Читать книгу Mit dem Bumsbomber nach Bangkok - Dr. Robert Tiefenbach - Страница 8
19. April
ОглавлениеDer Morgen begann mit genauso sportlich wie am Vortag, wir setzten das fort, womit wir gestern Abend geendet hatten.
Der Moment der Trennung war gekommen. Kat schrieb mir ihre Facebook-Adresse und Telefonnummer auf, damit wir in Verbindung bleiben könnten. Warum macht sie das? Um eine weitere Enttäuschung zu erfahren, indem sie irgendwann feststellen muss, dass ich mich nicht melde? Um sich weiterhin in einer Traumwelt aufhalten zu können? Ich sah keinen Sinn darin, eine virtuelle Freundschaft aufrecht zu erhalten. Es war mein Urlaub, ich wollte etwas erleben, meinen Spaß haben, aber keine Illusionen aufbauen.
Beim Abschied meinte sie zu mir, dass sie an diesem Tag nicht arbeiten gehen könne, sie würde in ihrem Zimmer bleiben. Ich merkte, dass sie irgendwie ge- und betroffen war. Sie wusste, dass ich am nächsten Tag nach Pattaya übersiedeln würde und hatte Sorge um mich, bat mich, dass ich gut auf mich aufpassen solle. Nach einer letzten kurzen Umarmung verließ sie mich – irgendwo in mir tat das weh.
Gegen 13:00 Uhr suchte ich erneut das gestrige Lokal auf, um zu frühstücken. Im Gegensatz zu Deutschland konnte man in Thailand um diese Zeit noch ein Frühstück erhalten. Wieso habe ich das Hotel mit Frühstück gebucht? Ich kam überhaupt nicht dazu, dieses in Anspruch zu nehmen, da ich morgens erst nach dem Ende der Frühstückszeit aus dem Bett kam. Alles hinausgeworfenes Geld. Ich zog plan- und ziellos durch die Stadt, schaute mir bunte Stände an, atmete die fremde Atmosphäre ein, genoss den krassen Gegensatz traditioneller Einfachheit und westlicher Moderne, dachte an Kat und dem, was sie in mir sehen könnte. Liebe könnte es nicht sein, aber es könnte etwas sein, das sie für Liebe hält und es in Wirklichkeit doch nur eine Hoffnung wäre. Eine Ölmassage sollte mich auf andere Gedanken bringen, die kostete in Thailand doch nicht viel.
Wie bereits bei meiner vorherigen Massage zog ich mich bis auf die Unterhose aus und legte mich bäuchlings auf die harte Matte. Die erste Amtshandlung der Masseurin war, mich anzuweisen, dass ich die Unterhose nicht bräuchte und ausziehen könnte. Mir schwante schon, was gleich kommen würde. Sie fing an, die Füße zu drücken und zu massieren, arbeitete sich langsam über die Beine nach oben. Wie zufällig berührten ihre Hände häufiger meinen Hodensack oder rutschten kurz in die Arschfalte. Ich sollte mich umdrehen. Bingo, ich hätte meine Wette gewonnen. Sie ölte kräftig meinen Penis ein und massierte diesen ausgiebig. Als sie der Meinung war, meine Geilheit genügend gesteigert zu haben, folgte die erwartete Frage nach einem Happy End. Nein, das wolle ich nicht. Sie ließ nicht locker, massierte und fragte erneut, doch ich blieb standhaft. Die Masseurin gab sich geschlagen, dachte ich, denn die zufälligen Berührungen blieben fortan aus. Sie massierte ganz normal weiter, ging aber später zu einem zweiten Angriff über, nahm sich erneut meinen Schwanz vor, ob ich denn sicher sei, dass ich kein Happy End wolle. Man wird die penetrant! Das schmälerte die Qualität der Massage enorm, ich wollte nicht ständig abwehren müssen, sondern einfach die Massage genießen.
Nein, ich wolle immer noch kein Happy End.
Ob ich ihr dann wenigsten einen guten Tipp geben würde.
Ja, den könne sie haben.
Erst jetzt gab sie wirklich auf und brachte die Massage ohne weitere Stimulationsversuche zu Ende. Die Bezahlung erfolgte bei ihrer Chefin. Ich gab zu den geforderten 300 Baht noch 50 Baht Tipp. Die Chefin regte sich auf, 50 Baht seien doch viel zu wenig, das sei kein angemessener Tipp. Hey, was erwarten die denn? Ich gebe fast 20% Tipp und sie regt sich auf? So können sie keine Kundschaft gewinnen. Außerdem war die Konkurrenz riesengroß, es gab genügend Ausweichmöglichkeiten und ich würde in diesen Massagesalon gewiss nicht mehr gehen.
In Bangkok gab es sehr viele Bettler, von denen einige ziemlich verstümmelt waren, denen Finger oder gar ganze Gliedmaßen fehlten. Andere krochen flach liegend über den Bürgersteig, drückten ihr Gesicht auf die Platten, so als ob sie der letzte Dreck seien. Das bedrückte und beschämte mich gleichermaßen.
Ein anderer, ein junger Mann mit längeren rotbraunen Haaren, saß in Nana immer an der gleichen Stelle, wartete auf Almosen, hielt jedem seinen alten Pappbecher hin, damit dieser ihm ein paar Baht einwerfen konnte. Und dann spielte genau dieser Bettler zwischenzeitlich immer wieder auf seinem Smartphone herum – dann kann es ihm ja gar nicht so schlecht gehen. Er hat ein besseres Handy als ich – vielleicht sollte ich mich auch an eine Straßenecke setzen und den Menschen eine Sammelbüchse entgegenhalten.
Nachmittags habe ich mir mein Notizbuch genommen, wollte rausgehen und in irgendeiner Bar meine Erinnerungen niederschreiben. Als ich an der Bar vorbeikam, in der Kat arbeitete, traf ich dort Brin. Sie fragte mich, wo Kat sei, sie sei nicht zur Arbeit erschienen. Offensichtlich bewegte Kat wirklich etwas, sie war doch tatsächlich in ihrem Zimmer geblieben. Ich erklärte Brin, dass Kat heute zu Hause bleiben wolle und nicht käme. Brin schien hierüber irgendwie beunruhigt.
In einer anderen Bar setzte ich mich an die Außentheke, bestellte mir eine Cola und schrieb das Erlebte in mein Notizbuch. Auf die übrigen Gäste musste ich wie ein Alien wirken – ich saß dort, ließ mich durch nichts ablenken und schrieb ohne Unterlass. Kurzzeitig überlegte ich, wie viele der hier anwesenden Touristen überhaupt des Schreibens mächtig seien, sehr viele erschienen mir recht einfach. Der Stift machte schlapp, gab keine Tinte mehr her, unterbrach meinen Schreibfluss und zwang mich zurück ins Hotel. Doch vorher brauchte ich etwas zu essen, mein Magen knurrte gewaltig. Eine größere Straßenküche auf dem Bürgersteig lockte mich an, daneben standen vor einigen alten Klapptischen verschiedenfarbige Plastikhocker. Das war genau das Richtige, das war Bangkok, Mc Donalds und Co reizten mich nicht mehr. Die Speise konnte ich mir aus der Vielfältigen Auswahl diverser Fleisch- und Gemüsesorten selber zusammenstellen, ich brauchte nur auf das zu zeigen, was ich haben wollte. Ein Würstchen ist immer eine sichere Sache, das würde sicher gut schmecken, dazu noch ein paar frittierte Tintenfischringe, etwas gegrilltes Rindfleisch und eine Schale Reis. Die Küche wurde von einem jungen Mann und seiner Mutter bewirtschaftet, beide konnten kein Englisch und ich kein Thai, die Verständigung erfolgte über Hände und Füße. Als ich bezahlen wollte, hob der junge Mann vier Finger. Gut, also 40 Baht. Bevor ich jedoch mein Geld aus der Tasche ziehen konnte, kam die Mutter hinzu und zeigte fünf Finger an. Ich interpretierte diese zusätzlichen 10 Baht als „Touristenrabatt“ und hoffte, dass der junge Mann später keinen Ärger mit seiner Mutter bekam, weil er zuerst weniger verlangt hatte. Die Tintenfischringe waren erstaunlich gut, richtig cross und kein bisschen gummiartig, sie hatten etwas Snackähnliches. Paradoxerweise hat das Würstchen am exotischsten geschmeckt.
An den zahlreichen Straßenständen sind mir relativ viele Händler aufgefallen, die sich mittels Gebärdensprache verständigten. Ob sie wirklich taubstumm waren oder diesen Weg gewählt hatten, um nicht gegen den Straßenlärm ankämpfen zu müssen, wusste ich nicht. Vielleicht bekäme ich es noch heraus. Wer bei seinem Marsch den Straßenständen entlang den Fehler machte, sich etwas anzusehen oder zufällig mit dem Händler Blickkontakt aufnahm, hatte verloren. Dies wurde sofort als Einladung zu einem intensiven Verkaufsgespräch angesehen und man hatte Mühe, sich wieder loszueisen.
Auch die Straßenhändler hatten eine wichtigste Waffe – in Form eines riesigen Taschenrechners mit einer überdimensionalen Ziffernanzeige. Wenn man mit ihnen ins Geschäft kommen wollte, tippten sie eine horrend große Zahl ein, zeigten einem diese. Man schüttelte den Kopf: „To much!“ Daraufhin bekam man den Taschenrechner in die Hand gedrückt und sollte seine Vorstellung über den Preis eintippen, die bedeutend niedriger war – kopfschütteln der Gegenseite kam als Resonanz. Das Feilschen ging in seine zweite Runde, der Händler tippte eine neue Zahl ein, die beträchtlich niedriger als die erste war, aber immer noch über dem Vorschlag des Kunden lag. Nun kam man ihm durch Erhöhung seines Angebots entgegen und einigte sich nach mehrmaligem Wechsel des Rechners auf einen Preis, der durchaus ein Drittel des Ausgangspreises sein konnte.
Ich hatte vergessen, meine Badehose einzupacken. Aber es durfte nicht wahr sein, in einem Land, in dem man bei jedem zweiten Straßenhändler Viagra, Valium und Co kaufen konnte, gab es nicht einen, der Badehosen im Sortiment hatte. Selbst im Sportgeschäft war die Auswahl dürftig und nicht ansprechend. Bikinis sieht man immer wieder. Gehen nur Thai-Frauen schwimmen und ist dieses Männern verboten? Mir erschloss sich diese Logik nicht.
Recht viele der vorbeihastenden Menschen trugen einen Mundschutz, es sah aus als ob sie gerade aus einem OP-Saal gekommen wären. Meine erste Überlegung diesbezüglich war, dass die Mundschutzträger Angst vor den Emissionen der Fahrzeuge und der Stadt hätten und so die Luft filtern wollten. Nach ein paar Tagen des Aufenthalts in Thailand revidierte ich diese Überlegung und tauschte sie gegen eine zweite: Die Träger hatten in meinen Augen immer noch Angst, aber nicht vor den Emissionen der Fahrzeuge und der Stadt, sondern vor den Emissionen der anderen Menschen. Ich befand mich in Asien, der Heimat der Vogelgrippe – sie hatten Angst sich hieran anzustecken. Gut, dass ich vorgesorgt hatte und eine Prophylaxe mitgenommen hatte. So war ich einigermaßen sicher und brauchte keine Sorge haben, dass ich es den Ladys aufgrund eines grippebedingten Ausfalls nicht mehr besorgen könnte.
Nach meinem gelungenen Mahl wollte ich mich im Hotel auf den Abend vorbereiten. Zunächst einmal duschte ich ausgiebig, der kühle Wasserstrahl war nach der Hitze des Tages mehr als erfrischend und diente mehr der Abkühlung als der Reinigung. Ich warf mich in saubere Klamotten und machte mich auf den Weg nach Nana, wollte sehen, was heute auf mich wartete. Weit kam ich nicht. Die Bar, in der Kat arbeitete, war eine der ersten zwischen meinem Hotel und Nanas Zentrum. Kat saß auf einem Holzhocker vor der Bar, wartete auf Customers. Wir sahen uns gleichzeitig, sie sprang auf, kam mir entgegen, umarmte mich heftig und drückte mir erst einmal einen dicken Kuss auf die Lippen. Ich bemerkte, dass ihre Haare nicht mehr so glatt wie am Morgen, sondern lockig waren. Sie hatte mir im Baiyoke-Tower ein Foto von sich gezeigt, auf dem sie mit lockigem Haar zu sehen war. Als ich sie darauf angesprochen hatte, hatte sie geantwortet, dass sie für mich am nächsten Tag, also heute, ihre Haare lockig frisieren würde. Und nun waren sie lockig, sie hatte daran gedacht. Ich schlug vor, dass wir zuerst gemeinsam ein Bier trinken könnten, die Gesetze Thailands lernte ich schnell. Die Ladys lebten mitunter davon, dass sie die Urlauber zum Trinken animierten, warum sollte ich ihr nicht das Animieren-Müssen ersparen, indem ich ihr einen Schritt zuvorkomme und sie direkt zu einem Ladydrink einlade. Selbstverständlich willigte sie dem Vorschlag zu und wir saßen am Straßenrand am Tresen und schauten auf das touristische Treiben vor uns. Kat wäre nicht Kat gewesen, wenn sie sich mit einem Ladydrink zufrieden gegeben hätte. Sie würde gerne den Abend mit mir verbringen, zöge mit mir ein wenig durch Nana und wir hätten viel Spaß dabei. War das das, was ich auch haben wollte? Im Hotel hatte ich vorhin noch den Plan, mich in eine Bar zu setzen, ein Bier zu trinken (so weit war ich jetzt, ich saß in einer Bar und ich trank ein Bier) und dann zu sehen, welche Schönheit ich mit ins Hotel nehmen könnte. In Nana war derzeit „Nebensaison“ und es herrschte ein derartiges Überangebot an Ladys, dass kein Mann ungeküsst ins Bett gehen musste.
Ich zögerte ein wenig, fühlte in mich hinein, wozu ich Lust hätte. In mein Zögern warf Kat ein, dass wir in eine Gogo-Bar gehen könnten, dort herrsche eine ausgelassene Stimmung und wenn ich wolle, würde sie anschließend auch zu sich nach Hause gehen, ich müsse sie nicht mit ins Hotel nehmen. Stimmt, von den Gogo-Bars hatte ich im Vorfeld meines Urlaubs gelesen, sie aber völlig aus den Augen verloren. Kats Vorschlag gefiel mir, so wäre alles offen und ich hätte bei meinem ersten Besuch einer Gogo-Bar an Sicherheit gewonnen; Kat war über alle Gepflogenheiten im Bilde und könnte mir alles erklären. Zudem war sie sehr quirlig, voller Elan und ich konnte mit ihr auch außerhalb des Betts sehr viel Spaß haben. Wir tranken in aller Seelenruhe unsere Bier aus, anschließend bezahlte ich die Getränke einschließlich ihrer Barfine, das übliche Vorgehen eben. Zu einer für Mitteleuropäer vorgerückter aber für Nana frühen Stunde sind wir Richtung Nana Place losgezogen, dem Herzen des Vergnügungsviertels. Die Straße mussten sich um diese Uhrzeit Fußgänger und Autos gleichermaßen teilen, da die Bürgersteige nach wie vor den vielen Händlern und Garküchen gehörten. Trotzdem ging alles sehr friedlich zu, jeder nahm auf jeden Rücksicht und ich habe nicht einmal einen Autofahrer hupen gehört.
In Nana Place wollte Kat erst noch einen Fan begrüßen, ihn mir vorstellen, beziehungsweise mich ihm vorstellen – worin genau ihre Intention lag, wusste ich nicht. Wir steuerten in einem Hinterhofhaus einen kleinen Friseurladen an. Ihr Fan war der Friseur, der ihr am Morgen die Locken in die Haare gemacht hatte. Als er auf Kat aufmerksam wurde, stürmte er hocherfreut auf sie zu und begrüßte sie sehr herzlich. Er war selbst für Thai-Verhältnisse relativ klein und sah mit den grünen, eingeflochtenen Perlen in seinen kurzen, schwarzen Haaren flippig aus, was sehr gut zu seinem verschmitzten Gesicht passte. Wir wechselten ein paar belanglose Worte. Bereits nach dem ersten Satz stand felsenfest fest, dass er megaschwul war; seine Stimmlage, seine Tonfall, seine Mimik, seine Gestik bedienten jedes althergebrachte Klischee. Ich weiß, dass man nicht von einem einzelnen auf die Masse schließen kann, aber 100% der thailändischen Friseure, die ich jetzt kannte, waren schwul.
Das Angelwitch, die Gogo-Bar, die Kat im Visier hatte, sollte das Objekt unserer Begierde werden. Ich selber hätte nur eine Zufallsauswahl treffen können, für mich wären von außen alle Gogo-Bars gleich gewesen und wäre in irgendeine hineingegangen. So konnte ich mich auf Kats Kenntnisse verlassen. In dem Amüsierschuppen war kaum Platz, er war gerammelt voll. Neugierig ließ ich meinen Blick durch das Angelwitch schweifen und registrierte einige Frauen, die uniform schwarze Strapse, schwarze Stiefel und einen raffinierten, schwarzen BH trugen. Es brauchte nicht viel Fantasie, um zu verstehen, dass sie die Animierdamen oder Kellnerinnen waren. Da mich Kat begleitete, wähnte ich mich vor unwillkommenen Anmachversuchen sicher und meine Ahnung wurde im Laufe des langen Abends nicht enttäuscht, keine einzige der Ladys kam an unseren Tisch oder wurde gar aufdringlich. Offensichtlich waren Männer in Begleitung einer Lady tabu. Warum sollte man in ihn auch Zeit investieren, er hat doch schon seine Long Time Lady.
Die Gogo-Bar bestand aus einem größeren, erhöhten Tanzbereich im Zentrum des Raums, ringsherum waren Tische angeordnet und hinter diesen Tischen waren hörsaalartig drei Reihen rot gepolsterter Bänke. Wir entdeckten zwei freie Plätze in der hintersten Reihe und bestellten erst einmal das obligatorische Bier. Dabei musste ich feststellen, dass die Straps-Girls nicht Kellnerinnen waren, denn diese zeichneten sich durch ein unscheinbares Aussehen aus, gehüllt in grau-blaue T-Shirts. Aber ich sollte die Straps-Girls noch zur Genüge zu sehen bekommen. Wir hatten Glück, kaum, dass wir unser Bier bekommen hatten, begann die Show. Im Laufe des Abends stellte ich jedoch fest, dass das kein Glück war, sondern die Show permanent lief, abgesehen von längeren Pausen, in denen die Girls einen „Werbeauftritt“ für sich hatten. Die einzelnen erotischen Darbietungen dauerten jeweils ein paar Minuten und es wurde versucht, eine einigermaßen sinnvolle Handlung darzustellen, die zum Ende hin immer eindeutig sexistisch auslief, indem der Kopf einer der Tänzerinnen im Schoß einer anderen Tänzerin lag; mit dem Gesicht der Scheide zugewandt.
Bei einer Nummer traten zwei Tänzerinnen auf die Bühne, sie hatten um ihre dunklen Haare und schlanken Körpern große Frotteehandtücher geschlungen. Sehr schnell „verloren“ sie diese und wuschen sich imaginär gegenseitig mit einem weichen Schwamm; zunächst an den harmlosen Stellen wie ihren Armen, dann an den Brüsten und schließlich auch an den intimsten Stellen – schade, dass wir so weit hinten sitzen, man sieht gar nichts richtig deutlich.
Eine andere Darbietung stellte eine „Einbrecherin“ im Sträflingskostüm dar, die um die Tanzstangen schlich. Plötzlich tauchte eine „Polizistin“ auf, nahm die Einbrecherin gefangen. Diese musste sich ausziehen und wurde am gesamten, nun nackten Körper intensiv kontrolliert, selbstverständlich verlor bei der Visitation die Polizistin ebenfalls alle Kleidung und die beiden fielen in ein erregendes Liebesspiel.
Zu einzelnen Nummern wurden auch Männer aus dem Publikum auf die Bühne gebeten und in die Darbietung eingebunden. Einer wurde auf einer gepolsterten Bank rücklings gefesselt und von vier nackten Gogo-Girls anmachend umtanzt. Sie kreisten um sein Gesicht, stellten sich breitbeinig über ihn und präsentierten ihm ihre Ärsche. Dem armen Kerl standen Schweißperlen auf der Stirn und an der Beule in seiner Hose erkannte man deutlich, wie sehr ihm die Frauen und deren Spiel gefielen.
Ein anderer wurde zu einem Lap Dance auf die Bühne gebeten. Er sollte sich auf einen Holzstuhl setzen, seine Hände wurden an einer Tanzstange festgebunden und er bekam gleich zu Beginn der Darbietung den Slip der schönen Tänzerin über den Kopf gezogen. Das mochte ab 1,5 Promille ganz lustig sein aber unterhalb von 1,5 Promille sah er damit einfach nur lächerlich aus. Der Lap Dance hingegen war sehr gut ausgeführt und wirkte hocherotisch. Das Gogo-Girl spielte mit dem Mann und seiner Lust, reizte ihn aufs Äußerste und er kam nicht an sie ran. Zum Abschluss des Tanzes stieg sie auf seine Oberschenkel und hielt ihm ihre Scheide unmittelbar vors Gesicht. Wie viele der anwesenden Männer würden jetzt gerne mit ihm tauschen – mich inbegriffen?
Die meisten der Tänzerinnen standen zum Schluss der einzelnen Nummern völlig nackt auf der Bühne, nur wenige trugen am Ende einen knappen Slip. Ich folgerte daraus, dass diese noch nicht so lange als Gogo-Girls arbeiteten und noch shy seien, sich innerlich noch nicht so befreit hätten, dass sie den Gästen ihre völlige Nacktheit präsentieren wollten. Erst gegen Ende des Urlaubs erfuhr ich, dass es auch ganz anders sein könnte. Bei den nackten Tänzerinnen versuchte ich einen Blick auf ihre Scheiden zu erhaschen, für mich war noch die Frage nach den nicht vorhandenen Schamlippen bei Kat offen – ist das thaispezifisch? Da wir jedoch in der letzten Reihe saßen, konnte ich nichts mit Bestimmtheit erkennen, schade. Wäre ich der Auserwählte bei dem Lap Dance gewesen, wüsste ich es jetzt zumindest von einer weiteren Thai-Lady.
Ein entkleidungsfreier Auftritt zeigte vier Fischerinnen in langen Hemden und mit landestypischen Hüten, sie tanzten mit ihren Reusen und sehr schnell wurde deutlich, was sie erbeuten wollten. Die Netze wurden auffordernd ins Publikum gehalten und die erheiterten Zuschauer animiert, statt Fischen Baht in ebendiese zu werfen.
Kat und ich amüsierten uns köstlich bei der Show, tranken, lachten knutschten und ließen immer wieder mal die Hände über den Körper des anderen wandern. Sie erzählte mir beiläufig, dass sie ebenfalls einmal in einer Gogo-Bar gearbeitet habe, ihr die Arbeit aber keinen Spaß gemacht habe und sie deshalb aufgehört habe.
„Dann kannst du ja gleich im Hotel für mich tanzen“, radebrechte ich auf Englisch. Damit hatte ich gleich zwei Fliegen auf einmal erschlagen – ich sähe sie nur für mich tanzen und ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass ich sie heute Nacht mitnehmen wolle. In gewisser Weise war das menschenverachtend, da ein Nichtmitkommenwollen ihrerseits von mir gar nicht in Erwägung gezogen wurde. Doch bei Kat war ich mir sicher, dass sie auch mitkommen wollte.
In regelmäßigen Abständen wurde die Show für längere Zeit unterbrochen. Das hieß allerdings nicht, dass es in dieser Spanne nichts zu sehen gegeben hätte, im Gegenteil, es wurde sehr viel gezeigt.
Die Straps-Girls strömten in dieser Pause auf die Bühne. Jede einzelne hatte an ihrem Oberteil oder Slip einen Button mit einer Nummer. Kaum dass sie auf der Tanzfläche standen, kam der raffinierte BH zum Einsatz, die Stofffetzen vor der Brust wurden zur Seite geschlagen, so dass man genau ihre Auslagen betrachten konnte. Sämtliche Größen und Formen standen auf der Bühne, es war für jeden Geschmack die Richtige dabei. Wenn ein Mann nun die Gesellschaft einer dieser Gogo-Girls haben wollte, teilte er einer der Servicekräfte die Nummer seiner Auserwählten mit und diese wurde anschließend an den Tisch des Bestellenden gebeten. Sollte dabei bei dem Mann der Wunsch nach mehr aufkommen, könnte er sie auslösen und mitnehmen, sei es nur für eine Stunde bei einer Short Time oder gleich für die ganze Nacht bei einer Long Time.
Manche der aufreizenden Ladys auf der Bühne verstanden es richtig gut, sich zu präsentieren. Sie bewegten sich mal anmutig, mal lasziv, rückten ihre Körper ins rechte Licht, spornten das Publikum an, heizten es auf. Andere dagegen unterhielten sich, die Zuschauer ignorierend mit den neben ihnen stehenden Kolleginnen oder verharrten wie in Schockstarre, nahezu bewegungslos an Ort und Stelle. Bei letzteren kam mir spontan der Gedanke, wie „freiwillig“ sie da oben auf der Bühne stünden, denn manche fühlten sich sichtlich unwohl, sahen nur auf den Boden vor ihnen, waren verkrampft. Doch wieso waren sie dann da? Was zwang sie? Die Armut?
Nach einigen Minuten gingen die Frauen kreisförmig ein kleines Stückchen weiter, sie erschienen mir wie Hühnchen, die sich im Grill drehen, so dass jeder Gast im Laufe der Zeit alle Gogo-Girls zu sehen bekam.
Zwei oder drei Stunden später hatten wir genug vom Angelwitch, der Reiz ließ nach. Wir wollten etwas anderes unternehmen, wollten Pool spielen. Billard hatte in Thailand einen hohen Stellenwert, in vielen Bars standen Billardtische. Wir gingen wiederum ins Strikers – dort hatten wir bereits am Tag zuvor gespielt. Auf dem Weg behauptete Kat, dass sie heute gewinnen werde. Ich verwies sie auf die gestrige Niederlage, schlug als Siegprämie für mich vor: „When I win I will fuck you“ und ergänzte in Anbetracht der Möglichkeit einer Niederlage: „And when you win you will fuck me“. Somit war ich auf jeden Fall auf der sicheren Seite und hätte im Anschluss an das Spiel meinen Spaß mit Kat.
Das Strikers war brechend voll, sämtliche Tische waren belegt und ich stellte mich darauf ein, dass wir warten müssten bis einer frei würde. Doch Kat kannte die richtigen Leute im Lokal und nach einem kurzen Wortwechsel zwischen Kat und genau diesen Leuten wurden wir in einem neben dem Hauptraum befindlichen Glaskasten geführt. Dieser hatte zwei Vorteile: Erstens, er enthielt einen freien Billardtisch und zweitens, er war klimatisiert, was in der Hitze der Nacht richtig gut tat. Um es vorwegzunehmen, wir beendeten bei Ladenschluss unser Spiel mit 2:2.
Während des Spiels alberten wir mehr herum, als dass wir ernsthaft spielten. Gut versenkte Kugeln wurden gegenseitig anerkannt und gelobt, Fehlschüsse im Gegenzug voller Schadenfreude gnadenlos ausgelacht. Um diese zu provozieren schreckten beide Seiten nicht davor zurück, den jeweils anderen nach allen Regeln der Kunst abzulenken. Kat griff dabei auf ihre bereits bewährte Strategie der heruntergezogenen Bluse vor der anvisierten Tasche zurück. Aber auch ein beherzter Griff in meinen Schritt im Moment des Stoßes oder der Einsatz des Queues zwischen die Beine im richtigen Moment wurden ins Repertoire aufgenommen. Es dauerte nicht lange und wir hatten eine Kellnerin und einen Fan von Kat als Zuschauer, die sich mit uns köstlich amüsierten. Dabei habe ich festgestellt, dass zwar als Verhaltensregel überall geschrieben stand, man solle einen Thai nicht direkt anschauen, das sei unschicklich, aber dies offensichtlich nur für ein offenes, direktes Ansehen galt. Aus der Sicherheit unseres Glasbunkers heraus, haben sich die drei die Gäste im Hauptraum sehr genau angeschaut und über einzelne, zu denen es besondere Geschichten zu erzählen gab, sehr gelacht und sich lustig gemacht.
Besonders dreist war eines der Bar-Girls aus dem Hauptraum. Es kam zwischendurch mit einem Glas Schnaps in der Hand in unseren Glaskasten und wollte genau diesen Schnaps von mir ausgegeben haben. Als ich ablehnte, insistierte sie, gab aber auf als sie merkte, dass sie von mir nichts zu erwarten hätte. Wie abgezockt sind die denn hier? Wahrscheinlich machte sie sich anschließend bei ihren Kolleginnen draußen über den Geizkragen im Glaskäfig lustig. Was soll's, man kann nicht allen gefallen.
An diesem Abend gab Kat ihre ID-Karte nicht an der Rezeption ab. Offensichtlich war es, zumindest in diesem Hotel, Aufgabe des Gastes, dafür zu sorgen, dass die Ladys ihre ID-Karte abgaben – es diente ja letztendlich seiner Sicherheit und nicht der Sicherheit des Hotels.
Im Zimmer suchte Kat im Speicher ihres Smartphones nach einem bestimmten thailändischen Song. Als sie ihn gefunden hatte, ließ sie ihn laut laufen. Ich hatte keinerlei Ahnung, um welche Art Lied es sich dabei handelte, ob es sich um Thailands Antwort auf Heino oder Thailands Antwort auf Unheilig handelte. Auf jeden Fall hörte es sich sehr fremdländisch und orientalisch an. Ich sollte mich aufs Bett legen und als ich bequem und entspannt lag, begann Kat mit ihrem graziösen Tanz nur für mich. Anmutig bewegte sie sich durch den Raum, ließ harmonisch Arme und Hände schwingen, lachte mir zu. Sie führte ihre Bewegungen langsam und elegant auf, es sah aus wie eine Feder, die sich im Wind wiegte. Auf mich machte das Ganze den Eindruck, als handelte es sich um eine Art Tempeltanz, er war vollkommen unsexistisch. Doch dieses sollte nur die Ouvertüre sein, es folgte ein zweiter, in dessen Verlauf sie sich nach und nach entkleidete bis sie schließlich völlig nackt vor mir tanzte. Der Tanz ging langsam in einen Gogo-Tanz über, ihre Bewegungen wechselten von der sanften Anmut in eine heiße Anmache, wurden immer eindeutiger, immer direkter, das Ziel war klar und sollte folgen – wir landeten im Bett.
Am nächsten Tag stand mein Transfer nach Pattaya an, ich musste bis 11:00 Uhr ausgecheckt sein. Wohlweislich stellte ich den Alarm meines Handys auf 9:00 Uhr, so dass wir noch genügend Zeit für ein gemeinsames Frühstück im Hotel hätten.