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Phase III: Die chronische Einsamkeit

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Die Einsamkeitsgefühle dauern Monate oder Jahre. Alle unsere Fähigkeiten, Kontakt aufzunehmen und aufrechtzuerhalten, für andere attraktiv zu sein, Anerkennung anzunehmen und zu geben, sind verschwunden. Wir verlernen, anderen etwas zu geben. Andere erkennen, dass sie mehr Probleme als Freude mit uns haben, und meiden uns. So geraten wir in einen negativen Kreislauf. Wir können anderen weniger geben. Andere geben uns weniger und wir zweifeln noch mehr an uns usw. Unsere Fähigkeiten zu kommunizieren werden mangels Training immer weniger und wir fühlen uns immer mehr darin bestätigt, unwichtig und uninteressant zu sein. Schließlich ziehen wir uns vollkommen zurück oder treiben andere durch unsere Aggressivität und unseren Sarkasmus von uns weg. Wir werden apathisch und unfähig zu fühlen. Nicht selten setzen Menschen in dieser Phase ihrem Leben ein Ende.

Die momentane vorübergehende Einsamkeit werden wir niemals vollkommen aus unserem Leben ausschalten können. Und das ist gut so, denn sie gibt uns die Möglichkeit, unser Leben zu überdenken, zu uns zu finden und neue Aktivitäten zu entwickeln.

Die chronische Einsamkeit ist jedoch in keiner Weise hilfreich für uns und nimmt uns die Möglichkeit zur vollen Entfaltung unserer Persönlichkeit. Sie schließt uns aus von dem lebendigen Leben, das wir haben könnten. Sie ist ein Zeichen von Selbstentfremdung. Sie entsteht aus dem Bruch zwischen dem, was man ist, und dem, was man gerne wäre.

Wir wollen uns im Folgenden mit der Vorbeugung und Überwindung der chronischen Einsamkeit beschäftigen.

Woher kommt es nun, dass wir uns alle manchmal einsam fühlen, aber dass nicht jeder Mensch die Phase III, die chronische Einsamkeit erreicht? Wir haben gesagt, dass Lebensumstände keine ausreichende Erklärung hierfür abgeben können. Also schauen wir uns den zweiten Erklärungsansatz, die persönliche Einstellung näher an. Wir sind offensichtlich unterschiedlich empfänglich für die Einsamkeit. Aber woher kommt die unterschiedliche Empfänglichkeit?

Die Erklärung ist zwar einfach, aber um so schwerwiegender: Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Empfänglichkeit für Einsamkeit durch bestimmte negative Einstellungen und Sichtweisen entsteht.

Einsamkeit ist primär ein Zustand des Geistes. Er ist die Folge negativer, selbstschädigender Einstellungen.

Jeder Einzelne von uns macht sich selbst einsam. Jeder Einzelne ist selbst für seine Einsamkeitsgefühle verantwortlich. Einsamkeitsgefühle entstehen, wenn wir denken, dass wir hilflos, ausgeschlossen, ungeliebt, unfähig, minderwertig etc. sind. Einsamkeitsgefühle sind die Folge unserer Einstellungen, die wir zu uns selbst, zu unserer Lebenssituation und der Zukunft haben. Sie entstehen, wenn wir glauben, die Liebe und Anerkennung anderer unbedingt zu brauchen. Sie entstehen, wenn wir auf die Initiative anderer warten, uns mit Komplimenten, Lob und Zuspruch entgegenzukommen, und uns selbst zurückhalten, weil wir das Risiko fürchten. Sie entstehen, wenn wir es nicht wagen zu lieben, aus der Furcht vor Verletzung und Kränkung oder weil wir bereits gekränkt wurden.

Viele einsame Menschen geben sich selbst für ihre Einsamkeit die Schuld. Sie glauben, ihre Probleme seien unlösbar und ihre Zukunft sei hoffnungslos. Viele Menschen beschreiben das damit, dass sie sagen, sie seien einsam, weil sie ein mangelndes Selbstvertrauen oder Angst vor Fremden hätten.

Es wird in unserem Leben immer wieder Augenblicke geben, in denen wir allein sind und uns einsam fühlen. Wir werden alleine geboren, wir sind meist alleine in der Krankheit, werden alleine operiert, bekommen alleine unsere Kinder und wir sterben meist alleine. Ob wir in diesen Situationen auch Einsamkeit empfinden, hängt davon ab, welche Lebenseinstellungen wir haben. Ob wir uns noch weiter zurückziehen und selbst bemitleiden oder uns anderen Menschen gegenüber wieder öffnen, ist unsere eigene Entscheidung.

Nur weil jeder Mensch diese Entscheidung hat, kann ich dieses Buch schreiben. Nur deshalb kann ich Ihnen versprechen, dass Sie Ihre Einsamkeitsgefühle überwinden können. Einsamkeitsgefühle sind ein Signal Ihres Körpers, dass Ihr Leben nicht so läuft, wie Sie es haben möchten. Nutzen Sie dieses Signal als Ansporn, Ihr Leben zu verändern. Auch Sie haben die Fähigkeit, sich anderen gegenüber zu öffnen und die Welt als einen wunderbaren Ort mit Abenteuern, Freude, Liebe und Begeisterung zu erleben.

Das Geheimnis glücklicher Menschen, die alleine leben und sich nicht oder nur selten einsam fühlen, ist, dass sie mit sich selbst und ihrem Leben zufrieden sind. Eine liebende Frau, liebende Freunde oder Partner genügen nicht, Einsamkeitsgefühle zu verhindern. Solange Sie denken, dass Sie die Liebe nicht verdienen, weil Sie zu wenig attraktiv, intelligent etc. sind, werden die Einsamkeitsgefühle bei Ihnen zu Gast bleiben. Solange Sie sich nicht selbst einen Lebenssinn verschaffen, werden Sie sich einsam fühlen. Gleichgültig ob Sie verheiratet sind oder allein leben, können Sie Ihre Einsamkeit nicht verändern, indem Sie nur die Situation verändern. Die Kraft zur Überwindung Ihrer Einsamkeit liegt in Ihnen selbst, in Ihren Einstellungen zu sich, der Welt und der Zukunft.

Einsamkeit überwinden

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