Читать книгу Tarzan – Band 1 – Tarzan und die weiße Frau - Edgar Rice Burroughs - Страница 8

Leben und Tod

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Der Mor­gen fand die bei­den nur we­nig er­frischt, ob­wohl sie dem Ta­ges­grau­en mit ei­nem Ge­fühl der Er­leich­te­rung ent­ge­gensa­hen.

So­bald sie ihr Früh­stück, be­ste­hend aus ge­sal­ze­nem Schwei­ne­fleisch, Kaf­fee und Schiffs­zwie­back, ein­ge­nom­men hat­ten, be­gann Clay­ton mit dem Bau des Hau­ses, denn er sah ein, dass sie auf kei­ne Si­cher­heit und kei­ne Ruhe in der Nacht rech­nen konn­ten, so­lan­ge nicht vier star­ke Wän­de das Le­ben des Dschun­gels von ih­nen ab­schloss.

Die Auf­ga­be war schwie­rig und er­for­der­te den größ­ten Teil ei­nes Mo­nats, ob­schon es sich nur um einen klei­nen Raum han­del­te. Clay­ton bau­te die Hüt­te aus schma­len Baum­stäm­men von etwa sechs Zoll im Durch­mes­ser. Die Rit­zen ver­schmier­te er mit Lehm, den er ei­ni­ge Fuß tief in der Erde fand.

An ei­nem Ende leg­te er eine Feu­er­stel­le aus klei­nen Stei­nen vom Stran­de an. Die­se wur­den eben­falls mit Lehm ver­schmiert. Als das Haus fer­tig war, be­warf er die gan­ze Au­ßen­sei­te mit ei­ner vier Zoll di­cken Lehm­schicht.

In die Fens­ter­öff­nung brach­te er waa­ge­rech­te und senk­rech­te Äste von etwa ei­nem Zoll im Durch­mes­ser an, die so ver­floch­ten wa­ren, dass sie ein fes­tes Git­ter bil­de­ten, das auch ei­nem kräf­ti­gen Tier wi­der­ste­hen konn­te.

So er­hiel­ten sie die nö­ti­ge Luft, ohne be­fürch­ten zu müs­sen, die Si­cher­heit ih­rer Hüt­te zu ver­min­dern.

Das nach zwei Sei­ten steil ab­fal­len­de Dach war aus schma­len, dicht an­ein­an­der­ge­füg­ten Äs­ten ge­bil­det, die mit lan­gem Dschun­gel­gras und Palm­we­deln be­deckt wa­ren, über die noch eine Lehm­schicht kam.

Die Tür fer­tig­te er aus Bret­tern der Kis­ten an; er na­gel­te ein Brett auf das an­de­re und dann an­de­re quer dar­über, bis er eine so so­li­de Tür zu­sam­men­ge­na­gelt hat­te, dass sie bei­de dar­über ver­gnügt wa­ren, als sie das fer­ti­ge Werk be­gut­ach­te­ten.

Jetzt stand Clay­ton aber vor der größ­ten Schwie­rig­keit, denn er hat­te nichts, um die mas­si­ve Tür ein­zu­hän­gen. Nach zwei­tä­gi­ger Ar­beit ge­lang es ihm aber, zwei Schar­nie­re aus Hart­holz an­zu­fer­ti­gen, und mit die­sen häng­te er die Tür ein, so­dass sie sich leicht öff­nen und schlie­ßen ließ.

Das Ver­put­zen und die üb­ri­gen letz­ten Ar­bei­ten nahm er erst vor, als sie schon ein­ge­zo­gen wa­ren. So­bald näm­lich das Dach an­ge­bracht war, hat­ten sie schon ihr Heim be­zo­gen. So­lan­ge die Tür sich nicht ver­schlie­ßen ließ, stell­ten sie ihre Kof­fer da­ge­gen, und so hat­ten sie eine ver­hält­nis­mä­ßig si­che­re und ge­müt­li­che Woh­nung.

Die Her­stel­lung des Bet­tes, der Stüh­le, ei­nes Ti­sches und der Re­ga­le war ver­hält­nis­mä­ßig leicht, so­dass sie am Ende des zwei­ten Mo­nats gut ein­ge­rich­tet und, ab­ge­se­hen von der ste­ten Angst vor den wil­den Tie­ren und der im­mer fühl­ba­rer wer­den­den Ein­sam­keit, nicht ge­ra­de un­glück­lich wa­ren. Nachts knurr­ten und brüll­ten große Tie­re um ihre Hüt­te her­um, aber man ge­wöhnt sich all­mäh­lich an im­mer wie­der­keh­ren­de Geräusche, und so be­ach­te­ten sie sie nur noch we­nig und schlie­fen fast die gan­ze Nacht hin­durch.

Drei­mal hat­ten sie flüch­tig eine manns­große Ge­stalt er­blickt, aber sie hat­ten nie un­ter­schei­den kön­nen, ob es sich um die ei­nes Men­schen oder ei­nes wil­den Tie­res han­del­te.

Die präch­ti­gen Vö­gel und die klei­nen Af­fen hat­ten sich bald an ihre neu­en Be­kann­ten ge­wöhnt, und da sie of­fen­bar nie­mals mensch­li­che We­sen ge­se­hen hat­ten, ka­men sie, so­bald sie die ers­te Furcht ab­ge­legt hat­ten, im­mer nä­her, an­ge­trie­ben durch die ei­gen­ar­ti­ge Neu­gier, die die wil­den Ge­schöp­fe des Wal­des und des Dschun­gels be­herrscht. In­ner­halb ei­nes Mo­nats hat­ten meh­re­re Vö­gel ihre Scheu so­weit ab­ge­legt, dass sie Fut­ter­bis­sen aus den freund­li­chen Hän­den der Clay­tons ent­ge­gen­nah­men.

Ei­nes Nach­mit­tags, als Clay­ton an sei­ner Hüt­te ar­bei­te­te, denn er hat­te die Ab­sicht, meh­re­re Räu­me an­zu­bau­en, kam eine An­zahl der drol­li­gen klei­nen Freun­de schrei­end und kei­fend aus der Rich­tung des na­hen Hü­gels. Auf ih­rer Flucht war­fen sie ängst­li­che Bli­cke nach rück­wärts, um schließ­lich in Clay­tons Nähe auf­ge­regt zu ihm hin­zu­schnat­tern, als ob sie ihn vor ei­ner her­an­na­hen­den Ge­fahr war­nen woll­ten. End­lich er­kann­te er, was die klei­nen Af­fen so fürch­te­ten, es war das manns­große Tier, das er und sei­ne Frau be­reits bei frü­he­ren Ge­le­gen­hei­ten flüch­tig er­blickt hat­ten.

Es nä­her­te sich aus dem Dschun­gel in ei­ner halb auf­ge­rich­te­ten Stel­lung, in­dem es zu­wei­len die ge­schlos­se­nen Fäus­te auf den Bo­den setz­te, — es war ein großer Men­schen­af­fe. Beim Vor­rücken gab er tie­fe Kehl­lau­te und ge­le­gent­lich bel­len­de Töne von sich.

Clay­ton war et­was ent­fernt von der Hüt­te, da er da­bei war, einen schö­nen Baum, der sich ge­ra­de für sei­ne Bau­zwe­cke be­son­ders eig­ne­te, zu fäl­len. Er war sorg­los ge­wor­den, da er und sei­ne Frau mo­na­te­lang in den Ta­ge­s­stun­den kein ge­fähr­li­ches Tier ge­se­hen hat­ten. So hat­te er denn auch sei­ne Büch­sen und Re­vol­ver in der Hüt­te ge­las­sen, und als er nun den großen Af­fen durch das Un­ter­holz di­rekt auf sich zu­kom­men sah, und zwar in ei­ner Rich­tung, die ihm prak­tisch ein Ent­kom­men un­mög­lich mach­te, fühl­te er doch einen Schau­der den Rücken ent­lang rie­seln.

Da er nur mit ei­ner Axt be­waff­net war, wuss­te er, dass sei­ne Aus­sich­ten in ei­nem Kamp­fe mit dem wil­den Tie­re sehr ge­ring wa­ren, — und Ali­ce? O Gott, sag­te er sich, was wird aus Ali­ce wer­den?

Es war kaum dar­an zu den­ken, die Hüt­te zu er­rei­chen. Er wand­te sich aber dort­hin und rann­te dar­auf los, in­dem er sei­nem Wei­be laut zu­rief, hin­ein­zu­ei­len und die Tür zu schlie­ßen, falls der Affe ihm den Weg ab­schnitt.

Lady Grey­sto­ke saß in ei­ni­ger Ent­fer­nung vor der Hüt­te und als sie sein Schrei­en hör­te, schau­te sie auf und sah, wie der Affe mit ei­ner für ein so schwe­res und un­ge­len­kes Tier fast un­glaub­li­chen Schnel­lig­keit vor­wärts sprang, um Clay­ton zu über­ho­len.

Mit ei­nem lau­ten Schrei stürz­te sie zur Hüt­te, und wäh­rend sie hin­ein­eil­te, warf sie nach rück­wärts einen Blick, der ihre See­le mit Schre­cken er­füll­te, denn das Tier hat­te ih­rem Gat­ten den Rück­weg ab­ge­schnit­ten, und er stand nun vor dem Brau­nen, die Axt mit bei­den Hän­den fas­send, be­reit, sie ge­gen das wü­ten­de Tier zu schwin­gen, so­bald es sei­nen En­d­an­griff mach­te.

Schließ die Tür und ver­rie­gle sie, Ali­ce! rief Clay­ton. Ich kann den Kerl mit mei­ner Axt er­le­di­gen.

Er wuss­te aber, dass er von ei­nem schreck­li­chen Tod be­droht war, und auch sie wuss­te es.

Der Affe war ein schwe­res Tier, das Wohl drei Zent­ner wie­gen moch­te. Sei­ne düs­te­ren, nahe bei­ein­an­der­ste­hen­den Au­gen leuch­te­ten vor Hass un­ter den bu­schi­gen Brau­en, und sei­ne großen Fang­zäh­ne wur­den sicht­bar wäh­rend ei­nes furcht­ba­ren Knur­rens, das er aus­stieß, in­des er einen Au­gen­blick vor sei­nem Op­fer still­hielt.

Clay­ton sah den Ein­gang sei­ner Hüt­te nicht zwan­zig Schrit­te ent­fernt, und ein furcht­ba­rer Schre­cken er­fass­te ihn, als er sein Weib dar­in auf­tau­chen sah, be­waff­net mit ei­nem Ge­wehr. Sie hat­te im­mer Angst vor ei­ner Feu­er­waf­fe ge­habt und hat­te nie eine be­rüh­ren wol­len, aber jetzt stürz­te sie auf den Af­fen los mit dem Mut ei­ner Lö­win, die ihr Jun­ges ver­tei­digt.

Zu­rück, Ali­ce! rief Clay­ton, um Him­mels­wil­len, geh‹ zu­rück!

Sie woll­te aber nicht dar­auf hö­ren, und da ge­ra­de im sel­ben Au­gen­blick der Affe zum An­griff über­ging, konn­te Clay­ton wei­ter nichts mehr sa­gen.

Mit ge­wal­ti­ger Kraft schwang Clay­ton sei­ne Axt, aber das mäch­ti­ge Tier er­fass­te sie mit sei­nen schreck­li­chen Hän­den, riss sie ihm aus der Hand und schleu­der­te sie weit zur Sei­te. Knur­rend kam es nä­her an sein schutz­lo­ses Op­fer her­an, aber ehe es ihn noch um­fas­sen konn­te, hat­te Frau Clay­ton einen Schuss ab­ge­feu­ert. Die Ku­gel drang dem Af­fen zwi­schen den Schul­tern in den Rücken.

Wü­tend warf das Un­ge­tüm Clay­ton zu Bo­den und rück­te nun ge­gen sei­nen neu­en Feind los. Vor ihm stand die angst­er­füll­te Frau. Sie ver­such­te dem Tier noch­mals eine Ku­gel in den Leib zu ja­gen, aber sie ver­stand den Mecha­nis­mus der Waf­fe nicht, und der Schutz ver­sag­te.

Schrei­end vor Schmerz stürz­te der Affe auf die Frau los, und vor Schre­cken fiel sie ohn­mäch­tig nie­der.

Im sel­ben Au­gen­blick sprang Clay­ton wie­der auf und eil­te auf den Af­fen zu, ohne zu be­den­ken, dass er mit blo­ßen Hän­den nichts ge­gen ihn aus­rich­ten kön­ne. Aber er woll­te das Letz­te ver­su­chen, um sein ge­lieb­tes Weib zu ret­ten.

Kaum hat­te er die Hand an das mäch­ti­ge Tier ge­legt, als es leb­los vor ihm auf den Ra­sen roll­te. Der Affe war tot! Die Ku­gel hat­te ihn töd­lich ge­trof­fen.

Als Clay­ton sah, dass die Ge­fahr be­sei­tigt war, wand­te er sich so­fort sei­ner Frau zu. Zum Glück war sie nicht ver­letzt, aber sie war noch im­mer be­wusst­los.

Vor­sich­tig hob er sie auf und trug sie in ihre Hüt­te, wo er sie sanft aufs Bett leg­te.

Es ver­gin­gen aber zwei Stun­den, bis sie die Be­sin­nung wie­der er­lang­te. Ver­wun­dert schau­te sie in der Hüt­te um­her, und dann sag­te sie seuf­zend:

O John, es ist doch gut, dass wir wirk­lich zu Hau­se sind! Ich hat­te einen fürch­ter­li­chen Traum. Es war mir, als ob wir nicht mehr in Lon­don, son­dern an ei­nem schreck­li­chen Ort wä­ren, wo wir von wil­den Tie­ren an­ge­fal­len wur­den.

Be­ru­hi­ge dich, Ali­ce, sag­te er, in­dem er ihre Stir­ne strei­chel­te, ver­su­che wie­der zu schla­fen, und den­ke nicht mehr an den bö­sen Traum.

Noch in der­sel­ben Nacht wur­de in der Hüt­te am Ur­wald ein Sohn ge­bo­ren, wäh­rend ein Leo­pard vor der Tür schrie und aus der Fer­ne das Brül­len ei­nes Lö­wen er­klang. - - - Lady Grey­sto­ke er­hol­te sich aber nie wie­der von der Ner­ve­n­er­schüt­te­rung, die sie bei dem Über­fall durch den Af­fen er­lit­ten hat­te. Ob­schon sie nach der Ge­burt ih­res Soh­nes noch ein Jahr lang leb­te, ver­ließ sie die Hüt­te nicht mehr, und es kam ihr nie mehr ganz zum Be­wusst­sein, dass sie nicht in Eng­land war.

Manch­mal woll­te sie Clay­ton über die merk­wür­di­gen nächt­li­chen Geräusche be­fra­gen, über die rohe und kunst­lo­se Ein­rich­tung ih­res Hei­mes, in dem sie ihre Be­dien­ten und ihre Freun­de ver­miss­te, und ob­schon er kei­nen Ver­such mach­te, sie zu täu­schen, so konn­te sie doch den Zu­sam­men­hang des Gan­zen nicht er­fas­sen.

Im Üb­ri­gen war sie ganz ver­nünf­tig. Sie war glück­lich, einen klei­nen Sohn zu ha­ben, und sie freu­te sich, dass ihr Gat­te ihr be­stän­dig so viel Auf­merk­sam­keit er­wies.

So war je­nes Jahr trotz­dem für sie ein glück­li­ches, ja das glück­lichs­te ih­res jun­gen Le­bens.

Dass es nur von Angst und Sor­gen er­füllt ge­we­sen wäre, wenn sie noch ihre vol­len geis­ti­gen Fä­hig­kei­ten be­ses­sen hät­te, wuss­te Clay­ton sehr wohl. Ob­schon er ent­setz­lich dar­un­ter litt, sie in die­sem Zu­stand zu se­hen, so war es ih­ret­we­gen doch ein Trost für ihn, dass sie ihre Lage nicht mehr er­kann­te. Schon lan­ge hat­te er die Hoff­nung auf Hil­fe auf­ge­ge­ben. Er wuss­te sehr wohl, dass sie ihm nur noch durch einen güns­ti­gen Zu­fall zu­teil­wer­den könn­te.

In­zwi­schen hat­te er mit un­er­müd­li­chem Ei­fer an der Ver­schö­ne­rung sei­nes Heims ge­ar­bei­tet.

Lö­wen, und Pan­ther­fel­le be­deck­ten den Bo­den. Schrän­ke und Bü­cher­re­ga­le stan­den an den Wän­den. Merk­wür­di­ge Va­sen, die er mit ei­ge­ner Hand aus Lehm ge­formt hat­te, wa­ren mit präch­ti­gen tro­pi­schen Blu­men ge­füllt, Vor­hän­ge aus Gras und Bam­bus be­deck­ten die Fens­ter, und — was be­son­ders schwie­rig ge­we­sen — er hat­te mit sei­nen ein­fa­chen Werk­zeu­gen Holz­leis­ten an­ge­fer­tigt, um die Rit­zen in den Wän­den und der De­cke zu ver­schlie­ßen, und er hat­te so­gar einen glat­ten Fuß­bo­den in der Hüt­te ge­legt.

Er selbst wun­der­te sich dar­über, dass er im­stan­de war, sol­cher un­ge­wohn­ter Ar­bei­ten Herr zu wer­den.

Aber er lieb­te die Be­schäf­ti­gung, weil sie dazu bei­trug, sein Heim wohn­li­cher zu ma­chen. Da­bei dach­te er nicht bloß an sei­ne Frau, son­dern auch an ih­ren klei­nen Sohn, über den er sich so sehr freu­te, ob­schon die Ge­burt die­ses Welt­bür­gers sei­ne Verant­wort­lich­keit und die Schre­cken sei­ner Lage noch hun­dert­fach ver­mehrt hat­te.

Im Lau­fe des Jah­res ward Clay­ton mehr­mals von großen Af­fen an­ge­fal­len. Die­se schie­nen jetzt fort­ge­setzt die Nähe der Hüt­te auf­zu­su­chen. Da er sich aber nie wie­der ohne Ge­wehr und Re­vol­ver hin­aus­wag­te, brauch­te er sich vor den rie­si­gen Tie­ren nicht mehr so zu fürch­ten.

Da er be­stän­dig für Nah­rung sor­gen muss­te, ging er häu­fig auf die Jagd und auf die Su­che nach Früch­ten. Da­mit nun nicht ein Tier in sei­ne Hüt­te ein­bre­chen könn­te, brach­te er an der Tür einen Holz­ver­schluss an und ver­stärk­te auch den Schutz an den Fens­tern.

An­fangs konn­te er viel Wild von sei­nem Fens­ter aus schie­ßen, aber all­mäh­lich wur­den die Tie­re scheu und ka­men nicht mehr so häu­fig in die Nähe sei­ner Hüt­te.

In sei­nen Mu­ße­stun­den las Clay­ton sei­ner Frau oft aus den Bü­chern vor, die er mit­ge­bracht hat­te. Es wa­ren dar­un­ter auch Bü­cher für klei­ne Kin­der, Bil­der­bü­cher, Abc-Bü­cher und Le­se­bü­cher, denn, da er da­mit ge­rech­net hat­te, dass er erst nach ei­ner Rei­he von Jah­ren nach Eng­land zu­rück­keh­ren kön­ne, hat­te er schon dies­be­züg­lich vor­ge­sorgt.

Zu­wei­len schrieb Clay­ton an sei­nem Ta­ge­buch, das er in fran­zö­si­scher Spra­che führ­te und in das er alle Ein­zel­hei­ten sei­nes selt­sa­men Le­bens ein­trug. Die­ses Buch be­wahr­te er sorg­fäl­tig in ei­nem Me­tall­käst­chen auf.

Ein Jahr nach der Ge­burt ih­res Soh­nes starb Lady Ali­ce. Sie schied so fried­lich hin­über, dass Stun­den ver­gin­gen, ehe Clay­ton es fas­sen konn­te, dass sei­ne Frau tot war.

Sei­ne schreck­li­che Lage kam ihm erst lang­sam zum Be­wusst­sein, und es ist zwei­fel­haft, ob er die gan­ze Grö­ße sei­ner Sor­gen und die schreck­li­che Verant­wor­tung, die ihm jetzt für den klei­nen Sohn zu­fiel, voll er­kann­te.

Die letz­te Ein­tra­gung in sein Ta­ge­buch mach­te er am Mor­gen nach dem Tode sei­ner Frau. Er er­zählt dar­in die trau­ri­gen Tat­sa­chen in ei­nem so schlich­ten Tone, dass da­durch de­ren Wir­kung nur noch er­höht wird. Es liegt dar­über eine müde Stumpf­heit, er­zeugt durch lan­ge Sor­ge und Hoff­nungs­lo­sig­keit, und selbst der letz­te schmerz­li­che Schlag konn­te kaum sein Leid ver­grö­ßern.

[Brief]

Mein klei­ner Sohn weint vor Hun­ger. — O Ali­ce, Ali­ce, was soll ich an­fan­gen?

[/Brief]

Als Clay­ton die­se letz­ten Wor­te ge­schrie­ben hat­te, soll­te sei­ne Hand nie wie­der die Fe­der er­grei­fen.

Er leg­te sein mü­des Haupt auf sei­ne aus­ge­streck­ten Arme auf den Tisch, den er für sie an­ge­fer­tigt, die jetzt still und kalt im Bet­te ne­ben ihm lag.

Im Dschun­gel herrsch­te eine Gra­bes­s­til­le, und sie wur­de nur durch das Wim­mern des klei­nen Kna­ben un­ter­bro­chen …

Tarzan – Band 1 – Tarzan und die weiße Frau

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