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2. Kapitel: Die Zitadelle der Wissenschaft

Die Erde wölbte sich wie eine riesige grüne Scheibe vor dem Himmel und füllte ihn halb aus. Sie warf einen wunderlichen zartgrünen Schimmer auf die wilde zerklüftete Oberfläche des Mondes.

Primitiv, feindselig und unbeschreiblich unwirtlich erstreckte sich die Mondlandschaft. Es gab weder Sauerstoff noch Geräusche, weder Wind noch Wasser. Nichts als die immer gleichen unveränderlichen Ebenen aus kargem Gestein, die sich bis zu den gewaltigen Gebirgen zogen, deren mächtige Zacken dem Himmel drohend ihre entblößten Fangzähne entgegenstreckten. Riesige Krater, die von gigantischen, kreisförmigen Ringen umgeben waren, glotzten blinden Augen gleich in den Himmel.

Auf dem Kraterboden des Tycho jedoch gab es eine Stelle, an der sich Leben regte. Drei sehr verschiedenartige Wesen waren dort eifrig beschäftigt. Einer von ihnen, ein hochgewachsener junger Erdling in leichtem Raumanzug und Helm, hielt einen Metallschläger in der Hand und drehte sich zu einem seiner beiden Kameraden herum.

»Du dachtest, dass ich den letzten Ball nicht kriegen würde, was?«, spottete er. »Wenn das das Beste ist, das du zu bieten hast, dann bist du erledigt.«

Sein Raumanzug war mit einem Kurzwellen-Funkgerät ausgestattet, durch das seine Begleiter ihn hören konnten. Abwartend schwang er den Metallschläger hoch über der Schulter.

»Komm schon!«, forderte er seinen Kontrahenten heraus. »Diesmal schlage ich den Ball bis zur Kraterwand.«

Curtis Newton, der junge Raumfahrer von der Erde, der im ganzen System als Captain Future bekannt war, grinste abwartend in sich hinein. Er war eine auffällige Erscheinung – hochgewachsen, langgliedrig und breitschultrig, selbst in seinem Raumanzug. Durch den transparenten Glasithelm leuchtete sein zerzauster roter Haarschopf, außerdem waren das gebräunte, gut aussehende Gesicht und die neugierigen grauen Augen zu erkennen.

Er spielte mit seinen beiden Kameraden Steinschlagball, ein Spiel, das sich in allen neun Welten des Systems großer Beliebtheit erfreute, auch wenn der Tycho wahrscheinlich der seltsamste Ort war, an dem es je gespielt worden war. Für Curt war daran allerdings nichts seltsam, denn der Mond war sein Zuhause. Neben ihm auf dem Kraterboden befand sich das große Glasitfenster, unter dem die höhlenartigen Kammern lagen, in denen sich seine komfortablen Wohnräume und die wundersamen wissenschaftlichen Laboratorien der Futuremen befanden.

»Komm schon, Grag!«, rief er herausfordernd. »Nun wirf schon!«

Grags Finger lagen auf dem Kontrollhebel der Steinball-Schleuder. Er bereitete den nächsten Schuss vor.

»Dieser hier wird dir den Rest geben, Chef«, dröhnte er. »Los geht’s!«

Grag gab ein äußerst fremdartiges Bild ab, als er sich bereit machte, den Ball abzufeuern, denn er war kein Mensch. Er war ein Roboter aus Metall. Sein massiver Metallkörper war über zwei Meter groß, und seine gewaltigen, daran gelöteten Arme und Beine waren mit einer Kraft ausgestattet, die im ganzen System ihresgleichen suchte. Sein gewölbter Metallschädel drehte sich auf einem Halsgelenk, und in seinem Gesicht glommen fotoelektrische Augen.

Grag warf den Ball nicht selbst. Er löste den Mechanismus aus und der Steinball flog von selbst in Captain Futures Richtung, wobei er von einem winzigen Raketenantrieb angetrieben wurde, der ihm einen besonders flinken Flug ermöglichte.

Doch der Ball raste nicht direkt auf Captain Future zu. Mithilfe eines Steuerungssystems konnte er vom Werfer so gelenkt werden, dass er jeden gewünschten Kurs einschlug. Die einzige Regel besagte, dass der Ball die Fläche des Schlägers kreuzen musste. Wie ein Korken sauste er in einer spiralförmigen Flugbahn auf Curt zu und vollzog dabei verwirrende Rückwärtsspiralen, berührte fast den Boden und flitzte dann flink wie ein Lichtblitz über die Schlagfläche.

Peng!

Curts scharfe Augen hatten sich nicht verrechnet. Sein Schläger erwischte den Steinball und schleuderte ihn weit hinaus in die sauerstofflose Leere. Mit einem triumphierenden Lachen fing Curt an, die kreisförmige Bahn hinunterzurennen. Er schaffte sechs Runden, ehe der Fänger den Ball wieder einfing und ihn zu Grag brachte.

»Weitere sechs Punkte für mich«, sagte Curt. »Otho und ich haben jetzt Gleichstand. Und du bist weit abgeschlagen, Grag.«

Der Fänger trat zu ihnen.

»Lass mich werfen, Grag«, schlug er vor. »Ich werde Curt einen Ball entgegenschmettern, den er mit bloßem Auge nicht mal kommen sieht.«

»Nein, ich übernehme das Werfen«, dröhnte Grag wütend. »Du gehst zurück auf deinen Platz, Otho.«


Otho, der Fänger, trug zwar das gleiche Raumanzugsmodell wie Curt, gab aber trotzdem eine ganz andere Figur als dieser ab, weil er, ebenso wie Grag, kein echter Mensch war. Er war ein künstlicher Mensch, ein Androide. Obwohl er eine menschliche Gestalt hatte, war er aus künstlichem Fleisch erschaffen worden. Sein Kopf war kahl, die Haut weiß, er hatte weder Augenbrauen noch Wimpern. Seine schlitzartigen grünen Augen funkelten wagemutig und voll teuflischer Arglist. Otho war das behändeste und flinkste Wesen im ganzen System. Beim Steinball brachte er es sogar als Fänger zuwege, den Läufer einzuholen. Außerdem hatte er großes Talent dafür, sich in Schwierigkeiten zu bringen.

»Bei deinen Würfen hat er bald eine Million Punkte gegen uns gesammelt!«, beschwerte sich Otho.

»Pass du auf, dass du den Ball fängst, mein Gummifreund«, befahl Grag majestätisch. »Sieh dir meinen nächsten Wurf an.«

Er stellte das Steuerungssystem neu ein und setzte den Wurfmechanismus in Gang. Der Ball sauste nach rechts und flog dann in weitem Winkel über die Scheibe. Curts Schläger traf ihn mit erbarmungsloser Härte. Als der Ball hoch in die Luft geschleudert wurde, rannte Curt erneut den Pfad am Kraterboden entlang. Aber dieses Mal schaffte es Otho, ihn hereinzulegen. Der Androide machte einen unfassbar hohen Sprung von über zwölf Metern und schnappte sich den blitzschnellen Ball.

»Damit bist du raus, Chef!«, dröhnte Grag triumphierend. »Jetzt bin ich mit dem Schlagen an der Reihe!«

»Grandioser Sprung, Otho!«, lobte Curt. »Ich hätte nicht gedacht, dass du so hoch springen kannst.«

»Das war noch gar nichts«, erwiderte Otho in einem Ton müder Verachtung. »Sieh mir einfach dabei zu, wie ich Grag mit meinen nächsten Würfen in null Komma nichts erledige.«

Curt grinste, während er die Position des Fängers einnahm. Ein Steinballspiel mit den beiden Futuremen bestand größtenteils aus hitzigen Debatten, sagte er zu sich selbst, dennoch musste er sich irgendwie beschäftigen, um der Langeweile zu entgehen.

Seit Wochen wurde er jeden Tag rastloser. Wenn er sich in der Vergangenheit so gefühlt hatte, dann war er für einen kleinen Ausflug in die Komet gestiegen, um die bisher unbekannten Eiswüsten am Südpol des Pluto zu erkunden oder um seine Freunde, die geheimnisvollen Meister des Denkens, auf dem Neptunmond zu besuchen. Oder er begab sich auf eine andere nur halbwegs sinnvolle Reise. Er kannte die neun Welten des Systems, die einunddreißig Monde und unzähligen Asteroiden so gut, dass es nur wenig gab, was ihn noch interessierte.

Er wollte etwas Neues. Das Alte und Bekannte langweilte ihn zunehmend, sein abenteuerlustiges Wesen verzehrte sich danach, das Universum jenseits der bekannten Grenzen zu erkunden, neue und unerforschte Welten zu entdecken. Andere Männer hätten eine Expedition zu einem der weiter entfernten Planeten wahrscheinlich hochfaszinierend gefunden, aber Curt erforschte diese Welten, seit er ein kleiner Junge war. Die Erde hingegen hatte er erst kennengelernt, als er schon fast erwachsen war.

Die Sage von Curts Geburt und seiner Kindheit gehörte zu den wundersamsten Begebenheiten in der Geschichte des Systems. Vor einer Generation waren seine Eltern auf den Mond geflohen, um ihre wissenschaftlichen Entdeckungen vor einem skrupellosen Mann namens Victor Corvo zu schützen. Simon Wright – früher ein Mensch aus Fleisch und Blut, inzwischen ein Gehirn, das in einem Kasten lebt – hatte sie begleitet. Zusammen mit Curts Eltern hatte er sich eine Kombination aus einem Zuhause und einem Laboratorium unter dem Tycho gebaut, und zu dritt hatten sie mit ihren Experimenten Grag, den Roboter, und Otho, den Androiden, erschaffen. An diesem Ort hatte Corvo kurz nach Curt Newtons Geburt dessen Eltern ermordet und war dafür vom Gehirn, dem Roboter und dem Androiden getötet worden.

Die drei nicht-menschlichen Wesen mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten hatten sich von klein auf um den jungen Curtis gekümmert und waren auch für seine Erziehung verantwortlich gewesen. Die außergewöhnlichen Umstände, unter denen er aufgewachsen ist, hatten ihn nicht nur zum vielseitig begabtesten Raumfahrer des Systems werden lassen, sondern auch zum größten Wissenschaftler der neun Welten. Seit geraumer Zeit setzte Curt seine beachtlichen Fähigkeiten ein, um die Bösewichte des Systems zu bekämpfen. Sein Kreuzzug gegen die Verbrechen hatte ihm den Namen Captain Future eingebracht.

Captain Future 08: Im Zeitstrom verschollen

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