Читать книгу Leben 2.0 - Elí Diez-Prida - Страница 7
Werden wir kommunikationsärmer, ohne es zu merken?
Оглавление• Es ist interessant zuzuhören, wenn junge Leute unter sich sind und miteinander reden. Es hört sich häufig wie eine „Comic-Sprache“ an. Viele kommen mit kurzen Ausrufen und Wortfetzen völlig aus; ganze Sätze betrachten sie anscheinend als Verschwendung.
• Der übermäßige Fernsehkonsum sowie das viele Chatten und Simsen tragen auch nicht gerade dazu bei, die sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Es ist kein Wunder, wenn viele „Fernsehkinder“ kaum einen grammatikalisch korrekten Satz zustande bringen. George Orwell, Verfasser des berühmten Zukunftsromans 1984, scheint Recht zu bekommen: Die Neusprache der Zukunft wird die einzige Sprache der Welt sein, deren Wortschatz Jahr für Jahr abnimmt.
• Darüber, ob sich das Internet grundsätzlich zum Ersatz für herkömmliche Kommunikationsformen entwickelt, streiten sich die Fachleute. Die Gefahr besteht, dass intensive Internetnutzer zwar weltweit übers virtuelle Netz kommunizieren, aber im Alltag zu Einzelgängern werden, die unfähig zum unmittelbaren Kontakt mit ihren Mitmenschen sind und kaum ein Wort mit ihren Eltern oder Mitschülern wechseln.
In Bild der Wissenschaft war zu lesen: „Der Mensch ist nicht für die virtuelle Kommunikation geschaffen.“ Wieso nicht? Weil die Sprache eines der Merkmale ist, die den Menschen von den übrigen Lebewesen unterscheidet: Nur der Mensch besitzt die Wortsprache. Das instinktgesteuerte Kommunikationssystem der Tiere dient im Wesentlichen der Erhaltung des Lebens und der Art. Der Mensch dagegen hat die Fähigkeit, Sachverhalte darzustellen, sowie Bedürfnisse wie Sicherheit, Geborgenheit und Liebe auch mit Worten auszudrücken.
Beherrschen wir eine Sprache nicht, so spüren wir deutlich, wie das menschliche Miteinander grundlegend erschwert wird. Zum Beispiel am Arbeitsplatz, wenn der ausländische Kollege schmollt, weil er die sprachliche Feinheit eines Witzes nicht verstanden hat. Oder im Urlaub, wenn das Gespräch mit einem netten Menschen ins Stocken gerät, weil die paar Vokabeln, die wir schnell während des Fluges eingepaukt haben, nicht mehr ausreichen.