnerschaft innerlich vom Partner losgelöst haben, können nach der Trennung relativ ruhig bleiben.

Die meisten Menschen verspüren nach der Trennung Angst, Wut, Hass, Depressionen, Minderwertigkeits-, Einsamkeits- und Schuldgefühle sowie eine Vielzahl körperlicher Reaktionen.

Im Folgenden möchte ich auf die einzelnen Gefühlsreaktionen ausführlicher eingehen. Suchen Sie sich diejenigen Abschnitte über die Gefühle heraus, die Sie gerade am stärksten verspüren. Ich werde Ihnen dabei helfen, Ihre Gefühle zu verstehen und besser mit ihnen umzugehen. Jedes Gefühl, das Sie verspüren, hat seine Berechtigung und eine Botschaft für Sie.

Die Wurzel der einzelnen Gefühle liegt in Ihren mehr oder weniger bewussten Einstellungen. Lassen Sie sich nicht von Ihren Gefühlen erschrecken. Häufige Gefühlsschwankungen sind in dieser Phase II völlig normal. Sie zeigen den Fortschritt von Phase I zu Phase II an. Diese Gefühle machen Sie darauf aufmerksam, dass sich etwas Grundsätzliches in Ihrem Leben verändert hat – Ihr Partner hat sich von Ihnen getrennt und Sie lassen diese Tatsache innerlich zu.

Es wird Augenblicke geben, in denen Sie glauben, alles im Griff zu haben, und Augenblicke, in denen Sie scheinbar die Kontrolle über sich und Ihre Gefühle verlieren. Alles scheint in Ihnen „verrückt“ zu spielen. Sie sehen sich vielleicht schon im „Irrenhaus“. Sie haben „das Gefühl, allem und jedem ausgeliefert zu sein“. Sie fühlen sich gereizt, verwundbar und hilflos umhertreibend wie ein Schiff ohne Ruder.

Die Phase II ist die schwierigste Etappe auf Ihrem Weg zum Gipfel. Nachdem Sie nun die Hoffnung auf Versöhnung aufgegeben haben, treffen Sie die schmerzlichen Gefühle mit voller Wucht. Viele Menschen bleiben auf dieser Strecke hängen. Sie werden chronisch depressiv oder zum „Menschenhasser“. Haben Sie den Mut, weiterzuklettern.

Sie können es schaffen, diese Etappe durchzustehen, wenn Sie die folgenden Kapitel sorgfältig lesen und bearbeiten. Wir werden mit den Gefühlen von Schmerz und Verzweiflung beginnen, weil die meisten Menschen diese bei einer Trennung zunächst am stärksten verspüren. Im Verlauf der zweiten Phase werden aber auch Wut- und Hassgefühle aufkommen – wenngleich Sie das im Augenblick vielleicht noch für absolut ausgeschlossen halten.

Vielleicht gleiten Sie auf Ihrem Weg auch noch ein paar Mal zurück in die Phase I, wenn beispielsweise Ihr Partner Sie an Ihrem Geburtstag anruft oder Ihnen über Freunde einen Gruß ausrichten lässt. Dann wird ein kleines Fünkchen Hoffnung zu keimen beginnen – denn Sie sind noch nicht so weit auf Abstand, um dagegen immun zu sein. Ihre Gedanken können sich noch einfacher auf die alten Wünsche und Pläne konzentrieren, als auf neue Ziele richten. Sie werden wieder in die zweite Phase aufsteigen, wenn es bei dem Gruß oder der Freundlichkeit bleibt, wenn Sie gar einen Brief vom Anwalt ins Haus geflattert bekommen oder ihn mit einem neuen Partner sehen.

Halten Sie sich vor Augen: Ihr Partner will nur Freundschaft und keine Schuldgefühle haben. Er will nicht mehr zu Ihnen zurück.

Verzweiflung

„Es ist alles aus. Nie mehr werde ich glücklich sein.“

blick aus meinem fenster

zerbrochener mond

im müden blau des frühen abends

wünsche ziehen vorüber

tränen fallen auf den boden

zubetoniert

mich erschlägt die erinnerung an dich

Ruth M., 35 Jahre alt, kam wegen schwerer Depressionen und Selbstmordgedanken in Therapie. Zudem litt sie unter Appetitverlust und Durchfall. Sie hatte sich in den letzten Jahren mehrmals in solch einer Verfassung befunden, und zwar jedes Mal dann, wenn eine Beziehung in die Brüche gegangen war. Die letzte Beziehung hatte Ihr Freund nach 6 Jahren beendet. Sie lebte nun schon ein Jahr alleine ohne Partner und hatte den Eindruck, ihr Leben sei völlig sinnlos geworden. Sie fühlte eine innere Leere und hatte den Eindruck, nie mehr glücklich werden zu können. Zum Weggehen und Besuchen von Freunden fehlte ihr die Lust und Energie. Sie vergrub sich am liebsten zuhause im Bett und hoffte, morgens einmal nicht mehr aufwachen zu müssen. Ihr geringer Lebenswille zeigte sich auch darin, dass sie begonnen hatte, ihr Äußeres und ihren Körper zu vernachlässigen. Jede ihrer Beziehungen war sie eingegangen, „um das Gefühl zu haben, gemocht zu werden“. In der bestehenden Partnerschaft unterdrückte sie ihren Ärger und ihre Bedürfnisse aus Angst vor Ablehnung. Frau M. beschrieb mir ihre Lebenseinstellung folgendermaßen: „Ich kann nichts und ich bin nichts. Ich bin bereit, alles zu ertragen für ein bisschen Liebe und Geborgenheit. Dafür opfere ich bereitwillig meine Menschenwürde und mache mich zum Objekt.“

Als Frau M. zu mir kam, befand sie sich in der Phase II der Trennungsbewältigung. Sie fühlte sich überflüssig und am Boden zerstört, weil sie ihren Partner verloren hatte, den sie zum wichtigsten Teil in ihrem Leben gemacht hatte.

Wenn Sie mehrere der folgenden Fragen mit „ja“ beantworten können, dann fühlen auch Sie sich im Augenblick verzweifelt, niedergeschlagen und mutlos.

Ist das Leben für Sie sinnlos geworden? ja/nein
Haben Sie den Eindruck, nie mehr glücklich sein zu können? ja/nein
Haben Sie daran gedacht, sich umzubringen, oder haben Sie es schon versucht? ja/nein
Haben Sie Ihr Interesse für Beruf, Haushalt, Hobbies und Kinder verloren? ja/nein
Verkriechen Sie sich in Ihrer Wohnung oder Ihrem Bett? ja/nein
Fühlen Sie sich unfähig, die täglichen Routineaufgaben auszuführen und Entscheidungen zu treffen? ja/nein
Haben Sie den Eindruck, im Leben versagt zu haben? ja/nein
Fühlen Sie sich hilflos? ja/nein
Fühlen Sie sich ungeliebt und verlassen? ja/nein
Wären Sie froh, am Morgen nicht mehr aufzuwachen? ja/nein
Weinen Sie häufig und bei kleinsten Anlässen? ja/nein
Beginnen Sie zu weinen, wenn Sie glückliche Paare sehen? ja/nein
Vernachlässigen Sie Ihr Äußeres? ja/nein
Denken Sie nur über die schönen Seiten der Partnerschaft nach? ja/nein
Grübeln Sie ununterbrochen „Warum musste mir das passieren“? ja/nein
Fühlen Sie sich innerlich wie abgestorben und leer? ja/nein
Wenn der Partner geht

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