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5. Kapitel: Die Futuremen in der Vergangenheit

Während das unerwartete Monstrum den gesamten Himmel vor ihnen ausfüllte und auf das dahintreibende Schiff zuschoss, durchzuckte Captain Future ein schmerzlicher Stich des Selbstvorwurfs. Er war sich seiner selbst zu sicher gewesen. Der Gedanke, dass die Erde in grauer Vorzeit zwei Monde gehabt haben könnte, war ihm nicht gekommen.

Otho, der im Pilotensessel saß, hatte das herannahende Monster in dem Moment gesehen, als Curt den Warnruf ausstieß. Kein menschlicher Pilot – nicht einmal Curt selbst, der größte Raumfahrer aller Zeiten – hätte schnell genug reagieren können, um sie in einem Sekundenbruchteil zu retten. Nur der Androide, dessen Reflexe und Reaktionsgeschwindigkeit flinker waren als die jedes menschlichen Wesens, war in der Lage gewesen, den Steuerknüppel schnell genug herumzureißen und die Zyklotronen-Pedale so schnell zu bedienen wie Otho in diesem Augenblick.

Die Zyklotronengeneratoren heulten dröhnend auf, die gequälten Seiten- und Heckantriebsdüsen kreischten und die Komet vollführte einen verrückten Haarnadel-Looping im Angesicht des kreisenden, heranrasenden Satelliten.

Bumm!

Der Knall schleuderte sie wie Puppen durch die Luft, als gezackte Felsspitzen das Schiff streiften und die Metallwand wie Papier zerschnitten. Sauerstoff entwich aus dem Schiff.

Curt war eine Sekunde später wieder auf den Beinen. In der Komet herrschte tödliche Stille. Die Zyklotronengeneratoren waren verstummt.

Der ganze hintere Teil des Kiels war herausgerissen worden, als ihn die Felsspitze des kreisenden zweiten Erdtrabanten gestreift hatte. Die Zyklotronen waren zerquetscht und nutzlos. Der zweite Mond selbst war seiner Umlaufbahn folgend weitergeflogen.

Doch das Schiff der Futuremen, nun ein hilfloses Wrack, glitt in einer langen unberechenbaren Spirale der Erdatmosphäre entgegen. Sie stürzten ab. Sie waren dazu verdammt, in der fernen und wilden Vergangenheit des Sonnensystems mit ihrem Schiff auf der Erde zu zerschellen …

Dennoch herrschte in der zerstörten Komet keine Panik. So plötzlich und niederschmetternd die Katastrophe auch war – die unerschrockenen Abenteurer wirkten gefasst. Die Futuremen hatten sich schon früher gefährlichen Situationen stellen müssen und gelernt, im Angesicht der Katastrophe einen kühlen Kopf zu bewahren.

Curt Newton überprüfte zuerst, ob seine Kameraden verletzt waren. Der Pilotensessel hatte den Aufprall für Otho abgemildert.

Simon Wright, der in der Luft schwebte, war ebenfalls unbeschadet geblieben. Grag war zwar gegen die Wand geschleudert worden, doch auch der Roboter aus massivem Metall hat keinen größeren Schaden abbekommen.

Obwohl Curt mit ruhiger Stimme sprach, wirkte seine Stimme laut, als er jetzt das Wort ergriff.

»Ich fürchte, dass die Zyklotronengeneratoren defekt sind. Hilf mir, sie zu überprüfen, Otho. Und du, Simon, finde heraus, wie viel Zeit wir noch haben, ehe wir auf der Erde aufkommen.«

Nichts anderes als diese gelassene, unbeirrbare Zuversicht erwarteten Curts bestürzten Kameraden von ihrem Anführer.

Otho folgte ihm nach hinten in die Zyklotronenkammer. Ein großes Loch war in den Fußboden gerissen worden. Zwei der neun Generatoren waren vollständig weggebrochen und drei weitere stark beschädigt. Die Treibstoff-Zuleitungen waren durchtrennt, genauso wie die Stromleitungen. Am schlimmsten aber war, dass ein Großteil der Heckantriebsdüsen zerquetscht worden war.

Curts Herz wurde schwerer, als er den Schaden begutachtete, dennoch war seine Miene gefasst, als er zusammen mit Otho in die Hauptkabine zurückkehrte. Obwohl es so schien, als würde das stille Schiff im Weltraum hängen, wusste er, dass es mit immer größer werdendem Tempo der Erde entgegenstürzte.

Das Gehirn beendete seine Berechnungen. Grag, der hektisch die Kabine durchsuchte hatte, stieß einen erleichterten Schrei aus, als er Eek und Oog entdeckte, die sich verängstigt in einer Ecke aneinandergeschmiegt hatten.

»Alles in bester Ordnung!«, rief er seinen Kameraden zu. »Eek ist in Sicherheit.«

Otho schnaubte verächtlich.

»Hört euch diesen scheppernden Volltrottel an! Hier sitzen wir, einhundert Millionen Jahre in der Vergangenheit gestrandet, das Schiff zerstört, auf die Erde herunterstürzend – und alles ist in bester Ordnung. Eek ist in Sicherheit.«

»Es ist meine Schuld, dass wir uns in dieser misslichen Lage befinden«, sagte Curt bitter. »Ich hätte die Möglichkeit eines zweiten Erdtrabanten in Betracht ziehen müssen.«

»Bei allen Teufeln des Weltraums, woher hättest du wissen sollen, dass die Erde zu dieser Zeit zwei Monde hatte?«, rief Otho. »Darauf wäre niemand gekommen.«

Simon blickte auf, seine Linsenaugen verrieten keine Regung.

»Junge, wir haben noch etwa sechs Stunden, bis wir auf der Erde aufschlagen. Wir werden dann ein Tempo erreicht haben, das uns auslöschen wird, wenn wir es nicht schaffen, unseren Sturz zu verlangsamen.«

»Die Heckantriebsdüsen zu reparieren, ist hoffnungslos«, kommentierte Curt. »Das würde Tage dauern. Unsere einzige Hoffnung besteht darin, die Stromleitungen zum Bugantrieb in Ordnung zu bringen und sie zu nutzen, um mit der Nase voran zu landen.«

»Eine Buglandung bei der Geschwindigkeit, die wir draufhaben, das wird spannend«, brummte Otho. »Ein ziemlich gewagtes Kunststück – wenn es uns gelingt.«

Sie stürzten sich in die anspruchsvolle Arbeit, die geplatzten Treibstoff-Zuleitungen und die Stromleitung zu reparieren. Mit überzähligen Rohrstücken und kleinen Atom-Schweißgeräten arbeiteten die Futuremen in angespanntem Schweigen, während das Schiff immer weiter gen Erde stürzte.

Curt hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, welche Konsequenzen diese unvorhersehbare Katastrophe für sie haben würde. Ihre dringliche Expedition nach Katain würde wahrscheinlich durch den unvermeidbaren Aufprall auf der Erde beendet. Selbst wenn sie sicher auf der Erde landeten, saßen sie fürs Erste fest, es sei denn, sie konnten Metalle und Materialien auftreiben, um das Schiff zu reparieren. Sie würden an diesem Ort in der Vergangenheit festsitzen, denn der Zeitenschieber brauchte die Energie aller neun Zyklotronengeneratoren.

Curt richtete sich keuchend auf.

»Mehr können wir im Moment nicht tun«, sagte er. »Aber auf diese Weise haben wir wenigstens die Bugantriebsdüsen, um unseren Sturz abzumildern.«

Zusammen gingen sie in den Kontrollraum. Curt setzte sich in den Pilotensessel und überprüfte die übrigen Zyklotronen. Ihr Pulsieren war fast unhörbar.

»Mit den geschwächten Generatoren zu landen ist genauso aussichtslos, wie einem jovianischen Mondbär ins Gesicht zu schlagen«, meinte Otho. »Wenn sie explodieren …«

»Wir werden sie erst einsetzen, wenn wir kurz davor sind, auf der Erdoberfläche aufzuschlagen«, wurde er von Curt unterbrochen. »Das müsste in etwas mehr als einer Stunde der Fall sein.«

Nun, da sie die Gelegenheit hatten, in den Weltraum hinauszuschauen, wurden sie von Ehrfurcht ergriffen. »Es ist ein ganz anderes Sonnensystem«, sagte Simon Wright, »unser System in der Morgendämmerung der Zeit.«

Curtis Newton hatte das Gefühl, in ein fremdes Universum versetzt worden zu sein, so sehr unterschied es sich von dem System, das sie kannten. Der zweite Mond, der nun hoch über ihnen hing, war nicht der einzige fremde Himmelskörper. Auch der wohlbekannte, weiter entfernte Mond war kaum wiederzuerkennen. Ihm fehlten die gewaltigen Krater, die ihn später charakterisierten, stattdessen schwebte dort eine glatte, leere, schimmernde Kugel.

Als sie den Weltraum mithilfe des Elektronenmikroskops weiter erkundeten, stellten sie fest, dass der Mars grün funkelte statt in dem gewohnten düsteren Rot. Jupiter besaß elf Monde, nicht zehn, und der riesige rote Fleck des Feuermeers war nicht zu sehen. Am Verblüffendsten aber war, dass sich die Saturnringe noch nicht geformt hatten, und dass der Saturn von zwölf statt zehn Monden umkreist wurde.

Curt richtete das Teleskop auf einen weißen Lichtpunkt, der sich innerhalb der Jupiterumlaufbahn befand, er lag nicht weit entfernt von der gewaltigen Himmelswölbung des Planeten. Neben dem weißen Punkt war ein kleinerer, dunklerer Fleck zu sehen.

»Da vorn ist Katain, die Heimat des Volkes, das uns zu Hilfe gerufen hat!«, rief er aus. »Der Planet besitzt sogar einen Mond. Es ist eine kleine Welt, nicht größer als der Mars!« Die Futuremen spürten den Nervenkitzel, als sie den legendären zehnten Planeten betrachteten, der seiner Umlaufbahn zwischen Mars und Jupiter folgte. Curt war sehr aufgewühlt.

»Zu diesem Zeitpunkt steht Katain unmittelbar vor seiner Auslöschung. Irgendwo dort lebt der Wissenschaftler Darmur, der uns den Hilferuf durch die Zeit gesandt hat, und sein gesamtes Volk, das einer Katastrophe entgegensieht.«

»Wir können froh sein, wenn wir jemals dort ankommen«, lautete Othos düstere Vorhersage. »Seht mal nach unten.«


Die Erde zeichnete sich nun wie eine riesige gewölbte Schale unter ihnen ab. Das strahlende Licht der beiden Monde erleuchtete den größten Teil des Planeten, sie glitten jedoch auf die Nachtseite zu. Im silberfarbenen Licht waren die Umrisse der Kontinente zu erkennen, auch wenn sie einen erstaunlich fremdartigen Anblick boten. Es gab einen riesigen, weitläufigen Kontinent an der Stelle, an der Nordamerika hätte sein sollen. Asien hingegen war eine gigantische Insel. Und Südamerika, Afrika und Australien hingen zusammen, eine immense Halbinsel, deren Ausläufer die Antarktis berührten. Eisfelder waren keine zu sehen.

»Von allen Zeitaltern ist das hier das letzte, in dem ich Schiffbruch erleiden möchte«, brummte Curt. »Es ist das Zeitalter der Riesenechsen, das Mesozoikum.«

Ein schriller Ton erklang, als die abstürzende Komet die dünne, äußere Erdatmosphäre erreichte. Grag und Otho schnallten sich eilig neben Curt in den Notsitzen an, wobei sie ihre verängstigten Haustiere auf dem Schoß festhielten.

»Du könntest das Schiff verlassen und sicher auf deinen Traktorstrahlen landen, Simon«, schlug Curt vor. »Es bringt niemandem was, wenn du unser Schicksal teilst.«

Die Linsenaugen des Gehirns drückten so etwas wie Verachtung aus.

»Ich werde im Schiff bleiben«, erwiderte die kratzige Stimme kühl, »hör bitte auf, so einen Unsinn zu reden.«

Angespannt schätzte Curt Distanz und Geschwindigkeit, während die Komet dröhnend der vom Mond erleuchteten Erde entgegenraste. Sie würden im westlichen Teil des großen nördlichen Kontinents aufkommen, vermutete er.

Die Zyklotronen begannen, schwach zu pulsieren, als er den Schalter bediente. Er griff zusätzlich nach dem Handgashebel der Bugantriebsdüsen, sein Fuß lag noch immer auf dem Pedal für den Zyklotronenantrieb. Inzwischen konnte er eine wilde, unwirtliche Marschlandschaft voller Schilfrohr und Lagunen ausmachen, die sich ins Landesinnere zog, das von einem dichten Dschungel bedeckt war. Dort gab es aktive Vulkane, die rotes, rauchgeschwängertes, grelles Licht verbreiteten.

Das ramponierte Schiff sank tiefer und immer tiefer. Dies war der Moment, den selbst die verwegensten Raumfahrer fürchteten. Auf Curts gebräunten Gesichtszügen lag ein freudloses Grinsen, während seine Finger den Handgashebel umklammerten.

Sie rasten über das feuchte Marschland. Der Dschungel kam mit albtraumhafter Geschwindigkeit näher. Das ohrenbetäubende Dröhnen der Atomflamme schüttelte das Schiff, als Curt alle Bugantriebsdüsen gleichzeitig anfeuerte. Die mitgenommene Komet bäumte sich auf und drehte sich aufgrund der plötzlichen Stoßwirkung einmal um sich selbst, die geschundenen Metallträger quietschten unheilvoll.

Taumelnd und schlingernd rasten sie auf den vom Mond erleuchteten Dschungel zu, das Schiff schien völlig außer Kontrolle zu sein. Aber Captain Future betätigte den Bugantrieb genau im richtigen Moment ihres trudelnden Sturzflugs und kontrollierte auf diese Weise ihren Absturz, soweit es möglich war.

Plötzlich spürte er das Dröhnen und den Blitz einer Explosion im hinteren Teil des Schiffs, und hörte Otho schrill rufen: »Ein weiterer Generator hat schlappgemacht!«

Riesige Bäume streckten im Mondlicht ihre Fänge nach ihnen aus. Curt trat das Gaspedal durch und öffnete sämtliche Bugantriebsdüsen. Die plötzliche Wucht drückte sie tief in ihre Notsitze, dann erschütterte ein durchdringendes Krachen und schließlich ein heftiger Aufschlag das Schiff.

Die Komet war in Schräglage im Dschungel gelandet.


Voller Abschürfungen und zitternd sah sich Curt um. Die anderen waren unversehrt.

»Wir haben es geschafft!«, dröhnte Grag triumphierend.

»Bei den Sonnenkobolden, das war die glänzendste Flugleistung, die du jemals vollbracht hast, Chef!«, rief Otho voller Zuneigung.

Die Folgen des Aufpralls ließen Curt unfreiwillig erbeben, als er aus dem Pilotensessel kletterte und den hinteren Teil des Schiffsinneren inspizierte.

»Mehr als die Hälfte der Zyklotronengeneratoren sind defekt, die Antriebsdüsen fast abgerissen, und der Zeitenschieber ist vorübergehend nutzlos«, stellte er unglücklich fest. »Irgendwo in dieser wilden Welt müssen wir Metall für die Reparaturen finden, ehe wir nach Katain weiterfliegen können.«

Er und Otho schlüpften aus ihren Raumanzügen. Grag musste all seine Kraft aufwenden, um die zerdrückte Luftschleusentür aufzustemmen. Sie kletterten aus dem Schiff und inhalierten die heiße, dampfende und nach verrottender Pflanzenwelt riechende Luft ein.

Die Komet lag am Ende einer langen, vom Mond beschienenen Bresche, die sie bei der Landung in den mesozoischen Dschungel gerissen hatte. Über ihnen ragten reglose, grotesk geformte Palmen und Nadelbäume auf, daneben gab es weniger fremdartige Harthölzer, Farnpflanzen, Moosfarne und herabhängende Lianen. Der Boden unter ihren Füßen war bedeckt mit einem weichen Polster aus Moder. Wenn die Futuremen je damit gerechnet hätten, die Erde zu einer Zeit zu besuchen, die einhundert Millionen Jahre in der Vergangenheit lag, dann wäre es ihnen sicher nicht in den Sinn gekommen, dass sie in einem dampfenden, von zwei Monden erhellten Dschungel Schiffbruch erleiden würden.

Summende, brummende Geräusche kamen von geflügelten Insekten, die aussahen wie große Libellen und durch den von silbernen Mondlichtstreifen erhellten Dschungel flitzten. Aus den weitläufigen, im Westen liegenden Sümpfen war das ferne Geräusch schmatzender Schritte zu hören. Und in nördlicher Richtung zerriss ein zischender Schrei die Nacht, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ.

»Das klingt nach einem prima Jagdgebiet«, kommentierte Otho.

»Allerdings«, erwiderte Curt grimmig, »und wenn wir nicht aufpassen, werden wir zu den Gejagten. Wir befinden uns in einer Zeit, in der die furchteinflößendsten Kreaturen diesen Planeten bevölkert haben – die gewaltigen Dinosaurier des Reptilienzeitalters. Morgen früh fangen wir damit an, nach Metallen zu schürfen. Wir benötigen Wolfram, Chromium und ein halbes Dutzend anderer Metalle, um Inertron für neue Antriebsdüsen und Ersatzteile für die Generatoren herzustellen. Im besten Falle brauchen wir nur ein paar Tage, auf keinen Fall sollten wir unnötig Zeit verplempern. Wir müssen so schnell wie möglich nach Katain aufbrechen.«

»Eek wird uns bei der Suche nach Metallen helfen«, warf Grag stolz ein. »Er kann sie aus großer Entfernung aufspüren. Seht ihr – er hat bereits Witterung aufgenommen.«

Eek hatte sich vorsichtig aus dem Schiff gewagt. Als er nichts Bedrohliches erspähte, schlenderte er einer Erdfurche folgend in den Dschungel, wobei er mit seinen fremdartigen Sinnen nach essbarem Metall suchte.

Plötzlich wurden die beiden Monde von einem schwarzen Schatten verdunkelt, und ein großes, fledermausartiges Wesen stieß vom Nachthimmel herab. Es packte Eek mit dem Schnabel und fing an, wieder aufzusteigen.

»Ein Flugsaurier!«, schrie Curt. Seine Protonenpistole stieß eine helle Flamme aus.

Captain Future 08: Im Zeitstrom verschollen

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