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Welche Sprache müssen wir beherrschen, um einander zu verstehen?

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Damit meine ich: Ist das Sprechen derselben Sprache (zum Beispiel Deutsch) eine Garantie dafür, dass wir erfolgreich kommunizieren können? Wie viele Freundschaften zerbrechen und wie viele Ehen gehen auseinander, obwohl beide Seiten dieselbe Sprache sprechen!

Die Sprachtechnik allein kann niemals die emotionale Dimension ersetzen, die für das Gelingen von Kommunikation entscheidend ist. Worauf kommt es dann an?

Es gibt einige Kommunikationsprinzipien, die allein zwar keine Wunder bewirken, aber Barrieren beseitigen helfen und gute Voraussetzungen für ein besseres Miteinander schaffen. Ich möchte nur ein paar davon nennen.

• „Die Teenagerzeit ist die Phase mit den meisten Missverständnissen in der Sprache und dadurch die Zeit mit vielen Verletzungen“, schreibt Ruth Heil, Eheberaterin und Mutter von elf Kindern. Sie erzählt aus der eigenen Erfahrung: Wenn ihre Teenager zu laut werden und sie spürt, dass auch sie am liebsten schreien möchte, zieht sie sich ins Bad zurück und schließt die Tür zu. Vorher sagt sie ihnen: „Lasst uns eine Gesprächspause einlegen. Wir können weiterdiskutieren, wenn ihr leiser mit mir sprecht – oder wenn ihr nicht mehr so aufgeregt seid.“ Wenn es draußen schließlich still geworden ist, kommt sie wieder heraus, um das Gespräch zu Ende zu führen.

Das ist sicher nur eine Möglichkeit von vielen. Aber das Prinzip leuchtet ein: Kommunizieren kann man nur, wenn die Atmosphäre stimmt und wenn auf beiden Seiten die Bereitschaft dazu vorhanden ist!

• Besonders junge oder sensible Menschen neigen leicht dazu, das als Vorwurf aufzufassen, was man ihnen sagt. Vermeiden können wir das, wenn wir so genannte „Ich-Botschaften“ formulieren. Die Frau kann ihrem Mann an den Kopf werfen: „Du kannst dich nicht von deinem iPod trennen!“ Sie könnte aber auch sagen: „Ich habe das Bedürfnis, mit dir allein zu sein.“

Bei der „Ich-Botschaft“ greifen wir den Gesprächspartner nicht an, sondern reden von uns und unseren Gefühlen – wie sein Auftreten auf uns wirkt, was seine Worte oder Handlungen bei uns auslösen. „Ich-Botschaften“ machen es einem leichter, Wünsche konstruktiv und respektvoll zu äußern.

• Im Rahmen einer „Zeitbudget-Forschung“ wurde vor einigen Jahren u. a. ermittelt, wie lange ein durchschnittliches deutsches Paar täglich über persönliche Dinge spricht. Ich musste über das Ergebnis staunen: zwei Minuten! Kein Wunder, dass so viele Ehen scheitern. Täglich zwei Minuten Gespräch über persönliche Dinge – das reicht für keine Beziehung. Selbst Katzenbesitzer bringen es auf mehr Zeit: Sie sprechen im Schnitt zwölf Minuten täglich mit ihren Lieblingen.

Der bekannte Trendforscher Matthias Horx schreibt diesbezüglich: „Beziehungsarbeit ist inzwischen anstrengender als Karrieremachen. Zwischen Männern und Frauen, so scheint′s, entwickelt sich ein Dauerclinch, der unser Alltagsleben zu vergiften droht.“

Damit es nicht so weit kommt, scheint mir sehr wichtig zu sein, dass beide Partner die Unterschiede zwischen Mann und Frau auf dem Gebiet der Kommunikation berücksichtigen.

70 bis 80 Prozent der Frauen, die eine Beratung aufsuchen, geben die gestörte Kommunikation in ihrer Ehe als Hauptproblem an: „Mit meinem Mann kann ich überhaupt nicht reden!“ „Ich könnte platzen, wenn er stundenlang schweigt!“

Reinhold Ruthe, Psychotherapeut und Eheberater, bringt es so auf den Punkt:

• Frauen wollen reden, Männer klären die Dinge mit sich selbst.

• Frauen wollen Austausch, Männer können sehr gut schweigen.

• Frauen wollen sich mitteilen, Männer sprechen am liebsten über Sachprobleme.

• Frauen leiden mehr unter Einsamkeit, Männer haben Schwierigkeiten, Gefühle zuzulassen.

Aus diesem Grund ist es enorm wichtig, dass beide Partner sich bemühen, die Gefühls- und Gedankenwelt des Anderen zu verstehen: Wer sich in den Anderen nicht einfühlen kann, versteht ihn nicht, bejaht ihn nicht, liebt ihn nicht. Er geht von sich aus. Er glaubt, der Andere müsse fühlen, denken und reagieren wie er. Das ist ein fundamentaler Irrtum. Wir alle sind grundverschieden. Unsere Beziehungen können nur verbessert werden, wenn wir auf den Anderen zugehen und seine Wert- und Lebensvorstellungen ernst nehmen.

Leben 2.0

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