Читать книгу Kaschrut - Ed Sheker - Страница 4

Kiddusch

Оглавление

Kurz nachdem Parnas die Giftgeschichte übernommen hatte, fand er sich im Büro des gemeindevorsitzenden Levy ein.

Guten Tag Herr Levy. Kennen Sie mich noch?

Aber sicher. Sie sind doch der von der Polizei, der Herr Parnas. Klar kenn' ich Sie. Kommen Sie doch rein. Und das ist Ihr neuer Kollege?

Ja, das ist Herr Kommissar Kleinschmidt.

Wo haben Sie denn Ihre nette Assistentin gelassen, wie hieß die doch gleich noch? Schulze?

Schulz, Herr Levy. Frau Schulz ist inzwischen befördert worden und widmet sich jetzt der Cyber-Kriminalität.

Aha, Computerhacken und so was?

Ja, so ähnlich. Herr Levy, wir möchten mit Ihnen diese Vergiftungen vom vorigen Sonnabend einmal besprechen. Das hat sich ja nun leider in den Räumen der Gemeinde abgespielt. Haben Sie irgendeine Idee, was das für einen Hintergrund hat?

Keine Ahnung Herr Parnas, ist mir ganz schleierhaft. Die Leute hier sind ziemlich schockiert. Und dass es den alten Kamenetzky treffen musste, das ist schon irgendwie tragisch. Das war eines unserer ältesten Mitglieder. Sollte nächstes Jahr fünfundachtzig werden. Hat die ganze Nazizeit überlebt. Und dann muss der wegen so einer Vergiftung dran glauben. Wirklich tragisch.

Sie selbst haben aber keinen Schaden davon getragen?

Nein ich war letzten Schabbat in München bei einer Bar Mitzvah. Der Sohn eines Freundes von mir. Wissen Sie, als ich selbst noch in dem Alter war, wurde von mir aber mehr verlangt als nur so eine Broche aufzusagen und ein paar Sätze Haftarah. Ich musste noch den ganzen Wochenabschnitt leinen, die Abschnitte für sieben Leute. Aber heute wird ja nichts mehr verlangt. Kann man ja auch an den Schulen sehen.

Sie waren also nicht in der Synagoge?

In der Synagoge schon, aber eben nicht hier, sondern in München. Tolle Synagoge haben die da. Nagelneu und nur vom Feinsten. Können wir nur von träumen mit unserer alten Bruchbude.

Und wann haben Sie davon erfahren?

Wann? Na am Sonnabend noch, so gegen vier hat mich der Cohn angerufen, der vom Sozialausschuss.

Am Schabbat?

Ja sicher, wieso nicht?

Ich denke, am Schabbat....

Herr Parnas, nun hören Sie mal auf, bitte. Sie reden ja schon wie der Rabbiner. Wir haben alle so unsere eigenen Traditionen. Ich sehe jedenfalls nicht ein, warum ich am Schabbat nicht telefonieren soll.

Das wird Ihrem Rabbiner Gottesman aber nicht passen.

Ach der Gottesman, gehn' Sie mir doch mit dem vom Hals.

Also am Sonnabend gegen vier haben Sie Kenntnis von dem Unglück erhalten.

Ja.

Und dann?

Was dann? Abends bin ich mit meiner Frau ins Residenz- Theater. Und ehe Sie wieder dumme Fragen stellen: da war immer noch Schabbat.

Sie fanden es aber nicht nötig, gleich nach Hause zu kommen?

Nein warum auch. War doch gar kein Anlass. Nur weil ein paar Leute Bauchschmerzen haben. Was glauben Sie wohl, wie viel Bauchschmerzen ich bei dieser Gemeinde habe. Da kommt auch keiner bei mir vorbei.

Aber immerhin ist ein Todesopfer zu beklagen.

Haben Sie nun auch wieder Recht. Aber erst hinterher. Da war ich natürlich wieder da.

Herr Levy, gleich nachdem eine Vergiftung als Todesursache festgestellt worden war, haben wir die Küche in Ihrer Synagoge versiegelt und momentan sind Beamte der Spurensicherung damit beschäftigt, Hinweise auf eine Quelle des Giftes zu finden. Sie können Ihre Küche aber schon demnächst wieder in Betrieb nehmen, weil wir alles, was uns verdächtig vorkommt, einfach mitgenommen und ins Labor gebracht haben.

Ja, das geht schon klar. Meinetwegen können Sie die Küche auch für ein paar Wochen ganz dicht machen. Dann sehen die Leute endlich mal, was die Gemeinde Ihnen an jedem Schabbat so bietet und sie werden vielleicht etwas Demut lernen. Aber das werden wir denen ohnehin in den kommenden vier Jahren noch beibringen müssen.

Wie soll ich das verstehen, Herr Levy?

Wir haben doch Gemeindewahlen am nächsten Sonntag. Ich glaube in diesem Laden muss noch eine Menge passieren. Das habe ich mir jedenfalls für die neue Legislaturperiode vorgenommen. Aber ich will Sie mit diesem Gemeindequark nicht langweilen.

Also ein gezielter Anschlag auf eine bestimmte Person ist das ja wohl nicht gewesen, sinnierte Parnas in einem Gespräch mit seinem neuen Kollegen Kleinschmidt. Dann hätte der Täter ja wohl nicht versucht, die halbe Beterschaft in der Synagoge zu vergiften ohne wenigstens sicher sein zu können, dass sein Opfer auch unter denen Vergifteten ist.

Es kann aber auch andersherum gewesen sein, Herr Parnas, der Täter hat seinen Anschlag breit angelegt, um Rückschlüsse zwischen Täter und Opfer zu erschweren.

Möglich ist das schon Kleinschmidt, aber die verabfolgte Giftmenge hätte doch in keinem Fall ausgereicht, um einen halbwegs gesunden Erwachsenen umzubringen. Den armen Kamenetzky hat es doch nur erwischt, weil der sowie schon halb über den Damm war. Der hätte genauso gut auch in der nächste Woche von ganz alleine den Löffel abgeben können. So gesehen war das eigentlich ein Zufallstreffer.

Aber denn wer kann denn ein Interesse daran haben, so viele Leute zu vergiften?

Ich bin zuversichtlich, dass wir es herausfinden werden.

Was war das überhaupt für ein Anlass, bei dem mehrere Menschen das Arsen gefuttert haben?

Das war ein Kiddusch

Ein was?

Ein Kiddusch. Das ist so eine Art Brunch im Anschluss an einen Gottesdienst.

Gottesdienst mit Brunch?

Jepp.

Und wann immer?

Jeden Samstag, und noch an einigen anderen Tagen des Jahres.

Und das kostet Eintritt?

Nein.

Alles umsonst?

Jepp.

Nicht schlecht. Ich werd' Jude.

Na dann viel Glück!

Und wo kommen die Lebensmittel her?

Keine Ahnung. Das meiste kochen die wohl selbst. Einzelheiten werden wir bestimmt noch im Laufe der Woche herausbekommen. Für heute Nachmittag um vier haben wir zunächst mit dem Pächter der Küche einen Termin. Mal sehen was der so sagt.

Kaschrut

Подняться наверх