Читать книгу Die Geschichte des Eisens, Band 2: Das Mittelalter - Dr. Ludwig Beck - Страница 8
Britannien.
ОглавлениеBritannien, eine Insel, durch das Meer vom europäischen Festlande getrennt, war in seiner Entwickelung mehr auf sich selbst angewiesen, äußere Einwirkungen wechselten nicht so rasch, wie auf dem Kontinent, es musste, nachdem es einmal konsolidiert war, einen stabileren Charakter annehmen. Dieser konservative Zug kennzeichnet noch heute die Engländer. So scheint es auch, dass die Briten länger als die Bewohner des Kontinents an ihren Steinwaffen und Steinwerkzeugen, in deren Verfertigung sie ein großes Geschick erlangt hatten, festhielten, und hat sich in dem noch abgetrennteren Irland der Gebrauch dieser Steingeräte noch bis in historische Zeiten erhalten.
Dennoch wissen wir, dass die Britannier das eine Metall, durch das ihr Land vor allen Ländern der alten Welt besonders gesegnet war, schon in sehr früher Zeit gewannen, ausschmolzen und verhandelten, dies war das Zinn.
Herodot berichtet bereits, dass es den Griechen wohl bekannt war, dass die Phönizier ihr Zinn aus Britannien holten. Aber schon lange vorher blühte dieser Handel zur See, und noch länger auf dem Wege durch Gallien zu Lande. Der Verkehr zwischen der Südküste Englands und der gegenüberliegenden Küste des Kontinents war uralt. In frühester Zeit tauschten die Britannier ihr Zinn gegen Waren der Gallier um, die Gallier verbreiteten das Zinn durch ihr Gebiet und so gelangte es an die Mündung des Eridanus (Po) und an die Mündung des Rhodanus (Rhone). Dort lernten es die Phönizier kennen und ließen nicht ab, bis sie die Wege zu Wasser und zu Lande nach den Kassiteriden, dem Zinnland, gefunden hatten. Es gelang ihnen, für Jahrhunderte den wichtigen Zinnhandel mit Britannien zu monopolisieren. Bis zum Jahre 300 v. Chr. hatten sie ihn fast allein in Händen. Dann kam er infolge des Verfalles Phöniziens und der phönizischen Kolonien in die Hände der Griechen, in erster Linie in die der phokäischen Massilioten. Pytheas von Massilia war wohl der erste Grieche, der Britannien besuchte, der es für die Griechen um 330 v. Chr. entdeckte. Er war dem Wege des Zinnhandels gefolgt, und veröffentlichte seine Entdeckungen in einer Reisebeschreibung. Von dieser Zeit an partizipierte Griechenland an dem britannischen Zinnhandel. Hatte vorher schon die fremdländische phönizische Kultur auf die Britannier eingewirkt, so machte sich jetzt die höhere und verwandtschaftlichere Bildung Griechenlands bei den Inselbewohnern geltend. Diese Kultureinflüsse waren nicht gering, so dass, als 250 Jahre später um 50 v. Chr. Cäsar mit seinen römischen Legionen seine Kriegszüge nach Britannien unternahm, die Bewohner des Landes nicht mehr auf dem Zustande niedriger Barbarei standen, sondern, namentlich an dem südlichen Küstenlande, schon eine hervorragende Bildung besaßen. Dass der Verkehr mit Griechenland kein unbedeutender war, dass die Griechen Kenntnis von Britannien besaßen, beweist das bereits um 190 v. Chr. von Polybios verfasste Buch über Britannien und die Zinngewinnung daselbst. Neben den Massilioten waren es die Syrakuser, die an dem britannischen Handel am lebhaftesten Teil nahmen, denn es wird berichtet, dass diese im Jahre 214 v. Chr. einen gewaltigen Mastbaum für das Riesenschiff des Archimedes in Britannien erwarben und von da holten.
Am intensivsten war aber wohl stets der gallische Verkehr, der zwischen den beiden Ufern des Kanals von Alters her unterhalten wurde. Auch hierbei spielte der Zinnhandel die wichtigste Rolle. Strabo schreibt hierüber: „Die Bewohner Britanniens, welche um das Vorgebirge Belarion (jetzt Landsend, die Westspitze von Cornwall) wohnen, sind überaus gastfrei und haben im Verkehr mit den fremden Kaufleuten ihre Sitten gemildert. Diese sind es, welche das Zinn zu Tage fördern, indem sie den Boden, in welchem dasselbe vorkommt, auf künstliche Weise bebauen. Derselbe ist nämlich felsig, hat aber auch erdige Schichten und aus diesen gewinnen sie die Ware und reinigen sie durch Schmelzen. Sie formen es in Stücke von würfliger Gestalt und bringen es auf eine Insel, die vor Britannika liegt und Iktis (die Insel Wight) heißt. Zur Zeit der Ebbe nämlich wird der Raum zwischen der Insel und dem Lande trocken und so bringen sie das Zinn in großer Menge auf Wagen herüber. Überhaupt ist es ein ganz eigener Umstand mit diesen Inseln, welche zwischen Europa und Britannika nahe bei letzterem liegen. Zur Zeit der Flut nämlich wird der Zwischenraum mit Wasser bedeckt und sie erscheinen dann als Inseln, wenn aber in der Ebbe das Meer zurückströmt und ein großer Raum trocken gelegt wird, so erscheinen sie wie Halbinseln. Hier nun kaufen die Händler das Zinn und bringen es nach Gallien hinüber, um es schließlich auf dem Landwege durch Gallien und zwar auf Pferden nach der Mündung der Rhone zu bringen, wozu sie gegen 30 Tage gebrauchen.“
Cäsar, der übrigens die Westküste Englands nicht besucht hatte, sagt, dass zu seiner Zeit der Handel hauptsächlich mit Gallien betrieben wurde und dass die meisten Schiffe vom Kontinent in die kentischen Häfen einliefen, deren Einwohner infolgedessen die gebildetsten und umgänglichsten seien.
Neben der Zinngewinnung war den Britanniern die Eisengewinnung schon in sehr früher Zeit bekannt. Cäsar, der erste Feldherr, der Britannien zu erobern suchte und der sehr genaue Erkundigungen über alle Verhältnisse Britanniens eingezogen hatte, schreibt: „Die Bevölkerung ist außerordentlich dicht, die Zahl der Öfen, welche den gallischen ungefähr ähnlich sind, sehr groß. Vieh ist in Menge vorhanden. Als Geld braucht man entweder Kupfer oder Eisenstücke (Luppen) in bestimmtem Gewicht. Im Binnenlande findet man Zinn und an der Küste Eisen, letzteres jedoch spärlich. Kupfer wird eingeführt.“
Genau betrachtet sagt Cäsar hier nur, dass das Eisen an der Südküste spärlich sei.
Strabo aber erwähnt das Eisen als einen Ausfuhrartikel der Britannier, neben Korn, Rindvieh, Gold und Silber. Er sagt:
„Der größte Teil der Insel ist eben und waldig, viele Gegenden aber sind auch Hügelland. Sie liefern Getreide, Vieh, Gold, Silber und Eisen. Diese Produkte werden von ihnen ausgeführt, ebenso auch Häute, Sklaven und treffliche Jagdhunde.“ Statt dessen wurden hauptsächlich Luxusartikel eingeführt als goldene Ketten, Trinkgefäße und Salbentöpfe.
Die Bewaffnung der Britannier muss nach Cäsars Angaben vorzüglich gewesen sein, obgleich er sie nicht im einzelnen beschreibt. Am meisten imponierten ihm die Kriegswagen, die mit eisernen Sicheln und Haken versehen waren. Das Heer des Kassibelanus zählte nach seiner Niederlage noch 4000 solcher Kriegswagen. Diese Wagen hießen covini. Nicht minder vorzüglich war die Reiterei ausgerüstet, sie war bewaffnet mit langen Schildern, breiten Schwertern und mächtigen Speeren.
Der römische Einfluss auf Britannien war ein bedeutender und nachhaltiger. Indessen war die Unterwerfung durch Cäsar nur eine unvollständige. Er erhielt nie den vollen Tribut, den er ausgeschrieben hatte. Ebenso erging es dem Augustus, der es bei Drohungen bewenden ließ. Auch Tiberius war milde gegen Britannien und begnügte sich mit dem, was ihm die britischen Fürsten aus freien Stücken gaben. Caligulas zweckloser und unsinniger Einfall im Jahre 40 n. Chr. hinterließ keinen großen Eindruck. Indessen wirkte die römische Bildung durch den Kontakt im stillen. Aus der Beschreibung von dem Kriegszuge des Vespasian 43 n. Chr. geht hervor, dass Kunst und Industrie seit Cäsar große Fortschritte gemacht hatten. London wird damals bereits als eine große Handelsstadt geschildert. Erst der Sieg des Suetonius über die Königin Boadicea und ihr gewaltiges Heer begründete die römische Herrschaft über Britannien, die dann durch die sieben Feldzüge Agrikolas bis zum Jahre 84 befestigt wurde. Auch Agrikola war eifrig bemüht, Kunst und Industrie in Britannien zu fördern.
Als Kaiser Hadrian im Jahre 120 mit der 6. Legion nach Britannien kam, machte er die Stadt Bath (Aquae Solis) zu einem wichtigen Garnisonplatze und legte eine große kaiserliche Waffenfabrik (fabrica) daselbst an. Die Lage von Bath war hierfür in jeder Art geeignet, namentlich auch deshalb, weil die benachbarten Berge von Monmouthshire und Gloucestershire Eisenerz in Menge lieferten. Die Schmiede bildeten bei den römischen Legionen regelmäßige Kompanien, die unter der Führung eines Obersten (primicerius) standen. Sie folgten teils der Legion, teils waren sie den kaiserlichen Werkstätten zugeteilt. Die der Legion zugeteilten hatten mehr die Aufgabe die Waffen der Soldaten in Stand zu halten, die in den Werkstätten beschäftigten verfertigten die neuen Waffen, die sie an einen, dazu ernannten Offizier abliefern mussten, von dem sie in den Zeughäusern niedergelegt wurden. Um jeden Missbrauch bei diesem wichtigen Zweige der Militärverwaltung auszuschließen, und die richtigste und methodischste Durchführung sicher zu stellen, war es gesetzlich verboten, dass irgendjemand Waffen für den kaiserlichen Dienst herstellen durfte, außer solchen, die zu der Innung der Schmiede gehörten. Es gab zwei Arten solcher Innungen, kleinere, mehr lokale, und größere. Die letzteren, welche die angeseheneren waren, hießen fabricae sacrae. Diese, welche nicht einer besonderen Legion angehörten, versahen ganze Provinzen oder ganze Länder mit Kriegswaffen. Einer solchen Innung gehörten die Kriegswerkstätten von Bath an, und sie lieferten nicht bloß die Waffen für die Garnison, sondern auch für die Truppen in Caerleon (Isca Silurum, dem Standquartier der zweiten Legion), Chester und Ilchester, sowie überhaupt für die sämtlichen in Britannien stationierten Truppen, ja selbst für einige Truppenabteilungen auf dem Kontinent. Bath musste natürlich durch die Gründung eines so großartigen Etablissements sehr an Bedeutung gewinnen und wurde eine Stadt voll Leben und Tätigkeit. Die Straße, die es mit der anderen Seite der Severn verband, wurde verbreitert und neu hergestellt, da auf ihr das Eisen, welches in den Waffenfabriken gebraucht wurde, herbeigeschafft werden musste. Dieses kam von Forest of Dean aus den Bergen von Monmouthshire, wurde bei Lydney über den Fluss gebracht, bei Aust ausgeladen und auf der Kriegsstraße, welche nahezu der oberen Bristoler Chaussee parallel lief, nach Bath gefahren. Der fortwährende Bedarf an Kriegswaffen der zahlreichen Militärstationen Britanniens schaffte reges Leben in der Stadt, der Verkehr ging nach allen Richtungen, die Straßen, welche nach allen Seiten sich verzweigten, waren bedeckt mit Fuhrwerk, das die Kriegswerkzeuge, welche in dem Arsenal angefertigt wurden, an die verschiedensten Plätze verführte. Der kluge, wachsame und begabte Hadrian war, so lange er in Britannien verweilte, eifrig bemüht, das Volk zu heben. Von seiner Zeit an betrieben die Römer bis zu ihrer Vertreibung aus Britannien im Jahre 409 ununterbrochen die oben genannten Eisenbergwerke. Ungeheure Schlackenhalden, welche die Römer hier aufgehäuft hatten, sind bei Forest of Dean in Monmouthshire aufgefunden worden. Vier Meilen nordwestlich von Bolston Gaer bei Miskin fand man unter einer großen Schlackenschicht im Jahre 1792 eine Münze des Antoninus Pius mit Bruchstücken einer kunstvollen Vase, auf welcher eine Jagdszene dargestellt war.
Über die uralte Eisengewinnung von Forest of Dean hat Nicholls interessante Mitteilungen geliefert. Er schreibt: „Man kann dies Terrain, in welchem die Eisenwerke dort vorkommen, so beschreiben, dass es 12 bis 16 Meilen westlich von Gloucester gelegen ist, in einer Hügelkette, die sich südlich von May Hill bis nach dem Severn zieht. In diesen Höhen findet sich das Eisenerz (Roteisenstein) ausschließlich, weshalb alle Gruben, alte wie neue, auf sie beschränkt sind, während die weitere Verarbeitung, das Ausschmelzen des Eisens aus den Erzen, in verschiedenen Lokalitäten der Umgegend betrieben wurde. Es wird meine Aufgabe sein, zunächst von den Aushöhlungen (Gruben) in dem Eisenstein führenden Kalkgebirge, welche von den Arbeiten der prähistorischen Bergleute Zeugnis ablegen, eine Beschreibung zu geben, sodann die Art und die Ablagerung der Eisenschlacken, welche sich in diesem Bergwerksreviere finden, zu schildern und zuletzt eine möglichst vollständige Schilderung der Geschichte der Eisenwerke des Forest of Dean mitzuteilen.
Was den Charakter der Gruben anlangt, so gleichen sie entweder tiefen und winkeligen Steinbrüchen, wie bei Beam, oder geräumigen Höhlen, die meist weit fortlaufen, in der unberechenbarsten und überraschendsten Richtung und Gestalt. So laufen sie oft eine lange Strecke fort, vielleicht kaum mehr als eine Elle hoch und breit, dann öffnen sie sich plötzlich zu geräumigen Gewölben bis zu 15 Fuß weit, wahrscheinlich deshalb, weil hier ein reiches Mittel oder ein Erzstock anstand, um darauf wieder da, wo der Reichtum aufgehört hatte, sich so zu verengen, dass kaum ein Mensch durchkriechen konnte. Manchmal teilt sich die Strecke und vereinigt sich wieder, hört plötzlich ganz auf oder wendet sich in scharfem Winkel nach einer anderen Seite, manchmal stürzt oder fällt sie, mittels roher Stufen, die in den Felsen eingehauen sind, auf denen die Bergleute auf und ab klettern mussten, während sich an anderen Plätzen noch Bruchstücke halb versinterter Holzleitern finden. Diese unterirdischen Aushöhlungen finden sich zahlreich nach allen Seiten des Forest of Dean hin. So ist der jetzige Anblick dieser Gruben, und dass sie vor 100 Jahren gerade so aussahen, bestätigt Wyrrall (1780). Er schreibt:
„Hier sind, tief in der Erde, ausgedehnte Höhlen von Menschenhänden gegraben, so geräumig, wie das Schiff einer Kirche, und an der Oberfläche finden sich labyrinthische Gänge zwischen dem Gestein, jetzt längst von Wald überwachsen. Wer sie verfolgt, muss erstaunt sie mehr für die Arbeit von Armeen als die einzelner Menschen halten. Gewiss waren sie die Arbeit vieler Jahrhunderte, und vielleicht längst, ehe man daran dachte, das Erz im Eingeweide der Erde zu suchen, wohin sie indessen bald dringen mussten, sobald es sich herausstellte, dass die Adern an der Oberfläche erschöpft waren.“
Die Tatsache, dass diese Bergwerksanlagen keine Spur von der Benutzung von Maschinen, sei es zum Ziehen der Erze oder zur Hebung des Wassers, zeigen, ebenso wenig von künstlicher Ventilation oder der Anwendung des Pulvers, kurzum jeder Art mechanischen Geschickes, kann als weiterer Beweis für ihr hohes Alter gelten. Übrigens haben wir auch noch andere Anhaltspunkte für das Alter der Gruben des Forest of Dean. Wenn auch keine Jahreszahl in deren Wände eingegraben ist, so finden sich doch Zeugen der Zeit in ihrem Schutt, denn Wyrrall berichtet: „dass Münzen, Fibeln und andere Gegenstände, wie sie bei den Römern im Gebrauch waren, sich häufig in den Schlackenhaufen und an anderen Plätzen gefunden haben. Dies geschah besonders bei dem Dorfe Witchurch zwischen Ross und Monmouth, wo sich große Schlackenhalden fanden, einige davon tief in der Erde 8 bis 10 Fuß unter der Oberfläche, so als ob sie schon durch ihre Lage beweisen wollten, wie lange Jahre sie an Ort und Stelle gelegen haben müssen. Ich selbst hatte Gelegenheit, viele von diesen Münzen, Fibeln u. s. w. zu sehen, die von den Arbeitern, welche die eisenreichen Schlacken damals aufgruben, aufgelesen wurden, ganz besonders eine von Trajan, die, wie ich mich erinnere, vollständig erhalten war, wenn man die Länge der Zeit bedenkt, die sie im Boden gelegen hat. Ebenso erinnere ich mich einer kleinen, bronzenen Statuette, etwa 5 Zoll hoch, welche an demselben Platze in den Schlacken gefunden wurde. Es war eine elegante, weibliche Figur in liegender Stellung und nach der Gewandung unzweifelhaft antik.“
„Diesem alten Bericht kann ich hinzufügen, dass nach allen Seiten des Forstes römische Reste aufgefunden wurden. In geringer Entfernung von Witchurch lag das alte Ariconium. Bei Lydney und Alvington wurden römische Antiken aufgefunden. Bei Lydbrook, auf dem Coppet Wood Hill, bei Perry Grove und Crabtree Hill fanden sich zahlreiche Münzen von Philippus, Gallienus, Victorinus und von Claudius Gothicus.
Die Untersuchung der Schlackenhaufen, die sich namentlich am Rande der Eisengruben des Forstes finden, bezeugen zweifellos die hüttenmännische Verarbeitung der Eisenerze. In Übereinstimmung mit der Ausdehnung der unterirdischen Höhlen sind sie außerordentlich zahlreich. Vor etwa 200 Jahren waren sie so massenhaft zu finden, dass sie lange Zeit hindurch das Hauptmaterial der Verhüttung für die benachbarten Eisenwerke bildeten, aber auch heutzutage trifft man sie noch überall an. Wir finden sie auf den Höhen, tief im Tal, auf Feldern, in Obst- und Blumengärten und in der Nachbarschaft der Dörfer. Ihr Charakter ist ein besonderer, indem sie keine vollkommene Schmelzung, sondern eine Art Sinterung wie durch Röstung zeigen, indem das Erz noch ein gut Teil seines Metallgehaltes, oft auch selbst seine Form zurückließ. Man kann sie nicht verwechseln mit gewöhnlichen Schlacken, noch gleichen sie irgend den Hochofenschlacken, und ist mir nicht bekannt, dass man irgend ähnliches anderswo findet. Holzkohle war das ausschließliche Brennmaterial, und der hohe Eisengehalt, der in den Schlacken zurückgeblieben ist, liefert den Beweis für die Unvollkommenheit der Schmelzung. Welche Schmelzmethode in Anwendung war, lässt sich jetzt nur schwer bestimmen. Irgendeine Windzufuhr mit Hand oder Fuß muss wohl stattgehabt haben oder es müsste ein Ofen in Anwendung gewesen sein, etwa wie unsere Windöfen. Wasserkraft konnte nicht verwendet worden sein, da viele der Schmelzen an Orten liegen, wo kein Wasserlauf in der Nähe ist.
Dies ist alles, was man bestimmt weiß über die älteste geschichtliche Zeit des Forest of Dean.“
Große Schlackenhalden aus römischer Zeit finden sich in Sussex zu Maresfield, Sedlescombe, Westfield und Oaklands, wo ein Schlackenhaufen von 20 Fuß Höhe aufgedeckt wurde. Die Toneisensteine von Oxfordshire wurden gleichfalls schon in jener Zeit verschmolzen.
Ebenso hat man in Yorkshire und in anderen Grafschaften römische Münzen in Verbindung mit Schlackenhalden gefunden, die hinlänglich beweisen, wie ausgedehnt und bedeutend die Eisengewinnung während der Zeit der römischen Herrschaft in Britannien war. Die Römer gründeten Eisenschmelzen in Siluria (Süd-Wales), bei Monmouth, Hadnock, Keven-Pwlldu und anderen Plätzen. Dem Zustande der Unordnung und Unsicherheit, welcher dem Abzuge der Römer in Britannien folgte, ist es zuzuschreiben, dass diese Werke teilweise eingingen. Die Eroberung Britanniens durch die Sachsen, eine lange, blutige Periode, scheint nahezu vernichtend für Kunst und Industrie gewesen zu sein, ganz besonders auch in Bezug auf den Bergbau und die Eisenbereitung. Zwar standen die Schmiede, welche Schilder, Waffen und Panzer verfertigten, in hohem Ansehen, da ein jeder Waffen tragen musste. In der Zeit der fünf Könige, welche nach der Vereinigung der Heptarchie durch Eckberth über England herrschten, fehlen alle Nachrichten über Eisenbereitung. Nachdem König Alfred endlich die Dänen unterworfen hatte, tat er in den darauf folgenden zwölf Jahren des Friedens alles, um Handel, Schifffahrt und Künste in seinem Lande zu heben. Doch fehlen auch während seiner Regierung, sowie während der seines Sohnes Edward oder seines Enkels Athelstan († 941) irgendwelche Nachrichten über die Eisenindustrie Englands. Dasselbe gilt so ziemlich bis zur Zeit des Einfalles der Normannen und der Herrschaft Wilhelms des Eroberers. Camden berichtet, dass vor und während dieser Zeit die Hauptgewerbe der Stadt Gloucester die Herstellung von Eisenschmiedewaren gewesen sei. Und das Dooms-Day-Book erwähnt, dass der König kaum eine andere Abgabe von der Stadt verlangte, als gewisse „Dicars“ (Gebunde) Eisen und Eisenstangen für die königliche Marine. Die verlangte Quantität betrug 36 „Dicar“ Eisen, ein „Dicar“ enthielt 10 geschmiedete Stangen und 100 Stäbe für Nägel und Bolzen.
Giraldus Cambrensis, der im 12. Jahrhundert lebte, schreibt: „Der Forest of Dean versieht Gloucester reichlich mit Eisen.“
Betrachten wir nach dieser historischen Übersicht die Ergebnisse der archäologischen Forschung, so finden wir die geschichtlichen Überlieferungen bestätigt. Lange vor der römischen Invasion kannten die Briten bereits das Eisen, und wenn sie auch nicht reich daran waren, wie Cäsar schreibt und die Seltenheit der Funde dies bestätigt, so verstanden sie es doch zu gewinnen und zu verarbeiten. Zweifellos war dies im Südwesten, in Kent und Sussex der Fall, welches von Belgiern besiedelt war. Die Bronze dagegen war ein ausländisches Produkt, welches ihnen durch den Handel zugeführt wurde, obgleich an keinem Platze der Erde die Natur die Erze des Zinnes und des Kupfers so nahe zusammengelegt hat, wie in Cornwall, wo die Gewinnung und Ausschmelzung der Zinnerze eine uralte, einheimische Kunst war. War das Zinn der Artikel, wegen dessen zunächst Britannien von fremden Händlern besucht wurde, war dieses seltene und bequeme Metall die Veranlassung, dass die Phönizier selbst die Schrecken des Okeanos nicht scheuten, um mit ihren schwachen Schiffen bis nach Britannien durchzudringen, so war dieser Zinnhandel auch die Veranlassung, dass gerade nach Britannien als Gegenwert im Tauschhandel besonders von den zur See handelnden Phöniziern und Griechen eine große Menge Bronzewaren und Bronzegeräte eingeführt wurden. Daher kommt es, dass die archäologische Ausbeute an Bronzesachen sehr reich ist, während die Ausbeute an Eisen gering ist. Die Bronze hat gerade in Britannien und zwar ganz besonders in Südengland das Eisen zurückgedrängt, dessen Gebrauch aber ein sehr alter und einheimischer gewesen ist. Die Benutzung des Eisens scheint auch in Britannien älter gewesen zu sein als die Einführung der Bronze. In einem Grabe von Rudstone fand sich in einer Grabkammer neben Steingeräten und den Knochenresten eines Greises, der auf der Seite lag, den Kopf nach Süden gewendet, die beiden Hände vor dem Gesicht, ein längliches Stück Eisenerz, das dem Feuer ausgesetzt gewesen war. Eben solche Stücke gebrannten Eisensteines fanden sich unterhalb des Fußendes der Kammer, sowie zwischen den benachbarten Grabkammern. In Schottland hat man Eisenschlacken zusammen mit Steinpfeilen gefunden. Eiserne Gegenstände fanden sich in den Hügelgräbern (round barrows) in Wiltshire. Bei Roundway nahe bei Devizes fand man einen eisernen Ring, den man für ein Stück des von Cäsar erwähnten Ringgeldes (talei ferrei ad certum pondus examinati) der alten Britannier hält. Bemerkenswert ist, dass eiserne Gegenstände aus vorrömischer Zeit in den Gräbern Nordenglands häufiger vorkommen, als in denen Südenglands, was sich zum Teil wohl daraus erklärt, dass die Bewohner des Nordens außerhalb der Sphäre des Handelsverkehres lagen, ihnen die fremdländischen Bronzegeräte weniger zugänglich waren und sie deshalb mehr an dem Gebrauche des einheimischen Eisens festhielten. Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass gerade das charakteristische nationale Kriegsgerät der alten Briten, der Streitwagen (essedum), größtenteils aus Eisen konstruiert war. Man hat die Teile solcher Kriegswagen in den zahlreichen Hügelgräbern von Arras und Hessleskew im östlichen Yorkshire gefunden. Räder und Achsen waren von Eisen, während das Pferdegeschirr teilweise von Bronze war. Dabei fanden sich vier eiserne Gebisse, von denen zwei mit Bronze plattiert waren. Ferner ein Schild mit eisernem Rande und bronzenem Buckel. Die Leichen waren unverbrannt beigesetzt in der für die alten Briten charakteristischen, kauernden Stellung. Auch goldene Ringe und Armbänder aus Bronze mit reichem Emaille verziert fand man in diesen Gräbern. Im Jahre 1872 entdeckte man bei Grimtorpe, etwa 12 Meilen von Arras entfernt, in einem Grabhügel ein kauerndes Skelett mit Speerspitze und Schwert aus Eisen. Das schöne eiserne Schwert stak in einer Bronzescheide, die mit roten Korallen geziert war. Ein ähnliches Schwert hatte man früher in dem nahegelegenen Bugtorpe gefunden. In dem Horae Ferales von Kemble ist (Pl. XVIII, ein Eisenschwert mit teilweise erhaltener Bronzescheide abgebildet. Es misst 2 Fuß 1 Zoll engl., läuft spitz zu und hat einen Grad in der Mitte. Es wurde 1826 im Fluss Witham unterhalb Lincoln gefunden und befindet sich jetzt im Museum des Herzogs von Northumberland in Alnwich. Die Schwerter sind ähnlich denen von Hallstadt und La Têne, weshalb Thurnham, der sich die größte Mühe gibt, die Eisenfunde in Südengland für jünger, nämlich für angelsächsisch zu erklären, hier, wo dies nicht gut möglich ist, zu einer gallischen Invasion in Yorkshire seine Zuflucht nimmt. Wir glauben auf dem richtigeren Wege zu sein, wenn wir die Dinge nehmen, wie sie sind und anerkennen, dass das Eisen neben der Bronze den Briten bekannt war und verwendet wurde, ja dass hinreichende Gründe vorhanden sind, anzunehmen, dass die Briten die Herstellung und Bearbeitung des Eisens kannten, ehe die Bronze von fremden Handelsleuten bei ihnen eingeführt wurde. Dass während der Römerherrschaft eiserne Waffen allgemein Verbreitung fanden, ja dass diese ein Ausfuhrartikel Britanniens wurden, wenigstens für das kaiserliche Heer, haben wir oben bereits erörtert. Wir wollen hier noch das nachtragen, was Percy hierüber sagt:
„Es ist genügend erwiesen, dass die Römer bei uns in ausgedehntem Maßstabe Eisen gewannen, besonders im Forest of Dean und in dem Weald of Sussex, wo große Anhäufungen von Schlacken vorhanden sind, in denen sich römische Münzen und andere Altertümer gefunden haben. In den Schlackenhalden von Sussex entdeckte man Münzen aus der Zeit von Nero, Vespasian und Diokletian, zusammen mit zahlreichen römischen Topfscherben, unter denen des Forest of Dean fanden sich Münzen Trajans. Die Ausschmelzung der Erze geschah mit Holzkohlen durch direktes Verfahren, ähnlich wie bei den Katalanschmieden.“ Lower bemerkt über die frühe Bekanntschaft der Briten mit dem Eisen: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das Eisen von Sussex schon vor der Eroberung der Insel durch die Römer gewonnen und verarbeitet wurde. Dass sie das Pferd als Haustier besaßen und dass sie in vielen Details der Kriegskunde sehr vorgeschritten waren, wie Cäsar dies erfuhr, als er die Küste Britanniens zuerst betrat, spricht wohl dafür, dass die Einwohner schon einen großen Bildungsstand erlangt hatten und dass sie nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, Barbaren waren. Wenn man die Benutzung des Eisens als den Endpunkt der Barbarei und den Anfangspunkt der Zivilisation betrachtet, so hatten die alten Briten diesen Punkt sicherlich zur Zeit Cäsars überschritten.