Читать книгу fremdgesteuert - Ekkehard Wolf - Страница 7

Kapitel 4

Оглавление

Nachdem Rogge die Toilette wieder verlassen hatte, beeilte er sich, zu seinen Kollegen vor dem Haus zurück zu kehren. Die Schwarz hatte ihm angeboten, ihn zu chauffieren und er hatte der jungen Beamtin das nicht abgeschlagen. Als die kleine Kolonne knapp vier Stunden später an ihrem neuen Dienstort eintraf, erwies sich das Grüppchen als ebenso gut getarnt wie ein Wolf in einer Schafsherde. Anscheinend hatten die Anwohner bereits mit Spannung darauf gewartet, was für ein Völkchen das sein würde, das sich ausgerechnet hierher, in die Nachbarschaft der Russlanddeutschen verirrte. Der technische Aufwand, der im Vorfeld betrieben worden war, um die vorhandenen Räume so auszustatten, dass die Gruppe arbeitsfähig wurde, dürfte ein weiteres dazu beigetragen haben, das Interesse der Nachbarschaft wach zu halten und auch die Bewachung durch örtliche Polizeikräfte hatte hieran nicht entscheidend etwas geändert. Als die Miniaturfahrzeugkolonne nun vor dem Gebäude einparkte, waren deren Insassen sofort umringt von einer Gruppe neugieriger Kinder. Hiervon unbeeindruckt zogen Rogge und seine Mannschaft in das vor ihnen stehende Gebäude ein und begutachteten zunächst einmal die Örtlichkeiten. Erneut übernahm es die Rabe, den Rundgang zu begleiten. „Ihr Büro, Herr Rogge, liegt dann im ersten Stock, oder ist Ihnen das nicht so recht?“, erkundigte sich die Beamtin und sah ihren Vorgesetzten fragend an. Der Oberrat überlegte eine Sekunde. Noch bevor er sich entscheiden konnte, funkte die Profilerin dazwischen. An die Raabe gewandt, gab sie zu bedenken, dass das vielleicht nicht so eine gute Idee sei und fügte mit mitleidsvoller Miene hinzu: „Der Herr Rogge, der hat das nämlich nicht so mit dem Treppensteigen.“ Als der auf die kleine Gehässigkeit nicht sogleich ansprang, setzte sie nach und erkundigte sich: „Stimmt’s Herr Oberrat?“ Sie ließ ihm nicht die Zeit, sich klar zu machen, worauf sie hinaus wollte, sondern schob die Erklärung gleich selber nach. „Sie wissen schon, wie das auf dem Schiff ausgegangen ist. Nicht dass sie auch hier ....“ Sie verzichtete darauf, den Satz zu ende zu führen und erreichte damit, wie beabsichtigt, dass nun erst recht alle gespannt darauf waren zu erfahren, was sich da auf der Treppe des Schiffes zugetragen hatte. Während sie scheinbar beschämt den Blick senkte, richteten sich nun alle Blicke auf Rogge. Der brauchte einen Moment, um zu begreifen, worauf seine Mitarbeiterin mit dem losen Mundwerk eigentlich hinaus wollte. Als es ihm endlich einfiel, bekam er einen roten Kopf. Ob aus Ärger oder Peinlichkeit war ihm natürlich nicht anzusehen und die Profilerin nutzte daher die Chance, das Erröten in der von ihr gewünschten Weise zu interpretieren. „Oh, sorry Herr Oberrat, das ist Ihnen jetzt peinlich, nicht wahr? Sie müssen das jetzt natürlich auch nicht erzählen.“ Die Profilerin machte wieder ihre kleine Pause. Lang genug, um Rogge weiter in Verlegenheit zu bringen, zu kurz für ihn, um sich halbwegs dezent aus der Affäre zu ziehen. „Es ist nämlich so....“ Erneut brachte sie den Satz nicht zu ende und vermittelte so den Eindruck, als ob es ihr selbst ebenfalls zu peinlich sei, das Geschehen an Bord nun hier auszubreiten. „Also, ich schlage vor, dass wir jetzt einfach mal nach oben gehen.“ Die Raabe hatte sich entschlossen, die Situation zu beenden, sich zugleich aber fest vorgenommen, bei nächst bester Gelegenheit in Erfahrung zu bringen, was ihren neuen Chef so durcheinander gebracht hatte. Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte sie sich in Richtung Treppenhaus in Bewegung und veranlasste so den Tross, sich ihr anzuschließen. Die nächste Etage erreichte das Trüppchen ohne weitere Zwischenfälle und so ergab es sich, dass kurz darauf alle Beteiligten im Dienstzimmer Rogges landeten. Da niemand Anstalten machte, hier um weitere Erklärungen zu bitten, regte die Reiseleiterin an, den Rundgang fortzusetzen. „Ich wohn’ dann gleich nebenan,“ gab sie mit einer einladenden Handbewegung zu verstehen und machte damit zugleich auch klar, wer hier der offizielle Stellvertreter war. Da alle, außer Rogge, das ohnehin bereits begriffen hatten, bedeutete dieser dezente Hinweis auch für niemanden eine Überraschung. Mit Ausnahme von Rogge eben. Der sah sie mit leicht befremdetem Blick an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, hielt sich dann doch zurück, griff sich in Form einer Übersprunghandlung an die Nase und gab dann mit angesäuerter Miene lediglich zum Besten, dass er es schön finde, das auch einmal zu erfahren. Hierdurch sah sich die Rabe zu einer Rechtfertigung veranlasst. „Entschuldigen Sie Herr Oberrat, wir hätten das selbstverständlich bereits früher mit Ihnen abgestimmt, aber Sie waren ja erst auf Dienstreise im Ausland und danach im Urlaub, wo Sie nun mal nicht zu erreichen waren.“ Die Hauptkommissarin hatte sich keine Mühe gegeben, ihrer Bemerkung einen halbwegs respektvollen Anstrich zu geben. Herausfordernd sah sie ihren Chef an und war gespannt auf das, was er entgegnen würde.

fremdgesteuert

Подняться наверх