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Hispanien.

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Spanien war in ältester Zeit von den Iberern bewohnt, ein Volk, welches wahrscheinlich der turanischen (finnisch-tatarischen) Völkerfamilie angehörte, von denen sich noch ein kleiner Rest in den Basken erhalten hat. In Nordspanien aber drangen schon früh Kelten (Gallier) von Norden her ein, verschmolzen sich mit den Iberern zu dem Mischvolk der Keltiberer. Diese hatten den Norden und Osten des heutigen Spaniens inne, während im Westen, im heutigen Portugal, der, den Iberern verwandte Stamm der Lusitanier saß. Der angesehenste und gebildetste Stamm der Iberer waren die Turdetanier, welche an dem herrlichen Bätis (dem Guadalquivier) wohnten. Dieser Strom war von je die Lebensader Spaniens. In seinem Gebiete wuchs und gedieh alles, was Spanien reich und anmutig machte, in seinem Gebiete befanden sich auch die reichen Silberbergwerke, die zuerst den Verkehr mit anderen Völkern, namentlich mit den Phöniziern veranlassten und zur Gründung des reichen Gades durch die Tyrer führten. Der Reichtum Spaniens war bei den Alten sprichwörtlich. In das Gebiet der Turditanier verlegte man die Goldfrüchte tragenden Gärten der Hesperiden. Dort waren die Säulen des Herkules, die Grenzzeichen der Welt, jenseits welcher das Elysium lag. Deshalb hieß auch das südwestliche Vorgebirge von Hispanien Kap Finisterre, bei den Römern, „das heilige“ (Promontorium Sanctum). Als die Karthaginienser zuerst zu den Turdetaniern kamen, fanden sie bei denselben silberne Krippen und Weinkrüge im Gebrauch. Und Anakreon singt als von den höchsten irdischen Gütern: „Weder möcht ich Amalthias Füllhorn mir wünschen, noch hundertfünfzig Jahre nacheinander die Herrschaft über Tartessos.“ Letzteres war der alte griechische Name für das Land der Turditanier und den Guadalquivir, gleichbedeutend mit dem phönizischen Namen Tharsis. Tharsisschiffe hießen bekanntlich die großen Handelsschiffe der Phönizier, die das Silber aus Spanien holten.

Strabo nennt die Phönizier die Unterweiser der Iberer, denn diese hätten vor Homers Zeit den besten Teil Iberiens und Libyens besessen und blieben Herren der Gegend, bis die Römer ihre Herrschaft vernichteten, doch waren auch noch zu seiner Zeit die Städte Turditaniens zumeist von Phöniziern bewohnt. Indessen waren die Turditanier schon vor ihrer Verbindung mit den Phöniziern ein vorgeschrittenes Volk mit eigener, nationaler Bildung. Sie bedienten sich der Schrift und hatten nationale Geschichte und Gedichte, sowie in Versen gefasste Gesetze, von denen sie behaupteten, dass sie schon 6000 Jahre alt seien. Auch verstanden sie das Ausschmelzen des Silbers ehe die Phönizier in das Land kamen. Diodor freilich erklärt dies für einen Zufall, indem durch die Unvorsichtigkeit von Hirten das ganze damals dicht bewaldete Gebirge in Brand geraten sei, woher es seinen Namen Pyrenäen (von πῦρ, Feuer) erhalten habe. Zugleich sei damals an der Oberfläche des verbrannten Landes viel Silber gefloßen und indem das natürliche Erz, aus welchem das Silber gewonnen wird, schmolz, seien viele Bäche reinen Silbers entstanden. Weil aber der Nutzen desselben den Einwohnern unbekannt war, so kauften die Phönizier, welche des Handels wegen dort hinkamen und von dem Ereignis erfuhren, das Silber im Austausch gegen irgendeine andere Ware von geringem Werte; und so konnten sich denn diese Phönizier, welche es weiter nach Hellas und Asien und zu allen übrigen Völkern verführten, große Reichtümer erwerben. Soweit trieben die Kaufleute ihre Habgier, dass sie, wenn trotz völliger Überladung ihrer Fahrzeuge immer noch Silber im Vorrat war, das Blei an den Ankern wegschlugen und das Silber den Dienst des Bleies thun ließen, deshalb schickten auch die Phönizer, als sie durch solchen, lange Zeit betriebenen Handel an Reichtum und Macht ungemein gewonnen hatten, viele Kolonien aus, teils nach Sizilien und den in dessen Nähe liegenden Inseln, teils nach Libyen, Sardinien und Iberien.

Vorstehende Erzählung ist nur ein phönizisch-griechisches Handelsmärchen und sowohl die technische, wie die sprachliche Erklärung ist unrichtig. Die durch einen Waldbrand entstandenen Silberbäche sind zu naiv und die Angabe, dass der einheimische Name der Pyrenäen mit dem griechischen πῦρ zusammenhänge, ist falsch, vielmehr kommt es von dem keltischen Wort Byrin, Byren, Berg, Gebirg. Diodor fährt fort:

„In bei weitem späterer Zeit, als die Iberer die Eigenschaften und den Gebrauch des Silbers kennen gelernt hatten, legten sie bedeutende Bergwerke an, und da sie das schönste und wohl auch das meiste Silber gewannen, so verschafften sie sich damit reiche Einkünfte. Die Art und Weise des Bergbaues und der einschlägigen Arbeiten ist bei den Iberern ungefähr die folgende. Sie haben Werke auf Kupfer, auf Gold und auf Silber, alle von erstaunlicher Ergiebigkeit. Diejenigen, welche auf Kupfer bauen, gewinnen den vierten Teil des zu Tage geförderten Erzes als reines Kupfer; unter den Privatleuten aber, die auf Silber bauen, gibt es sogar solche, welche in drei Tagen ein euböisches Talent gewinnen; denn jede Erdscholle ist voll gediegenen und durch den Glanz bemerkbaren Metallsandes. Man kann deshalb nicht weniger die wunderbare Bodenbeschaffenheit anstaunen, als den Fleiß der Menschen, welche ihn bebauen. Anfangs legte sich der erste beste Privatmann auf den Bergbau und erwarb großen Reichtum aus dem Boden, welcher das Silber in solcher Fülle gediegen darbietet; später aber, als die Römer das Land erobert hatten, wendete sich eine große Zahl Italiker dem Bergbau zu, und ihre Habgier nahm große Reichtümer aus dem Lande mit. Sie kaufen nämlich eine Menge von Sklaven zusammen und übergeben diese den Vorstehern der Bergwerke. Diese lassen dann an mehreren Stellen Öffnungen graben und schürfen in die Tiefe, um die silber- und goldhaltigsten Erdschichten zu finden. In eine gewisse Tiefe gekommen, graben sie nicht bloß Schachte in die Länge, sondern treiben sie auch weiter hinab bis zu einer Tiefe von mehreren Stadien und legen auch Querstollen an und vielfach gewundene Gänge, um das Metall zu gewinnen und fördern so die Stufen aus der Tiefe an das Tageslicht, welche ihren Gewinn einschließen.

Sehr groß ist also der Unterschied, wenn man diese Bergwerke mit denen in Attika vergleicht. Diejenigen nämlich, welche in Attika den Grubenbau betreiben und große Summen darauf verwenden, gewinnen nicht nur das nicht, was sie zu gewinnen hofften, sondern verloren auch oft noch das, was sie hatten, so dass es ihnen ging, wie es in jenem Rätsel heißt. Die aber in Spanien den Bergbau betreiben, gewinnen aus dieser Arbeit große Schätze, denn schon ihre ersten Versuche werfen bei der so überaus glücklichen Beschaffenheit des Bodens Gewinn ab und je tiefer sie in die Erde eindringen, umso glänzendere, von Silber und Gold strotzende Adern finden sie; denn der Boden ist nach allen Seiten hin von vielfach verschlungenen Metallgängen durchzogen. Manchmal stoßen sie auch in der Tiefe auf unterirdische, fließende Gewässer, aber sie wissen ihrer Herr zu werden, indem sie ihren Lauf ableiten, wenn er auf ihre Querstollen trifft; denn da die Hoffnung auf Gewinn sie nicht täuscht, so fühlen sie sich gedrängt, das begonnene Unternehmen bis zu Ende durchzuführen. Und was das Wunderbarste ist, sie schöpfen die Wasserströme mit den sogenannten ägyptischen Schrauben aus, welche der Syrakuser Archimedes erfand, als er sich in Ägypten aufhielt. Vermittelst dieser Maschinen heben sie das Wasser in einem Zuge immer höher und höher bis zur Mündung des Schachtes, wodurch die Grube, wo eben gebaut wird, trocken gelegt und zur Fortsetzung der Arbeit geschickt gemacht wird. So überaus künstlich ist diese Maschine, dass eine unendliche Menge Wassers durch sehr unbedeutende Arbeit wunderbarerweise in die Höhe gehoben und der ganze Wasserstrom mit leichter Mühe aus der Tiefe an die Oberfläche hinausgepumpt wird. Mit Recht bewundert man den Scharfsinn des Künstlers und zwar nicht nur bei dieser, sondern auch bei vielen anderen und noch wichtigeren Erfindungen, die über die ganze Erde berühmt sind.

Die Arbeiter in diesen Bergwerken gewinnen ihren Herren ganz unglaubliche Reichtümer, sie selbst aber müssen Tag und Nacht in den Gruben unter der Erde ihren Körper aufreiben, und viele von ihnen sterben vor übermäßiger Anstrengung, denn Ruhe oder Erholung von der Arbeit gibt es für sie nicht, sondern immerfort trifft sie der Schlag der Aufseher und zwingt sie, die Mühsal wieder aufzunehmen, und so verzehrt sich ihr Leben in Jammer und Elend; und doch gibt es solche, die an Leib und Seele so stark sind, dass sie dies Elend lange Zeit ertragen; denn wünschenswerter wäre ja für sie der Tod, als zu leben und solche Leiden zu tragen. Unter den vielen Dingen, welche bei den genannten Bergwerken auffallen, ist wohl nicht das am wenigsten auffällige, dass keiner dieser Schachte neu angelegt ist; vielmehr sind alle schon durch die Habgier der Karthager eröffnet worden, zur Zeit als sie über Iberien herrschten. Denn diese Bergwerke waren die Quellen ihrer rasch aufsteigenden Macht; aus ihrem Ertrag nämlich besoldeten sie die tüchtigsten Mietstruppen und mit diesen fochten sie viele und große Kriege durch. Denn zu keiner Zeit haben die Karthager ihre Kriege durch Streitkräfte aus ihrer eigenen Bürgerschaft geführt, noch auch auf die Truppen ihrer Bundesgenossen vertraut, sondern Römer wie Sizilianer und Libyer haben sie aufs Gefährlichste bedrängt, indem sie das Geld gegen sie in den Kampf führten, welches ihnen aus den Bergwerken so reichlich zufloß. Von Anbeginn an, scheint es, waren die Punier darauf aus, Quellen des Gewinnes zu finden, die Italiker aber, sie keinem anderen zu lassen.“

Es ist ganz richtig, was hier Strabo bemerkt, dass es der Besitz der reichen Silberbergwerke Spaniens war, welche Karthago so mächtig und gefürchtet machten, gerade wie dieselben Schätze vordem die wichtigste Grundlage des Glanzes von Tyrus gewesen waren und ebenso datiert die Weltherrschaft Roms von der Erwerbung der spanischen Silberbergwerke. Welche Schätze an Gold und Silber aus denselben gewonnen wurden, haben wir schon oben bei dem Bergbau der Römer angeführt. Die Gründung der Stadt Gades geschah von Tyrus aus schon vor der Erbauung Utikas, also vor 1100 v. Chr. Die ersten Beziehungen der Phönizier und Turditanier sind aber wohl noch älter. Gades war noch zur Römerzeit so blühend, dass Strabo es nach Rom für die volkreichste Stadt erklärt. Es schickte damals die meisten und größten Handelsschiffe aus sowohl nach den Häfen des Mittelmeers, als an die Küsten des Atlantischen Ozeans. Dikäarchia (Puteoli) und Ostia, die Hafenstadt Roms, waren die Seeplätze Italiens, die zu Strabos Zeit hauptsächlich mit Gades im Verkehr standen.

Das meiste Silber fand sich am Baetis bei dem Orte Ilixo. Ferner waren große Silbergruben bei Sisapo, dem heutigen Almaden, und Neu-Karthago (Cartagena) wurde der Silberbergwerke wegen gegründet. Bei Kotynä wurde Gold und Kupfer gewonnen. Gold wurde auch viel an den Flüssen, namentlich an den Nebenflüssen des Bätis gewaschen. Strabo schreibt über die Gewinnung und Verhüttung der Metalle:

„Denn weder Gold noch Silber, weder Kupfer noch Eisen ist bis jetzt an irgendeinem Orte der Erde weder in solcher Menge noch in solcher Güte erzeugt gefunden worden. Das Gold aber wird nicht bloß gegraben, sondern auch geschlämmt, denn die Flüsse und Waldbäche führen den Goldsand herab, welcher sich auch oft an wasserlosen Orten findet. Dort ist er freilich unsichtbar, an von Wasser bespülten Stellen aber glänzt der Goldstaub hervor. Deshalb bespült man die wasserlosen Stellen mit hingeleitetem Wasser und macht den Goldstaub glänzend. Auch indem man Brunnen gräbt und andere künstliche Mittel ersinnt, gewinnt man durch Abschlämmen des Sandes Gold, und es gibt jetzt mehr sogenannte Goldwäschen als Goldgruben. Zwar behaupten die Gallier, die Metalle bei ihnen, sowohl die im Kemmenischen Gebirge als die in den Pyrenäen selbst versteckt liegenden, wären die besten, aber dennoch werden die von dorther mehr geschätzt. In dem Goldstaube sollen sich bisweilen halbpfündige Klumpen finden, die man Palä nennt und die nur geringer Läuterung bedürfen. Auch in zerschlagenen Steinen, sagt man, fänden sich den Brustwarzen ähnliche Klümpchen. Die Schlacken des geschmolzenen und durch eine gewisse vitriolhaltige Erde gereinigten Goldes wären das Elektron. Würde dieses, welches eine Mischung von Silber und Gold enthält, abermals geschmolzen, so verbrenne das Silber, das Gold aber bleibe zurück, denn dieses ist leichtflüssig und geschmeidig. Daher wird auch das Gold lieber mit Strohfeuer geschmolzen, weil die sanftere Flamme dem nachgiebigen und leicht flüssig werdenden Golde angemessen ist, die Kohle aber, indem sie es durch ihre Gewalt übermäßig schmelzt und aufreibt, viel (davon) verzehrt. In den Bächen wird es geschöpft und (dann) nahe dabei in Wannen gewaschen, oder man gräbt einen Brunnen und wäscht die ausgeschaufelte Erde. Die Schmelzöfen des Silbers aber macht man hoch, damit der Dampf aus den Erzmassen in die Höhe aufsteige; denn er ist schädlich und (selbst) tödlich. Einige der Kupfergruben nennt man Goldgruben, woraus man den Schluss zieht, dass früher Gold aus ihnen gegraben sei.

Posidonius aber enthält sich, indem er die Menge und Vortrefflichkeit der Metalle (Iberiens) rühmt, seines gewöhnlichen Rednerschmuckes nicht, sondern schwärmt in Übertreibungen. Denn er sagt, er setze keinen Zweifel in jene Sage, dass, als einst die Wälder in Brand geraten, die geschmolzene teils silber- teils goldhaltige Erde auf die Oberfläche hervorgequollen wäre, da jeder Berg und jeder Hügel eine von irgend einer freigebigen Glücksgöttin aufgehäufte Masse von Material zu Geldstücken sei. Überhaupt, sagt er, würde wohl jeder, der diese Orte gesehen, eingestehen, dass sie ewig fließende Schätze der Natur oder die unerschöpfliche Schatzkammer eines Königreiches seien. Denn nicht nur reich (überhaupt) ist das Land, sagt er, sondern auch unterwärts reich und in der Tat bewohnt bei jenen Menschen nicht Hades sondern Pluto die unterirdische Welt. Solches also spricht er über diesen Gegenstand in seiner blumenreichen Weise und viele Worte machend, als wäre er selbst einer der Grubenleute. Indem er die Tätigkeit der Bergleute schildert, fügt er jene Äußerung des Phalereers hinzu, welcher in Bezug auf die attischen Silbergruben sagt, hier gruben die Leute so eifrig, als hofften sie den Pluto selbst herauszuholen. Den Eifer und die Arbeitslust jener nun stellt er als ähnlich dar, indem sie schräge und tiefe Schachten gruben und rücksichtlich der ihnen darin entgegenkommenden Grubenbäche, das schlammige Wasser oft mit ägyptischen Schneckenpumpen ausschöpften. Das Resultat aber sei sehr verschieden, bei diesen und bei den Attikern. Bei letzteren nämlich gleiche der Bergbau jenem Rätsel: Was sie wollten, erhielten sie nicht, was sie aber hatten, verloren sie; bei ersteren aber sei er überaus einträglich, indem sie aus den Kupfergruben den vierten Teil des Erzes als Kupfer ausbrächten und einige von den Besitzern der Silbergruben in je drei Tagen ein euböisches Talent herausholten. Das Zinn aber, sagt er, werde nicht auf der Oberfläche gefunden, wie die Geschichtsschreiber schwatzten, sondern ausgegraben. Erzeugt werde es bei den Barbaren oberhalb Lusitaniens und auf den kassiterischen Inseln und werde auch aus den britannischen (Inseln) nach Massilia gebracht. Bei den Artabrern aber, welche die Äußersten in Lusitanien gegen Norden und Westen sind, blinke die Erde von Silber, Zinn und weißem Golde (denn es ist mit Silber gemischt); solche Erde aber führten die Flüsse (mit sich); die Frauen scharrten sie mit Schaufeln auf und schlämmten sie in geflochtenen Sieben über einen Kasten. Solches berichtete er über die Bergwerke.

Polybios aber sagt, indem er der Silbergruben bei Neu-Karthago gedenkt, dass sie die größten und von der Stadt etwa 20 Stadien entfernt sind und einen Umkreis von 400 Stadien umfassen, worauf beständig 40000 Arbeiter beschäftigt sind, welche damals dem römischen Volke an jedem Tage 25000 Drachmen einbrachten. Die übrige Bearbeitung übergehe ich; denn sie ist zu weitläufig. „Der herangeschlämmte Silberkies aber“, sagt er, „werde zerstoßen und in Sieben über Wasser durchgesiebt; der Bodensatz werde wieder gestoßen, wieder durchgeseiht und nachdem das Wasser abgegossen, nochmals gestoßen; (erst) der fünfte Bodensatz aber werde geschmolzen und liefere, nachdem das Blei abgegossen, das reine Silber. Diese Silbergruben bestehen zwar noch jetzt, sind aber nicht mehr Staatseigentum, weder hier noch an anderen Orten, sondern in den Besitz von Privatleuten übergegangen, die Goldgruben dagegen gehören meistens dem Staate. Bei Kastulo aber und an anderen Orten findet sich ein eigenes Metall von gegrabenem Blei, dem zwar auch etwas Silber beigemischt ist, jedoch so wenig, dass es nicht der Mühe lohnt, es auszuscheiden.“

Aber nicht nur das spanische Silber war vor allem berühmt, auch das spanische Eisen und die spanischen Eisenwaffen waren von Alters her hochgeschätzt. Wir haben bei der Herrschsucht Roms gesehen, wie die Besitzergreifung Spaniens und der spanischen Waffenfabriken die Veranlassung zu einer wichtigen Reform der römischen Bewaffnung wurde, indem an Stelle des plumpen, kurzen Hauschwertes, der handliche hispanische Degen in der römischen Armee eingeführt wurde. Die spanische Bewaffnung zeichnet sich durchgehend durch Leichtigkeit aus, entsprechend ihrer Art, Krieg zu führen, der schon in ältester Zeit wesentlich ein Guerillakrieg gewesen zu sein scheint. Die bekanntesten Waffenfabriken lagen im nördlichen Spanien, im Lande der Keltiberer. Dort wurden Bilbilis, jetzt Baubola am Salo und Turiasso, ebenfalls an einem Nebenflusse des Ebro gelegen, wegen der Güte des Stahls gepriesen. Jedenfalls waren daselbst, ähnlich wie später in Toletum, bedeutende Waffenfabriken. Nahe der Mittelmeerküste, zwischen dem Sukro und Karthago lagen drei Städte der Massalioten, davon war die bekannteste Dianium oder Hemeroskopium, berühmt durch große Eisengruben in der Nähe.

Das dort gewonnene Eisen wurde wahrscheinlich zum Teil wenigstens in Massalia selbst verarbeitet. Die Keltiberer, welche den raueren Teil Spaniens bewohnten, waren kriegerischer, als die übrigen Bewohner Hispaniens und auch in ihrer Bewaffnung diesen überlegen. Die Römer konnten sie nur nach langdauernden Kriegen unterwerfen. Sie hatten den Ruf, in den Kriegen nicht nur treffliche Reiter, sondern auch ausgezeichnetes Fußvolk von großem Mute und Ausdauer zu stellen. Sie trugen grobe Mäntel von schwarzer Farbe und von einer Wolle, die dem Ziegenhaar ähnelte. Bewaffnet waren sie teils mit den großen, leichten, gallischen Schilden, teils mit geflochtenen, runden, welche die Größe einer Aspis hatten; um die Schienbeine wickelten sie härene Gamaschen und den Kopf bedeckten sie mit ehernen Helmen, die mit purpurroten Büschen geschmückt waren. Ihre Schwerter waren zweischneidig und von ganz vortrefflichem Eisen geschmiedet, und neben diesen führten sie noch spannenlange Dolche, deren sie sich in der Schlacht im Handgemenge bedienten. Unter den Iberern waren die Lusitanier die tapfersten. Sie trugen kleine, aber sehr feste, aus Tiersehnen geflochtene Schilde. Diese schwangen sie im Gefecht mit großer Schnelligkeit nach allen Richtungen und wussten damit sehr geschickt jedes Geschoss aufzufangen, das ihnen bestimmt war. Ihre Wurfspeere waren ganz von Eisen und hatten vorn angelartige Widerhaken; die Helme waren dieselben wie bei den Keltiberern. Sie warfen ihre Speere geschickt aus weiter Entfernung und waren treffliche Schützen. Beweglich und behände, waren sie auf der Flucht wie in der Verfolgung sehr schnell; dagegen besaßen sie im Kampfe selbst gegen Gefahr und Beschwerde bei weitem nicht die Ausdauer der Keltiberer.

Von letzteren berichtet uns Diodor ferner eine höchst eigentümliche Art gute Waffen zu machen: „Sie vergraben nämlich geschmiedete Eisenplatten in die Erde und lassen sie da so lange liegen, bis der Rost die schwächeren Teile mit der Zeit ausgefressen hat und nur noch die allerfestesten Teile übrig sind und daraus schmieden sie dann ihre vortrefflichen Schwerter und sonstiges Kriegszeug. Eine auf diese Weise verfertigte Waffe zerschneidet Alles, was ihr in den Weg kommt, denn weder Schild, noch Helm, noch Bein vermag dem Hiebe zu widerstehen, so vorzüglich ist das Eisen.“

Vom Standpunkte unserer heutigen Eisenindustrie aus lautet dieser merkwürdige Bericht das Eisen zu verbessern fast wie ein Märchen. Betrachten wir aber die damaligen Verhältnisse, so erscheint uns ein solches Verfahren ganz plausibel. Wir wissen, dass in Japan noch heutzutage vorzügliche Schwertklingen auf solche Weise bereitet werden. Ferner ist es eine Tatsache, dass den Schmieden und selbst den Bauern wenigstens am Rhein und in der Pfalz wohlbekannt ist, dass man aus alten, ausgegrabenen, teilweise verrosteten Waffen sehr gutschneidende Werkzeuge machen kann. Wenn früher ein pfälzischer oder rheinhessischer Bauer eine Franziska fand, so trug er sie gern zur Schmiede, um sich ein Handbeil oder ein anderes Gerät daraus schmieden zu lassen, weil ein, aus solchem Material gefertigtes weit besser stand, und schärfer schnitt, als wenn er es aus der Stadt kaufte. Die Erklärung dieser Tatsache ist einfach. Stahl rostet weit weniger als Schmiedeeisen und je unreiner letzteres ist, je rascher tritt Verrostung ein. Bei dem unvollkommenen Schmelzverfahren der Alten fiel aber niemals ein gleichmäßiges Produkt, sondern die mit großer Mühe, bei relativ niederer Temperatur mit schwachen Gebläsen erzeugten Luppen waren stets ein Gemenge von mehr oder weniger gekohltem Eisen, von Stahl und Schmiedeeisen. Beim Ausschmieden blieb der Charakter des Gemenges bestehen, es entwickelten sich Sehnen von weichem Schmiedeeisen, neben Partien härteren, stahlartigen Eisens. Durch die Verrostung im Schosse der Erde wurde das weiche, sowie das unreine Produkt früher zerstört und es resultiert ein reineres, stahlreicheres Eisen, vorzüglich geeignet für schneidende Werkzeuge, besonders für Schwerter. So sonderbar und unökonomisch es uns erscheinen mag, dass man darauf hin das beschriebene Verfahren gründete, so haben wir doch keinen Grund, die Sache selbst zu bezweifeln. Es war dies freilich eine recht kostspielige Methode der Stahlbereitung.

Eine andere Eisenwaffe, welche die Römer in Spanien kennen lernten und welche Schrecken unter ihnen verbreitete, war die Phalarica. Titus Livius schreibt hierüber:

„Die Phalarica (Falarica) war bei den Saguntinern ein Wurfgeschoss mit tannenem, glattrundem Schaft, aus dessen Ende das Eisen hervorragte. Dieses war wie beim Pilum im Quadrat ringsum mit Werg, das mit Pech getränkt war, umwickelt; das Eisen aber war drei Fuß lang, so dass es mit den Schutzwaffen auch den Körper durchbohren konnte. Das aber erzeugte schon, auch wenn es nur haften blieb und nicht in den Körper eindrang, Entsetzen, indem es, auch wenn es nur mit mittelmäßigem Feuer entsandt wurde und ebenso auftraf, doch ein weit größeres Feuer erzeugte, wodurch es die Waffen (den Schild) im Stich zu lassen zwang und die nackten Soldaten den folgenden Stößen (Hieben) preisgab.

Außer zur Bewaffnung wurde das Eisen bei den Keltiberern unter anderem auch als Schmuck gebraucht. Artemidorus erzählt, dass die keltiberischen Frauen eiserne Halsbänder trugen mit einem weit über den Scheitel gebogenen und weit über die Stirn vorragenden Reifen und von den daran befindlichen Haken zogen sie, wenn es ihnen gefiel, den Schleier herab, so dass er ausgebreitet, dem Gesicht als Schattendach diente.

Die archäologischen Aufschlüsse über die Vergangenheit Spaniens sind noch sehr dürftig. Viel ist noch hierin zu tun. Der Reichtum der karthageniensischen, römischen und maurischen Zeit ist verschwunden und doch haben gewiss jene Völker nicht alle mineralischen Schätze dem Boden entzogen. Es wäre also gerade in Spanien doppelt geboten, den Resten vergangener Zeit nachzuspüren, da diese die Wegweiser sind für noch viele zu hebende Schätze, die im Boden versteckt sind.

Die Geschichte des Eisens, Band 2: Das Mittelalter

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