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Kapitel 6

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Das ist ja alles schön und gut, aber ich denke, wir sollten uns langsam daran machen zu klären, wie wir vorgehen wollen.“ Polizeioberrat Günther Rogge hatte sich entschlossen, die Herausforderung erst einmal nicht anzunehmen und statt dessen versucht, die Initiative zurück zu gewinnen. Zur Abwechslung schaffte er es auch, dies mit so viel Überzeugungskraft zu tun, dass sich keiner seiner Mistreiterinnen und Mitstreiter veranlasst sah, die Aufforderung mit einer bissigen Bemerkung zu kommentieren. „Was schlagen Sie vor“, erkundigte sich statt dessen Carstens völlig sachbezogen und zwang seinen Chef damit, genau über diese Frage nachzudenken. Das Ausbleiben einer Antwort veranlasste wiederum die Profilerin dazu, sich bei Rogge in gewohnt gehässiger Weise danach zu erkundigen, ob er die Frage verstanden habe. Ganz gegen seine Gewohnheit, aber zum Ärger der jungen Frau, ignorierte der Oberrat die Rückfrage einfach und wandte sich der Schwarz zu. „Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann haben Sie sich dazu doch sicher schon ihren eigenen Kopf gemacht. Also lassen sie mal hören.“ Mit dieser Vermutung hatte der Oberrat richtig gelegen. „Selbstverständlich“ hatte Angelika Schwarz „bereits über diese Frage nachgedacht“ und folglich auch, anders als ihr Chef, eine Antwort darauf. „Wir sollten uns vielleicht,“ so ließ die erst kürzlich nicht ganz freiwillig aus dem Polizeidienst ausgeschiedene Polizeiobermeisterin verlauten, „zunächst einmal darauf konzentrieren, eine Art Bestandsaufnahme der einschlägigen Aktivitäten zu machen und diese in einer Datenbank zu erfassen.“ „Sehr schön,“ stimmte Rogge zu und stellte umgehend klar, dass er genau diesen Vorschlag von einer „so kompetenten jungen Frau, wie Sie das sind, auch erwartet“ hatte. Angelika Schwarz sah sich irritiert um und versuchte, aus den Gesichtern zu entnehmen, ob sie hier schon wieder von ihrem Chef auf den Arm genommen wurde, oder ob der das ernst gemeint haben konnte. Das eifrige Nicken der anderen bestätigte ihr, dass die Bemerkung wohl ernst gemeint gewesen sein dürfte. Sie fasste das als Ermunterung auf, weiter zu sprechen. „Vielleicht sollten wir uns die Erfassungsbereiche untereinander aufteilen. Damit ließen sich sicher die üblichen Reibungsverluste vermeiden.“ Erneut machte sie eine kleine Pause, um die Reaktion Rogges abzuwarten. Doch der hörte ihr aufrichtig interessiert zu und wartete augenscheinlich darauf, dass sie weitersprechen würde. Ganz anders verhielt es sich mit der Raabe. Sie hatte sich mit einigem Befremden den Vorschlag der jungen Kollegin angehört und erwartet, dass Rogge ihr gleich in die Parade fallen würde. Seine Reaktion hatte sie daher auch sogleich als Bestätigung ihrer Erwartung aufgefasst und einen Moment gebraucht, um zu begreifen, dass das keine Verarsche war. Noch bevor Angelika Schwarz erneut ansetzen konnte, entschloss sie sich nun einzugreifen. „Hallo? Geht’s noch? Wir wollen jetzt aber nicht in echt versuchen, das Rad noch einmal zu erfinden, oder?“ „Wie meinen?“ Die unüberhörbare Aggressivität im Tonfall der von LKA und BND abgeordneten Kollegin veranlasste den Oberrat dazu, sich nun doch ihr zuzuwenden. „Ich meine, dass wir vielleicht besser beraten wären, so schnell wie möglich in das Netz der Anderen einzutauchen, anstatt jetzt eine eigene Datenbank anzulegen.“ Rogge zögerte einen Augenblick, nutzte dann aber die Chance, seine Autorität ins Spiel zu bringen. „Ich denke, Frau Raabe, dass sich diese beiden Überlegungen keineswegs ausschließen. Auf diese Weise gehen wir sicher, dass wir nichts übersehen haben. „Und vor allem auch, ob die Anderen zufällig etwas Entscheidendes übersehen haben. Schließlich bin ich es, der im Zweifel seinen Kopf hinhalten muss und ich habe keine Lust dazu, am Ende ohne diesen da zu stehen.“ „Oder übersehen wollten.“ Angelika Schwarz hatte in die gleiche Kerbe gehauen, aber Rogge brauchte einen Moment, bevor er begriff, worauf sich diese Bemerkung bezog. Dass der Vorschlag selbst eher weniger darauf angelegt war, zügig zu wirklich neuen Erkenntnissen zu gelangen, hatte er sich mittlerweile im Stillen auch eingestehen müssen, würde aber den Teufel tun, das jetzt und hier auch öffentlich zu machen. Die Raabe hingegen verdrehte genervt die Augen, signalisierte dann aber ebenfalls ihre Zustimmung. „Wenn’s dem lieben Frieden dient.“ Aufmerksam registrierte sie jedoch mit einiger Verwunderung die kurzen Blicke, die sich die Profilerin und Carstens mit hochgezogenen Augenbrauen zuwarfen und nahm sich vor, das Geschehen im Auge zu behalten. War es möglich, dass sich dahinter mehr verband, als die Irritation über eine etwas auf dem Ruder gelaufene Unterhaltung?

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