Читать книгу Kaschrut - Ed Sheker - Страница 6
Chilunim
ОглавлениеAm gleichen Tag telefonierte Parnas mit dem Gemeinderabbiner, Rabbiner Gottesman
Hier Rav Gottesman.
Guten Tag Herr Rabbiner, hier spricht Hansjürgen Parnas.
Ja bitte schön?
Vielleicht können Sie sich an mich erinnern? Ich bin der Kriminalbeamte. Wir hatten uns im letzten Jahr kennen gelernt.
Oh ja, Herr Parnas. Haben Sie über Ihre Mutter inzwischen etwas herausgefunden?
Leider nein. Der Grund meines Anrufs ist auch ein anderer. Es handelt sich um diese Sache mit der Vergiftung beim Kiddusch.
Ja, natürlich. Schrecklich. Wie kann ich Ihnen helfen?
Herr Rabbiner, ich brauche eine zuverlässige Person, die mit mir gemeinsam ein Gespräch in Iwrith oder jiddisch führt. Der Gesprächspartner soll der Maschgiach Herr Bar Lev sein.
Der hat doch hoffentlich mit den schlimmen Vorfällen nichts zu tun?
Aber nein. Ich muss mir nur ein Bild über die Wege der Lebensmittel innerhalb der Küche machen. Leider spricht Herr Bar Lev noch schlechter Deutsch als ich hebräisch.
Sprechen Sie denn neuerdings hebräisch?
Ich habe einen Kursus in der Volkshochschule belegt. Es geht aber sehr schleppend voran. Zu einer Unterhaltung reicht es nicht. Schon gar nicht über Kaschrut.
Immerhin kennen Sie schon das Wort.
Ja, das ist aber auch schon fast alles.
Aber schon mal besser als gar nichts. Wann wollen wir uns denn treffen?
Morgen früh um zehn in der Küche?
Also gut, dann morgen früh.
Tatsächlich hatte sich Parnas in der örtlichen Volkshochschule für den Kursus Hebräisch für Anfänger eingetragen und war auch einmal pro Woche dort hingegangen. Aber um ehrlich zu sein: vielmehr als Schalom, ma nischma und boker tov war dabei nicht herausgekommen. Bei einer dieser Unterrichtsstunden hatte er auch seine gegenwärtige Freundin gefunden, eine hübsche jungen Frau die auf den Namen Sarah Misrach hörte, deren Eltern ursprünglich ägyptische Juden sind, die während der Suez-Krise aus Ägypten geflüchtet waren. Zu Hause wird aber nur englisch und ein wenig Arabisch gesprochen und deutsch hat die junge Frau auf der Schule gelernt. Wenn sich mal die seltene Gelegenheit ergibt, spricht Parnas er auch ein paar Brocken in Iwrith, zum Beispiel bei einem seiner gelegentlichen Besuche in der Synagoge. Das geht aber meisten nach hinten los, weil die so Angesprochen irrtümlich annehmen, Parnas könne tatsächlich Iwrith. Dann wird dieser mit einem Schwall schnell gesprochener Wort überschüttet, von denen er kaum einen Bruchteil versteht und die anschließenden Momente der sprachlosen Peinlichkeit haben Parnas bewogen, von derartigen Experimenten Abstand zu nehmen. Sein Wunsch nach sprachlicher Unterstützung bei seinem Gespräch mit dem Maschgiach war also verständlich und sachlich begründet. Shalom Mr. Bar Lev. My name is Parnas from the German police. Thank you that you have time for us. You speak English? Few. You can understand what I say?
What?
Shall we talk in English or in Hebrew?
Hebrew.
Is it OK the Rabbi translates?
What?
- ?האם זה בסדר שהרב המתורגם
An diesem einzigen Satz hatte Parnas einen ganzen Tag gefeilt
כן
Herr Rabbiner ich danke Ihnen dass Sie uns helfen wollen.
Gerne doch. Bitte fragen Sie nur.
Herr Bar Lev, woher bezieht die Küche ihre Waren?
Die Wiederholung der Fragen in Iwrithj und die hebräischen Anworten muss der Leser sich denken. Ich gebe nur die deutsche Übersetzung wider.
Das Meiste beziehen wir aus dem Geschäft von Herrn Mendel, anderes kommt von Importeuren aus Berlin und Hamburg. Vor allem die israelischen Produkte. Ein Teil wird aber aus Belgien gebracht. Fleisch manchmal auch aus Polern und Litauen. Einige Sachen aber auch aus Frankreich. Natürlich auch aus den USA und Käse aus Dänemark.
Das klingt ja alles ziemlich kompliziert.
Ja.
Und alle Waren sind koscher?
Natürlich.
Sie prüfen dies?
Das ist eine meiner Aufgaben.
Wer legt fest, was OK ist und was nicht?
Der Rabbiner. Ich muß nur auf das achten, was der Rabbiner vorgibt. Es gibt unterschiedliche Traditionen. Wir Charkover Chassiden haben unsere eigenen Regeln.
Wo gibt es denn Unterschiede?
Vor allem beim Fleisch.
Was sind die Unterschiede?
Zum, Beispiel, welches Fleisch vom Tier noch als koscher angesehen wird. Details bei der Schächtung und beim Zubereiten des Fleisches
Das heißt, was der Rabbiner für koscher erklärt, würden Sie vielleicht nicht essen?
Das kommt in der Praxis kaum vor.
Es könnte aber vorkommen?
Es ist denkbar.
Herr Rabbiner, haben Sie ein Problem mit dieser Aussage?
Nein, warum sollte ich. Es gibt nun einmal verschiedene Traditionen bei der Kaschrut. Das ist bei uns schon seit ewigen Zeiten Anlass für Diskussionen.
Herr Bar Lev, kann es sei, dass auch unkoschere Lebensmittel unbemerkt an Ihnen vorbei in die Küche gebracht werden?
Möglich wäre das. Aber nur mit vielen Tricks. Mir würde das bald auffallen.
Aber dass ein Lebensmittel innerhalb der Verpackung verdorben ist, halten Sie nicht für ausgeschlossen?
Alle Verpackungen haben doch ein Datum der Haltbarheit.
Trotzdem kann mal etwas unbemerkt verderben.
Vielleicht.
Das würden Sie nicht sofort sehen?
Nur wenn ich die Packung aufmache.
Sie überwachen das Öffnen jeder Packung?
Nein. Dass ist auch nicht notwendig.
Wenn aber eine Packung in den von Ihnen überwachten Betrieb kommt, die vorsätzlich manupuliert wäre, das könnten Sie nicht ohne weiteres erkennen?
Wer sollte denn eine Packung mainipulieren?
Herr Bar Lev, ich danke Ihnen für Ihre interessanten Auskünfte. Nur eine Frage noch. Essen Sie auch von den Lebensmitteln, die in der von Ihnen überwachten Küche produziert werden?
Milchprodukte und parve Sachen, da gibt es kein Problem.
Herr Bar Lev, Sie erwähnten das Geschäft eines Herrn Mendel. Sie kennen das Geschäft und Herrn Mendel persönlich?
Ja, natürlich.
Sie kaufen dort auch ein?
Manchmal.
Wissen Sie, wo Herr Mendel seine Waren bezieht?
Nein.
Haben Sie von diesen Vergiftungsfällen gehört!
Natürlich.
Haben Sie eine Erklärung dafür?
Möglicherweise.
Herr Bar Lev, vielleicht möchten Sie uns erklären, was Ihrer Meinung nach die Ursache dieser Zwischenfälle war.
Alle die es getroffen hat, waren nicht Schomrej Schabbes.
Bitte was?
Schomrej Schabbes.
Der Rabbiner kam zur Hilfe
Herr Bar Lev will uns sagen, dass erkrankten Menschen den Schabbat nicht gehalten haben.
Und deswegen sind sie vergiftet worden?
Von den Schomre Schabbes ist keiner krank geworden. Nur von den Chilunim.
Bitte was?
Nur die Chulinum wurden krank.
Herr Rabbiner, bitte helfen Sie mir.
Als Chilunim werden in Hebräischen säkulare Juden bezeichnet.
Und deswegen sind sie Opfer geworden?
Ja.
Sie glauben das?
- Sie werden das niemals verstehen. Das ist Kabbala, jüdische Mystik. Lesen Sie den Sohar.
Ich glaube Herr Bar Lev, hier haben wir es nicht mit mystischen sondern sehr profanen Ereignissen zu tun.