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Am Anfang war der Wolf – Die Ahnen

Wir Caniden haben Euch Menschen vor etwa 50.000 Jahren getroffen; nicht Ihr uns. – Wieso? Nun, ganz einfach: Wir waren vor Euch Menschen auf diesem Planeten! Das werde ich Euch jetzt beweisen.


Die ersten Hominiden, die menschenähnlichen Tiere, stammten aus Hadar, einer Region des heutigen Äthiopiens in Ostafrika. Ein archäologischer Fund in dieser Region bewies das im Jahr 1974.

Weil die Archäologen während ihrer Ausgrabungsarbeiten den Beatles-Song „Lucy in the sky with diamonds“ hörten, wurde die gefundene, etwa 115 Zentimeter große und etwa 25 Kilogramm schwere junge, weibliche Hominide auf den Namen „Lucy“ getauft.

Vor etwa 4 Millionen Jahren begannen die Hominiden der Art „Australopithecus afarensis“ von den Bäumen zu steigen, lebten und jagten auf der Erde. Eigentlich wollten diese Hominiden ihren Lebensraum nicht wechseln, aber sie wurden dazu gezwungen: Während des Perms vor ungefähr 300 Millionen Jahren existierte ein Superkontinent Namens Pangaea. Auf diesem waren alle Landmassen der Erde zusammengefasst und von einem einzigen Meer umgeben, Panthalassa genannt.

Etwa vor 250 Millionen Jahren in der Trias zerfiel Pangaea in zwei Teile: Laurasia im Norden und Gondwana, der die südliche Hemisphäre der Erde dominierte. Ein Teil des Gondwana-Großkontinentes zog während des Juras, der Kreide und des Holozäns nach Norden. Diese Landmasse heißt heute Indien.

Als Gondwana zerriss, entstanden außerdem Afrika, Südamerika, Australien, Neuseeland und die Antarktis. Den weitesten Weg legte aber Indien zurück. Nach Millionen Jahren Reise kollidierte es schließlich mit einem Teil des ursprünglichen Laurasias, das heute Eurasien heißt. Ein Crash, der über 40 Millionen Jahre bis heute andauert. Durch die Verbindung mit Asien entstand eine rund 3.000 Kilometer lange Gebirgskette, der Himalaya. Als sich die bis zu 8.000 Meter hohen Berge aufschoben, wirkten ungeheure Naturkräfte. Der geologische Umbruch führte zu andauernden, extremen klimatischen Veränderungen auf unserem Planeten. Die Wälder in Ostafrika schwanden nach und nach, eine baumarme Savanne bildete sich.

Affen und Menschen haben gemeinsame Ahnen, die sich bereits vor etwa 5 Millionen Jahren genetisch auseinander entwickelten. Lucy zählte zu den ersten Formen der Menschenähnlichen. Vor etwa 4 Millionen Jahren begannen die Urmenschen aufrecht zu laufen, auf zwei Beinen. Von Lucy, dem „Australopithecus afarensis“, bis zu dem vor 50.000 Jahren entstandenen heutigen Menschen „Homo sapiens sapiens“ habt Ihr Hominiden Euch immens weiterentwickelt.

Okay, ganz gut; meinen Respekt dafür!

Die Vorahnen von uns Hunden allerdings kann man sogar auf 120 Millionen Jahre zurückverfolgen. Sie waren Fleischfresser, die auf dem nordamerikanischen Kontinent lebten. Meine hündischen Vorfahren spezialisierten sich auf das Jagen von Huftieren. Vor etwa 55 Millionen Jahren entwickelten sich die ersten Säugetiere mit Ansätzen von Fangzähnen. Diese Fleischfresser waren die gemeinsamen Ahnen der heutigen Fleischfresser, so der Wölfe, Katzen, Hyänen und Bären. Der direkte Vorfahre der Wölfe heißt „Cynodictis“ und entwickelte sich vor etwa 40 Millionen Jahren. Er hatte bereits die gleiche Anzahl an Zähnen wie unsere heutigen Wölfe, war aber insgesamt kleiner und hatte einen flexibleren Körperbau. Von Cynodictis über „Cynodesmus“ und „Tomarctus“ entwickelte sich der heutige Wolf: „Canis lupus“, der vor etwa 2 Millionen Jahren seine heutige Form und Größe erreichte. Auch während der Eiszeit lebte ein enger Verwandter des heutigen Wolfes, der Direwolf (Canis dirus). Er war sehr viel größer als der Lupus und starb gegen Ende der Eiszeit aus.

Der Wolf Canis lupus jedoch entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Raubtiere der Erde. Er konnte sich, ähnlich wie die Menschen, den unterschiedlichsten Umgebungen und Lebensbedingungen anpassen. Vergesst nicht – Anpassungsfähigkeit ist die Garantie zum Überleben!

Also haben die Menschen erst vor 5 Millionen Jahren begonnen, sich von den Affen zu unterscheiden. Der Cynodictis aber ist 40 Millionen Jahre alt! Den heutigen Wolf gibt es bereits seit 2 Millionen Jahren; der Mensch, die einzige überlebende Art der Gattung Homo, ist dagegen in Afrika seit rund 300.000 Jahren fossil belegt und entwickelte sich dort. Seht also bitte ein: Die Welt war längst schon unsere, als Ihr Zweibeiner zu uns gekommen seid! Unser direkter Stammvater ist der Wolf. Es ist schwierig, die Grenze zwischen Wolf und Hund zu ziehen: Die Unterschiede liegen in den für Hunde typischen kleineren Zähnen und in unserem geringeren Hirngewicht, natürlich stets relativ zu unserer Größe gesehen. Im Mesolithikum waren wir Hunde im Zuge der Wanderungen der Menschen bereits weltweit verbreitet. Über die während der Eiszeit frostfeste und damit passierbare Behringstraße kamen wir nach Amerika. Bis zum Auftauchen von Mohrmäusen waren wir dort die einzigen Haustiere und Kulturfolger.


Die Wölfe erspürten als erste Tierart, dass die Spezies Mensch diesen Planeten beherrschen würde. Denn der Mensch konnte als einziger Erdbewohner die Naturräume nicht nur erleben, sondern sie gestalten und zu seinem Nutzen formen: Allein der Mensch war befähigt, zu abstrahieren. Er konnte nicht nur Feuer machen, sondern sogar aus Rohmaterial Werkzeuge für die Jagd und den Alltag erstellen. Er konnte Wasserstraßen erschließen oder an geeigneten Orten Nutzpflanzen kultivieren. Der Mensch nutzte die Natur für sich. Er bebaute, pflegte, verehrte – was die Übersetzung des lateinischen Wortstamms „Kultur“ ist.

Die Wölfe sahen bei alledem als erste ihre Vorteile. Der römische Kaiser Julius Caesar schrieb Jahrzehnte vor Christi Geburt: „Wenn der Feind zu stark ist, muss er dein Freund werden.“ Diesem Motto folgten die Wölfe bereits vor 50.000 Jahren. Zwei Aspekte waren dabei besonders wichtig: Der Umstand, dass Mensch wie Wolf in einer hierarchischen Gesellschaft lebten und voneinander profitieren konnten. Und dass wir Caniden uns dem Rhythmus der menschlichen Evolution am besten anzupassen verstanden.

Gut so – sonst würde es heute mich, Dik, und Eure Hunde nicht geben. Was wäre Euch entgangen!

Lassie, Rex & Co. klären auf

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