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3. Kapitel: Hilferuf aus der Vergangenheit

Future zog ein flaches, scheibenartiges Instrument aus seinem Gürtel und legte den Schalter um. Sofort wurde seine Gestalt immer durchsichtiger. Dies war eins der mächtigsten Hilfsmittel des Zauberers der Wissenschaften. Das kleine Instrument machte ihn für einige Minuten unsichtbar, indem es seinen Körper mit einem Kraftfeld umgab, das die Lichtstrahlen brach.

Unsichtbar und in Dunkelheit gehüllt, ging Curt lautlos an dem jungen Erdling vorbei und betrat dessen Schiff. Langes Training ermöglichte es ihm, sich beim Gehen vollständig auf sein Gehör zu verlassen. Im Inneren des Schiffs lauschte er konzentriert. Es war niemand dort.

Also kehrte zu dem Neuankömmling zurück. Nachdem er einige Sekunden vor ihm gestanden hatte, verlor das Kraftfeld seine Wirkung und er wurde wieder sichtbar. Zuerst war er nur eine verschwommene Gestalt, doch dann hatte er sich binnen Sekunden vollständig materialisiert. Mit einem kurzen Aufschrei vor Schreck machte der junge Erdling einen Satz nach hinten, als Curt plötzlich vor ihm auftauchte. Noch mehr erschrak er, als Grag, Otho und Simon aus ihrem Versteck hervorkamen. Mit ehrfürchtig aufgerissenen Augen starrte er Captain Future und das seltsame Trio an.

»Wer sind Sie, und was haben Sie hier zu suchen?«, wollte Curt von ihm wissen. »Erklären Sie sich! Sie wissen bestimmt, dass es niemandem gestattet ist, hier ohne Genehmigung zu landen.«

»Ich weiß!«, rief der junge Mann schnell aus. »Aber ich musste herkommen und Sie um Hilfe bitten. Ich heiße Brad Melton.«

»Wenn Sie mich um Hilfe bitten wollen, warum haben Sie dann keine Nachricht an den Präsidenten geschickt?«

»Dieser Kerl ist doch garantiert ein Spion«, zischte Otho drohend.

»Niemand hätte mir meine Geschichte geglaubt«, erwiderte Melton. »Ich weiß ja nicht einmal, ob Sie mir glauben werden, doch ich muss es wenigstens versuchen. Captain Future, ich bitte nicht um Hilfe für mich selbst. Ich bringe eine Nachricht von einem Volk, das unbedingt Unterstützung braucht. Eine ganze Rasse, die sich zwischen einer furchtbaren Tragödie und völliger Zerstörung entscheiden muss.«

Ungläubig verengte Curt Newton die Augen zu schmalen Schlitzen.

»Wovon reden Sie? Wo lebt dieses Volk, von dem Sie sprechen?«

Melton schluckte. »Sie leben einhundert Millionen Jahre in der Vergangenheit.«

Captain Future musterte den jungen Erdling skeptisch.

»Sie können nicht erwarten, dass ich Ihnen das ohne handfesten Beweis abnehme. Wie sollte ein Volk, das einhundert Millionen Jahre in der Vergangenheit lebt, mit Ihnen Kontakt aufnehmen?«

Meltons Blick flackerte.

»Ich weiß auch nicht, wie das möglich war«, gab er zu.

»Sie wissen es nicht?«, explodierte Otho. »Feinde des Pluto, ist das ein verdammter Scherz? Wenn dem so ist …«

»Warte, Otho«, gebot Curt ihm Einhalt. Seine grauen Augen glitten zu dem aufwühlten Gesicht des jungen Erdlings. »Unten im Mondlaboratorium können wir ruhiger über alles reden. Folgen Sie mir, Melton.« Der hochgewachsene Curt führte sie zu den in das Mondgestein eingelassenen Stufen. Das Gehirn glitt neben ihm her und Brad Melton folgte ihnen, rechts und links von dem jungen Erdling gingen der scheppernde Roboter und der geschmeidige Androide. Sie stiegen durch die Luftschleuse in das große Hauptlabor hinunter, das sich unter dem Kuppelfenster im Kraterboden befand.

Melton sah sich verblüfft um. Ihm war klar, dass er sich glücklich schätzen konnte, einer der wenigen Außenstehenden zu sein, die das legendäre Mondlaboratorium der Futuremen betreten durften.

Die große, helle, aus dem Felsen gehauene Kammer rief aus gutem Grund Verblüffung hervor. Es handelte sich um das am besten ausgestattete Labor des ganzen Interplanetaren Systems. Große Generatoren, Transformatoren, Atomwandler, Sprachgeneratoren und Öfen standen an den Wänden. Plumpe, massive Elektronenteleskope wölbten sich groß und glänzend in der Kammer. Bei den übrigen Ausrüstungsgegenständen wusste Melton nicht, worum es sich handelte. Aber das war nicht ungewöhnlich, schließlich entwickelten die Futuremen ständig neue wissenschaftliche Instrumente, die kein anderer Wissenschaftler je zu Gesicht bekommen hatte.


Curt Newton nahm den Helm ab und legte ihn beiseite. Zwei gezähmte Haustiere schlenderten herbei und untersuchten ihn genauer. Bei dem einen Tierchen handelte es sich um ein Meteoriten-Mimentier, eine fette, kleine weiße Kreatur, die sich urplötzlich in die exakte Kopie des Helms verwandelte.

Seine Körperzellen transformierten sich wie durch Zauberhand, es handelte sich um eine Tarnfähigkeit dieser seltsamen Spezies. Bei dem anderen handelte es sich um einen kleinen Mondwelpen, ein spitznasiges graues Tier mit Perlenaugen, eine Spezies, die keinen Sauerstoff benötigte und sich von Mineralien und Metallen ernährte.

Curts scharfe Stimme holte Brad Melton, der das unterirdische Labor fasziniert inspizierte, in die Gegenwart zurück.

»Sie sagten, dass Sie eine Nachricht von einem Volk überbrächten, das Hilfe braucht – von einem Volk, das in der Vergangenheit lebt. Wie sind Sie an diese Nachricht gekommen?«

»Ich war mit einigen anderen Erzschürfern auf dem Asteroiden 221«, erklärte Brad Melton stammelnd. »Dort lagen alte, zerbrochene Steine herum. Als ich sie untersuchte, muss ich in eine Art unsichtbaren Strahl getreten sein, denn plötzlich hörte ich eine Stimme in meinem Kopf.«

»Na klar«, schnaubte Otho ungläubig, »der Schnaps, den ihr Minenarbeiter so gern trinkt, würde jeden dazu bringen, Stimmen zu hören.«

»Ich habe so was noch nie zuvor erlebt«, fügte Melton eilig hinzu. »Es war eine Stimme in meinem Kopf, die immer wieder dieselbe Nachricht wiederholte. Sie sagte, dass sie Darmur gehöre, einem Wissenschaftler aus Katain …«

»Katain?«, wiederholte Captain Future verblüfft.

»Haben Sie schon mal davon gehört?«, fragte Melton verwundert.

Curt nickte beiläufig, doch seine Augen begannen zu funkeln.

»Ja, ich habe davon gehört. Was hat die mentale Stimme gesagt?«

»Ich kann mich nicht an alles erinnern«, gestand Melton verwirrt. »Dieser Darmur sagte, dass er seine Worte mithilfe eines Strahls in die Zukunft schickte. Er bat zukünftige Generationen um Hilfe, weil sein Volk dazu verdammt wäre, entweder zugrunde zu gehen oder irgendeinem unbekannten tragischen Schicksal zum Opfer zu fallen. Er bete, dass jemand in der Zukunft seine Nachricht hören würde, dem es gelungen wäre, das Rätsel um das Reisen in der Zeit zu lösen, und dass derjenige in die Vergangenheit reisen würde, um ihm und seinem Volk zu helfen … Ich konnte nicht anders, als diesen Hilferuf ernst zu nehmen. Ich habe einmal einen Wissenschaftler sagen gehört, dass vor einhundert Millionen Jahren ein Volk in jenem Teil des Systems ausgelöscht worden ist. Dieser Hilferuf war so herzzerreißend, dass ich etwas tun musste. Der alte Nilga sagte mir, dass Captain Future die einzige Person wäre, die möglicherweise das Geheimnis des Zeitreisens kennen könnte, deshalb kam ich her …«

Meltons Stimme verstummte. Ihm war selbst klar, wie unglaubwürdig sich seine Geschichte anhörte. Er erwartete halb, dass Captain Future in Gelächter ausbrechen würde, doch der hochgewachsene grauäugige junge Raumfahrer lachte nicht. Stattdessen presste er angespannt die Lippen zusammen. In seinen Augen flackerte großes Interesse, als er dem Gehirn einen Blick zuwarf.

»Hast du das gehört, Simon? Ein Hilferuf aus Katain! Er könnte echt sein. Auch wenn die Katainier das Gesetz des Zeitschubs noch nicht entdeckt hatten, könnten sie in der Lage gewesen sein, mithilfe eines achronischen Trägerstrahls eine elektronisch-telepathische Nachricht in die Zukunft zu senden!«

Brad Melton verstand nicht, wovon Captain Future sprach, aber das Gehirn schien zu wissen, was er meinte. Simon Wrights Linsenaugen tauschten einen Blick mit Curt aus.

»Ja, mein Junge, das ist möglich«, erklang die langsame, kratzige Stimme des Gehirns. »Und dennoch …«


Otho schien aus der Verwunderung nicht mehr herauszukommen.

»Sag mir, Chef, wovon redet ihr da eigentlich?«, beschwerte er sich. »Was ist dieses Katain genau?«

»Katain«, erwiderte Curt, »war der zehnte Planet unseres Sonnensystems, seine Umlaufbahn lag zwischen Mars und Jupiter. Der Planet explodierte vor einhundert Millionen Jahren. Seine Fragmente bilden nun die Asteroidenzone.«

»Bei den Sonnenkobolden!«, rief Otho aus. »Dann glaubst du also, dass die Nachricht, die Melton gehört hat, wirklich echt ist und aus der Zeit stammt, als Katain noch existierte?«

»Möglich wär’s«, erwiderte Curt nachdenklich. »Eine Botschaft aus der Vergangenheit, die verzweifelte Bitte um Hilfe von einem Volk, dessen Heimat von der Auslöschung bedroht ist.« Er drehte sich abrupt zu Simon herum. »Simon, ich werde dieser Sache nachgehen. Ich beabsichtige, den Asteroiden 221 zusammen mit Melton zu besuchen und mir die Botschaft mit eigenen Ohren anzuhören.«

»Und wenn die Botschaft echt ist?«, fragte das Gehirn. »Was willst du dann tun?«

»Du erinnerst dich doch sicher an die Zeitschub-Experimente, die wir vor zwei Jahren durchgeführt haben?«, erwiderte Curt. »Womöglich finden wir einen Weg, um zu helfen.«

Othos grüne Augen blitzten aufgeregt. »Die Maschine, die du dazu verwendet hast, kleine Lebewesen durch die Zeit zu schicken? Springende Kobolde des Jupiter! Willst du damit sagen, dass wir vielleicht dazu in der Lage wären, durch die Zeit nach …«

»Katain zu reisen?«, beendete Curt seinen Satz. »Ich weiß es nicht, Otho. Wenn die Botschaft echt ist, dann braucht womöglich ein Volk, das in einer anderen Zeitdimension lebt, unsere Hilfe. Da wir wissen, dass ihre Welt zerstört wurde, ist klar, dass die Gefahr tatsächlich existierte. Und die Botschaft bekräftigt das noch einmal.«

Seine grauen Augen begannen vor Aufregung zu leuchten, als würde sein Blick zu den lockenden Horizonten des Unbekannten schweifen.

»Wenn wir es schaffen, diesem Volk zu helfen, wäre das unser bisher größtes Abenteuer. Neue Welten, ein neues Universum …«

»Du vergisst etwas, mein Junge«, fiel ihm die Reibeisenstimme des Gehirns ins Wort. »Die experimentelle Zeitmaschine, die wir gebaut haben, kann nur Lebewesen und keine Materie in der Zeit versetzen. Wenn wir versuchen, wieder zurückzukehren, würden wir dort ohne Werkzeuge oder Instrumente festsitzen.«

»Das ist kein Problem, Simon, denn ich habe herausgefunden, wie man die Zeitmaschine so modifizieren kann, dass wir auch Materie damit transportieren können.«

»Aber wie ist es Ihnen möglich, durch die Zeit zu reisen?«, platzte Brad Melton heraus. »Ich weiß, dass Zeit die vierte Dimension ist, aber es ist nicht möglich, sich darin zu bewegen wie in einer der anderen Dimensionen.«

»Das liegt daran«, erklärte Curt, »dass Zeit keine statische Dimension ist. Sie ist dynamisch und bewegt sich konstant in eine Richtung. Man kann sie grob mit einem Fluss vergleichen. Einen Fluss kennzeichnen Länge, Breite und Dichte, die immer gleich bleiben, auch wenn das Wasser sich konstant in eine Richtung bewegt.

Dennoch ist es mit einer sehr starken Pumpe möglich, einen kleinen Teil des Wassers entgegen der natürlichen Fließrichtung zu bewegen. Genauso arbeitet die Zeitmaschine, sie sendet einen starken Strahl extra-elektromagnetischer Kraft auf dem Zeitstrom in die entgegengesetzte Richtung, zurück in die Vergangenheit. Folgt mir. Wir fliegen zu dem Asteroiden, auf dem Melton die Nachricht empfangen hat. Ich möchte sie mir selbst anhören.«

Benommen folgte der junge Erdling Curt und Otho in einen Durchgang, der durch das Mondgestein in eine große Kammer führte.

Es handelte sich um einen Hangar, in dem ein kleines, ungewöhnlich konstruiertes Raumschiff stand. Er schnappte ehrfürchtig nach Luft, als ihm klar wurde, dass es sich dabei um die Komet handelte, das superschnelle Schiff der Futuremen!

Otho setzte sich an die Schalttafel. Die Hangartüren öffneten sich automatisch und das kleine Schiff schoss aufjaulend in den sternenübersäten Himmel.


In unglaublich kurzer Zeit, zumindest kam es Melton so vor, schlängelten sie sich durch die Meteoritenschwärme der Asteroidenzone.

Als Asteroid 221 in Sicht kam, zeigte der junge Erdling ihnen nervös, wo sie landen sollten.

Die felsige Lichtung wurde vom Sonnenlicht erhellt und war unbelebt. Während Melton sie anführte, untersuchten Curts graue Augen interessiert den felsigen Untergrund.

»Hier ist es«, flüsterte Melton, blieb stehen und zeigte auf die Stelle. »Ich hörte die Stimme, als ich mich auf diese Felsplatte stellte.«

Curt trat, ohne zu zögern, darauf, die anderen folgten ihm. Sie sahen nichts Ungewöhnliches, aber Curt spürte, wie er plötzlich von einer unsichtbaren prickelnden Energie erfasst wurde. Er wusste, dass er in einen mächtigen unsichtbaren Energiestrahl getreten war. Dann hörte er klar und deutlich eine fremdartige Stimme in seinem Kopf, wie er sie noch nie zuvor vernommen hatte.

»Ich, Darmur, Wissenschaftler von Katain, sende diese Botschaft an zukünftige Generationen in zukünftigen Zeitaltern. Meine Gedanken werden mittels elektrischer Schwingungen auf einem achronischen Trägerstrahl transportiert, den ich an der Zeitdimension entlangschicke. Auf diese Weise werden alle, die in zukünftigen Jahrhunderten in diesen Trägerstrahl treten, meine Botschaft hören. Und jene, die diese Botschaft empfangen, hört mein Flehen! Unsere Welt Katain, der fünfte Planet im Sonnensystem, wird bald ausgelöscht. Innerhalb weniger Monate wird er in seine Bestandteile zerfallen, und niemand wird etwas dagegen tun können. Es muss und wird geschehen. Und wenn es so weit ist, dann wird mein Volk sterben oder einem noch schlimmeren Schicksal zum Opfer fallen. Unsere wissenschaftlichen Kenntnisse sind nicht groß genug, um dem furchtbaren Schicksal zu entgehen, das uns bedroht. Aber möglicherweise wird es in zukünftigen Zeiten neue wissenschaftliche Erkenntnisse geben, die es ermöglichen, durch die Zeit zu reisen, eine Fähigkeit, die wir leider noch nicht besitzen. Wenn der Empfänger dieser Botschaft dieses Wissen und diese Fähigkeit innehat, dann flehe ich ihn an, durch die Zeit in das dem Tode geweihte Katain zu reisen. Machen Sie Gebrauch von Ihren wissenschaftlichen Erkenntnissen, um uns vor der desaströsen Entscheidung zu retten, vor die wir uns gestellt sehen! Die nie endende Dankbarkeit eines ganzen Volkes ist Ihnen gewiss, wenn Sie uns in dieser dunkelsten aller Stunden zur Seite stehen.«

Die Stimme verstummte. Captain Future trat aus dem Strahl heraus, Otho und der junge Brad Melton folgten ihm. Melton musterte den Zauberer der Wissenschaften mit ernstem Blick.

»Haben Sie es gehört?«, flüsterte er. »Ich habe es mir doch nicht nur eingebildet?«

»Nein, die Stimme hat wirklich zu Ihnen gesprochen«, erwiderte Captain Future nüchtern. »Ein Hilferuf durch die Zeit, aus der weit entfernten Vergangenheit des Systems. Eine Botschaft, die an den einzigen Ort gesandt wurde, an dem dieses Volk die Hilfe bekommen könnte, die es braucht – in die Zukunft.«

Der tragische verzweifelte Schrei einer von der Auslöschung bedrohten Welt in die unberechenbare Nacht der Zeit hatte Curt tief berührt!

Zeit war – wie Curt wusste – nichts weiter als eine Dimension. Die vom Unheil bedrohte Welt aus der Vergangenheit war für ihn genauso real wie jede in der Gegenwart existierende Welt, und jenes Volk flehte durch die Zeit hindurch um Hilfe, in der Hoffnung, eine kosmische Katastrophe abwenden zu können.

»Aber was hat der Katainier damit gemeint, dass sein Volk von der Auslöschung oder Schlimmerem bedroht wäre?«, fragte Otho verwundert.

»Das weiß ich nicht«, gestand Curt. »Aber es gibt einiges an dieser Botschaft, das rätselhaft ist. Eine Sache allerdings ist sicher. In einer längst vergangenen Zeit gab es ein Volk, das von einer grässlichen Katastrophe bedroht wurde.«

Captain Future 08: Im Zeitstrom verschollen

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