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... und der Hund traf den Menschen –

Wie alles einst begann

Wau … Wau …, die Geschichte dieses Buches begann vor langer, langer Zeit, genauer: vor etwa 50.000 Jahren. Ein Feuer brennt vor dem Höhleneingang. Eine Horde Menschen frisst. Essen kann man es nicht nennen. Wölfe beobachten das Treiben aus der Entfernung. Die Menschen sehen die Wölfe, die Wölfe die Menschen. Keine Angst, doch gegenseitiger Respekt voreinander. Es scheint, als ob ein Pakt geschlossen wäre: Die Wölfe bleiben in der Nähe, ohne die Menschen zu attackieren. Und die Menschen lassen Nahrungsreste übrig, für die Wölfe nützlich.

So geschieht es über eine lange Weile. Eines Tages werden die Wölfe plötzlich unruhig. Kurze, laute Warngeräusche, Knurren und Schnaufen; die Wölfe weichen. Angespannte Stille kommt auf.

Die Menschen werden aufmerksam. Eine große Raubkatze mit extrem lang ausgebildeten Eckzähnen schleicht sich heran. Raubkatzen werden von den Menschen sehr gefürchtet; lautlos angreifend, von immenser Kraft, machen sie leicht Beute. Nun erstmals war die Menschenhorde vorbereitet: Die Wölfe haben den Menschen das bedrohliche Raubtier signalisiert. Die Raubkatze kann dank der Wölfe nicht überraschend angreifen. Die Menschen sind bewaffnet und können sich zur Abwehr strategisch formieren. Der Katze bleibt nurder Rückzug. Leichtere Beute als diese vorbereiteten Menschen sucht sie sich besser anderswo.


Das Wolfsrudel taucht wieder auf seinem Beobachtungsposten auf. Die Menschen schauen zu den Wölfen, deren Nutzen erkennend; schon fast dankbar. Die Wölfe verstehen das nicht. Doch sie profitieren davon, dass die Menschen am Leben bleiben: Leichter zu ergatterndes Fressen als deren Nahrungsreste gibt es für sie nicht. Und die Menschen meinen, dass die Wölfe sich diesmal die Futterreste redlich verdient haben.

Einige Tage später jagt ein Teil der Menschenhorde einen Riesenhirsch. Dieses Tier ist über zwei Meter hoch und ist mit einem über drei Meter breiten Geweih bewaffnet. Zudem ist es schnell und wehrhaft. Die vier zweibeinigen Jäger sind von der Hatz bereits erschöpft. Der Hirsch lässt sich zwar immer wieder blicken, doch er ist nicht zu erlegen. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich das Wolfsrudel auf. Der Hirsch wittert die Wölfe und will fliehen. Aber es gibt für ihn nur eine Richtung, den Wölfen auszuweichen: Er hetzt in Richtung der vier Jäger. Die Wölfe scheinen das betrieben zu haben. Die Menschen nutzen die unerwartete Hilfe: Zwei Jäger postieren sich oberhalb des Fluchtweges und stürzen am Hang einen Felsbrocken auf das Tier. Der Hirsch kommt zu Fall. Die anderen beiden Jäger sind jetzt zur Stelle. Eine Lanze trifft ins Herz, die andere die Lungen: Die Jagd war erfolgreich. Kein Mensch kam zu Schaden.

Die Wölfe lauern in der Nähe. Drei der vier Menschen zerlegen das Riesentier. Der vierte achtet darauf, dass das Wolfsrudel Distanz wahrt. Jeder der Menschen wirft sich einen Wildbret-Teil über die Schulter, bevor die Gruppe sich auf den Rückweg begibt. Und die Wölfe bekommen die Reste, die Innereien, Hufe, den Schädel. Die symbiotische Beziehung zwischen Wolf und Mensch nimmt ihren Anfang.

Tage darauf, am Abend: Das Lagerfeuer der Menschen spendet Licht und Wärme, wie in so vielen Nächten, und hält bedrohliche Raubtiere fern. In der Nähe des Feuerplatzes ist es wohlig, das Lager trotzt der Kälte. Einer der Wölfe wagt sich heute einige Schritte näher an das Lager heran. Die anderen Rudelwölfe zögern. Auch einer der Menschen ist mutiger, traut sich, sich dem Wolf vorsichtig zu nähern. Die anderen Menschen bleiben in Anspannung auf Abstand, beobachten das Geschehen angestrengt.

Die beiden Mutigen sind getrennt von Horde und Rudel. Sie begegnen sich auf neutralem Niemandsland, die anderen Menschen und Wölfe beobachten argwöhnisch. Nur vier Meter trennen Mensch und Wolf. Der Mensch sinkt behutsam auf seine Knie, eine Hand an seiner Streitaxt. Der Wolf vermeidet, dem Menschen in die Augen zu schauen, kommt näher und näher. Ein knapper Meter trennt sie noch. Der Wolf schnuppert aufgeregt, angeregt, aufmerksam den Odem des Menschen. Friedlich waren sie einander noch nie so nah.

Der Mensch streckt langsam, vorsichtig den linken Arm mit offener Hand dem Wolf entgegen. Die rechte Faust umklammert sorgsam die Waffe. Der Wolf beschnuppert die offen dargebotene Hand. Und, tatsächlich, der Mensch streichelt mit den Fingern vorsichtig das Kinn des Vierbeiners. Und der lässt es sich gefallen. Kaum eine halbe Minute, länger nicht; doch beiden erscheint es wie eine Ewigkeit. Mit einem ekstatischen Gefühl, ungläubig, angerührt, stolz kehren die beiden zu Horde und Rudel zurück. Die anderen Mitglieder ihrer Gruppen staunen, sie beriechen und beschnüffeln, beschauen und begucken.

Der Bann zwischen Mensch und Wolf scheint gebrochen. Allnächtlich wiederholt sich, was beiden gefiel. Das Vertrauen keimt, die Dauer der Zusammenkünfte nimmt zu. Auch tagsüber treffen sich die beiden nun oft. Es erwächst eine symbiotische Beziehung, die Mensch wie Wolf gefällt und nützt. Andere Menschenhorden- und Wolfsrudel-Mitglieder folgen der Erstbeziehung, ermutigt durch deren Gelingen. Die einzigartig feste Freundschaft auf höchstem Austauschniveau, die es zwischen Mensch und einer Tierart gibt und nicht besser geben wird, nimmt ihren Anfang. Wau … Wau …, so könnte es begonnen haben!


Lassie, Rex & Co. klären auf

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