Читать книгу Die Dukan Diät - Dr. Pierre Dukan - Страница 2
ОглавлениеFür Sacha und Maya,
für Maya und Sacha,
meine beiden Kinder,
für das zweite Leben, das sie mir gegeben haben
als Gegenleistung für das Geschenk des Lebens, das ich ihnen gegeben habe.
Für Christine, meine Ehefrau,
ohne die dieser Tausch niemals vorstellbar gewesen wäre.
Für Sylvia und Maurice,
die immer noch durch mich sprechen.
VORWORT
Die entscheidende Begegnung oder Der Mann, der nur Fleisch mochte
Meine erste Begegnung mit einem Übergewichtigen liegt schon sehr lange zurück. Damals praktizierte ich als frischgebackener Hausarzt im Pariser Viertel Montparnasse. Einer meiner Patienten, ein sehr dicker, stets gut aufgelegter, äußerst kultivierter Verleger, der an starkem Asthma litt, erklärte mir eines Tages, nachdem er es sich schwer atmend in einem Sessel meines Sprechzimmers bequem gemacht hatte: „Herr Doktor! Sie wissen, dass ich Sie seit Langem als guten Arzt schätze und großes Vertrauen zu Ihnen habe. Deshalb möchte ich Sie heute bitten, mir beim Abnehmen zu helfen.“
Über Übergewicht und Ernährung wusste ich damals nur sehr wenig. Auf der Universität hatte man uns angehende Ärzte lediglich gelehrt, übergewichtigen Patienten kalorienarme Diäten zu empfehlen und sie dazu anzuhalten, weniger zu essen. Zusammengesetzt waren die beim Abnehmen erlaubten Mini-Mahlzeiten allerdings genauso wie normale Mahlzeiten, nur dass die Portionen viel kleiner waren. Derartige Empfehlungen schlagen Übergewichtige meist sofort in die Flucht, denn sie sind ja im Allgemeinen sehr lebenslustige und genussfrohe Menschen, und die Vorstellung, von einem Minitellerchen zu essen, erscheint ihnen geradezu absurd. Sie wollen ja schließlich nicht auf das verzichten, was ihr ganzes Glück ausmacht. Deshalb erklärte ich meinem dicken Patienten, dass ich auf diesem Gebiet kein Spezialist sei.
„Spezialist? Ich habe bereits alle Pariser Hungerspezialisten konsultiert und seit meiner Jugend ohne fremde Hilfe mehr als dreihundert Kilo ab- und wieder zugenommen. Allerdings war ich bisher wohl nie hinreichend motiviert. Dass meine Frau mich trotz meiner enormen Leibesfülle immer noch liebt, hat meine Motivation natürlich auch nicht erhöht.
Aber jetzt weiß ich einfach nicht mehr weiter. Ich fühle mich schon erschöpft, wenn ich morgens die Augen öffne. Passende Kleider für meine Größe finde ich auch schon lange nicht mehr, und wenn ich wirklich ehrlich bin, hab ich auch Angst: dass ich nicht mehr lange lebe.“
Sein folgender Satz sollte mein ganzes weiteres Berufsleben verändern: „Schlagen Sie mir irgendeine Diät vor, egal welche! Verbieten Sie mir, was Sie wollen!
Alles! Aber bitte nicht Fleisch! Ich liebe Fleisch.“
Er wartete so begierig auf meine Antwort, dass ich beinahe reflexhaft, ohne lange nachzudenken, sagte: „Ich verstehe, Fleisch ist Ihnen also ungeheuer wichtig. Kommen Sie bitte morgen Vormittag nüchtern in meine Praxis, damit ich Ihr Ausgangsgewicht feststellen kann.
Die nächsten fünf Tage essen Sie bitte ausschließlich mageres, gegrilltes Fleisch! Kein Schwein oder Lamm, auch keine fetten Entrecotes oder Rindskoteletts! Trinken dürfen Sie, so viel Sie wollen und können. In fünf Tagen kommen Sie dann wieder nüchtern zu mir und stellen sich erneut auf meine Waage.“
Als er fünf Tage später wiederkam, hatte er fast fünf Kilogramm abgenommen!
Ich traute meinen Augen nicht, und er erst! Ein wenig beunruhigt war ich zwar, aber er strahlte vor Freude und schien noch fröhlicher als sonst. Endlich gehe es ihm wieder richtig gut; nachts schnarche er nicht mehr, und meine Bedenken zerstreuend erklärte er entschlossen:
„Ich mache weiter! Mir geht’s bestens. Es klappt, und ich genieße das Essen trotzdem.“ Also verlängerten wir diese Diät um weitere fünf Tage, und er versprach mir, sein Blut und seinen Urin untersuchen zu lassen.
Beim nächsten Besuch hatte er nochmals zwei Kilo abgenommen. Triumphierend hielt er mir die Laborbefunde unter die Nase: Alle Werte – Zucker, Cholesterin, Harnsäure – lagen im Normalbereich.
Als er nach fünf Tagen, um weitere anderthalb Kilo leichter, in meiner Praxis erschien, immer noch in Bestform, riet ich ihm, ab jetzt auch Fisch und Meeresfrüchte in seinen Speiseplan einzubauen.
Darüber war er doch froh, denn in der letzten Zeit hatte er mehr als genug Fleisch in fast jeder Form gegessen.
Nach zwanzig Tagen, in denen er sich ausschließlich von Fleisch und Fisch ernährt hatte, war er insgesamt um zehn Kilo leichter geworden. Eine erneute Blutuntersuchung ergab wieder beruhigende Werte. Ich riet ihm, von nun an weitere proteinreiche Nahrungsmittel in seinen Speiseplan aufzunehmen, die bisher nicht in seiner Diät vorgekommen waren:
Milchprodukte, Geflügel und Eier. Außerdem bat ich ihn, noch mehr zu trinken, wenn möglich zwei Liter Wasser pro Tag.
Er war auch damit einverstanden und versprach sogar, auch wieder Gemüse zu essen. Dazu hatte ich ihm geraten, weil ich langsam doch zweifelte, ob es medizinisch wirklich vertretbar war, sich so lange ausschließlich von proteinreichen Nahrungsmitteln zu ernähren.
Bei seinem nächsten Besuch in meiner Praxis, fünf Tage später, hatte er kein einziges Gramm abgenommen. Das nahm er natürlich als Argument für die Rückkehr zu seiner früheren ausschließlichen Proteindiät, an die er sich mittlerweile gewöhnt hatte und an der er besonders schätzte, dass er von den erlaubten Lebensmitteln so viel essen durfte, wie er wollte.
Ich erklärte mich einverstanden, allerdings unter der Bedingung, dass er immer mal wieder fünf Tage lang auch Gemüse äße, um einem eventuellen Vitaminmangel vorzubeugen. Das überzeugte ihn zwar überhaupt nicht, aber er akzeptierte es, da er mangels ballaststoffreicher Nahrung an starker Verstopfung litt.
Das war die Geburtsstunde meiner Proteindiät und meines Interesses an Fettleibigkeit und den verschiedensten Formen von Übergewicht, durch das sich meine Forschungsschwerpunkte und mein Arbeitsleben stark verändert haben.
Ich habe diese Diät dann ständig weiterentwickelt und nach und nach zu der Diät geformt, von der ich heute sagen kann, dass sie die besondere psychologische Verfassung Übergewichtiger am besten berücksichtigt. Sie ist die wirksamste von allen mit einer bestimmten Lebensmittelzusammensetzung arbeitenden Diäten.
Im Laufe der Zeit musste ich aber leider feststellen, dass selbst sehr effiziente und streng eingehaltene Diäten oft keinen bleibenden Erfolg haben, weil sie keine langfristige Stabilisierungsphase vorsehen, die verhindert, dass die anfänglichen Erfolge nach und nach wieder zunichtegemacht werden. Im besten Fall verfällt der Patient, sobald er sein Idealgewicht erreicht hat, allmählich wieder in seine alten Ernährungsgewohnheiten, im schlimmsten Fall – besonders während emotionaler Krisen, bei Stress oder in längeren anstrengenden Lebensphasen – bekommt er regelrechte Fressanfälle, die das Gewicht sprunghaft wieder ansteigen lassen.
Deshalb habe ich in meine Diät eine Stabilisierungsphase eingebaut. Sie unterstützt alle, die ernsthaft abnehmen wollen, dabei, ihr so mühsam erkämpftes Idealgewicht dauerhaft zu halten. Wer sein Gewicht nach einer Diät lange bewahrt hat und dann plötzlich feststellen muss, dass er wieder stark zugenommen hat, ist extrem frustriert; viele entwickeln dann geradezu einen Ekel vor sich selbst und beginnen sich zu vernachlässigen, bis sie womöglich noch dicker sind als vor ihrer Diät. In der von mir entwickelten Stabilisierungsphase werden nach und nach immer mehr gesunde Nahrungsmittel auf den Speisezettel gesetzt. Da jeder Körper, dem seine Reserven eine Zeit lang entzogen wurden, danach seine Forderungen mit Macht geltend zu machen versucht, braucht man gerade in dieser Phase Hilfe im Kampf gegen ihn.
Die Stabilisierungsphase soll den Übergang zur letzten Phase meiner Diät erleichtern, die ein Leben lang dauert und Ihnen den Erhalt Ihres Idealgewichts garantiert, wenn Sie die Regeln einhalten.
Die Stabilisierungsphase dauert zehn Tage pro abgenommenes Kilogramm Gewicht.
Endgültiger Friede ist auf dem Kampfplatz Gewicht leider auch danach nicht in Aussicht. Zahlreich sind die Feinde, die immer wieder versuchen, den Verteidigungswall zu stürmen. Die Sorgen des Alltags lassen irgendwann jeden schwach werden und vor den Verlockungen von Sahnesaucen oder süßen Leckereien kapitulieren. Aber auch ohne größere Krisen ist es schwierig, immer diszipliniert zu essen. Wer sich jeden Tag einschränken soll, möchte verständlicherweise auch einmal nach Herzenslust essen! Da der Körper nie aufhört, nach seinem Recht zu verlangen, schleichen sich allmählich die alten Gewohnheiten wieder ein.
Um all diesen Versuchungen etwas wirklich Wirksames entgegenzusetzen, habe ich für die letzte Phase, die Erhaltungsphase, eine Maßnahme entwickelt, von der ich anfangs kaum wagte, sie meinen Patienten vorzuschlagen, obwohl ich fest überzeugt war, dass sie ihr Problem nur so dauerhaft lösen könnten. Niemand möchte etwas für immer einhalten müssen! Ein Verbot, das man auf ewig respektieren muss, jagt jedem Angst ein. Es sei denn, er müsste diese eigentlich unakzeptablen lebenslangen Einschränkungen nur an einem einzigen Tag in der Woche hinnehmen, noch dazu an einem Tag, der im Vorhinein festgelegt ist, und er würde obendrein für sein Opfer mit sofortigem Erfolg belohnt.
Erst da erzielte ich bleibende Erfolge!
Mit wachsender Erfahrung lernte ich, die vier Phasen meiner Diät besser zu einem einheitlichen Weg auszubauen, ihn mit immer neuen Wegweisern auszustatten, Fluchtwege zu verbauen und ihm eine feste Basis zu geben. Auf die kurze und sehr harte Angriffsphase, in der die Pfunde aber auch rasch purzeln, folgt eine längere, ebenfalls strenge, aber immer wieder von Erholungspausen unterbrochene Aufbauphase. Die Länge der daran anschließenden Stabilisierungsphase hängt von der Höhe des zuvor verlorenen Gewichts ab. Um das am Ende dieser Phase hart erkämpfte Idealgewicht auf Dauer zu bewahren, muss man allerdings sein ganzes Leben lang einmal in der Woche einen strikten Diättag einhalten.
Dafür darf man aber auch den Rest der Woche essen, was man will! Wie ein Wachhund soll dieser wöchentliche Diättag aufpassen, dass es nicht zu einem Rückfall kommt.
Zur Entwicklung meines vierstufigen Diätplans habe ich zwanzig Jahre gebraucht.
Ich hoffe, dass er allen hilft, die immer wieder vergeblich versucht haben abzunehmen und mit Recht von einer Diät erwarten, dass sie zu dauerhafter Schlankheit führt – schließlich werden ihnen dafür einige Anstrengungen abverlangt.
Jeder hat ein Recht darauf, sich in seinem Körper wohlzufühlen und in Einklang mit ihm zu leben. Dieses Buch soll dabei helfen.
Ich widme es meinen Patienten, alten und jungen, Männern und Frauen, und danke ihnen dafür, dass sie mir durch ihr Vertrauen ein erfülltes Leben als Arzt geschenkt haben. Vor allem aber danke ich meinem ersten übergewichtigen Patienten, dem dicken Verleger.