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Treffende Bezeichnungen

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Früher hieß Krankheit tatsächlich Sucht, wie es bis heute noch Gelb- und Magersucht andeuten. Das mittelhochdeutsche Wort für Krankheit war »suht« und wurde schon »Sucht« gesprochen. Die Krankheitsnamen der modernen Medizin verschleiern dagegen immer mehr, worum es bei einer Krankheit geht, statt eine treffende Bezeichnung zu finden.

Mein Großvater sagte noch Schwindsucht und darin klang noch das ganze Drama dieses Krankheitsbildes an: Der Patient verschwindet erst hier, dann dort, dann ganz. Heute hat er Tuberkulose, kurz TBC. Die Ärztegeneration davor nannte »Anämie« Blutarmut und die davor »Bleichsucht«. Damals hieß die Epilepsie noch »Fallsucht«, die agitierte Psychose »Tobsucht« und Ödeme nannte man »Wassersucht«. Noch weiter zurück galten alle Krankheitsbilder als Süchte.

Bis heute wurde aus Gelbsucht »Hepatitis« und aus Magersucht »Anorexia nervosa«. Sagten die deutschen Wörter noch einiges, trennen die neuen lateinischen Begriffe die Menschen immer mehr von ihren Krankheitsbildern: »Anorexie« klingt zwar gelehrt, erklärt aber nichts mehr. Mit dem harten Ausdruck »Ess-Brech-Sucht« erspart man Patienten Erkenntnis und entfernt die Betroffenen mit dem dezenteren Begriff »Bulimie« von der Symbolik ihres Themas. Man nimmt ihnen Verständnis und die Chance, selbst Antworten zu finden und letztlich auch Verantwortung zu übernehmen.

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