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In unserem Hauptquartier an der Federal Plaza checkten wir zusammen mit Agent Carter ab, ob es einen gewissen Ron Miller unter dem Personal gegeben hatte, das für den Catch-Abend in der Thomas Jefferson Hall eingestellt worden war.

Es gab ihn tatsächlich.

Er war Packer, so wie er gesagt hatte.

Und damit nicht genug: Auch unter den Packern, die im Madison Square Garden aufgebaut hatten, war ein Ron Miller gewesen.

Er hatte eine Adresse in Hoboken angegeben.

"Bingo", meinte Milo. "Das scheint unser Mann zu sein."

"Mich wundert, dass er es uns so leicht macht", sagte ich nachdenklich und lehnte mich in meinem Bürostuhl zurück.

"Schließlich hat er sich mir ja gewissermaßen vorgestellt..."

"Dieser Mann scheint ein Spieler zu sein, Jesse", meinte Max Carter.

"Offensichtlich etwas risikoreicher, als wir bisher dachten!", kommentierte Milo.

"Oder er führt uns in die Irre", warf ich ein.

Carter deutete auf eines der Fahndungsfotos, die inzwischen von dem Mann mit der SHARKS-Mütze vorlagen. "Ich hoffe, dass wir ihn bald selbst fragen können."

Zehn Minuten später waren auf dem Weg nach Hoboken. Milo und ich fuhren mit meinem Sportwagen. Orry und Clive folgten uns in einem blauen Chevy der Fahrbereitschaft. Wir rasten mit Blaulicht durch den Holland-Tunnel auf die östliche Seite des Hudson. Hoboken lag ein paar Kilometer weiter nördlich.

Auf Milos Knien lag ein Stadtplan. Es war nicht so einfach, die Adresse zu finden, die Ron Miller angegeben hatte.

Sie gehörte zu einem fünfstöckigen Mietshaus, das in einem erbärmlichen Zustand war. Der Putz blätterte von den Wänden, die Feuerleitern waren teilweise aus ihren Halterungen herausgerissen worden. Graffitis verunzierten die bröckelnde Fassade an manchen Stellen. Ein Teil der Wohnungen schienen leerzustehen. Man konnte durch die gardinenlosen Fenster in die kahlen Räume blicken. In manchen Fenstern fehlte das Glas, so dass man sie mit Spanplatten vernagelt hatte.

Wir stellten den Sportwagen am Straßenrand ab und stiegen aus.

Orry und Clive hatten ein paar Meter entfernt geparkt und stiegen ebenfalls aus dem Wagen.

"Ich weiß nicht, ob das ein guter Ort ist, um sein Auto längere Zeit abzustellen", sagte Milo.

"Wir werden es riskieren müssen", meinte ich.

Mir machte etwas ganz anderes Sorge.

Die Tatsache nämlich, dass DIE FLIEGE uns vielleicht genau hier, an diesem Ort haben wollte. Anders war es mir nicht erklärlich, dass er seine Spuren derart offen gelegt hatte.

Oder hat er es einfach drauf angelegt?, ging es mir durch den Kopf.

Bisher war DIE FLIEGE immer auf Nummer sicher gegangen.

Und ich nahm nicht an, dass es diesmal anders war.

Wir betraten das Treppenhaus. Die Aufzüge waren defekt.

Und die Feuerleitern auch. Wenn Ron Miller also in seiner Wohnung war, dann gab es für ihn keine andere Möglichkeit, das Haus zu verlassen, als uns über den Weg zu laufen. Ich warf einen kurzen Blick zu der verwahrlosten Briefkastenanlage, an der irgendjemand eine Brandbombe ausprobiert zu haben schien. Jedenfalls waren die meisten Briefkästen schwarz angerußt. Manche sahen aus, als hätten sie sich unter Hitzeeinwirkung verformt.

Ein Junkie torkelte uns entgegen. Er sah uns mit weit aufgerissenen Augen und übergroßen Pupillen an. Wir fragten ihn nach Miller. Es hatte keinen Sinn, er war nicht richtig beieinander und murmelte nur irgendwelchen Unsinn vor sich hin.

Schließlich fanden wir Millers Wohnung im dritten Stock.

Es war eine der wenigen, die in diesem Haus überhaupt noch belegt zu sein schienen. Das Namensschild wirkte noch sehr neu...

Wir zogen unsere Waffen.

Orry öffnete mit einem wuchtigen Tritt die Tür. Milo stürmte mit der P226 im Anschlag hinein.

Der Lauf seiner Waffe kreiste.

Dann entspannte sich seine Haltung etwas. Wir folgten ihm in ein kaum möbliertes Appartement. Schimmel kroch die Wände empor. Es roch unangenehm nach Moder.

Es war niemand da.

Mir fiel ein Geräusch auf. Es klang wie ein Ticken, aber ich sah nirgends eine Uhr. Milo sah mich an und schien meine Gedanken zu erraten. Er deutete auf die halboffene Tür, die zum Bad führte. Ich gab ihr einen Stoß. Ein Wasserhahn tropfte. Daher das Geräusch.

Über dem Waschbecken befand sich ein dreitüriger Spiegelschrank. Auf der mittleren Spiegeltür befand sich eine Fliege. Ich brauchte eine Sekunde, um zu erfassen, dass sie angeklebt war.

"Er hat seine Visitenkarte hinterlassen", meinte Milo angewidert.

"Er wusste, dass wir irgendwann hier herkommen würden", stellte ich fest. "Er hat uns erwartet, Milo!"

Im nächsten Moment schrillte mein Handy.

Ich holte den Apparat heraus und ging in Richtung Fenster.

Während ich den Apparat ans Ohr nahm, glitt mein Blick über die heruntergekommenen Bauten in der Umgebung.

"Seien Sie willkommen, Mister Trevellian", wisperte die Stimme an meinem Ohr. Auch diesmal war sie verzerrt. Ein schrilles Kichern folgte. "Es wundert mich, dass Sie so lange gebraucht haben, Trevellian", fügte er dann hinzu. "Offenbar habe ich die Intelligenz eines durchschnittlichen FBI-Beamten überschätzt. Sollte mir tatsächlich ein so großer Fehler unterlaufen sein? Beinahe unverzeihlich..."

"Wo sind Sie jetzt, Miller?", fragte ich.

Er hörte abrupt zu kichern auf. Eine Pause des Schweigens folgte. Ich hörte ein paar Hintergrundgeräusche über das Handy. Eine Art Klopfen. Vielleicht auch Schritte.

Jedenfalls hörte es sich nach einer Raumakustik an.

"Wollen Sie wirklich, dass ich es Ihnen so leicht mache, G-man?", fragte Miller mit einem zynischen Unterton. "Das kann ich nicht glauben... Trevellian, haben Sie den gar keinen Sportsgeist?"

"Nach Sportsgeist sieht mir das bei Ihnen aber auch nicht aus", erklärte ich.

"Was meinen Sie?"

"Menschen abzuknallen, die nicht den Hauch einer Chance haben, sich zu verteidigen, hat doch wohl nichts mit Sport zu tun."

"Das Leben ist ungerecht, Mister Trevellian."

"Zu Ihnen auch?"

"Sie wollen mich in ein Gespräch verwickeln. Alle Bullen haben das irgendwie drauf, die einen etwas professioneller als die anderen..."

"SIE haben MICH angerufen", stellte ich fest. "Also scheinen Sie etwas von mir zu wollen."

"Ihr Leben, Trevellian! Nicht mehr oder weniger als Ihr Leben will ich! Aber nicht sofort. Ich habe Zeit. Viel Zeit..."

"Sie werden durch meinen Tod kaum auf die Schlagzeilen kommen", stellte ich fest. "Eine Meldung auf Seite 5 der New York Times, mehr nicht. Ich bin nur einer unter Tausenden von FBI-Agenten..."

Er unterbrach mich mit einem Kichern.

"Gut, dass Sie das wissen, Trevellian! Gut, dass Sie begreifen, dass Sie ein Nichts sind! Ein Staubkorn, ein Stück Dreck... Erde zu Erde, Asche zu Asche, Trevellian! Sie werden innerlich längst gestorben sein, wenn Sie wirklich die Reise über den großen Fluss antreten. So fertig werde ich Sie machen! Sie werden wahnsinnig werden vor Angst..."

"Wer hat Sie wahnsinnig gemacht?", fragte ich zurück.

Er schwieg.

Dann legte er auf.

Irgendetwas Rotes blitzte für den Bruchteil eines Augenblicks auf.

Irgendjemand schrie. Orry stieß mich zur Seite. Im nächsten Moment zersprang eine der Fensterscheiben. Ein Schuss zischte durch den Raum und blieb in der Wand zum Bad stecken.

Als der nächste Schuss durch das zertrümmerte Fenster pfiff, hatten wir uns alle längst in Deckung begeben.

Der dritte Schuss ließ die Lampe im Raum zerplatzen und die Scherben auf uns niederregnen.

Ich lief in geduckter Haltung, bis ich hinter der Wand neben dem zerstörten Fenster Deckung fand. Ich beobachtete, wie ein Laserpunkt suchend über die Tapete strich.

In der nächsten Sekunde zersprang die Scheibe und eine Kugel bohrte sich in die Wand. Der rote Punkt wanderte suchend weiter.

Beinahe der gesamte Raum lag im Schussfeld des Killers.

Auch die Tür.

Wir saßen also in der Falle.

Der rote Laserpunkt wanderte. Er kroch auf einen Spiegel, der über einer Kommode hing, die aussah, als hätte man sie vom Sperrmüll aufgesammelt.

Wieder ein Schuss.

Das Projektil fetzte einen weiteren Teil der Fensterscheibe aus dem Kitt, bevor es den Spiegel zerspringen ließ.

"Sobald wir uns rühren, wird er uns über den Haufen schießen", meinte Orry.

Ich war davon nicht ganz so überzeugt.

"Ich glaube, er will uns Angst machen. Besonders mir", erklärte ich. "Wenn er mich hätte umbringen wollen, dann hätte er das gerade doch tun können..."

"Vielleicht war er einfach nur ein schlechter Schütze oder hat zu spät abgedrückt", erwiderte Milo.

Das war natürlich auch eine Möglichkeit.

Wie gebannt verfolgten wir den tödlichen Lichtpunkt.

Und dann war dieser Punkt auf einmal verschwunden.

Vielleicht ein Bluff.

Ich ließ es drauf ankommen, machte zwei schnelle Schritte in Richtung Tür und duckte mich dabei. Wenn wir jetzt nicht sehr schnell waren, war unser unsichtbarer Feind längst über alle Berge, ehe wir ihn zu sehen bekamen...

Ich war gerade in geduckter Haltung durch die Tür geschnellt, da zerfetzte ein Schuss den Türrahmen, nur eine Handbreit von meiner Schulter entfernt.

Dieser Teufel, ging es mir durch den Kopf, während ich in den Flur taumelte.

Krimi & Thriller Sammelband 1101 Montagskiller

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