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1.1.3 VWL und BWL

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Die Volkswirtschaftslehre (VWL) zählt zu den Wirtschaftswissenschaften. Sie umfassen diejenigen Fachgebiete, die das Wirtschaften des Menschen zum Gegenstand ihres Erkenntnisinteresses machen. Alle Aufgaben der VWL sind darauf gerichtet, das gesellschaftliche Güterversorgungsproblem als gesamtwirtschaftliches Problem zu erkennen und zu lösen. Die Aufgabenerfüllung lässt sich dabei in vier Stufen unterteilen:

Deskription und Definition

(1) Am Anfang steht die Beobachtung und damit die Beschreibung (Deskription) vergangener Entwicklungen und deren Ergebnisse auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene (z. B. die Höhe der gesamten Güterversorgung der deutschen Bevölkerung im Jahr 2016). Da sich jede Beschreibung einer Sprache und bestimmter Fachbegriffe bedient, muss die Beschreibung Hand in Hand mit der Begriffsklärung (Definition) gehen (z. B. Bruttoinlandsprodukt (BIP)). So wie alle Begriffe beruhen auch volkswirtschaftliche Begriffe auf Konventionen und sind daher streng genommen nicht richtig oder falsch, sondern werden nur konventionell oder unkonventionell (mit der Gefahr des Missverständnisses) verwendet. Die Frage in dieser ersten Aufgabenstellung lautet: Was ist und wie ist etwas auf der volkswirtschaftlichen Ebene? Um die Frage zu beantworten, werden bestimmte Methoden wie z. B. die Buchführungstechnik der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) eingesetzt. Wir werden uns in diesem Kapitel damit näher befassen.

Erklärung

(2) Der Beschreibung folgt die Erklärung, d. h., es folgt die Frage nach den Ursachen, also die Frage nach dem Warum: Warum ist etwas so, wie es ist? Warum betrug z. B. das BIP im Jahr 2016 ca. 3.100 Mrd. EUR und warum ist es nicht höher ausgefallen? Es wird also nach den Ursachen eines bestimmten gesamtwirtschaftlichen Phänomens in der Vergangenheit gefragt. Um die Frage zu beantworten, wird die Wirtschaftstheorie bemüht.

Prognose

(3) Ist die Erklärung geleistet, so lässt sich darauf eine Prognose aufbauen, d. h., durch Verlagerung der Ursachen in die Zukunft lassen sich auch zukünftige Entwicklungen vorhersagen und begründen. Warum dürfte z. B. das BIP im kommenden Jahr steigen? Von der Prognose unterscheidet sich die Prophezeiung dadurch, dass Letztere (z. B. durch einfache Trendverlängerung der vergangenen Entwicklung in die Zukunft) zwar die zukünftige Entwicklung – möglicherweise im reinen Ergebnis durchaus exakt – vorhersagen, aber nicht die Ursachen dieser Entwicklung benennen kann. Dies ist dann hinderlich, wenn zukünftige Entwicklungen als gesellschaftlich unerwünscht bewertet werden und daher nach einer (wirtschafts)politischen und damit staatlichen Korrektur und entsprechenden Maßnahmen verlangen.

Wirtschaftspolitische Beratung

(4) Sind die drei erst genannten Aufgaben erfüllt, so obliegt der Volkswirtschaftslehre – sofern sie nicht im „elfenbeinernen Turm“ der reinen Theorie verbleiben will – als Letztes die Aufgabe der wirtschaftspolitischen Beratung. Sie soll diejenigen im staatlichen Bereich instrumentell beraten, die (z. B. als gewählte Volksvertreter und Parlamentarier bzw. Regierungsmitglieder in einer Demokratie) aufgrund ihrer gesellschaftlichen Verantwortung die Aufgabe haben, das gesellschaftliche (volkswirtschaftliche) Güterversorgungsproblem und die damit verbundenen Probleme (z. B. das Arbeitslosigkeitsproblem) zu lösen. Die Frage lautet also: Wozu soll z. B. die Beschreibung und Erklärung der zukünftigen Entwicklung des BIP dienen?

VWL

Die Volkswirtschaftslehre (VWL) versucht Erkenntnisse über das gesamte Güterversorgungsproblem einer Gesellschaft (Gesamtwirtschaft) und die Schwierigkeiten bei der Problemlösung zu gewinnen und zu vermitteln.

Die Betriebswirtschaftslehre (BWL) zählt wie die Volkswirtschaftslehre (VWL) zu den Wirtschaftswissenschaften. Sie steht im Grunde vor dem gleichen Aufgabenkatalog wie die VWL, allerdings nicht auf der gesamtwirtschaftlichen, sondern auf der einzelwirtschaftlichen Ebene, z. B. im Unternehmensbereich. Außerdem bezieht sich die Aufgabe der Beratung nicht auf den staatlichen Bereich, sondern verbleibt im privaten Bereich, z. B. als Unternehmensberatung.

BWL

Die Betriebswirtschaftslehre (BWL) befasst sich mit den einzelwirtschaftlichen Problemen bei der Güterversorgung, wobei die betriebliche Produktion der Güter und deren Vermarktung im Vordergrund des Interesses stehen.

VWL und BWL ergänzen sich

VWL und BWL sind keine Gegensätze, sondern Fachgebiete, die sich gegenseitig ergänzen und von dem jeweilig anderen Fachgebiet – wie auch von nichtökonomischen Fachgebieten wie z. B. den Sozialwissenschaften – wichtige Anregungen und Beiträge bei der eigenen Erkenntnisgewinnung erhalten. Die VWL hat dadurch für den Betriebswirt an Bedeutung gewonnen, dass Märkte immer größer und staatlich beeinflusst werden und auch international verstärkt zusammenwachsen (z. B. in Gestalt der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion). Die Kenntnis der volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Zusammenhänge ist für den einzelnen Betrieb unabdingbar geworden, wenn er seine Existenz langfristig sichern will. Andererseits kommt auch der Volkswirt nicht ohne ein Grundverständnis der betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge aus, denn gesamtwirtschaftliche Erscheinungen und Probleme wie z. B. Arbeitslosigkeit und Inflation sind letztlich das Ergebnis von einzelwirtschaftlichen Entscheidungen und Verhaltensweisen.

Situationsbezogene Antwort 3

Der Installationsbetrieb von Installationsmeister Röhrl interessiert aus volkswirtschaftlicher Sicht, weil dort – wie auch in allen anderen Betrieben – ein volkswirtschaftliches Ergebnis (z. B. die volkswirtschaftliche Güterproduktion in Gestalt des Bruttoinlandsprodukts) seinen Ausgangspunkt nimmt und weil betriebswirtschaftliche Verhaltensweisen wichtige Erkenntnisse liefern, wenn es z. B. darum geht, mit wirtschaftspolitischen Maßnahmen Einfluss zu nehmen. Wenn z. B. bekannt ist, warum Installationsmeister Röhrl Beschäftigte einstellt oder ausstellt, lassen sich dadurch wichtige Rückschlüsse für eine gesamtwirtschaftliche Beschäftigungspolitik gewinnen.

Das volkswirtschaftliche Interesse, das in den Aufgaben der Volkswirtschaftslehre zum Ausdruck kommt, ist auf der betrieblichen Ebene von Installationsmeister Röhrl nahezu identisch mit dem betriebswirtschaftlichen Interesse. Auch Installationsmeister Röhrl hat ein Interesse daran zu wissen, was im Laufe eines Jahres in seinem Betrieb passiert ist, d. h., er beschreibt unter Einsatz einer Fachsprache und einer Beschreibungsmethodik wie z. B. der Buchführung den jährlichen Betriebsablauf und stellt z. B. fest, dass er einen Gewinn gemacht hat, obwohl sich gleichzeitig seine Kostensituation verschlechtert hat. Natürlich möchte er auch gern wissen und erklären, warum sein Gewinn nicht höher ausgefallen ist und warum seine Kostensituation sich verschlechterte. Ebenso ist er daran interessiert zu wissen, wie und warum sich sein Betrieb und z. B. seine Gewinnsituation im nächsten Jahr entwickeln dürften. Er hätte also gern eine Prognose. Und letztlich möchte er wissen, mit welcher Unternehmensstrategie er eine künftige Entwicklung positiv beeinflussen kann. Er wünscht eine unternehmenspolitische Beratung, die er entweder selbst vornehmen oder bei einem darauf spezialisierten Unternehmensberater in Auftrag geben kann.

Situationsbezogene Frage 4

Welchen volkswirtschaftlichen Güterbegriffen sind die von Installationsmeister Röhrl installierten Pelletheizungen nach ihrer Nutzungsdauer und Nutzungsart zuzuordnen?

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