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19. Helter-Skelter und Rock 'n' Roll

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Manson mietete ein Haus und ein kleines Gästehaus in der Gresham Street Nr. 21019 im kalifornischen Canoga-Park im San-Fernando-Valley, nicht weit von der Spahn-Ranch entfernt. Wegen seiner Farbe wurde das Haus »Yellow Submarine« genannt. Hier verfolgte Manson gleich zwei Ziele mit Eifer – ein Star zu werden und die geeignete Ausrüstung zusammenzustellen, um mit seinen Anhängern in die Wüste zurückkehren zu können. Dafür benötigte er Generatoren, haufenweise Strandbuggies und Geld.

Das Geld beschloss er sich durch Drogenhandel, Diebstahl und Schnorrerei zu verschaffen. »Innerhalb von drei oder vier Wochen, nachdem wir ins Yellow Submarine gezogen waren«, schrieb er in seiner Autobiografie, »war das Haus zu einem Konzertsaal für Musiker geworden, zum Pornostudio für perverse Produzenten, zum Drogennest und Unterschlupf für Diebe. Ein geeigneter Platz, um geklaute Autos auszuschlachten und alles mögliche zu treiben, außer ein Bordell.«

Allerdings bemühte Manson sich, die Sache mit dem Diebesversteck und den gestohlenen Strandbuggies vor Terry Melcher und Dennis Wilson zu verbergen. Immerhin versprach er sich von einem oder beiden einen Plattenvertrag.

Das Anwesen Gresham Street Nr. 21019 war ein Haus mit rotem Dach und einem Säulenportal sowie einem kleinen grünen »Gästehaus« dahinter. Linker Hand befinden sich hinter einer Doppelgarage einige Pferdeställe oder -boxen.

Wenn man die unbefestigte Straße in Richtung Devonshire-Street hinabfährt, stößt man auf die Island-Village-Apartments, in denen verschiedene Bekannte von Manson wohnten.

Von den Hügeln im Norden bahnt sich der Brown-Canyon-Wash seinen Weg ins San-Fernando-Valley hinunter, ein Trockenbett, das eher einer überdimensionalen, gepflasterten Straßenrinne ähnelt. Dieser Wash führte zur Westseite des Anwesens hinunter, so dass Manson mit seinem Strandbuggy von der Devil-Canyon-Gegend, der Heimat von Helter-Skelter, durch das Trockenbett direkt bis zum Gresham-Haus fahren konnte. Da Manson angeblich in den Death Valley-Hills lebte, wurde sein Bewährungsfall von Los Angeles nach San Bernardino überstellt. Am 17. Januar 1969 versuchte der neue Bewährungshelfer, Manson im Death Valley aufzusuchen. Er kam bis zum Ballarat General Store, wo er von einem alten Bergarbeiter erfuhr, dass er einen Siebenmeilenmarsch die Wasserfälle hinauf auf sich nehmen müsse, wenn er das Camp der Family aufsuchen wolle. Nein, danke.

Etwa eine Woche nach dem Einzug in das Haus in Canoga Park schickte Manson einen Trupp zur Barker-Ranch hinauf, der den Rest der Family holen sollte. Es waren Brooks, Juanita und Gypsy, die Geigenspielerin, die dort zurückgeblieben waren, um auf ihre Sachen aufzupassen.

Eine Woche später traf der International Scout Jeep, für den Juanita und Watkins in Las Vegas den roten Dodge in Zahlung gegeben hatten, in Goler-Wash ein und holte die drei ab.

Ungefähr vom 1. Februar bis zum 20. Februar 1969 hielt sich die gesamte Family in dem heruntergekommenen Haus in der Gresham Street auf.

Spezifische Einflüsse auf bestimmte Aktivitäten der Gruppe sind aus dieser Zeit kaum bekannt, doch gibt es ausführliche Beschreibungen von jener berühmten »Todesspiel-Party«, die an dem Tag in der Gresham-Street stattfand, an dem Brooks, T. J., Juanita und andere in dem neuen Jeep aus der Wüste zurückkehrten.

Damals kamen sie noch in Ledersachen, gebräunt und prächtig in Form aus der Wüste zurück. Und da saßen sie nun und »spielten sterben« : sie nahmen den Augenblick ihres eigenen Todes als gegeben an, um auch diese Erfahrung geistig zu erleben. Klingt nach Spaß?

Ein Teil der Gruppe war high und hockte in der Mitte des Raums. Sie hatten angefangen, einen Song zu schreiben, die Sache aber wieder aufgegeben. Manson saß inmitten der Versammlung, und man redete über das immer gegenwärtige Thema Tod. Charlie sagte »Sterbt«, und so legten sich alle hin und taten so, als stürben sie. Bo fing an, »Charlie!« zu schreien – und dann »Oh-h-h-h-h!«

Später bezeugte Paul Watkins folgendes von der berüchtigten Party: »Ich hörte Charlie sagen: ›Sterbt‹.« Watkins habe sich eine Todesart auszudenken versucht, aber ihm sei nichts eingefallen, und so hätte er sich hingelegt, als Charlie sagte: »Sterbt«, und »so getan, als wäre ich tot«. Alle anderen taten das gleiche, und Bo schrie, und Charlie saß in der Mitte des Raums, bewegte die Finger und redete von der Verwirrung in der Luft und wie Klasse das alles sei.

Brooks Posten konnte sich anscheinend auf Kommando in Trance versetzen, und Charlie befahl ihm zu sterben. Also starb er. Er versetzte sich in einen Zustand der Trance, der drei oder, wie manche behaupten, fünf Tage dauerte. Während er dahindämmernd im Wohnzimmer auf einer Couch lag, kümmerten die Mädchen sich um ihn, wenn er seine natürlichen Funktionen verrichtet hatte, und Charlie versuchte mehrmals vergeblich, ihn aus der Trance herauszuholen. Und siehe! - am fünften Tag befahl Charlie ihm seine eigene, geheiligte bestickte graue Kordweste als symbolische Windel unterzulegen. Entsetzt bei dem Gedanken, er könne Jesu eigene Weste beschmutzen, erwachte Brooks aus seiner Trance. So zumindest wird erzählt.

Während dieses dreiwöchigen Aufenthalts in dem Haus an der Gresham Street ereignete sich auch das berühmte Manson-Lutschwunder. Auf einem LSD-Trip wurde Manson von der bereits erwähnten jungen und hysterischen Anhängerin namens Bo einer geblasen. Bo, ein schmächtiges, masochistisches Mädchen mit Basedow-Augen und langem schwarzem Haar, war für Manson ein bevorzugtes Ziel seiner Quälereien.

Die Legende will wissen, dass das Mädchen beim Blasen überschnappte und mit einen Mal Mansons Glied entzweibiss. Doch auf der Stelle, so wird behauptet, heilte Manson diese tragische Verstümmelung durch ein Wunder der Magie und machte sogleich weiter.

Am 18. Februar 1969 suchte Manson, der inzwischen ins Hollywood der Spiegelungen zurückgekehrt war, seinen Bewährungshelfer auf und erklärte ihm, er lebe nun wieder in Los Angeles. Daraufhin wurde sein Bewährungsfall von den Behörden in San Bernardino wieder nach Los Angeles zurückgegeben, Manson erklärte seinem Bewährungshelfer, dass er nach der Schneeschmelze im Hochgebirge wieder in die Wildnis zurückkehren wolle.

Am selben Tag stürzte eine DC-3 »Gamblers' Special« mit einem betrunkenen Piloten und 35 Spielern an Bord im Schnee des Mount Whitney, in der Nähe von Bishop, Kalifornien ab. Die Maschine befand sich auf dem Flug von Hawthorne in Nevada nach Long Beach in Kalifornien. Es heißt, dass das Flugzeug bis zur Schneeschmelze tief im Schnee begraben blieb. Das Flugzeug wurde schließlich gefunden, doch angeblich waren alle Wertsachen und alles Bargeld geklaut worden, eine Beute, die man auf zirka eine Million Dollar schätzte.

Natürlich hat man versucht, Manson und seinem Strandbuggy-Bataillon die Schuld dafür anzulasten. Ein abgefallenes Mitglied der Family behauptete, dass Angehörige der Family mit Teilen des abgestürzten Flugzeugs ihre Strandbuggies geschmückt hätten, was allerdings nicht ganz glaubhaft ist.

Um den 20. Februar 1969 entsandte Charlie einen Trupp ins Death Valley: Brooks, Juanita, T. J., Bo, Mary Brunner und eine blonde Weiße namens Sherri, bei der es sich um Simi Valley Sherri gehandelt haben dürfte.

In diesen Tagen gingen schwere Regengüsse im Goler-Wash nieder, und es kam zu einer plötzlichen Überschwemmung, bei der das Wasser bis hinauf zu den Ranchgebäuden stieg. Kurz nach dieser Überschwemmung machten sich Sherri, Juanita und andere nach Shoshone, Kalifornien auf den Weg, vielleicht auch nach Las Vegas, um Proviant zu besorgen. Auf dem Rückweg machten sie halt in Shoshone, wo es zu jener bekannten Haschsession kam, an der auch die Tochter des einheimischen Sheriffs teilnahm.

Der in Shoshone stationierte Sheriff lebte in einem Trailer-Camp in der Nähe der kleinen Stadt. Dieser Beamte hatte eine halbwüchsige Stieftochter, die sich mit Mitgliedern der Family angefreundet zu haben schien. Als Sherri und die anderen durch die Stadt kamen, ließen sie es sich nicht nehmen, bei dem Trailer Station zu machen und die Tochter des Sheriffs zu besuchen. Little Paul erinnert sich: »Sie saß da oben mit der Family im Gebüsch und rauchte einen Joint, da kreuzte plötzlich der Sheriff auf und fragte: ›Was tust du da?‹ – Und seine Stieftochter antwortete: ›Oh, ich rauche nur einen Joint, Daddy.‹« Wutentbrannt schritt der Sheriff zur Tat. Er schickte seine Stieftochter zu Verwandten, wo sie von nun an leben sollte, und blies dann zu einer Razzia auf der Barker-Ranch, dem angeblichen Dope-Lager.

Irgend jemand rief Charlie in Los Angeles an. Manson schickte sofort einen großen Lastwagen zur Barker-Ranch hinauf und ließ alle abholen, bis auf Juanita und Brooks, die die Anweisung erhielten, sich als Ehepaar auszugeben. Offenbar glaubte man, dass ein Ehepaar gegen eine Verhaftung gefeit sei.

Wie erwartet erschienen der Sheriff, ein Kollege von ihm und einige Rangers vom Death Valley-National-Park auf der Barker-Ranch und fragten nach Marihuana. Marihuana? Nein, nein, davon wüssten sie nichts. Die Beamten zogen wieder ab.

Juanita und Brooks hatten Lebensmittelvorräte, die bei einer Mahlzeit pro Tag zwei Wochen lang reichten. Als die übrigen Mitglieder der Family die beiden verließen, versprachen sie den beiden, sie würden sie in Kürze abholen. Doch Manson und die anderen sollten erst sechs Monate später ins Death Valley zurückkehren – nach den Morden.

The Family (Deutsche Edition)

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