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Prolog

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Für

Katrin,

Beatrix,

Ingetraut

&

den Patienten, der im Sommer 2019

rund um meine Wohnung

spazieren ging


















Ich bin einundfünfzig Jahre zu dem Zeitpunkt, an dem ich begann, die folgenden Aufzeichnungen zusammenzutragen. Geholfen haben neben meinen persönlichen Erinnerungen und Gesprächen mit Weggefährten auch Dokumente wie Epikrisen und Krankenhausrechnungen. In meinem Bekanntenkreis gibt es Frauen, die möchten nochmal gerne Dreißig sein. Ich dagegen möchte nichts zurückdrehen. Meine Erfahrungen und Verdienste der Vergangenheit bleiben mir erhalten und heute fühle ich mich in meiner Haut richtig wohl. Das Leben ist unaufgeregt schön. Ein gutes Alter mit vielen neuen Chancen und hoffentlich klugen Entscheidungen, auch wenn manche dieses Alter zum Beispiel im Berufsleben schon kritisch einschätzen.

Als Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler hatte ich aber nicht das Ziel, ein wissenschaftliches Werk zu schreiben, sondern ein autobiografisches Sachbuch mit Ratgeberfunktion, das das Erleben von psychisch erkrankten Menschen in den Mittelpunkt stellt und daraus Handlungsansätze für Betroffene, ihre Angehörigen und professionellen Helfer ableitet.

Ich kann sagen, dass ich ein erfülltes Leben führe, zwar mit Höhen und Tiefen, Erfolgen und Misserfolgen, aber im Endeffekt glücklich. Dumm bin ich auch nicht, man könnte mich mit meinen fünf akademischen Titeln sogar zur Bildungselite dieses Landes zählen, im Job war ich überaus erfolgreich, aber ich habe eben besondere Erfahrungen gesammelt, die ich in diesem Buch weitergeben möchte.

Depression und Psychose waren über viele Jahre meine Begleiter. Längst hatte ich die Hoffnung auf ein normales Leben und Empfinden, so wie ich es mal gekannt hatte, aufgegeben. Heute habe ich, wie ich es nenne, wieder ein „zentriertes Gefühl“ – ich fühle mich in der Mitte von Körper, Geist und Seele. Gut zehn Jahre stand ich völlig neben mir, jetzt sind vier Jahre vergangen, in denen ich keinerlei Rückfälle, Beeinträchtigungen oder Einschränkungen hatte. Diese Zeit des Abstands brauchte ich aber auch, um in der Rückschau über meine Erlebnisse und Empfindungen schreiben zu können. Und so kann ich allen Betroffenen und Angehörigen zurufen: „Es lohnt sich, schizoaffektive Störungen nicht als gegeben hinzunehmen, sondern den Ansatz zu finden, um Depression und Psychose langfristig zu überwinden.

Gegenstand einer jeden Psychotherapie sollte daher die Aufklärung sein, dass der Patient an einer häufig auftretenden Krankheit leidet, die in der Regel gut behandelbar ist. Dem Patienten sollte geholfen werden, seine Situation als nicht selbstverschuldet anzusehen, wozu depressive Menschen typischerweise neigen. Psychische Erkrankungen können jeden treffen – auch erfolgreiche Menschen, wie zum Beispiel den Fußballnationaltorwart Robert Enke, der sich vor zehn Jahren das Leben nahm.

Freilich braucht man für den therapeutischen Erfolg eine aktive Herangehensweise und einen langen Atem. Und ein Exklusiv-Rezept kann ich auch nicht geben, weil jeder eine mögliche Antwort in sich und bei sich selbst finden kann. Schon Galileo Galilei sagte: „Man kann einem Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“ Ich würde mich freuen, wenn ich für Betroffene und Angehörige dazu beitragen kann. Sie sind die Helden, die es nicht (vor-) zu verurteilen, sondern gesellschaftlich zu ehren gilt.





















Wenn die Seele brennt

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