Читать книгу Krimi & Thriller Sammelband 1101 Montagskiller - Earl Warren - Страница 25

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Mit Blaulicht jagten wir durch den Holland-Tunnel, tief unter den Wassermassen der Hudsonmündung her. Bis Jersey City war es nur ein Katzensprung.

Als wir die Thomas Jefferson Hall erreichten, herrschte dort bereits heilloses Chaos. Die Dunkelheit war erhellt von den Blinklichtern der Einsatzwagen des Police Departments.

Die uniformierten Cops versuchten verzweifelt, dem Chaos Herr zu werden. Menschen mit panikverzerrten Gesichtern kamen uns entgegen und stürzten zu ihren Wagen. Die Cops hatten keine Kontrolle mehr über das, was sich hier abspielte. Und in all dem Durcheinander war der Attentäter vermutlich unerkannt entkommen.

Durch einen Hintereingang kamen wir ins Innere der Halle, die sich schon ziemlich geleert hatte.

Im Sparring lag der Schiedsrichter in seinem Blut. Ein Arzt kümmerte sich um ihn. Mitarbeiter des Jersey City Police Department - sowohl uniformiert als auch in zivil - waren überall. Ein paar Schaulustige standen auch dazwischen. Dazu einige der Catcher, ihre Betreuer, Trainer und Manager. Ein aufgeregter Stimmenchor war zu hören.

Ein Officer wollte uns abdrängen. Milo hielt ihm den Ausweis unter die Nase.

"Entschuldigen Sie", sagte der Officer.

"Nicht der Rede Wert", erwiderte Milo. "Wer leitet hier den Einsatz?"

"Hier läuft im Moment alles durcheinander, Sir!"

Ich fragte: "Ist schon jemand von der Mordkommission hier?"

"Lieutenant Brady! Der steht da hinten!" Der Officer deutete auf einen untersetzten, breitschultrigen Mann in den späten Vierzigern, der sich mit einem der Wrestler unterhielt. Brady machte sich Notizen dabei.

Wir stiegen in den Sparring.

Ich sprach den Arzt an, der sich über die Leiche des Schiedsrichters beugte.

"Special Agent Jesse Trevellian, FBI", stellte ich mich vor.

"Dr. Allan Sabritsky, Gerichtsmedizin."

"Können Sie uns schon irgendetwas sagen?"

"Dieser Mann ist durch zwei sehr präzise Schüsse getötet worden, die aus größerer Distanz abgegeben worden."

Jetzt trat Lieutenant Brady hinzu. Wir stellten uns kurz vor. Brady deutete auf die Zuschauerränge. "Der Täter hat aus der Zuschauermenge heraus gefeuert... Auf die Distanz muss er ein guter Schütze sein... Aber vermutlich ist er längst auf und davon. Als wir eintrafen, war der Großteil der Zuschauer schon auf und davon. Wir werden es schwer haben, jemanden zu finden, der brauchbare Aussagen machen kann."

"Gab es denn keine Waffenkontrolle des Publikums?", fragte ich.

Brady zuckte die Achseln.

"Die waren offensichtlich nicht gründlich genug - obwohl man eigentlich nach dem Vorfall im Madison Square Garden hätte gewarnt sein müssen."

"Sie sagen es, Lieutenant."

"Sagen Sie, Agent Trevellian, was geht hier eigentlich vor? Ist hier ein Verrückter unterwegs, der keine Wrestler mag oder geht es hier um einen Kleinkrieg der Leute, die diesen Sport aus dem Hintergrund heraus regieren?"

"Wenn wir das wüssten, wären wir schon gutes Stück weiter..."

"Verstehe", nickte Brady.

Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, wie Milo sich mit einem Wrestler unterhielt. An seinem Gürtel war der Schriftzug DOC KILLER aufgestickt.

"Mann, ich stand nur ein paar Zentimeter entfernt", meinte er sichtlich beeindruckt. "Natürlich hatte ich von der Sache im Madison Square Garden gehört und ich dachte schon: Jetzt bist du an der Reihe!" Er atmete tief durch. "Das ging alles so wahnsinnig schnell..." Er schüttelte den Kopf. "Ich meine, Clint Montgomery war ein mieser Schiedsrichter, aber dieses Ende hätte nicht einmal ich ihm gegönnt..."

"Sie mochten Montgomery nicht?", hakte Milo nach.

"Dieser käufliche Hund hat mich um den Gewinn des TV-Cups der Eastern Wrestling Leage gebracht...."

"Ach!"

"Weil er mich einfach disqualifiziert hat! Und das nur, weil ich im Titelkampf mit einem Stuhl auf meinen Gegner eingedroschen habe..."

"Kann ja passieren", sagte Milo.

"Ich sehe, Sie verstehen etwas davon, Agent Tucker!"

"Sie sagten, Montgomery sei käuflich gewesen...."

DOC KILLER machte eine wegwerfende Handbewegung. "Fragen Sie mich nicht nach Beweisen. Die habe ich nicht. Aber ich bin nicht der Einzige, dem aufgefallen ist, dass in den Kämpfen, die dieser Kerl gepfiffen hat, immer die Kämpfer besonders gut wegkamen, die aus Sly Jordans Stall stammten..."

Ich hatte das Gespräch zwischen Milo und dem Wrestler eine Weile verfolgt.

Dann lenkte mich ein Mann mit einer Baseballmütze ab, auf der SHARKS stand.

Der Mann beobachtete mich.

Jetzt trat er näher an den Sparring heran.

In seinen Augen flackerte es unruhig.

"Sie sind ein echter G-man?", fragte er. Er hatte eine dünne, heisere Stimme.

Einer der Uniformierten wollte ihn wegschicken.

"Heh, was soll das?", rief der Mann mit der Sharks-Mütze.

"Ich gehöre zu den Packern, die hier aufräumen!"

"Hier kann noch eine ganze Weile lang nicht aufgeräumt werden", versetzte der Officer.

"Warten Sie", sagte ich und schwang mich vom Sparring herunter. "Ist schon in Ordnung", wandte ich mich dann an den Officer. Ich hielt dem Mann mit der SHARKS-Mütze meinen Ausweis unter die Nase. "Sie haben recht, ich bin ein FBI-Agent", erklärte ich.

"Sie suchen den Kerl, der für das Attentat im Madison Square Garden verantwortlich ist!" Er grinste. "Und Sie denken, dass hier derselbe Mörder am Werk war..."

"Sie wissen gut Bescheid", stellte ich fest. Ich war etwas irritiert.

"Stand in der Zeitung", meinte der Mann mit der SHARKS-Mütze.

"Was?"

"Dass das FBI in die Ermittlungen eingeschaltet ist!"

"Wo waren Sie, als geschossen wurde?"

"Im Publikum. Wir Packer haben alle Freikarten bekommen."

"Haben Sie irgendetwas gesehen?"

"Nein. Ich sah nur das, was alle sahen. Wie der Schiedsrichter zusammenbrach." Er hob das Kinn und sah mich an. Seine Augen lagen im dunklen Schatten seines Mützenschirms. "Ich sage Ihnen zwei Dinge: Erstens wird sich herausstellen, dass es heute derselbe Täter war wie im Madison Square Garden und zweitens werden Sie ihn nicht kriegen. Er kann immer wieder aus der Masse heraus zuschlagen. Und es gibt nichts, was Sie dagegen tun können..."

"An Ihnen scheint ein Kriminalist verloren gegangen zu sein", stellte ich fest. "Wie heißen Sie?"

"Miller. Ron Miller. Und Sie?"

"Special Agent Jesse Trevellian. Woher glauben Sie alle diese Dinge zu wissen?"

"Ich denke nur logisch, Mister Trevellian. Das ist alles."

Er grinste. Und dann setzte er zwei Finger an den Schirm seiner Mütze. Er drehte sich um. "Viel Erfolg, G-man", murmelte er.

"Was war das denn für ein Wichtigtuer?", drang Lieutenant Bradys Stimme von der Seite in mein Ohr.

"Keine Ahnung", murmelte ich. Aber im Moment gingen mir auch ganz andere Fragen durch den Kopf.

Ich achtete nicht mehr auf den Mann mit der SHARKS-Mütze und ging ein paar Schritte seitwärts. Einen der Wrestler sah ich zusammen mit seinem Trainer mit einem Mann im grauen Anzug sprechen, der offenbar in der Organisation der ganzen Veranstaltung eine gewisse Rolle spielte.

Auf dem Boden fiel mir ein Briefumschlag auf, den jemand dort verloren zu haben schien.

Ich blieb stehen, bückte mich.

Das Couvert war von derselben Beschaffenheit, wie jenes, das wir in Gerrattis Jackett gefunden hatten.

Ich öffnete es. Eine Karte war darin. Ich klappte sie auseinander. Die Fliege, die dort aufgeklebt worden war, schien mir etwas dicker zu sein, als bei den beiden Karten zuvor.

Krimi & Thriller Sammelband 1101 Montagskiller

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