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16. Abigail Folger und Wojtek Frykowski
ОглавлениеWojtek Frykowski und Roman Polanski lernten sich in Lodz kennen, wo Roman die Filmschule besuchte. Frykowski hatte Chemie studiert. Er arbeitete als Regieassistent bei mehreren Polanski-Produktionen und half, dessen Kurzfilm Säugetiere zu finanzieren.
Er war zweimal verheiratet gewesen, einmal mit der bekannten Schriftstellerin Agnieszka Osiecka. Er hatte einen Sohn, Bartek Frykowski, der etwa dreizehn Jahre alt war, als sein Vater starb. Frykowski war ein gebildeter, intelligenter Mann, der einem aktiven Kreis von Künstlern und Intellektuellen angehörte, von denen sich einige in den Westen absetzten.
Irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahres 1967 verließ Frykowski Polen und ging nach Paris, wo er Roman Polanski traf, der sich um ihn kümmerte und ihm auch finanziell half.
Polnische Schriftsteller und Intellektuelle, die im Exil lebten, pflegten einander im Ausland zu unterstützen. Sie hielten Verbindung untereinander, halfen einander beruflich weiter und begingen sogar gemeinsam die polnischen Feiertage.
Anfang 1968 war Wojtek Frykowski in die Vereinigten Staaten gekommen. Er lernte eifrig Englisch und hatte immer ein Notizbuch bei sich, um sich mit den Nuancen der amerikanischen Umgangssprache vertraut zu machen. Er interessierte sich sehr für Lyrik und schrieb, als er in Amerika lebte, offenbar selbst Gedichte. Seine Schriftstellerfreunde, darunter Romancier Jerzy Kosinski, hielten ihn für einen verständigen Kritiker ihrer Arbeiten.
Im Januar 1968 lernte Frykowski auf einer Party in New York Abigail Folger kennen. Miss Folger war 1943 geboren und in den engen Traditionen der Gesellschaft von San Francisco aufgewachsen. Sie war eine begabte Pianistin und interessierte sich für Kunst und Malerei. Sie besuchte die Catalina School for Girls im kalifornischen Carmel und später das Radcliffe College. Nachdem sie das Radcliffe College absolviert hatte, arbeitete sie für ihren Abschluss an der Universität von Harvard.
Ihr Vater war Aufsichtsratsvorsitzender der Folger Coffee Company, die später eine Tochtergesellschaft von Procter & Gamble wurde. Miss Folger verfügte über ein erhebliches eigenes Vermögen. Ein guter Freund schätzte ihr jährliches privates Nettoeinkommen auf 130.000 Dollar.
1967 war sie am University of California Art Museum in Berkeley angestellt. Im Herbst 1967 zog sie nach New York City. Nachdem sie zuerst für eine Zeitschrift gearbeitet hatte, führte sie einen der besten avantgardistischen Buchläden der Welt, den Gotham Book Mart in der 47ten Straße.
Zu dieser Zeit lernte sie auf einer Party Jerzy Kosinski kennen, der sie später mit Wojtek Frykowski bekanntmachte. Beide sprachen fließend Französisch, und er war eifrig bestrebt, die amerikanische Sprache zu erlernen.
Im Herbst 1968 fuhren Abigail Folger und Wojtek Frykowski in einem Mietwagen quer durch die Vereinigten Staaten zur Westküste. Sie bezogen ein Haus in Los Angeles, 2447 Woodstock, das in den Hollywood-Hills, nicht weit von Mulholland, lag. Ganz in der Nähe wohnte Cass Elliott von The Mamas & The Papas. Miss Folger hatte sich dem Kampf gegen Rassendiskriminierung verschrieben. Vom Herbst 1968 bis Ende März 1969 war sie als freiwillige Sozialarbeiterin für das Los Angeles County Welfare Department tätig. Ihr Arbeitsplatz befand sich am Südrand des Zentrums von Los Angeles, wo sie sich anscheinend um schwarze Ghettokinder kümmerte.
In Los Angeles gerieten Miss Folger und Wojtek Frykowski in die Welt der Filmschauspieler, der Freunde von Sharon und Roman. Sie schlossen auch selbst neue Freundschaften, darunter mit Bekannten von Charles Manson und der Family.
Miss Folgers Vermögen wirkte anziehend auf andere Menschen. Mehr als ein ehrgeiziger Filmproduzent bat sie um Geld für seine Filmprojekte. Sie lernte den Haar-Tycoon Jay Sebring kennen, der sie überredete, in sein Imperium von Frisiersalons und Haarpflegeprodukten zu investieren. Durch Sebring machte sie die Bekanntschaft verschiedenster Leute aus den eng verzahnten Filmkreisen. Ende Dezember 1968 traf Miss Folger die nötigen Vereinbarungen für den Erwerb von Sebring-International-Aktien im Wert von rund 3.500 Dollar.