Читать книгу ZAHLTAG IN DER MORTUARY BAR - Eberhard Weidner - Страница 5
MOVIETOWN
ОглавлениеWILLKOMMEN IN MOVIETOWN stand auf dem verwitterten Holzschild am Ortseingang der kleinen Stadt, die mitten im Nirgendwo des Südwestens der Vereinigten Staaten von Amerika lag. Und natürlich durften auch die obligatorischen Einschusslöcher – Günther machte sich die Mühe, sie zu zählen, und kam auf dreizehn – nicht fehlen.
Silke und Günther Gerhards lachten noch immer darüber, als sie schon wieder in ihrem gemieteten Chrysler saßen und daran vorbeifuhren. So einen verrückten Namen konnten sich auch nur die Amerikaner ausdenken. Doch erst, als sie im Schritttempo die breite Main Street entlangrollten, realisierten sie, dass Movietown nicht nur so hieß, sondern tatsächlich wie eine kleine Filmstadt aussah. Die Häuser rechts und links der Straße bildeten eine knallbunte und total verrückte Mischung aus Westernkulisse, dem Chicago der dreißiger Jahre, einem modernen amerikanischen Vorort, wie man ihn aus zahllosen Filmen kannte, einer futuristischen Zukunftsvision und diversen anderen Stilarten, die sie auf die Schnelle gar nicht alle erfassen konnten.
Das Ehepaar aus Bayern fuhr an einer Bank vorbei, die aussah, als wäre sie erst vor wenigen Augenblicken von Butch Cassidy und Sundance Kid überfallen worden. Daneben erhob sich ein zweistöckiges Gebäude, das aus dem letzten Star-Wars-Film zu stammen schien. Diesem wiederum schloss sich ein eindrucksvolles, fünfstöckiges Art-déco-Gebäude an, aus dem jeden Augenblick Eliot Ness und seine Untouchables kommen mochten, die Al Capone in Handschellen abführten.
»Lass uns doch bitte hier anhalten«, schlug Silke begeistert vor. »Davon muss ich unbedingt ein paar Fotos machen.«
»Okay«, stimmte Günther zu. »Aber erst müssen wir neue Filme kaufen.« Sie schworen noch immer auf ihre analoge Spiegelreflexkamera, eine Nikon F 6, und hielten nichts von neumodischen Digitalkameras.
»Irgendwo werden wir schon welche kriegen. Aber das muss ich einfach fotografieren, denn es ist zu verrückt hier.«
Günther lachte. »Nach anderthalb Wochen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten dürfte dir eigentlich nichts mehr verrückt vorkommen.«
»Da hast du auch wieder recht. Aber nach allem, was wir in den letzten zehn Tagen schon gesehen und erlebt haben, kommt trotzdem immer wieder etwas Neues, wo ich mir dann denke: Mannomann, das ist ja noch abgefahrener als alles andere.«
»Geht mir genauso.«
»Lass uns doch da vorn anhalten.« Silke deutete mit dem Zeigefinger durch die Windschutzscheibe. »Vor diesem Saloon.«
Günther grinste. »Gute Idee. Ich hab sowieso einen Riesendurst. Und außerdem muss ich mal für kleine Jungs.«
»Ich auch, ganz dringend sogar, seit ungefähr zwei Stunden.«
»Seit zwei Stunden? Wieso hast du dann nichts gesagt?«, fragte Günther, während er den Wagen vor den Saloon lenkte und am Straßenrand zum Stehen brachte. »Wir hätten doch jederzeit anhalten können.«
»Schon. Aber ich wollte nicht in die Wüste machen.«
Günther stellte den Motor ab und zog den Zündschlüssel. »Wieso denn nicht? Da war doch genug Platz.«
»Na ja«, druckste Silke herum. »Da wächst doch kaum was. Also kann man sich auch nirgends verstecken, um in Ruhe sein Geschäft zu verrichten. Wenn nun aber jemand vorbeikommt, während ich gerade mit heruntergelassener Hose im Sand hocke?«
»Wer hätte denn bitteschön vorbeikommen sollen?«, fragte Günther lachend. »Wir sind jetzt fast vier Stunden auf dieser gottverlassenen Straße unterwegs gewesen, ohne auch nur einer einzigen Menschenseele zu begegnen.«
»Hast du eine Ahnung. Wenn ich meine Shorts heruntergelassen hätte, dann wäre garantiert genau in diesem Augenblick jemand vorbeigekommen. Wahrscheinlich sogar ein ganzer Bus voller Leute, die ihre Nasen an den Scheiben platt gedrückt hätten, um einen Blick auf meinen blassen Po zu erhaschen«, beharrte Silke. »Außerdem gibt es in der Wüste keinen Schatten. Ich hätte wahrscheinlich schon einen Sonnenbrand auf dem Hintern bekommen, bevor ich ihn überhaupt ganz aus der Hose gehabt hätte.«
»Ich hätte ihn dir mit Vergnügen eingecremt, meine Liebe.«
»Das kann ich mir vorstellen, du alter Lüstling. Aber denk doch nur mal an all die Viecher, die in der Wüste krabbeln und kriechen: Klapperschlangen, Skorpione, Spinnen – und dann diese riesigen giftigen Eidechsen, wie immer die auch heißen …« Silke verzog angewidert das Gesicht, während sie die Tierarten an den Fingern ihrer rechten Hand abzählte, ehe ihr keine mehr einfielen.
»Gila-Krustenechsen«, half Günther aus. »Aber lass gut sein, langsam kapiere ich ja, warum du nicht in die Wüste machen wolltest. Zum Glück sind wir ja wieder in die Zivilisation – oder zumindest in eine merkwürdige Form davon – zurückgekehrt. Also lass uns in den Saloon gehen, bevor wir am Ende noch beide in die Hose machen.«
Als sie die Türen des klimatisierten Mietwagens öffneten, traf sie die Hitze wie ein Faustschlag. Sie beeilten sich daher, in das kühlere Innere des Gebäudes zu kommen, aber als sie die stilechten Schwingtüren des Saloons erreichten, waren sie längst nassgeschwitzt. Günther schob eine der beiden hölzernen Türklappen zur Seite und ließ seiner Frau den Vortritt.
Das Innere des Saloons war ebenfalls klimatisiert und angenehm kühl. Im Hintergrund lief leise Countrymusik, die gegen das laute Summen der Klimaanlage allerdings einen schweren Stand hatte.
»Bestell mir bitte irgendetwas Eisgekühltes zu trinken«, bat Silke ihren Mann, ehe sie eilig eine Tür im Hintergrund des Raums ansteuerte, hinter der sich, nach dem Schild mit der Aufschrift Ladies & Gents zu urteilen, die Toiletten befinden mussten.
Günther wählte einen kleinen, runden Tisch am Fenster, so weit wie möglich von der lärmenden Klimaanlage entfernt, und setzte sich. Die Main Street war menschenleer, was bei der momentanen mörderischen Hitze allerdings kein Wunder war. Es war früher Nachmittag, und die Sonne stand noch hoch am Himmel. Jeder, der nicht unbedingt nach draußen musste, verkroch sich wahrscheinlich im Schatten und nahm kühle Getränke zu sich, um nicht auszutrocknen.
Günther zupfte an dem feuchten T-Shirt herum, das unangenehm auf seiner nassgeschwitzten Haut klebte, und blickte sich im Saloon um. Auch hier hielt sich außer ihm niemand auf, sogar die lange Theke war unbesetzt. Vielleicht lebte in dieser merkwürdigen Stadt ja gar niemand, und alles war tatsächlich nur eine große, längst vergessene und verlassene Filmkulisse. Andererseits standen zu beiden Seiten der Hauptstraße Autos vor den Häusern. Also musste irgendjemand hier sein.
Günther überlegte gerade, wie er sich bemerkbar machen könnte, als eine junge Frau mit langen blonden Haaren, die einen Cowboyhut, ein besticktes Westernhemd, Jeans und Cowboystiefel trug, aus einer Seitentür kam. Sie sah ihn und kam sofort lächelnd auf ihn zu.
»Hi, was darf ich Ihnen bringen?«, fragte sie freundlich im deutlich dialektgefärbten Amerikanisch dieser Region, und Günther bestellte zwei Coke mit Eis.
Als Silke von der Toilette zurückkam, hatte er seine Cola schon zur Hälfte geleert und presste sich das kühle Glas gegen die Stirn.
»Puh, das war wirklich Rettung in allerletzter Sekunde«, sagte seine Frau, während sie sich auf den freien Stuhl ihm gegenüber setzte, und stürzte sich gierig auf ihr Getränk. »Oh, das tut jetzt richtig gut.« Nachdem sie das halb leere Glas abgesetzt hatte, musterte die Straße durch die staubige Scheibe. »Viel ist hier aber nicht gerade los, oder?«
Günther zuckte mit den Schultern. »Was erwartest du denn bei diesen Temperaturen?«
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir kaufen neue Filme und schießen ein paar Fotos. Dann setzen wir uns schnell wieder in unser voll klimatisiertes Auto und fahren irgendwohin, wo es angenehmer und vor allem mehr los ist.«
Als die Bedienung das nächste Mal an ihren Tisch kam, um sich zu erkundigen, ob sie noch etwas trinken wollten, bezahlten sie.
»Entschuldigen Sie, Miss, aber wissen Sie zufällig, wo wir hier in der Nähe Filme für unseren Fotoapparat kaufen können?«, fragte Günther.
»Kein Problem. Wenn Sie sich vor dem Eingang nach rechts wenden, finden Sie drei Häuser weiter einen Drugstore. Dort bekommen Sie auch Ihre Filme«, erklärte das Cowgirl freundlich.
Günther bedankte sich.
»Aber sagen Sie mal, wo sind denn die ganzen Leute?«, fragte Silke neugierig.
»Die sind alle beim Schießen.«
»Beim Schießen?«, wiederholte das frischvermählte Paar wie aus einem Mund verblüfft, wobei Silke dachte, sie hätte sich nur verhört, und Günther überzeugt war, er hätte die junge Frau aufgrund ihres ausgeprägten Dialekts einfach nur falsch verstanden.
»Ja, in einer Nebenstraße wird gerade ein Film gedreht.«
»Ach so, ein Film«, sagte Günther und lachte. »Und ich dachte schon, Sie meinen mit Schießen das hier.« Er formte mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand eine Pistole, fuchtelte damit herum und imitierte das Geräusch von Schüssen.
Die Bedienung lachte. »Nein, ich meinte damit natürlich die Filmaufnahmen.«
Nachdem sie wieder hinter der Theke verschwunden war, ging auch Günther noch rasch auf die Toilette. Anschließend verließen sie den Saloon.
Sie wandten sich nach rechts und hielten sich im Schatten der Häuser. Nebenan lag ein Video- und DVD-Verleih. In den Schaufenstern wurden allerdings nur Filme beworben, von denen sie noch nie gehört hatten. Danach kam ein Laden, in dem man von Filmplakaten über kleine Plastikfiguren und Modellsätze bis zu großen Pappaufstellern alles kaufen konnte, was auch nur im Entferntesten mit dem vorherrschenden Thema Film zu tun hatte.
»Die Einwohner müssen ja echt total filmbegeistert sein«, stellte Günther fest.
»Sieht ganz danach aus. Und dann wird hier zufällig auch noch ein richtiger Film gedreht.«
»Warum sehen wir uns das nicht aus der Nähe an, bevor wir fahren?«, schlug Günther vor.
Silke war sofort einverstanden. Sie kauften im Drugstore mehrere Kleinbildfilme für ihre Kamera und erkundigten sich bei dem älteren, glatzköpfigen Verkäufer nach den Dreharbeiten. Er war ebenfalls sehr hilfsbereit, ging sogar mit ihnen aus dem Laden und erklärte ihnen dort gestenreich den Weg. Sie bedankten sich, überquerten die Straße und gingen zur nächsten Querstraße.
Noch immer war es, vor allem in der prallen Sonne, so heiß, dass ihnen schon nach wenigen Schritten der Schweiß aus allen Poren strömte. Doch das störte sie momentan gar nicht so sehr, denn die Begeisterung darüber, bei richtigen Dreharbeiten zugucken zu können, hatte sie erfasst und überstrahlte alle Beschwerlichkeiten.
Als sie um die Ecke bogen, konnten sie eine große Ansammlung von Leuten sehen, die unter einer als Sonnenschutz dienenden Plane vor einem zweistöckigen Haus standen, dem die komplette Fassade fehlte, sodass es wie ein riesiges Puppenhaus aussah. Günther und Silke gingen näher heran und blieben dann im Schatten eines Vordachs stehen. Von dort verfolgten sie fasziniert die Dreharbeiten. Silke legte gleich einen neuen Film in die Nikon und schoss selbst Fotos von dem, was sie sahen.
In einem großen Schlafzimmer im Erdgeschoss des Hauses befanden sich momentan vier Personen. Ein Mann mit einer Baseballkappe der Arizona Diamondbacks, bei dem es sich vermutlich um den Regisseur des Films handelte, erklärte den Darstellern, zwei weiteren Männern und einer Frau, die nächste Szene. Die Frau trug nur ein dünnes Nachthemd und lag auf dem Bett. Fast schien es, als würde sie vor sich hindösen und kaum etwas von dem wahrnehmen, was der Regisseur erklärte. Wahrscheinlich, dachte Silke, konzentrierte sich die Schauspielerin auf die bevorstehende Szene. Die beiden männlichen Darsteller nickten zum Zeichen, dass sie die Regieanweisungen verstanden hatten, und verließen das Schlafzimmer durch eine Tür in der Seitenwand. Auch der Regisseur verließ die Kulisse, sodass lediglich die Frau zurückblieb.
Der Regisseur gesellte sich zu den anderen Leuten unter die schützende Plane und nahm auf einem Klappstuhl Platz. Neben ihm stand die Kamera. Etwas weiter vorn stand ein junger Mann und hielt den Mikrofongalgen so, dass das Aufnahmegerät auf das Schlafzimmer gerichtet war, aber nicht im Bild auftauchte. Der Regisseur nickte einer jungen Frau zu, die daraufhin mit einer Filmklappe vor die Kamera trat.
»Der Tod kommt nur nachts, Szene 138, die erste«, sagte sie laut, schlug die beiden Teile der Klappe krachend aufeinander und huschte dann flink zur Seite.
»Ton?«, fragte der Regisseur.
»Läuft.«
»Kamera?«
»Läuft.«
»Action!«
Die Frau im Bett rührte sich nicht und gab vor, zu schlafen. Plötzlich zerbarst die Fensterscheibe hinter dem Bett, und einer der beiden männlichen Darsteller kletterte ins Schlafzimmer. Der zweite trat die Tür ein, durch die sie kurz zuvor verschwunden waren, und stürmte ins Schlafzimmer. Beide hielten gefährlich aussehende Messer mit langen, glänzenden Klingen in ihren Händen. Die Frau auf dem Bett, scheinbar durch den infernalischen Lärm geweckt, fuhr hoch, sah die beiden Eindringlinge und schrie gellend. Die beiden Männer stürmten zum Bett, hoben unisono die Messer und stachen damit wie wild auf die Frau ein. Ihr Schrei endete buchstäblich wie abgeschnitten. Immer wieder schwangen die beiden Messerklingen nach oben und sofort wieder nach unten. Das Blut spritzte sogar bis zur Zimmerdecke, und das weiße Bettzeug färbte sich rasch rot.
Günther warf seiner Frau einen kurzen Blick zu. Silke hatte zwar leicht angewidert das Gesicht verzogen, da sie übertriebene Brutalität in Filmen eigentlich nicht mochte, starrte aber dennoch wie hypnotisiert auf die bestialische Szene. Günther lächelte und richtete seine Augen wieder auf die Filmszene.
Die beiden Darsteller gebärdeten sich noch immer wie rasend. Mit verzerrten Gesichtern, aus denen alles Menschliche gewichen war, hackten sie immer wieder auf ihr Opfer ein. In diesem Moment rief der Regisseur: »Schnitt!« Augenblicklich ließen die beiden Männer die Messer sinken und wandten sich vom Bett ab. Sie grinsten sich an und klatschten sich mit ihren linken Händen gegenseitig ab. Mit mehreren Mitarbeitern im Schlepptau betrat der Regisseur das Set und klopfte den beiden Männern anerkennend auf die Schultern. Das Schlafzimmer war jetzt voller Menschen, die dort diversen Tätigkeiten nachgingen, sodass man das blutüberströmte Bett und die Schauspielerin dahinter gar nicht mehr sehen konnte.
Silke wandte sich ab und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hauswand. »Puh, für meine Begriffe war das ziemlich brutal. Den Film sehe ich mir bestimmt nicht an, wenn er bei uns im Kino oder im Fernsehen kommt.«
»Aber gut gemacht, oder?«, wandte Günther ein. »Sah irgendwie richtig echt aus.«
»Stimmt. Wie machen die so was bloß?«
Günther zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Auf alle Fälle braucht man dafür eine Menge Filmblut. Ich glaube, es wird in kleinen Beuteln auf die Haut geklebt und dann überschminkt. Die Klingen der Messer sind nicht starr, sondern verschwinden im Griff. Und sobald das Messer auf einen Beutel mit Filmblut trifft, platzt der Beutel und verspritzt seinen Inhalt.«
»Sehr interessant, nicht wahr?«
Günther drehte sich sofort um, als er die unbekannte Stimme hinter sich hörte. Zwei Schritte von ihm entfernt stand ein alter Mann mit dem wettergegerbten Gesicht des Marlboro-Mannes und einem Zahnstocher im Mundwinkel.
»Ja, wirklich sehr interessant«, antwortete Günther.
»Darf ich fragen, woher Sie kommen?«
»Natürlich. Wir sind aus Deutschland.«
»Aus Deutschland«, wiederholte der alte Mann nachdenklich. »Da war ich auch schon. Ist allerdings schon ein paar Jahre her. Ich war dort, um Nazischweine zu töten.«
Günther und Silke warfen sich irritierte Blicke zu.
»Übrigens, mein Name ist Walt Hooper«, stellte sich der Alte vor und streckte die rechte Hand aus. Günther ergriff sie und nannte ihre Namen. Walt schüttelte auch Silke die Hand und musterte sie dabei von oben bis unten. »Haben Sie schon mal daran gedacht, in einem Film mitzuspielen, Lady?«
Silke schüttelte entgeistert den Kopf. »Nein, so etwas kann ich nicht. Ich bin Lehrerin.«
»Na, vielleicht bringen wir Sie ja noch dazu, solange Sie sich in unserem schönen Städtchen aufhalten«, meinte Walt lächelnd. »Sie kommen mir nämlich vor wie eine zweite Rita Hayworth.«
Silke lachte. »Wohl kaum.«
»Nun, wie auch immer, ich bin jedenfalls der Bürgermeister von Movietown. Nebenbei mache ich auch Filme.«
»Sie sind Regisseur?«, fragte Günther überrascht.
»Ja. Jeder Einwohner unserer Stadt hat mit dem Film zu tun, denn Movietown ist nach Hollywood die zweite Filmmetropole dieses Landes. Wir produzieren etwa fünfzig Filme pro Jahr«, erklärte Walt stolz. »Warum kommen Sie nicht einfach heute Abend auf unsere Feier. Sie sind hiermit herzlich eingeladen. Die ganze Stadt wird da sein und feiern.«
»Eine Feier?«, wiederholte Silke. »Was wird denn gefeiert?«
»Gerade wurde die letzte Szene aus Der Tod kommt nur nachts gedreht. Das wird natürlich gefeiert. Romero wird selbstverständlich auch kommen.«
»Romero?«, fragte Günther verwundert.
»Ja. Joseph Romero. Sie haben ihn bestimmt gesehen. Er ist der Regisseur des Films. Und, wie sieht’s aus? Können wir mit Ihnen rechnen?«
Günther und Silke warfen sich fragende Blicke zu.
»Was meinst du?«, fragte Günther.
»Wäre zur Abwechslung mal was anderes«, sagte Silke, und die Vorfreude ließ ihre Augen in einer Art und Weise funkeln, der Günther noch nie hatte widerstehen können. »Außerdem haben wir’s ja nicht so eilig, oder? Heike und Rolf werden auf alle Fälle Bauklötze staunen, wenn wir Ihnen diese Geschichte erzählen und die Bilder zeigen.«
Lächelnd gab Günther sein Einverständnis. Er wandte sich an den Bürgermeister. »Sie haben uns überredet, Mr Hooper, wir kommen gerne. Vielleicht können Sie uns auch sagen, wo wir hier für eine Nacht ein Zimmer bekommen.«
»Freut mich, dass Sie zu unserer Feier kommen. Ich kann Ihnen schon jetzt versprechen, dass Sie es bestimmt nicht bereuen werden. Und nennen Sie mich bitte Walt.« Er drehte sich um und zeigte auf ein großes Fachwerkhaus, das genauso gut in einer deutschen Stadt hätte stehen können. »Das ist das Hollywood Hilton, wahrscheinlich das beste Hotel im Umkreis von fünfhundert Meilen. Sagen Sie Linda – das ist die freundliche junge Dame am Empfang –, dass ich Sie geschickt habe, dann macht sie Ihnen einen Sonderpreis.«
»Vielen Dank«, sagte Günther.
»Ich danke Ihnen, wir freuen uns nämlich immer über Gäste. Ich sehe Sie dann auf der Feier.« Damit wandte sich Walt ab und ging in Richtung Main Street davon.
Günther und Silke warteten, bis er um die Ecke verschwunden war, dann sahen sie sich an, grinsten und lachten leise.
»Komischer Kauz«, sagte Günther.
»Da war ich auch schon. Ich war dort, um Nazischweine zu töten«, ahmte Silke den Tonfall des alten Mannes erstaunlich gut nach.
Lachend wandten sie sich wieder den Dreharbeiten zu, doch die waren inzwischen beendet. Die Darsteller und der Regisseur waren längst verschwunden, nur ein paar Helfer waren noch da und bauten die Kameras und das übrige Equipment ab.
»Dann lass uns mal den Wagen holen und im Hollywood Hilton einchecken, dem wahrscheinlich besten Hotel im Umkreis von fünfhundert Meilen, Rita«, schlug Günther vor und reichte seiner Frau die Hand.
Silke lachte, wurde aber sofort wieder ernst. »Der gute Walt hat uns gar nicht gesagt, wo die Feier stattfindet«, gab sie zu bedenken.
»Ich denke mal, dass wir es auch so finden werden«, sagte Günther. »Angeblich feiert ja die ganze Stadt. Wir fragen einfach Linda aus dem Hotel.«
Es war schon deutlich nach Mitternacht, als sie nach einem anstrengenden Tag von der Feier in ihr Hotelzimmer zurückkehrten. Da sie der Empfangsdame Linda am Nachmittag erzählt hatten, dass sie auf ihrer Hochzeitsreise waren, hatten sie natürlich die Honeymoon Suite erhalten. Und das, wie von Walt versprochen, zu einem Sonderpreis, der ihren verbliebenen Reiseetat nur geringfügig belastete.
Erschöpft ließ sich Silke auf das Kingsize-Bett fallen. »Das war doch eine ganz nette Feier, findest du nicht auch?«
Günther nickte, während er wie ein Storch auf einem Bein balancierte, um den Schnürsenkel an seinem Schuh aufzubinden. Er traute sich nicht mehr, sich zu bücken, da er Angst hatte, er würde sonst umfallen. »Stimmt, schöne Feier. Auf den letzten Whisky hätte ich aber besser verzichten sollen. Ich glaube, der war irgendwie schlecht!«
»Ich hab auch ein flaues Gefühl im Magen. Allerdings konnten wir den Drink schlecht ablehnen, weil Walt uns zum Abschied noch unbedingt einen ausgeben wollte. Aber du musst doch zugeben: Das waren alles sehr nette Leute.«
Günther verlor nun doch das Gleichgewicht und fiel vornüber aufs Bett. »Stimmt«, sagte er dumpf ins Kissen und rollte sich dann auf den Rücken. »Aber ist dir eigentlich aufgefallen, dass alle Personen, die wir heute getroffen haben, also so ziemlich die gesamte Bevölkerung von Movietown, die Namen berühmter Hollywoodregisseure tragen?«
»Nö. Aber ich kann mich auch kaum noch an die Namen erinnern«, gab Silke zu und gähnte.
»Aber ich, weil ich mich mehr für Filme interessiere als du. Also pass auf! Da gab es die Spielbergs, die Dantes, die Romeros, die Cronenbergs, die Hoopers, die Carpenters …«
»Ach was, Carpenters gibt’s doch überall«, warf Silke ein. »Haben die nicht auch mal Musik gemacht?«
»Komisch ist das aber schon, oder?«, sagte Günther gähnend.
»Was? Ich hab grad gar nichts verstanden.«
»Komisch finde ich das schon«, wiederholte er und versuchte, Deutlichkeit durch erhöhte Lautstärke auszugleichen. »Die sind hier so was von fixiert auf Filme, dass sie alles darauf ausrichten und vermutlich sogar ihre Namen ändern. Typisch Amis, wenn du mich fragst.«
»Hast du auch brav Fotos gemacht?«
»Jawohl, Chef. Ich hab mindestens drei Filme verknipst. Wir haben bestimmt Fotos von jedem Spielberg und jeden Romero.«
Silke gähnte erneut. »Ich bin todmüde und möchte am liebsten gar nicht mehr aufstehen. Wer zieht mich aus, putzt mir die Zähne und geht für mich aufs Klo?«
»Ich bestimmt nicht. Ich würde selbst auch lieber liegen bleiben. Ist grade so schön bequem.«
»Mist, dann muss ich wohl doch alles selber machen.« Mühsam stieg sie aus dem Bett. »Okay, wer zuletzt wieder im Bett ist, hat verloren.«
Erst das knatternde Geräusch eines Autos mit defektem Auspuff, das auf der Straße vor dem Hotel vorbeifuhr, war am nächsten Morgen in der Lage, Günther zu wecken. Er reckte sich behaglich und gähnte. Als sein Blick dabei auf die andere Hälfte des Bettes fiel, sah er, dass diese leer war. Das Laken lag zerwühlt am Fußende des Bettes. Silke, der Morgenmensch, war also schon auf den Beinen.
»Silke?«, rief er und schwang die Beine aus dem Bett. Leichter Schwindel überkam ihn dabei, ansonsten hatte er den Whiskykonsum der letzten Nacht jedoch wider Erwarten erstaunlich gut weggesteckt. Der befürchtete Kater blieb aus, und auch das Schwindelgefühl legte sich sogleich wieder. Nur im Magen hatte er weiterhin ein flaues Gefühl, aber das ließ sich vermutlich durch ein ausgiebiges Frühstück beheben. Er stand auf und stapfte barfuß ins Badezimmer. »Wo steckt denn mein Schatz?«
Das Badezimmer war jedoch ebenso leer wie der Rest der Suite. Von seiner Frau fand er keine Spur. Wo steckte sie nur? War sie etwa ohne ihn frühstücken gegangen? Das sah ihr zwar gar nicht ähnlich, aber vielleicht hatte sie Schwierigkeiten gehabt, ihn wach zu bekommen, und deshalb beschlossen, allein zu frühstücken. Er erinnerte sich, dass sie in der Nacht ebenfalls über einen flauen Magen geklagt hatte. Er zuckte ratlos mit den Schultern. Nachdem er sich gewaschen und die Zähne geputzt hatte, zog er sich rasch an und eilte ins Erdgeschoss zur Rezeption.
»Guten Morgen. Entschuldigen Sie, aber ich suche meine Frau. Sie wissen nicht zufällig, wo sie sich gerade auffällt?«
»Tut mir leid, Mr Gerhards, aber ich habe Ihre Frau heute Morgen noch nicht gesehen«, teilte ihm Linda bedauernd mit. »Möchten Sie jetzt frühstücken?«
Günther überlegte. Silke sah sich wahrscheinlich den Ort an, bevor die Hitze zu groß wurde, und machte dabei möglichst viele Fotos, die sie ihren Bekannten zu Hause zeigen konnte. Es ärgerte ihn ein wenig, dass sie nicht auf ihn gewartet hatte und stattdessen allein losgezogen war. Aber wenn er jetzt auch noch wegging, um sie zu suchen, brachte das auch nichts. Im Gegenteil, besser, er wartete hier, wo sie ihn finden konnte, auf ihre Rückkehr.
»Frühstück klingt ganz ausgezeichnet«, sagte er deshalb und wurde von Linda in den Frühstücksraum geführt.
Eine gute Stunde später hatte er ausgiebig gefrühstückt. Silke war allerdings noch immer nicht aufgetaucht. Er fragte erneut am Empfang nach, erhielt dort aber dieselbe Antwort wie zuvor. Also suchte er in ihre Suite auf, um nachzusehen, ob Silke vielleicht unbemerkt dorthin zurückgekehrt war. Doch auch dort war sie nicht, seine Ehefrau blieb spurlos verschwunden.
Auf dem Nachttisch lag ihre Kamera, die er am Morgen nicht bemerkt hatte. Also war sie gar nicht weggegangen, um zu fotografieren. Aber wo steckte sie dann? Es sah ihr überhaupt nicht ähnlich, einfach zu verschwinden, ohne ihm Bescheid zu sagen. Andererseits konnte ja wohl kaum jemand in der Nacht in ihre Suite gekommen sein und seine Frau geklaut haben. Es musste einen Grund für ihre Abwesenheit geben. Allerdings fiel ihm keiner ein, sosehr er sich auch den Kopf zerbrach.
Günther begann sich nun doch ernsthaft Sorgen um Silke zu machen. Was sollte er jetzt tun? Für eine Vermisstenanzeige beim örtlichen Sheriff’s Office war es wahrscheinlich noch zu früh, schließlich vermisste er seine Frau erst seit dem Aufstehen, also gerade mal gute anderthalb Stunden. Außerdem wäre es ihm extrem peinlich, wenn er den Sheriff bat, nach seiner Frau zu suchen, und diese schon im nächsten Augenblick munter pfeifend um die Ecke marschiert kam. Nein, lieber wollte er erst einmal selbst nach ihr suchen. So groß war Movietown schließlich nicht.
Also verließ er die Suite, eilte wieder nach unten und ging nach draußen. Nachdem es in der Nacht vergleichsweise kühl gewesen war, waren die Temperaturen schon wieder deutlich nach oben geklettert. Um diese Tageszeit war es allerdings noch zu ertragen, und man war nicht schon nach wenigen Schritten in Schweiß gebadet. Der Mietwagen stand vor dem Hotel, wo er ihn vor dem Einchecken abgestellt hatte. Er blickte suchend die Main Street rauf und runter, konnte jedoch keine Menschenseele entdecken, weder seine Frau noch einen der filmverrückten Einwohner von Movietown. Verdammt, ging denn hier niemand vormittags zum Einkaufen oder spazierte einfach mal die Straße entlang? Bei dem Gedanken kam ihm eine Idee: Vielleicht machte Silke einen Bummel durch die Geschäfte und kaufte Andenken ein.
Günther wandte sich nach links und begann mit der systematischen Suche nach seiner Frau, indem er die Geschäfte an der Main Street der Reihe nach abklapperte. Die Stadt war schließlich nicht so groß. Irgendwann musste er also zwangsläufig auf Silke stoßen.
Zweieinhalb Stunden später kehrte er erschöpft, verschwitzt und frustriert an seinen Ausgangspunkt zurück. Er hatte überall nach ihr gesucht, war in jedes einzelne Geschäft gegangen und hatte jeden Verkäufer gefragt, aber niemand hatte Silke gesehen. Es war wie verhext. Seine Frau war anscheinend über Nacht spurlos verschwunden.
Er betrat das Hotel und lief an der verwaisten Rezeption vorbei zur Treppe. Erneut suchte er ihre Suite auf. Er hoffte, dass Silke zwischenzeitlich zurückgekehrt war, seit Stunden ungeduldig wartend auf dem Bett saß und ihn nach dem Betreten des Zimmers wütend fragte, wo er denn bitteschön die ganze Zeit gesteckt habe. Aber als er die Suite betrat, war sie noch genauso verlassen wie zuvor.
Er machte sofort wieder kehrt und eilte zurück zum Empfang. Er schlug kräftig auf die Rezeptionsklingel, doch nichts geschah. Immer wieder klingelte er, aber Linda tauchte nicht auf. Verdammt, war die nun etwa auch noch verschwunden.
Der Tag, als die Frauen verschwanden, dachte er. Das wäre doch mal ein guter Titel für einen Film der hiesigen Romeros, Carpenters oder Cronenbergs.
Als er realisierte, dass vermutlich niemand auf das Klingeln reagieren würde, wirbelte er herum und rannte ins Freie. Vor dem Hotel blieb er schwer atmend stehen und überlegte fieberhaft. Was sollte er jetzt tun? Was konnte er jetzt überhaupt noch tun? Vielleicht war es nun doch an der Zeit, zum Sheriff zu gehen und Vermisstenanzeige zu erstatten? Schließlich kannte er hier sonst niemanden näher außer der Rezeptionistin Linda, und die war ebenfalls nicht mehr da.
Moment mal, dachte er, der Bürgermeister! Genau, das war die rettende Idee! Der alte Walt Hooper kannte sich hier aus und wusste bestimmt, was in einem solchen Fall zu tun war. Günther legte die Stirn in Falten und versuchte sich zu erinnern, denn Walt hatte ihnen auf der Feier erklärt, wo sein Amtsgebäude lag. Dabei hatte er auch irgendetwas über das Hotel gesagt. Aber was war das nur gewesen? Verdammter Whisky! Hoffentlich hatte der Alkohol nicht ausgerechnet die Gehirnzellen vernichtet, die er jetzt so dringend benötigte. Aber dann fiel es ihm wieder ein. »Mein Büro liegt direkt gegenüber dem Hotel. Sie können es eigentlich gar nicht verfehlen«, hatte Walt erklärt.
Günther achtete nicht auf den Verkehr, den es hier ohnehin nicht gab, und rannte, ohne nach rechts oder links zu schauen, über die Straße zu einem Gebäude, das eine exakte Kopie des Herrenhauses der Plantage Tara aus dem Film Vom Winde verweht war. Er lief zwischen den weißen Steinsäulen hindurch zur Eingangstür, verharrte dann aber dort für einen Moment. Es gab keine Klingel, aber schließlich handelte es sich hier um ein öffentliches Gebäude. Da marschierte man doch einfach so rein, oder. Er drückte kurzerhand die Tür auf, schlüpfte ins klimatisierte Innere und stand dann schwer atmend und schwitzend in einem langen Flur mit zahlreichen Türen.
Soweit er sich erinnern konnte, sah das Plantagenhaus im Film innen ganz anders aus. Allerdings hatte er nur noch vage Erinnerungen, da er den Film nur Silke zuliebe angesehen hatte und beinahe eingeschlafen wäre. Aber vermutlich zählte in einem Ort wie Movietown ohnehin nur die Fassade.
Er sah sich um und entdeckte am gegenüberliegenden Ende des Flurs eine Tür mit Glaseinsatz, auf dem in schwarzen Lettern Walt Hooper, Mayor stand – und zwar so groß, dass er es trotz der Entfernung problemlos lesen konnte.
Er rannte den Gang hinunter und klopfte vorsichtig gegen das Glas. Er lauschte, konnte jedoch nichts hören, weder die Aufforderung »Come in!« noch sonst irgendeinen Laut. Er klopfte erneut, etwas energischer und kräftiger, doch wieder geschah nichts. Langsam drückte er die Klinke nach unten und schob dann behutsam die Tür auf, die unverschlossen war und ihm keinen Widerstand leistete.
»Mr Hooper?«, sagte er laut und schob sich durch den Türspalt in das Büro des Town Mayor.
An den beiden Seitenwänden standen dicht gefüllte Bücherregale. Die Mitte des Raumes dominierte ein riesiger Schreibtisch aus Walnussholz. An der Wand dahinter hing die amerikanische Flagge zwischen den beiden Fenstern. Der Stuhl hinter dem Schreibtisch war allerdings leer.
Wo sind denn alle hin, verdammt noch mal?
Günther trat zaghaft näher und sah sich um. Rechts neben dem Schreibtisch standen auf einem niedrigen Phonotisch ein Flachbildfernseher und ein Videorecorder mit integriertem DVD-Player. Wenn der Bürgermeister den Stuhl zur Seite drehte, konnte er bequem Videofilme angucken.
Wahrscheinlich seine eigenen, dachte Günther, ging noch näher heran und fasste eine Ansammlung von Videokassetten ins Auge, die fächerförmig ausgebreitet auf dem Schreibtisch lagen, so als hätte der Bürgermeister sie erst vor Kurzem angesehen.
Er nahm eine Kassette zur Hand und las die Aufschrift: »Der Tod kommt nur nachts, Szene 138. Darsteller: Edward Landis, Karl Landis. Gaststar: Carolyn Boone.« Das war die Szene, die er gestern zusammen mit Silke gesehen und die schon beim Dreh so realistisch gewirkt hatte. Günther kannte sich mit professionellen Filmaufnahmen nicht aus, aber anscheinend wurden die Szenen gleichzeitig auf Video aufgezeichnet, um sich sofort das Ergebnis ansehen und die Aufnahme zur Not noch einmal wiederholen zu können. Die Landis-Brüder hatten sie natürlich gestern auf der Feier getroffen. Schließlich war der Film, in dem sie mitgewirkt hatten, der Anlass der Feierlichkeit gewesen. Er erinnerte sich aber nicht, dort auch Carolyn Boone gesehen zu haben. Er konnte sich auch an keinen bekannten Regisseur mit dem Namen Boone erinnern. Entweder war Carolyn Boone damit die berühmte Ausnahme von der Regel, oder es gab doch einen Regisseur namens Boone, der in Deutschland nur nicht so bekannt war.
Er legte die Videokassette auf den Schreibtisch zurück und wollte sich schon abwenden, um das Büro zu verlassen und nachzusehen, ob er den Bürgermeister oder wenigstens einen seiner Mitarbeiter woanders in diesem Haus finden konnte, als ihm auf dem Etikett einer anderen Kassette etwas ins Auge fiel, das ihm so vertraut erschien, dass er unwillkürlich innehielt und instinktiv danach griff. Er nahm die Kassette und las stirnrunzelnd die von Hand geschriebene Beschriftung: »Satansmesse auf dem Teufelshügel, Szene 24. Darsteller: Harry Carpenter. Gaststar: Silke Gerhards. Zahlreiche Statisten.«
Obwohl er es schwarz auf weiß vor sich hatte, weigerte sich Günthers Verstand dennoch hartnäckig, an den Wahrheitsgehalt dessen zu glauben, was er soeben gelesen hatte. Er las die Aufschrift noch einmal, im festen Glauben, sich verlesen zu haben, doch das Ergebnis blieb unverändert: Auf der Videokassette war der Name seiner Frau als Gaststar der aufgenommenen Szene aufgeführt. Aber das war doch vollkommen unmöglich. Und was hatte es überhaupt zu bedeuten?
Er erinnerte sich noch gut daran, dass Walt seine Frau gefragt hatte, ob sie nicht in einem Film mitspielen wolle. Auch auf der Feier hatte der Bürgermeister sie noch mehrmals darauf angesprochen. Silke hatte das Angebot jedoch jedes Mal abgelehnt, am Ende schon ein wenig genervt von Hoopers Hartnäckigkeit. Offensichtlich hatte sie ihre Meinung über Nacht geändert. Wieso sollte ihr Name sonst auf dieser Kassette stehen? Und vermutlich war das auch der Grund, weshalb Silke heute früh ohne ihn das Hotel verlassen war. Seine Frau spielte, ohne ihm etwas zu sagen, den großen Filmstar, während er sich große Sorgen um sie machte und die ganze Stadt nach ihr absuchte.
Er musste sich sofort Gewissheit verschaffen. Zu diesem Zweck eilte er um den Schreibtisch herum zum Fernsehgerät und schaltete es ein. Anschließend schob er die Kassette in den Recorder und drückte auf Play. Für ein paar Sekunden lief noch das normale Fernsehprogramm, dann wurde der Bildschirm schwarz. Günther wartete und starrte gebannt auf die Mattscheibe.
Endlich erschien ein Bild. Es handelte sich um eine Filmklappe, die vor die Kamera gehalten wurde. Darauf waren der Titel des Films, die Szenen- und die Aufnahmenummer, das heutige Datum sowie die Namen des Regisseurs und des Kameramanns vermerkt. Günther registrierte, dass Walt Hooper als Regisseur genannt war. Es gab noch ein paar weitere Angaben, von denen er aber nicht wusste, was sie bedeuteten.
»Satansmesse auf dem Teufelshügel, Szene 24, die Erste!«, rief jemand aus dem Off, ehe die Balken aufeinandergeschlagen und die Klappe aus dem Bild genommen wurde.
»Ton?«
»Läuft.«
»Kamera?«
»Läuft.«
»Und Action«, hörte Günther jemanden rufen, bei dem es sich unzweifelhaft um Bürgermeister Walt Hooper handelte.
Es war Nacht. Zahlreiche Gestalten in langen schwarzen Roben und mit schwarzen Kapuzen über den Köpfen umstanden in einem Halbkreis einen flachen Felsen. Sie hielten blakende Fackeln in den Händen. Auf dem Stein in ihrer Mitte lag wie auf einem Altar eine weiß gekleidete Frau. Als die Kamera näher heranzoomte, sah man, dass die Frau an Armen und Beinen gefesselt war. Sie wandte ihr Gesicht in Richtung Kamera und schrie gellend, die Augen vor Todesangst weit aufgerissen.
Günther stockte der Atem, denn es war Silke, seine Frau, die dort in Fesseln lag und schrie.
Die Kamera fuhr noch näher heran, bis der graue Felsen die gesamte untere Hälfte des Bildes ausfüllte. Deutlich konnte Günther das Entsetzen und die Angst auf Silkes Gesicht und in ihren Augen erkennen. Sie schrie und weinte abwechselnd und wand sich in ihren Fesseln. Mehrmals rief sie seinen Namen, was ihm jedes Mal einen weiteren gezielten Stich ins Herz versetzte, weil es ihm noch bewusster werden ließ, dass er nicht bei seiner Frau gewesen war, als sie ihn am dringendsten gebraucht hatte.
Er wusste sofort, dass das, was er sah, nicht gespielt war. Auch wenn Silke und er erst vor Kurzem den Bund der Ehe geschlossen hatten, waren sie schon vorher sechs Jahre lang ein Paar gewesen. Er kannte seine Frau daher gut genug, um zu erkennen, dass die Gefühle, die sie zeigte, echt waren! Mit Schauspielerei hatte das nichts zu tun. Silke durchlitt Todesängste und rief in ihrer Verzweiflung nach ihrem Mann.
Diese verdammten Schweine!, dachte Günther. Was haben sie nur getan?
Dabei war es offensichtlich, was sie getan hatten. Sie hatten Silke entführt und zu diesen Filmaufnahmen gezwungen. Günther erinnerte sich, wie Walt sie auf der Feier gedrängt hatte, noch einen letzten Drink zu nehmen, bevor sie ins Hotel zurückkehrten. Das freundliche Angebot des Bürgermeisters abzulehnen, wäre unhöflich gewesen. Also hatten sie höflich ihre Gläser geleert, ehe sie die Feier verlassen hatten. Doch in dem Whisky musste noch etwas anderes enthalten gewesen sein, ein Schlafmittel vermutlich. Und während sie anschließend friedlich schliefen, waren Walt und seine Komplizen in ihre Suite eingedrungen und hatten die bewusstlose Silke aus dem gemeinsamen Bett geraubt. Diese verfluchten Schweine hatten sie entführt, während er nichts ahnend danebengelegen und geschlafen hatte.
Günther taumelte nach hinten, als seine Knie weich wurden, und ließ sich in den Drehstuhl hinter dem Schreibtisch fallen. Gebannt starrte er weiterhin auf das Geschehen auf dem Bildschirm. Seine Hände hatte er in hilfloser Wut zu Fäusten geballt. Wenn er jetzt einen dieser Mistkerle in die Finger bekommen hätte, dann hätte er ihm die Scheiße aus dem Leib geprügelt.
Plötzlich trat eine groß gewachsene Gestalt hinter den Altarstein. Im Gegensatz zu den anderen trug sie eine rote Robe mit Kapuze und blieb direkt neben Silke stehen. Vermutlich der Hohepriester dieses Kultes. Silke schrie noch immer, obwohl ihre Stimme schon heißer klang, krümmte und wand sich, dass sie beinahe von der Felsplatte gerollt wäre, und zerrte panisch an den Fesseln. Die vermummte Gestalt ballte die rechte Hand zur Faust und schlug sie Silke mitten ins Gesicht.
»Du Drecksau!«, schrie Günther und sprang wieder auf die Füße. Wenn er die Kerle erwischte, dann konnten sie was erleben. Und wenn sie Silke auch nur ein Haar gekrümmt hatten, dann …, dann … Hilflos ballte Günther immer wieder die Hände zu Fäusten und lockerte sie wieder, aber er konnte nichts tun. Alles, was er auf dem Bildschirm sah, war bereits geschehen, und er konnte nichts mehr daran ändern. Alles, was er tun konnte, war hilflos mit anzusehen, was weiter passierte. Trotz der großen Unruhe, die ihn am ganzen Körper zittern ließ, und seines inneren Aufruhrs ließ er sich wieder auf den Stuhl sinken und beobachtete den Fortgang der Szene.
Silkes Schreie waren nach dem Fausthieb schlagartig verstummt. Sie lag reglos auf dem Stein und wimmerte nur noch leise vor sich hin. Ein dünner Blutfaden lief aus ihrer Nase, die schief aussah, als wäre sie gebrochen. Der Vermummte breitete die Arme aus und rief mit lauter Stimme die Mächte der Finsternis an, allen voran Satan persönlich. Dann bückte er sich und hob etwas vom Boden auf, das bisher von dem Opferfelsen verborgen zu seinen Füßen gelegen hatte. Günther erwartete, ein Opfermesser zu sehen, und erbleichte, als er den Gegenstand erkannte. Der Hohepriester legte die rechte Hand fest um den vorderen Griffbügel und zog dann mit der anderen ruckartig am Seilzugstarter. Heulend sprang die Kettensäge an.
»Oh, mein Gott, nein!«, hauchte Günther und schlug die Hände vors Gesicht, als der Kuttenmann die Motorsäge auf sein hilfloses Opfer herabsenkte und die erste Blutfontäne emporspritzte. Er hörte Silkes gellende Schreie, die sogar das Heulen der Kettensäge übertönten, bis sie schlagartig verstummte.
Da die Ungewissheit über ihr Schicksal ihn noch mehr quälte als die schrecklichen Bilder, nahm er rasch wieder die Hände vom Gesicht und sah, wie sich die die vordere Hälfte des Metallblatts mit der Sägekette durch den Hals seiner Frau wühlte und den Kopf vom Rumpf trennte. Tränen schossen ihm in die Augen, ließen die entsetzlichen Bilder verschwimmen und liefen ihm übers Gesicht.
»Nein!«, schrie er, als ihn der Hass auf die Übeltäter und die Mörder seiner Frau wie ein wildes Tier aus dem Hinterhalt anfiel, sprang auf und trat unbeherrscht mit dem rechten Fuß gegen den Bildschirm. Der Flachbildfernseher kippte nach hinten und fiel krachend auf den Fußboden. Ein hauchdünner Riss lief durch den ganzen Bildschirm, der sofort schwarz wurde. Das Surren der Säge aus dem Lautsprecher verstummte abrupt. Feine Rauchschwaden und der Gestank nach verbranntem Kunststoff breiteten sich im Amtszimmer des Bürgermeisters von Movietown aus.
Günther stand schwer atmend da, die Hände zu blutleeren Fäusten geballt, und starrte auf das zerstörte Fernsehgerät. Der Videorecorder surrte immer noch leise vor sich hin und spielte, von Günthers Ausbruch gänzlich unbeeindruckt, die Kassette ab, auch wenn die darauf enthaltenen Schreckensbilder nun nicht mehr zu sehen waren und das Kreischen der Kettensäge nicht länger zu hören war. Günther weinte und schluchzte dabei leise. Mit den schleppenden Schritten eines Greises ging er zum Stuhl zurück, als wäre er innerhalb der letzten Augenblicke um Jahrzehnte gealtert, und sank auf die Sitzfläche. Er beugte sich nach vorn, als würde ihn eine Zentnerlast nach unten drücken, und vergrub sein Gesicht in den Händen.
Silke ist tot!
Es waren nur drei simple Worte, insgesamt gerade einmal elf Buchstaben, doch diese Worte enthielten eine Sprengkraft, die sein ganzes Leben aus den Fugen geraten ließen. Dabei konnte er es selbst noch gar nicht so richtig fassen, aber es gab einfach keinen Zweifel. Schließlich hatte er es mit eigenen Augen gesehen. Und das war kein Filmtrick oder Special Effect gewesen, sondern die brutale, auf Zelluloid gebannte Wirklichkeit. Diese Scheißkerle hatten seine Frau umgebracht, einfach so, vor laufender Kamera.
Plötzlich wurde ihm noch etwas bewusst. Der anderen Frau gestern – ihr Name war Carolyn Boone, erinnerte er sich – war es vermutlich genauso ergangen wie Silke. Schon da war ihnen alles so echt, so wirklich erschienen.
Er erschauderte, als hätte sich eine Tür oder ein Fenster geöffnet, um eine kühle Brise hereinzulassen. Wo sind wir hier bloß hingeraten?, fragte er sich. So wie es aussah, waren alle Einwohner von Movietown an diesem furchtbaren Treiben beteiligt. Sie alle mussten vollkommen wahnsinnig sein, opferten sie doch tatsächlich Menschen – ortsfremde Durchreisende – für ihre verdammten Filme. Er musste diese Vorgänge den Behörden melden und umgehend zur Polizei gehen. Allerdings musste er unbedingt die Videokassetten mitnehmen, denn sie waren der eindeutige Beweis, dass hier sogenannte Snuff-Filme gedreht wurden, in denen echte Morde geschahen.
»Hi, Günther.«
Behäbig, als würde er nur langsam aus einem Albtraum erwachen und in die Realität zurückkehren, hob Günther den Kopf. Der Bürgermeister saß auf der anderen Seite des Schreibtisches. Am liebsten hätte sich Günther augenblicklich auf ihn gestürzt, wäre mit einem einzigen Satz über den Schreibtisch gehechtet und hätte seine Finger um Walts faltigen Hals gelegt, um ihn mit bloßen Händen zu erwürgen. Doch erstens fehlte ihm dazu im Moment die nötige Kraft, und zweitens sahen Walts Begleiter, die groß gewachsenen Brüder Edward und Karl Landis, die zu beiden Seiten des Bürgermeisters Aufstellung genommen hatten und Günther finster ansahen, so aus, als hätten sie etwas dagegen und würden ihn notfalls durch Anwendung brutaler Gewalt daran hindern, ihrem Bürgermeister auch nur ein Haar zu krümmen.
»Wo ist Silke, ihr verdammten Arschlöcher?«, fragte Günther mit merkwürdig rauer Stimme, die sich nicht im Entferntesten wie seine eigene anhörte. »Wo ist meine Frau?«
»Wir kommen gerade von ihrer Beisetzung«, sagte Walt in seinem gewohnt leutseligen Ton, als würden sie sich über das Wetter unterhalten. »Es war wirklich eine schöne Beerdigung. Schade, dass du nicht dabei sein konntest, Günther. Die ganze Stadt hat Abschied genommen. Sogar Linda war da. Die meisten haben Tränen vergossen. Was für ein Verlust für die Leinwand, denn sie war wirklich eine begnadete Darstellerin.«
Günther konnte nicht glauben, was er hörte. Diese ganze Situation war einfach zu absurd. Diese Verrückten schlachteten seine Frau bestialisch ab und organisierten im Anschluss eine schöne und tränenreiche Beisetzung. Er konnte nur mit dem Kopf schütteln. »Wieso nur? Warum tut ihr das?«
»Was soll ich sagen, Günther? Weil das eben die Art ist, wie wir hier in Movietown unsere Filme machen. Sieh dir doch nur den ganzen Mist aus Hollywood an, alles nur Lug und Trug. All die fliegenden Untertassen und realistisch wirkenden Ungeheuer werden nur noch im Computer erzeugt. Menschen werden in dem einen Film von Kugeln durchsiebt, sind aber schon im nächsten Film wieder putzmunter. Bei unseren Filmen ist das anders. Wir betrügen den Zuschauer nicht, sondern sind ehrlich. Und darauf sind wir auch verdammt stolz. Was in unseren Filmen passiert, ist echt. Reality Cinema!«
Walt warf einen Blick auf seine Uhr und gab den beiden Landis-Brüdern dann einen Wink. Die Männer setzten sich umgehend in Bewegung, umrundeten den Schreibtisch und nahmen auf beiden Seiten von Günther Aufstellung.
»Und was haben Sie jetzt mit mir vor, Walt?«
»Ich muss einen Film zu Ende drehen«, sagte Walt und lächelte so breit, dass all seine Zähne zu sehen waren. »Der Drehplan lässt uns leider keine Zeit, unsere nette Plauderei fortzusetzen. Ich habe die nächste Szene schon ganz genau im Kopf«, sagte er und tippte sich dabei mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Und du wirst darin die Hauptrolle spielen. Ich bin sicher, du wirst deine Sache ebenso großartig machen wie Silke. Ich habe nämlich einen Riecher für erstklassige Darsteller.«
Günther zerrte an den Fesseln, doch sie gaben keinen Millimeter nach. Die Landis-Brüder wussten, wie man einen Knoten band, schließlich hatten sie in den letzten Jahren genug Erfahrung sammeln können.
Nahezu alle Einwohner von Movietown standen zehn Meter entfernt in einem Kreis um ihn herum. Sie waren in mittelalterliche Gewänder geschlüpft – der Ort musste einen riesigen Fundus an Kostümen haben – und sahen ihn erwartungsvoll an. Rechts und links von ihm standen Edward und Karl Landis und hielten brennende Fackeln in ihren Händen.
Es war früher Nachmittag, und da Günther der gnadenlos herabbrennenden Sonne schutzlos ausgeliefert war, schwitzte er wie in einer Sauna, obwohl er nur ein schlichtes weißes Baumwollgewand am Leib trug. Allerdings waren die Hitze des Tages und ein möglicher Sonnenstich die geringsten seiner Sorgen. Er stand auf einer kleinen hölzernen Plattform und war an einen Holzpfahl gefesselt, den man in den Boden der Wiese gerammt hatte. Rundherum waren Berge trockener Äste und Reisig aufgeschichtet worden.
Günther richtete seinen Blick nach vorn. Durch eine Lücke in der Zuschauermenge konnte er die Kamera sehen. Direkt daneben saß Walt Hooper in einem Klappstuhl. Das Mädchen mit der Filmklappe trat vor die Kamera.
Günther schrie und wand sich in seinen Fesseln, auch wenn er wusste, dass es letztendlich sinnlos war. Einer der beiden Landis-Brüder blickte grinsend zu ihm auf, als wäre alles nur ein Spiel, und zeigte ihm den erhobenen Daumen.
»Satansmesse auf dem Teufelshügel, Szene 37, die Erste!«, rief die junge Frau und huschte aus dem Bild.
»Ton?«
»Läuft.«
Günther zerrte immer verzweifelter an den Stricken. Er spürte, wie sie sich schmerzhaft in seine Handgelenke gruben. Tränen liefen ihm übers Gesicht und vermischten sich mit den Schweißtropfen.
Die Landis-Brüder machten sich bereit und hoben die Fackeln.
Die Menschen starrten erwartungsvoll und erregt auf den Scheiterhaufen in ihrer Mitte.
»Kamera?«
»Läuft.«
Entsetzt beobachtete Günther, wie der Regisseur ein Megafon an die Lippen hob.
»Uuunnnndddd … Action!«