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2Was ist Einsamkeit? Der Versuch einer Beschreibung

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Tagtäglich erlebe ich Menschen in meiner Praxis, die unter Einsamkeit leiden. Einige waren bereit, sich zu öffnen und Ihnen ihre Gefühle mitzuteilen. Sie haben dabei die Form und Sprache gewählt, die ihre Einsamkeitsgefühle am besten widerspiegeln können.

Herr G., 35 Jahre alt, fühlte sich einsam, nachdem seine Frau sich von ihm getrennt hatte: „Einsam fühle ich mich dann wenn ich eine Hand suche und nur Worte finde.“

Herr D., 27 Jahre alt, allein lebend: „Vor allem im Alter von 17 bis ca. 21 Jahren hatte ich starke Einsamkeitsgefühle. Hauptsächlich abends oder wenn ich zu Bett ging. Ich war alleine im Bett und ich hatte eine so starke Sehnsucht nach einer Frau oder nach der Frau, welche ich gerade liebte. Ich musste fast jeden Abend stark weinen, aber ich tat es leise, damit es niemand von den Familienangehörigen bemerkte. Es war mir peinlich und es wurde auch nie in unserer Familie und in meinem Bekanntenkreis über Liebe, Sexualität und Partnerschaft gesprochen. Ich behielt alles für mich. Sogar die Frauen, welche ich so stark liebte, wussten kaum von meinen Gefühlen und um meinen Schmerz. Wenn ich so stark verzweifelt war, nahm ich oft mein Kopfkissen und drückte es fest an mich und küsste es. Oft lag ich die halbe Nacht wach im Bett und machte mir Gedanken, stellte mir vor, wie schön es sein könnte, wenn ... und war am träumen.“

Frau L., 40 Jahre alt, fühlte sich einsam, nachdem sie sich entschieden hatte, sich von ihrem Partner, der mit einer anderen Frau verheiratet ist, zu trennen: „Ich habe Sehnsucht nach ihm, warte auf ein Zeichen, das nie kommen wird. Ich warte, wie immer, auf ein Wunder, das plötzlich alle meine Probleme löst. Ich rauche wie ein Schlot. Der Tag heute ist schlimm. Ich fühle mich alt, hässlich und krank. Ich habe Sehnsucht nach ihm. Alles, was ich sehe, erinnert mich an ihn. Ich bin nicht fähig, klar zu denken und zu handeln. Alles, was ich tue, möchte ich ihm mitteilen, und dann, meine ich, hat das Erlebte einen Inhalt für mich. Ohne ihn fühle ich mich leer und ausgepumpt. Er verkörpert im Augenblick alles, was ich für mich selbst gerne hätte. Ich hätte ihn gerne als Vehikel, mit dem ich meine eigene Unzulänglichkeit überwinden könnte.“

Frau K., 56 Jahre alt, verheiratet: „Es kommt ganz plötzlich dieses Gefühl der Einsamkeit. Man fühlt sich unverstanden, ausgeschlossen, auch inmitten von Gesellschaft. Man ist Gefangener seiner eigenen Gedanken. Es ist wie ein Weg durch die Wüste. Keine Oase. Die Angst weicht nicht, auch Unsicherheit, Zweifel, ja sogar Verzweiflung. Man hat nur einen Wunsch, schlafen, schlafen und am besten nicht mehr aufwachen.(tm)“

Frau B., 34 Jahre alt, allein lebend: „Manchmal, wenn ich zum Fenster hinausschaue, hauptsächlich bei schönem Wetter, dann könnte ich weinen, weil mein Leben mit 34 Jahren einfach so an mir vorbeiläuft und nichts Besonderes geschieht (ohne Partner) und ich denke, das wird so gehen, bis ich 40 Jahre bin, und dann sind sowieso die schönsten Jahre einer Frau vorbei. Und diese Jahre habe ich so sinnlos verbraucht. Andere haben einen Partner und in ihrem Leben geht es weiter (Kinder werden groß) und bei mir bleibt alles beim Alten. Ich bleibe immer auf der gleichen Stufe stehen. Dann frage ich mich, was dieses Leben dann noch für einen Sinn haben soll, wenn man als Zuschauer lebt. Ich komme mir vor, wie wenn ich gelebt werde und nicht selbst am Leben teilhabe, nur existiere. Ein schlimmer Schicksalsschlag im Leben und das ganze Leben ist vorbestimmt. Wie schön es doch manche haben, bei denen alles von Kindheit, Jugendzeit bis zur Frau behütet und geordnet ist, dann hat man ganz andere Voraussetzungen, die das Leben schön und leicht machen. Dann sagen manche, man könnte es noch schlimmer treffen, da das stimmt, muss man auch froh sein, dass man wenigstens körperlich gesund ist. Das ist natürlich auch eine Ansicht.“

Frau M., 24 Jahre alt, befreundet: „In mir ist eine stille Wut erwacht, nach einem Gespräch mit Marianne. Auch sie gehört zu denen, die mich nicht akzeptieren, wie ich nun mal bin. Ich habe sie satt, diese Leute, die glauben, sie müssten mich auf ihren richtigen Weg bringen und am meisten ärgert mich, dass mich das nicht kalt lässt. Wenn ich allein bin, fühle ich mich eigentlich ganz wohl mit mir. Warum hört das auf, sobald ich mit anderen Menschen zusammen bin? Warum finde ich die anderen grundsätzlich besser, interessanter als mich? Nein, die Frage: „Warum“ ist falsch, dass es an meiner Erziehung liegt, weiß ich – meine Mutter fand nie etwas gut, was ich getan habe, und alle Initiativen, die ich zeigte, wurden unterdrückt oder zumindest angezweifelt. Aber ich will nicht mein ganzes Leben unter den Fehlern meiner Erziehung leiden. Mit allen Freunden, sowohl in Liebesbeziehungen wie in sonstigen Freundschaften, lief immer das gleiche Schema ab. Wenn es nicht so war, habe ich erstaunlicherweise die Kontakte abgebrochen. Ich habe meine Person nicht behauptet und jetzt ist sie mir verloren gegangen. Ich habe immer nur versucht, es anderen recht zu machen, so dass ich jetzt nicht mehr weiß, was ich eigentlich glaube und denke. Ich weiß nur, ich habe es satt, so wie es jetzt ist. Immer habe ich langsam aber sicher die Leute, an denen mir etwas lag, davon überzeugt, dass ich wertlos bin. Aber nicht durch direkte Worte, durch was aber dann? Durch Verhaltensweisen, stetiges Bereitsein, ohne eigene Wünsche, wenig Eigeninitiative. Ich muss mir wohl selbst einen Wert verschaffen: Dazu muss ich zunächst von zuhause weg, mich selbst ernähren, ganz und gar, nicht nur halb unerreichbar sein für Muttis Eingriffe, die Kräfte nicht für Kämpfe zuhause verbrauchen. Ich brauche aber wenigstens eine Person, bei der ich mich aussprechen kann, ohne negativ bewertet zu werden. Dinge verfolgen, machen, die mir Spaßmachen, zunächst allein, bis ich mir sicher bin, dass ich das, was ich tue, auch wirklich gern tue, und ich mit der Situation des Alleinseins besser zurechtkomme. Mich bei allem, was ich sage, zuerst selbst frage, was ich wirklich darüber denke, und nicht das sage, was ich irgendwo gelesen habe oder von einem mir „wertvollen“ Freund gehört habe, weil es gerade so schön zu dem passt, was mein Gesprächspartner von sich gibt.“

Frau R., 45 Jahre alt, getrennt lebend: „Warum suche ich immer Männer, die mich leiden lassen? Warum haben mich normale Verhältnisse nicht interessiert? Selbst wenn kein Anlass dazu ist, schaffe ich mir wenigstens einen. Es fehlt mir in jeder Beziehung, die mir etwas bedeutet, das Vertrauen in mich selbst. Ich kann nicht glauben, dass ich auch ein besonderer Mensch bin. Ich gestehe es bereitwillig vielen anderen zu, mir nicht. Beziehungen, die unsicher sind, bestätigen mir natürlich jedesmal meine Unzulänglichkeit. Es läuft immer der gleiche Film: Du siehst ja wieder einmal, du kannst keinen Mann halten. So etwas wie du taugt ja auch gar nichts. Alle Frauen sind besser und schöner als du.“

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