Читать книгу Die Geschichte des Eisens, Band 2: Das Mittelalter - Dr. Ludwig Beck - Страница 7
Gallien.
ОглавлениеWenn der Bätis die belebende Ader Hispaniens war, durch welche vom Mittelmeere aus, oder, wie die klassischen Schriftsteller zu sagen pflegen, von „unserem Meere“ aus Handel, Industrie und Gesittung in das Innere der iberischen Halbinsel getragen wurde, so war dasselbe in noch höherem Masse der Fall bei dem Rhodanus, der Lebensader des alten Galliens. Die Rhone vermittelte den riesigen Binnenhandel zwischen dem Mittelmeere und der Nordsee, zwischen Nord- und Südeuropa. Früher spielte der Po diese wichtige Rolle, der den Phöniziern, als sie noch auf Küstenschifffahrt sich beschränkten, weit näher lag. Damals ging der wichtige Landhandel von Südfrankreich den Küstensaum entlang nach Italien. Massilia wurde verhältnismäßig spät gegründet. Allen Überlieferungen nach war es eine Ansiedelung der Phokäer, welche von den Persern gedrängt, 560 v. Chr. unter der Führung von Simos und Protis auswanderten und die Stadt, die rasch emporblühte, gründeten. Es lässt sich wohl annehmen, dass schon vor dieser Zeit Handelsbeziehungen zwischen dem Orient und Gallien bestanden, dass phönizische Kaufleute schon ihre Handelsverbindung namentlich mit den uralten Städten Narbo und Arelate pflegten. Die Gründung Massilias aber war von der weittragendsten Bedeutung. Nicht nur fiel dieser neuen Kolonie allmählich der ganze Überlandhandel nach der Nord-und der Ostsee, der früher durch das Potal gegangen war, zu, sondern Massilia wurde ein Mittelpunkt der Gesittung in jeder Hinsicht, ein Mittelpunkt politischer, geistiger und industrieller Tätigkeit. Strabo, selbst ein Grieche, erzählt, dass die vornehmen Römer ihre Söhne, wie sie dieselben in früheren Jahrhunderten nach Athen geschickt hätten, jetzt nach Massilia schickten, als dem Platze, an dem am meisten in jeder Beziehung zu lernen sei. Die im phönizischen Geiste angelegte Stadtverwaltung war so vorzüglich und hatte sich durch den Gemeinsinn der wohlhabenden Bürgerschaft so bewährt, dass sie selbst der römische Bürokratismus nicht anzutasten wagte und Cäsar ihre Vorzüglichkeit offen anerkannte. Es ist nicht unsere Aufgabe, auf die große politische Bedeutung Massilias näher einzugehen, aber diese Stadt war auch ein Ausgangspunkt großer industrieller Tätigkeit. Wohl war sie in erster Linie ein Handelsplatz. Aber auch als Industriestadt hat sie für Gallien die größte Bedeutung.
Massiliotische Münzen, massiliotisches Geld findet man in ganz Gallien und nicht nur da, sondern ebenso in Helvetien, Südgermanien, in Tirol und Steiermark. Die Bildung, die von Massilia ausging, war wesentlich griechisch. Daraus erklärt es sich, dass gallische Fürsten, wie Divitiakus, sich der griechischen Sprache als Schriftsprache bedienten, die vornehmen Gallier wurden, wie später die römischen Patriziersöhne, nach Massilia zur Universität geschickt. Rom war stolz darauf, eine solche Stadt und ein solches Gebiet zu beherrschen und legte ihm deshalb den besonderen Ehrennamen Provinzia Rhomana bei.
Der Einfluss, den Massilia in technischer Beziehung auf ganz Gallien, zunächst auf das Gebiet der Rhone und Saône, des Rhodanus und des Arar ausgeübt hat, ist ein großartiger, zum Teil noch nicht genügend gewürdigter. Es wäre eine verlockende Aufgabe, diesen Einfluss näher zu verfolgen, da es uns aber von unserem eigentlichen Zweck zu weit abführen würde, so beschränken wir uns darauf, zu konstatieren, dass die technische Bildung der Gallier wesentlich von Massilia und den übrigen Mittelmeerstädten seinen Ausgang genommen hat. Massilia stand in engster Beziehung zu Griechenland. Mit dem Verfalle Griechenlands tritt auch der Einfluss des Mutterlandes und der Handelsverkehr mit diesem zurück, während der Verkehr mit Italien wuchs, daher erklärt es sich, dass die archäologischen Funde aus der ältesten gallischen Zeit vorwiegend den etrurischen Charakter zeigen.
Überhaupt war es der Zusammenhang, den Massilia als phokäische Gründung mit Griechenland hatte, nicht allein, der bestimmend auf die Gallier einwirkte, bedeutender noch dürfte die Einwirkung der Etrusker gewesen sein. Gallische Stämme hatten Norditalien in Besitz, als Rom anfing seine Macht über ganz Italien auszubreiten. Schon zur Zeit des Tarquinius Priscus um 600 v. Chr. kämpften gallische Senonen, Sequaner und Bojer in Italien, bedrängten die Etrusker, und setzten sich in Oberitalien fest. Im Jahre 390 v. Chr. kamen die Senonen in Streit mit Rom und wurden bei dieser Gelegenheit ihre überlegenen Eisenschwerter besonders gerühmt. Es ist anzunehmen, dass sie durch ihre guten Klingen schon um das Jahr 600 v. Chr. den Etruskern überlegen waren. Die berühmten Heimstätten uralter Eisenindustrie wie Comum, Bergamum, Brixia, Mediolanum waren damals gallische Städte.
Was nun die metallurgischen Kenntnisse der Gallier anlangt, so zeigt sich zunächst eine Konformität mit den Bewohnern der übrigen Mittelmeerländer, speziell Italiens und Hispaniens. Die Bronze, das Lieblingsmetall der Phönizier, Griechen und Etrusker, spielte relativ eine große Rolle. Bronzefunde sind zahlreich in Frankreich. Der Charakter derselben ist wesentlich ein etruskischer. Sie sind zum großen Teil durch Handel in das Land gekommen. Die Eisenindustrie Galliens ist aber uralt. Dies erkennen die französischen Archäologen jetzt selbst an, während sie früher, ähnlich den skandinavischen Gelehrten, die Hypothese eines reinen Bronzezeitalters eifrig verfochten. Auch für Frankreich ist hierfür kein nachweisbarer Grund vorhanden, wie dies jetzt von den französischen Altertumsforschern auch rückhaltlos zugegeben wird. Es lässt sich nachweisen, dass die Eisenindustrie in Gallien schon in frühester Zeit sehr bedeutend war. Zunächst war Massilia schon im hohen Altertume berühmt wegen seiner Kriegsmaschinen, zu denen Eisen in ausgedehnter Weise verwendet wurde. Wir haben bereits zuvor mitgeteilt, dass die Massilioten, in deren Gebiet Eisenerze spärlich vorkamen, in Spanien Eisengruben besaßen und Kolonien deshalb angelegt hatten. Die Eisentechnik der alten Gallier ist, wie dies ja bei allen europäischen Staaten der Fall ist, noch nicht genügend aufgeklärt. Immerhin ist auf diesem Gebiete mehr geschehen, als in manchen Nachbarländern und das verdanken wir ganz besonders dem Kaiser Napoleon III. Dieser hochbegabte Mann hatte ein hervorragendes Verständnis für technische Dinge, wie er dies in seiner Geschichte des Artilleriewesens dokumentiert hat. Später, als er sich mit der Lebensbeschreibung Cäsars beschäftigte, gab er die Anregung zu vielen technisch-archäologischen Untersuchungen. Wenn auch dieselben zum Teil nur als Anfänge zu betrachten sind, so werfen sie doch schon manchen Lichtschein auf dieses dunkele und wenig gewürdigte Gebiet. Dass die Gallier in hervorragender Weise sich des Eisens bedienten, selbst zu einer Zeit, als die Römer noch arm daran waren, geht unter anderem aus der überlieferten Schilderung von dem Feldzuge des Brennus hervor. Polybios und Livius berichten hierüber in gleichem Sinne. Danach soll der übermütige Brennus, als er 390 v. Chr. Rom eingenommen hatte, sein gewaltiges Eisenschwert auf die Waagschale geworfen haben, um den Tribut, den die Römer in Gold zahlen mussten, zu vergrößern. Das gallische Schwert (spatha) war ein langes Hauschwert. Livius berichtet, dass sie sehr lang und von Eisen wären. Ihre Speere seien wie die der Keltiberer, aber ihre Schwerter verschieden, die der Gallier wären sehr lang und ohne Spitze (sine mucrone), das spanische Schwert aber, das mehr zum Stoß als zum Hieb verwendet werde, sei kürzer und spitz. Die gallischen Schwerter hingen an eisernen oder metallenen Ketten an der rechten Hüfte, sie gaben wuchtige Hiebe, aber die Waffe war unbeholfen, denn um einen wirksamen Hieb zu führen, musste der Kämpfende weit ausfahren. Die Wucht der Schwerthiebe erfüllte die römischen Soldaten mit Schrecken. „Nach Barbarenart ohne alle Fechtkunst zuschlagend, hieben sie ganze Arme und zumeist die Köpfe herunter“. Cäsar erzählt, dass seine Soldaten anfangs nicht geringe Furcht vor den gewaltigen Schwertern der Gallier hatten, bis sie erkannten, dass sie bei raschem Aufdringen zum dichten Handgemenge mit ihren kurzen Stoßschwertern entschieden im Vorteil waren. Denn einesteils waren die Gallier im Gedränge nicht imstande genügend auszuholen, anderenteils waren die Schwerter von so weichem Eisen, dass sie sich nach zwei bis drei Hieben krumm gebogen hatten und nutzlos in ihren Händen standen. Der Kämpfende musste sie dann erst mit dem Fuße wieder gerade richten, während welcher Operation er jedem Angriff wehrlos ausgesetzt war. Cäsar berichtet ferner, dass die Schwerter nur mangelhaft im Heft befestigt gewesen wären, so dass sie bei wuchtigen Hieben oft herausflogen.
Das Eisen spielte nach den Berichten der alten Geschichtsschreiber auch bei der übrigen Bewaffnung der Gallier eine hervorragende Rolle. So galten die Ringelpanzer bei den Römern als eine gallische Erfindung. Diodor erwähnt, dass manche Eisenpanzer trügen, die mit Haken versehen seien, auch dass sie Wurfspieße (lankiai) schleuderten, deren Eisen eine Elle maß, während das Blatt oder die Spitze zwei Hände breit war. Auch trugen sie Hellebarden, deren Eisenspitzen ihre Schwerter an Länge noch übertrafen. Einige davon waren gerade geschmiedet, andere hatten gekrümmte Widerhaken, um beim Hieb das Fleisch nicht allein zu durchschneiden, sondern auch zu zerfetzen und beim Zurückziehen der Waffe die Wunde auseinander zu reißen.
Cäsar berichtet mancherlei über den Eisenreichtum der Gallier. So erzählt er, dass die Arverner bei der Belagerung von Alesia rings um ihre Befestigung fußlange eiserne Pfähle dicht beieinander eingegraben und mit eisernen Haken befestigt hätten. Die Seeschiffe der Veneter in Südbretagne waren mit starken Eisennägeln zusammengefügt und hatten eiserne Ankerketten, was Cäsar als etwas Besonderes hervorhebt. Im Lande der Äduer befand sich ein Tempel des Sonnengottes mit einer eisernen Säule, vor der die Weihgeschenke niedergelegt wurden, und in einem anderen Tempel zu Marvilly bei Beaune in Burgund war der Feuergott abgebildet mit Zange und flammendem Eisen. Von den Biturigern (Berry) sagt Cäsar: apud eos magnae sunt ferrariae atque omne genus cuniculorum notum atque usitatum est. Diesen waren im Ruhm der Eisenbereitung nur die Petrocorier (in Perigord) ebenbürtig. Ihre bergmännische Geschicklichkeit betätigten die Bituriger bei der Belagerung von Avaricum glänzend durch das Unterminieren der aufgeworfenen Schanzen. Im Berry, dem Indre und Chèr-Departement findet man fern der Wasserläufe, an vielen Stellen im Walde große Eisenschlackenhalden, so zu Graçay, Genouilly, Dampièrre, Menetou-Salon und Saint-Palais, ferner bei Duadic, Ruffec und stundenweit längs der Straße von Ciron bei Sennevant. Im Chèr-Departement bei dem Dorfe Thé’bauts etc. Nach diesen Schlackenhalden heißen dort viele Orte „Laitiers“, und im Berry finden sich viele Löcher, die mardelles genannt werden, wo ebenfalls entweder Schmelz- oder Schmiedestätten bestanden.
Bezeugt die ausgedehnte Verwendung des Eisens bei den Galliern schon eine einheimische Eisenindustrie, so wird dies bestätigt durch die archäologischen Funde. Uralt war die Eisenindustrie in den Tälern der Pyrenäen, die allerdings ursprünglich nicht von Galliern, sondern von einem, den Iberern verwandten Volksstamm, den Aquitaniern bewohnt wurden. Aber auch im eigentlichen Gallien finden sich noch Reste uralter Eisenwerke. Genssane hat die Trümmer alter Schmelzöfen in der Franche-comté aufgedeckt, die er für römisch hält, die aber wahrscheinlicher den alten Galliern zugeschrieben werden müssen. Diese Öfen hatten 4 bis 5 Fuß dicke Wände, die aus einem Gemisch von Ziegelmehl und Lehm, also einer Art Schamotte hergestellt waren. Ihre Höhe betrug 8 bis 10 Fuß, die Weite oben 7½ Fuß, unten 3½ Fuß. Seitlich befand sich ein einziges Loch von 1 Fuß im Quadrat. Genssane nimmt an, die Verbrennung sei nur durch natürlichen Luftzug geschehen. Es scheint, dass auch hier, ähnlich wie bei den Öfen im Jura die Ausziehöffnung gleichzeitig das Windzuführungsloch war.
Übrigens bedienten sich auch die Gallier verschiedener Arten von Schmelzöfen und zwar werden hauptsächlich drei Ofenformen unterschieden.
Die einfachste (Fig. 202 a) bestand aus einer Grube im Boden, meist an einem Abhang, die nur innerlich mit feuerfestem Ton ausgekleidet und durch einen Kranz von Steinen geschützt war. Diese Öfen entsprachen etwa den „Heidenfeuern“ der Zigeuner in Südungarn und mussten fast jedes Mal erneuert werden. Die zweite Art (Fig. 202 b) entsprach den Öfen, wie wir sie am Berner Jura kennen gelernt haben. Der Schmelzraum war ein niedriger Schacht am Abhange eines Hügels angelegt oder vielmehr eingegraben.
Die dritte Art ist von der vorhergehend beschriebenen nur dadurch verschieden, dass ein förmlicher Wallstein (la dame) angebracht ist. Man nahm, wie schon erwähnt, früher an, dass die Öfen durch natürlichen Luftzug betrieben worden seien, doch machen es die Ausgrabungen von Bibrakte wahrscheinlich, dass sie mit der Erzeugung künstlichen Windes wohl vertraut waren.
Zu den hervorragendsten Untersuchungen, welche Napoleon veranlasste, gehören die Ausgrabungen bei Bibrakte, der Hauptstadt der Äduer, welche von Bulliot geleitet und beschrieben wurden. Es wurden dort umfassende Werkstätten freigelegt, welche den Beweis liefern, dass Bibrakte ein hervorragender Industrie- und Waffenplatz war.
Die Schmiedewerkstätte von 5,50 m Front und 6,50 m Tiefe bestand, wie die meisten anderen Werkstätten aus einem Gebäude aus Holz und Fachwerk mit Strohdach ohne Fundamentierung. Große behauene Sandsteine, die in den Lehmboden eingelassen waren, bildeten eine feste Tenne von 60 cm Dicke, angemessen den Bedürfnissen des Geschäftes. Der Ambossstock des gallischen Schmiedes war in einer Vertiefung eingesenkt, in welcher nach einer eigentümlichen Sitte die Aschenreste des Schmiedes nach seinem Tode beigesetzt wurden und so seine eigenen Überreste die Stelle des wichtigsten Werkzeugs seiner Arbeit einnahmen. In den Trümmern dieser Schmiede, die jedenfalls zufällig oder unerwartet abbrannte, fanden sich 11 gallische Münzen und eine Anzahl Werkzeuge. Die wichtigsten darunter waren das Bruchstück eines Ambosses, Poliersteine, 4 Wetzsteine, ein Kaltmeißel, eine große Lanze mit hohler Dülle, das Fragment eines Schwertes, ferner zahlreiche Eisenschlacken mit Holzkohlen geschmolzen, dann ein Nachschlüssel (Dietrich), Nägel von allen Dimensionen, 22 Bruchstücke von Tiegeln, Zangen um das glühende Eisen zu fassen, ähnlich den Luppenzangen, deren Schenkel durch Ringe zusammengehalten wurden, entsprechend dem Bilde von Sens (Fig. 119). Aus den gallischen Münzen lässt sich auf die Zeit schließen. Eine Kohlendecke von 30 cm Dicke war von einer zweiten Erdschicht überdeckt, die außer den erwähnten Geräten Bruchstücke von Kiesel enthielt, ferner einen Ring, 3 Fibeln und die Kugel eines Halsbandes von Bronze, einen Griffel oder Grabstichel von Eisen, eine Mühle mit drei Füßen von Stein und Knochen, die durch den Kontakt mit Kupfer grün und glänzend wie Smaragd geworden waren. Die mannigfaltigsten Glasbruchstücke erhöhten das Interesse dieser merkwürdigen Wohnstätte. Die barbarischsten Stücke waren dicke Deckel aus gelbem Ton, schlecht gebrannt und modelliert in Gestalt einer Scheibe mit konischem Knopf in der Mitte, von dem unregelmäßige Strahlen nach dem Rande zu liefen. Die zahlreichen Bruchstücke von Tongefäßen lassen vermuten, dass der Schmied gleichzeitig ein Topfflicker war (durch Binden mit Draht). Die 60 cm dicke Tenne, auf der der Schmied die Eisenluppe abklopfte, bedeckte zwei runde Grabstätten, die 3 m tief in den Boden eingegraben waren. In der Mitte von Kohlenasche (Zinder), mit dem die Gruben ausgefüllt waren, fand man zwei Vasen von einem ganz eigenartigen Typus, welche verbrannte Knochenreste umschlossen. Die eine war eine längliche Urne von schöner, schwarzer Farbe mit eleganten Verzierungen, aus einer sehr feinen Masse mit Tropfen von Ton bestreut. Die andere war wie eine halbkugelförmige Suppenschüssel, 30 cm Durchmesser, von höchst origineller Form, aus einem schwammigen Ton, mit einem schwarzgrünen Überzug bedeckt.
Bemerkenswert ist noch, dass die Schmiede außerhalb der Umwallung der Stadt lag, doch lehnte sie sich beinahe an die Stadtmauer an, war niedrig und fast in den Boden eingegraben.
Die aufgefundenen Münzen lassen auf die zweite Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. schließen.
In den nahen Befestigungsgräben und den Bastionen von St. Champlain sind ebenfalls mancherlei Eisenfunde ausgegraben worden, z. B. eine eiserne Stange von 0,6 m Länge, 0,03 m Dicke, eiserne Fibeln und eiserne Griffel neben Geräten von Bronze-, Stein-, Glas- und Töpfergeschirr. Viele Graburnen mit Knochenasche, eine Fibel von Silber, ein Bronzearmband, ein Ring von Eisen, Nägel, Wetzsteine und 22 gallische und konsularische Münzen. In der Bastion am Come-Chaudron fand man neben einem großen Gefäß, das mit Blei geflickt war, ein eisernes Hackmesser, in dessen Handgriff noch die Stiften steckten; eine Mühle von grauem Granit und gallische Münzen, darunter eine von Germanus, dem Sohne des Indutill. Von hervorragendem Interesse war die Aufdeckung eines ausgedehnten, technischen Etablissements einer förmlichen Fabrik, welche Bulliot „das Arsenal“ nennt. Er berichtet darüber folgendermaßen:
Während sich zu St. Champlain überall nur einzelne Werkstätten von Metallarbeiten vorfanden, ohne Verbindung untereinander, indem nur einzelne Meister ihr Gewerbe darin betrieben, zeigte sich innerhalb des Waldes von Come-Chaudron links des Weges ein ganz anderes Bild. Man erblickte hier eine ausgedehnte Fläche, bedeckt mit Schuppen, Häusern, Öfen, Schmelzstätten, Schmieden, die alle zusammengehören, zu einem verbunden erscheinen und den Anblick des größten, gallischen Industrieplatzes darbieten. Dieses Arsenal ist 100 m lang in nordwestlicher Richtung aufgedeckt worden. Der Boden besteht aus einer, 1 m dicken Schicht Beton von Lehm und Kieselsteinen. Einzelne Werkstätten waren ganz von Holz und sind gänzlich zerstört bis auf die Fußenden der Pfosten, die in dem Beton staken. Die Lehmschicht ist überall von einer Schicht Kohlenlösche 20 bis 40 cm dick bedeckt, untermischt mit Eisenschlacken, verglasten Scherben, Nägeln und Geräten, die alle auf die Verarbeitung des Eisens und die Konstruktion des Gebäudes hinweisen. Hier schmolz man die Erze, verarbeitete Eisen und Bronze, fabrizierte die Tiegel und schlug wahrscheinlich Geld. Die Arbeitsabteilungen sind noch leicht zu erkennen. Die Schmelzhütte bildet ein isolierter Raum mit vier Schmelzöfen und einem fünften, der wahrscheinlich zum Trocknen des feuerfesten Tons diente. Eine Galerie von 47 m Länge verband diesen Raum mit den Schmieden. Überall fand man Grabhöhlen im Boden.
Das Arsenal lehnte sich an den Wall der Bastion von Come-Chaudron an. Deutlich erscheinen noch in dem Bauschutt die Umrisse der Anlage. Die Schuppen standen in Verbindung mit der Schmelzhalle. Der Beton 0,8 bis 2 m dick, von Schlacke ganz zusammengebacken, erstreckt sich 37,50 m von Osten nach Westen und 25 m von Süden nach Norden. Drei Wasserkanäle sind deutlich zu erkennen. Das Wasser wurde in Holzgerinnen, die mit Eisenbändern zusammengehalten waren, von 0,06 bis 0,15 m Durchmesser geleitet. Die Hauptkanäle lagen in gemauerten Rinnen.
Die Fundstücke gehören alle der gleichen Periode an. Es waren gallische Münzen, ein eiserner Meißel, ein Nagel und Schlüssel von Bronze, Aschenurnen, ein Bruchstück eines Metallspiegels, Bronzeringe, eiserne Zapfen. Alle Gegenstände gehören einer Zeit an, die nahe dem Anfange unserer Zeitrechnung liegt. Die Gießhalle selbst ist im ganzen rektangulär in mehrere Abteilungen geteilt, die Grundmauern sind 2,50 m hoch, die Fassade läuft 9 m lang von Ost nach West, 16 m in der Tiefe nach Norden. Es war ein sehr starker befestigter Bau. Die Hauptbalken waren von 0,5 bis 0,7 m Dicke. Das Holzwerk war mit eisernen Kloben und Schließkeilen befestigt. Der ganze Oberbau war von Holz. Die Grundmauern stehen zum Teil auf den Resten einer älteren Schmelzstätte.
Die dritte Abteilung ist 3,37 m breit und enthält Eisenschlacken, Reste von feuerfestem Ton und Schmelzgefäße. Die Hauptwerkstätte hatte zwei Stein- und zwei Holzwände. Dieser Raum, der ein Quadrat von 10 m Seitenlänge umschloss, war speziell der Schmelzarbeit gewidmet. Er enthielt drei Erzschmelzöfen, vielleicht fünf, wenn man zwei unvollständig erhaltene mitrechnet. Ein sechster, dem wir zur Unterscheidung den Ofen mit dem dicken Steine (four de la große pierre) nennen, stand außerhalb fast an der westlichen Seitenwand. Er ist durch seine Erhaltung der interessanteste. Wir nennen ihn so wegen eines Granitsteines von 1 m Quadrat und 0,2 m Dicke, der mit der unteren Fläche direkt über einem Aquädukt lag. Der Block war behauen, aber durch das Feuer angegriffen und sieht aus wie eine große Feuerplatte. Die Gallier konstruierten ihre Öfen, wie ihre Wälle aus Feldsteinen, aber ihr Material, obgleich aus guten Granit- und Porphyrbrüchen stammend, hat schlecht gehalten. Die Hitze hat sie trotz ihrer Härte mürbe gemacht und nahezu geschmolzen. Es ist zu verwundern, dass sie nicht den Stein von Roche-Mouron verwendeten, der feuerfest ist und den sie als Baustein brachen. Um den Mängeln des Materials abzuhelfen, kleideten sie die Öfen inwendig mit einer 20 cm dicken Schicht von feuerfester Erde von gelblicher Farbe, welche in der Hitze rot wurde, aus. Dieser mit Sorgfalt hergestellte Überzug ist sehr fein im Korn, ganz ähnlich den Auskleidungen unserer Öfen. Die Seitenwände, roh zubehauen, sind von wechselnder Dicke, die rechte 43 cm, die linke 30 cm. Das Mauerwerk ist durchaus verschieden von dem gewöhnlichen Mauerwerk, bei dem die Steine nur mit Lehm verbunden sind. In den Öfen sind die Steine dagegen, die dem Feuer ausgesetzt sind, kunstvoll verbunden. Die Stoßfugen, mit feuerfestem Ton ausgeschmiert, sind nur wenige Millimeter weit. Doch öffnen sich die Fugen nach außen, mit dem Abstande vom Feuer. Die Rückwand (rustine), die 40 cm hoch, 20 cm dick und 90 cm lang ist, wird aus sechs Granitblöcken gebildet, grob zugehauen aber kunstvoll gefugt. Die Herdsohle, die sich 15 bis 20 cm auf die Länge von 90 cm neigt, ist rechtwinkelig oder eigentlich polygonal infolge einer leichten Verschwächung der Rückwand. Sie hat rechtwinkelig hinter der Brust- oder Vorderwand des Ofens eine Vertiefung von 15 cm auf 42 cm Länge, um die Schlacke beim Schmelzen aufzunehmen. Die Brust, die am meisten zerstört ist, war aus Bruchsteinen und 30 cm hoch aufgeführt. Das Abstichloch ist noch mit einem Tonpfropf geschlossen. An dasselbe schließt sich ein kleiner Kanal (Schlackenrinne), der in den Vorherd (plateforme de la base) geschlagen ist, der sich von der Brust verlängert bis zu dem ersten Abzuge nach dem Granitblock, von dem wir gesprochen haben. Die Länge der beiden Abteilungen verbunden nähert sich 2 m.
Bei der Auffindung war der Ofen vollgepfropft mit einer 50 cm dicken Schicht zu Mehl geriebener Holzkohlen, gemengt mit Teilen der Auskleidung, mit Schlacken, Erzstücken, Eisen, formlos und oxidiert, sowie mit krumm gebogenen Nägeln. Sei es, dass diese unbrauchbaren Gegenstände wieder absichtlich aufgegeben, sei es, dass sie in dem alten Holz staken, das als Brennmaterial benutzt worden war.
Die Prüfung der Schlacken und Eisenbrocken bezeugte, wie schon aus den Öfen geschlossen werden konnte, einen sehr unvollkommenen Prozess. Die Öfen waren wahrscheinlich mit einer Decke von feuerfestem Ton umkleidet, von der noch Bruchteile umherlagen, durch die vielleicht die Windröhren gingen. Indessen bemerkt man bei dem Ofen „mit dem dicken Steine“ zwei symmetrische Öffnungen in der Rückwand, durch die wahrscheinlich der Wind eingeführt wurde. Wenn auch hier keine Formen einliegend gefunden wurden, so hat man doch Bruchstücke solcher aus feuerfestem Ton in der Nähe der Feuerstätten entdeckt. Es waren Tonklumpen von 16 auf 11 cm Dicke mit einem runden Loch von 2 cm Öffnung, zum Teil an der Mündung verschlackt.
Von den Öfen in der östlichen Abteilung des Schmelzhauses steht der erste isoliert. Seine Rückwand besteht aus vier sehr harten Blöcken, die riegelförmig schließen. Trotz der Auskleidung mit feuerfestem Ton waren dieselben verglast. Die Seitenwände waren 60 cm hoch. Die rektanguläre Sohle (aire) war 1,1 m lang und 1 m breit, und gepflastert, während der Vorherd vor der Brust nur aus feuerfestem Ton gestampft war. In diesem war eine Vertiefung für die Schlacken. Hierbei wurden die feuerfesten Sandsteine von Courlandon verwendet, die später für die Hochöfen dienten. Der zweite Ofen ist 90 cm lang und 4 m von dem ersten entfernt. Seine Brust bestand ausnahmsweise aus einem einzigen Sandsteine von Roch-Mauron, 80 cm lang, in dem eine Vertiefung für die Schlacke ausgearbeitet war. Die Berührung mit der geschmolzenen Masse hatte den Granit verändert.
Der dritte Ofen südwestlich war etwas kleiner und enthielt noch ziemlich viel Schlacken und Kügelchen von blasigem Eisen, wie es durch die Berührung des geschmolzenen Metalls mit dem kalten Boden erzeugt wird. Diese Öfen sollen ähnlich denjenigen sein, in welchen die hausierenden Juden in Algier in den Bergen das Erz schmelzen.
Nur Freie betrieben bei den Kelten das Schmiedegewerbe. Griechische und römische Handelsbeziehungen sind bereits nachweisbar. Man hat Tonscherben mit griechischen Buchstaben gefunden. Ebenso ein schöne strigilis von Bronze mit dem römischen Stempel Viccius.
Die Asche der verstorbenen Schmiede wurde in der Grube ihres Ambosses, die der Schmelzer an der Stelle ihres Schmelzofens beigesetzt. Man hat hier ganz ähnliche Höhlungen gefunden, wie wir sie oben bei der Schmiede von St. Champlain erwähnt haben. Außer anderen Aschenfunden entdeckte man eine große Vertiefung von 1 m Durchmesser und 0,85 m Tiefe in den Beton, angefüllt mit Asche, Knochenresten, Topfscherben und drei gallischen Münzen. 40 cm unter der Mauer des mittleren Raumes fand man den Boden einer Amphora mit einer Bronzefibel, Knochen und gallischen Münzen, seitlich davon war ein anderer Aschenkrug stehend eingegraben. Das interessanteste Grab war das des großen Eisenschmelzofens selbst in der östlichen Abteilung. Hier, inmitten von Kohlen und Schlacken, auf Stücken der Bekleidung von feuerfestem Ton, lagen zwei Amphoren, von denen nur der Hals zerbrochen war, übereinander, beschwert mit Steinen und einem Tiegel aus Sandstein. Sie enthielten noch ihren Ascheninhalt. Die Gegenwart derselben in solcher Lage konnte unmöglich dem Zufall zugeschrieben werden. Mit der Schmelzhütte war, wie erwähnt, eine Werkstätte zur Verarbeitung von feuerfestem Ton verbunden. Hier stand ein Ofen zum Trocknen oder Brennen des Tones. Es fanden sich brotförmige Kuchen von feuerfestem Ton, die in der Mitte ein Loch von 10 cm Durchmesser hatten. Hier fand sich eine Art Schürhaken aus Eisen, ferner sechs kleine Eisenkönige (culots de fer), vielleicht Proben. In der Nähe des Hauptgebäudes stand ein kleines Schmelzhaus, in dem man ein kleines Eisengewicht auffand. In einer anderen Werkstätte fanden sich eine Grabstätte mit Aschenkrug, fünf Münzen und ein eisernes Fischband, ein Setzeisen und ein Radzapfen von Eisen. Ferner Ton- und Glasgegenstände, eine gallische Silbermünze, eine eiserne Lanzendülle, eine Eisenfibula und Bruchstücke von Bronze.
Ein anderes Gebäude nannte Bulliot die Schmiedewerkstätte. Sie bestand aus einer langen, schmalen Halle (gallerie), 30 m lang, 4 m breit, von 30 Holzpfosten in doppelter, unregelmäßig angeordneter Säulenreihe getragen. Der Boden bestand aus „gallischem“ Beton 1 m dick, in dem die Vertiefungen für die Ambossstöcke waren, die später als Begräbnisstätten dienten. Hier fanden sich mehrere Bruchstücke von Mühlsteinen, eins davon von rotem Granit, vier Poliersteine, ein Klumpen Ocker, eine kleine Kugel Zinnober, ein Henkel von Bronze, Fibulen von Bronze und Eisen, zahlreiche Nägel, zwei Fragmente eines Glasbracelets, mehrere zerbrochene Kiesel, rote Kristalle, ein flacher (Baikal-) Stein, ein Bronzeröhrchen, das mit Silber überzogen schien. Die vielen Bruchstücke von Glas- und Töpferwaren sind sehr mannigfaltig.
Grabstätten in dieser Werkstätte waren allem Anscheine nach an Stelle früherer Ambosse. Die auffallende Übereinstimmung der zahlreichen Münzen, die alle einer Zeit entspringen, lassen schließen, dass der ganze Ort gleichzeitig zerstört wurde. In der Schmelzwerkstätte wurden aufgefunden: 40 gallische Münzen, sechs von Vienne und Nismes, ferner in dem Boden der Wasserleitung 10 gallische, drei von den Kolonien und eine konsularische. Ebenso viele Münzen etwa fanden sich in der Schmiedewerkstätte u. s. w. Danach fiel die Zerstörung des Arsenals wahrscheinlich zwischen die Jahre 27 bis 10 v. Chr. in die Zeit der Regierung des Augustus.
An diese merkwürdigen Ausgrabungen knüpft Bulliot folgende technische Bemerkungen:
Die Öfen konnten nicht zum Gießen von Eisen oder zur Erzeugung des Roheisens dienen. Die Öfen unterscheiden sich nicht von den aufgefundenen römischen, als dass sie roher in der Ausführung sind. Die beschriebenen Öfen dienten nicht zum Bronzeschmelzen, denn alle Rückstände in und um die Öfen beweisen dies. Die Schlacken sind ähnlich denen der Katalanschmieden. Auch bei diesen dient gewöhnlich ein großer Granitstein als Sohle. Ebenso sind die Dimensionen der Seitenwände, des Schlackenloches u. s. w. entsprechend. Vielleicht kannten diese alten gallischen Schmelzer bereits das Wassertrommelgebläse, wie es sich bei den Katalanschmieden erhalten hat, da Wasserkanäle 3 bis 4 m über den Öfen, dicht an denselben vorbeiführten, gerade wie dies bei den mit solchen Gebläsen betriebenen Katalanschmieden gebräuchlich ist. Es fanden sich auch Reste von Holzleitungen von 6 bis 10 bis 15 cm Durchmesser, die Bulliot ebenfalls mit diesen Gebläsen in Verbindung bringt. Auch die Spuren eines Sammelteiches will er nachgewiesen haben.
Die Erze kamen aus der Nachbarschaft, von Champ-Robert u. s. w. „Von besonderem Interesse sind die Schmelzprodukte. Zusammen mit mannigfachen Eisenwerkzeugen als Zangen, Feilen, Äxten, Meißeln, deren gallischer Ursprung durch die dabei gefundenen Münzen erwiesen ist, fanden sich Schmelzprodukte, wie Schlacken u. s. w.; unter diesen ein Block von hartem Metall, viereckig zugerichtet, rechtwinkelig auf den Seitenflächen, ähnlich einem Ambossstock. Im Bruche zeigte derselbe eine silberne Farbe und strahlige Kristallisation, ähnlich wie gewisse preußische Eisensorten (weißstrahliges Eisen). Einige Partien sind blasig und aufgerollt, einige zeigen glänzende Geoden mit glänzenden, gelblichen Kristallen ausgekleidet. Der Anblick, die Textur, das schwammige Ansehen des Stückes, in Verbindung mit anderen Anzeigen, lassen es als ein Stück Guss erscheinen, eine merkwürdige Tatsache, wenn sie sich bestätigt hätte, da sie mit dem allgemeinen System im Widerspruch steht, aber die weiteren Erfahrungen, welche mit diesem merkwürdigen gallischen Fundstück gemacht wurden, haben diese Annahme widerlegt. Es wurde ein Stück von der Masse abgelöst, rotglühend gemacht und ausgeschmiedet. Man schmiedete daraus einen kleinen Stahlmeißel, der ganz homogen war und nachdem er im Wasser abgelöscht und auf einem Schleifstein geschärft wurde, eine solche Härte zeigte, dass man damit einen großen Eisenspan abhauen konnte, ohne dass er stumpf wurde.“
„Dies führte zu einer anderen wichtigen Entdeckung. 1866 hatte man in dem Einschnitte der Eisenbahn bei Autun einen unförmigen Eisenklumpen gefunden, der in der Mauer eines römischen Hauses von Augustodunum mit vermauert war. Derselben Prüfung unterzogen, zeigte er denselben Bruch und lieferte einen eben solchen Meißel, von derselben Härte und Homogenität. Eine dritte Untersuchung, angestellt mit den gallischen Werkzeugen, entschied die Frage. Zwei Kaltmeißel, die allem Anscheine nach zum Zerteilen des Eisens gedient hatten, wurden in ein Schmiedefeuer gesteckt. Der erste, welcher der Schmiedewerkstätte von Rebours entstammte, erwies sich als weiches Eisen und zeigte keine Härtung nach dem Ablöschen im Wasser. Er hatte also überhaupt nicht zum Schneiden von Metall gedient oder war die Stahlschneide verschwunden.
Der zweite aber aus der Werkstätte von Come-Chaudron härtete sich vorzüglich und schnitt Eisen. Es war Stahl. Dieselbe Operation mit dem anderen Ende des Werkzeuges ausgeführt, ergab das umgekehrte Resultat. Dieser Teil bestand aus weichem Eisen. Auch ließ sich mit der Feile der Anfangspunkt des Stahles erkennen.“
Es ergibt sich aus diesen Beobachtungen, dass die Gallier wie die Römer die Kunst der Stahlbereitung wohl kannten, dass sie ihn schweißen und härten konnten, wie dies die gallischen Werkzeuge beweisen.
Der oben erwähnte Stahlblock scheint das direkte Produkt einer Schmelzoperation gewesen zu sein, er war ein, absichtlich oder unabsichtlich, höher gekohltes Eisen. Auch die Schlacken sind der Art, dass sie auf die Herstellung von Schmiedeeisen und nicht von Gusseisen hinweisen. Es scheint jedoch bei dem Schmelzprozess Kalkstein als Zuschlag verwendet worden zu sein, da sich zugerichtete Stücke dieses Materials bei den Öfen fanden und zwar in ziemlich regelmäßigen Würfeln von 15 bis 20 cm Seitenfläche.
In den ausgegrabenen Gebäuden, die meist entweder Schmiede- oder Erzschmelzhütten gewesen zu sein scheinen, finden sich zahlreiche Bruchstücke von Schmelztiegeln, die vermutlich zum Schmelzen der Bronze gedient hatten. Wie hier, so scheint auch sonst in Gallien die Industrie ihre Sitze an den befestigten, geschützten Plätzen gehabt zu haben.
In der Nähe von Bibrakte fanden sich auch die Spuren alter Eisenerzgewinnung. Zur Zeit der Römerherrschaft wurden sogar an dieser Stelle, in die Nähe der Erzgruben, die Öfen angelegt. Diese römischen Schmelzöfen, von denen sich noch viele Spuren — einer ziemlich vollständig erhalten — gefunden haben, waren vollkommener als die Öfen der alten Gallier. Der besterhaltene Ofen dieser Art fand sich an einem Abhange im Boden eingegraben, fast senkrecht unter einem Marmorbruch am Ende des Tales.
Die Breite des Ofens betrug 1 m, die Länge etwas mehr, er hatte abgerundete Ecken im Inneren halbkugelförmig (demi-sphérique) nach unten verengt, wie bei den Katalanschmieden. Der Herd von 30 cm Dicke war mit feuerfestem Ton überzogen, darüber fand sich eine Schlackendecke, wie sie nach dem Abstich der Rohschlacke verbleibt. Die Seitenwände zeigten eine doppelte Auskleidung, erst eine von feuerfesten Ziegeln von gelblicher Farbe, den Seitenwänden angepasst, darüber eine Auskleidung ähnlich wie die der Sohle, aus verschlackten Quarzstückchen bestehend, die wahrscheinlich aufgestampft gewesen waren. 25 cm unter der Sohle war eine viereckige Öffnung von 30 cm in dem Stein. Am bemerkenswertesten aber waren die Reste eines Kamins von 60 cm Höhe, ähnlich einem Trichter, dessen untere Öffnung 10 cm nicht überstieg, während er oben 30 cm weit war. Die anderen Öfen in der Nachbarschaft waren ähnlich von ziemlich gleicher Größe und Konstruktion.
In den alten Eisengruben fanden sich neben einem Bronzeschlüssel allerhand Werkzeuge der Bergleute, die sich jetzt in dem Museum St. Germain befinden.
Die Ausgrabungen von Bibrakte beweisen, dass um den Anfang unserer Zeitrechnung in Gallien bereits eine ausgedehnte Eisenindustrie existierte. Wie weit dieselbe durch fremden Einfluss bedingt war, wie weit die Phönizier, die Phokäer, die Massilioten, die Etrusker, die Römer darauf Einfluss gehabt hatten, lässt sich nicht mehr bestimmen. Anerkannt muss aber werden, dass die gallischen und die iberischen Bewohner des heutigen Frankreichs mit der Verarbeitung der Metalle bekannt waren und Bedeutendes darin leisteten. Alte Druidensagen führen die Geschichte der Gallier (Kelten) in uralte Zeit zurück. Danach sollen sie um 1500 v. Chr. aus Phrygien nach Gallien eingewandert sein. Aus dieser Zeit sollen angeblich schon die Gräber von St. Jean de Belville in Savoyen stammen.
Die Sensen der Gallier waren von Eisen. Diese waren zur Zeit des Plinius ein Exportartikel, denn er schreibt: Von Sensen gibt es zwei Arten: die italische, die kurz und leicht und selbst im Gebüsch verwendbar ist, und die gallische, mit denen man die Arbeit in den großen Steppen dieses Landes schafft, denn man schneidet dort nur auf den halben Halm und lässt das Übrige stehen.
Das verzinnte Geschirr (incoctilia) nennt Plinius eine Erfindung der Gallier und Cäsar berichtet, dass eiserne Ringe als Geld verwendet wurden. Die hochentwickelte Eisentechnik der Gallier wird auch bezeugt durch die bei Alise ausgegrabenen schön gearbeiteten Eisenwaffen. Die mannigfach gestalteten Lanzenspitzen beweisen eine hochentwickelte Schmiedekunst. Ebenso bemerkenswert sind die Schwerter. Reffye bemerkt hierzu:
„Diese erinnern an die langen Klingen mit scharfer Schneide, welche die Gallier schon seit der Zeit des Camillus trugen. Man bemerkt deutlich, dass die Schneide und die Klinge nicht aus dem gleichen Material bestehen. Der Arbeiter schweißte, nachdem er den Körper der Klinge aus sehnigem Eisen hergestellt hatte, ein stahlartiges Eisen auf beiden Seiten an, um die Schneiden herzustellen. Diese Schneiden wurden dann kalt abgehämmert. Der Soldat konnte dann leicht nach dem Gefecht seine Klinge wieder aufdengeln, ähnlich, wie dies jetzt noch mit den Sicheln geschieht.“
Das gallische Schwert war, wie erwähnt, die Spatha. Als charakteristische Form des Messers dürfte die Fig. 204 dargestellte anzusehen sein, mit dem gallischen Schmiedestempel SVADVBIX in römischer Schrift, welches bei Besançon gefunden worden ist.
Bezüglich der Schwerter ist noch zu bemerken, dass die älteren flach geschmiedete Angeln, die in die Klinge allmählich übergingen, hatten.
Fig. 205 a u. b stellt zwei altgallische Schwerter dar von Vie de Bagneux (a) (Côte-d’Or) und von Monceau-Laurent (b).
Wie übereinstimmend die Formen der Schwerter und Lanzen der gallischen und etruskischen Bewaffnung waren, geht aus vorstehender Zeichnung (Fig. 208) hervor.
Auch der Kriegswagen mit eisernen Radreifen bediente sich der gallische Adel und wurden die Fürsten auf einem zweiräderigen Kriegswagen in vollem Schmucke und mit allen Beigaben zu Grabe gebracht, Figur 207.
Die Schwerter sind ähnlich denen von La Têne und von Hallstadt. Als gallischer Helm gilt in Frankreich vorstehende Form (Fig. 206). Diese Helme sind meist aus dünnem Bronzeblech, doch sind auch Bruchstücke derselben von Eisen gefunden worden. Einen gleichen Helm besitzt das bayerische National-Museum in München und wird er dort als hunnischer (avarischer) Helm bezeichnet.
Tacitus berichtet (III,: Paullum morae attulere ferrati, restant tibus laminis adversum pilos et gladios. Von Eisen war meist der Kelt oder Paalstab (Solabra), die Lanze und das Schwert.
Der gallische Adel trug eiserne Panzerhemden und Varro berichtet ausdrücklich, dass die Römer diese Panzer von den Galliern angenommen hätten.
Die eisernen Ringelpanzer mit Haken und die langen eisernen Wurfspieße haben wir bereits oben angeführt.
Aus alle dem ergibt sich, dass die Gallier schon in sehr früher Zeit mit der Bearbeitung des Eisens vertraut waren, ja, dass sie darin in vieler Beziehung den Römern überlegen waren.