Читать книгу Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 19 und 20 - Elda Drake - Страница 8

Оглавление

Kapitel 5

Kai saß mittlerweile bereits in seinem Büro in der Firma und holte Erkundigungen ein. Dabei benutzte er einen Decknamen, der ihm schon oft genug geholfen hatte, denn es war nicht angesagt, die Recherchen unter seinem richtigen Namen abzuwickeln. Sein Alias war allen als kleiner Detektiv bekannt, der meistens Fälle von Ehebruch und Diebstählen in Firmen verfolgte. Da sein Aussehen für diese Rolle viel zu auffällig war, hatte er, als er diese Deckung aufbaute, tatsächlich einen Detektiv bei den Leuten vorsprechen lassen. Der wusste damals nicht im Entferntesten, wer eigentlich sein Auftraggeber war, aber da er sehr gut bezahlt wurde und die Arbeit einfach war, hatte der Mann willig die gewünschten Recherchen durchgeführt und fleißig die falschen Visitenkarten vorgezeigt.

Nachdem der Name dann überall ein Begriff war und der Vorzeigemann auch zahlreiche Leute zum Essen ausgeführt hatte, konnte Kai damit beginnen, mit diesem Namen alle Informationen einzuholen, die er brauchte. Das funktionierte ganz gut, und da er seine Quellen nicht ausreizte und, ab und an, für die Leute in einem guten Restaurant ein nettes Abendessen servieren ließ, oder kostenlose Eintrittskarten für ein begehrtes Sportevent besorgte, gaben sie ihm alle willig Auskunft, wenn er hin und wieder einmal anrief und etwas wissen wollte.

Gegen Abend konnte er ein Fazit ziehen:

Die Frau war fünfunddreißig Jahre alt, ledig, hatte keine Kinder. Sie besaß ein Haus am Pandanus Strand im Stadtteil Manly, fuhr einen Porsche und war freischaffende Journalistin. Die Gespräche, die er mit den Leuten, die ihre Artikel annahmen, geführt hatte, verhießen nichts Gutes. Denn der allgemeine Tenor war der, dass diese Frau gnadenlos vorging und sich bereits viele Feinde unter ihren Kollegen gemacht hatte. Sie war berüchtigt dafür, dass sie Leute an den Pranger stellte und hatte schon etliche Enthüllungsgeschichten veröffentlicht.

Im Großen und Ganzen konnte sie niemand sonderlich gut leiden und die Redakteure der Zeitschriften druckten nur widerwillig ihre Stories. Da diese aber immer für Superauflagen sorgten, konnten sie nicht Nein sagen. Deshalb war sie nach wie vor gut im Geschäft und das zeigte sich auch an ihrem Kontostand. Seine erste Idee, diese Frau mit einer entsprechenden Summe abzufinden, um das Tagebuch zu erstehen, konnte er wohl abhaken. Mit Geld war sie vermutlich nicht käuflich.

Kai lehnte sich zurück und überlegte. Bei jedem Menschen gab es irgendetwas, das er unbedingt haben wollte und wofür er bereit war, gegen seine Prinzipien zu verstoßen. Jetzt lag es an ihm, bei dieser Frau herauszufinden, wo ihre Schwachstelle lag. Wenn er ihr das anbieten konnte, was sie wollte, dann ließ sie sich wahrscheinlich auf einen Handel ein. Seine schlanken Finger trommelten auf der Tischplatte, während er nachdachte. Es half alles nichts, er würde wohl oder übel ihre Bekanntschaft machen müssen. Mit einem tiefen Seufzer griff er zum Telefon.

Vor sechs Jahren hätte er damit noch kein großes Problem gehabt – aber die Zeiten hatten sich geändert und auch wenn er nicht immer treu war, so war sein Körper schon lange kein Objekt mehr, das er einsetzte, um an Informationen zu kommen. »Ich brauche dich heute Abend als Begleiter!«

Hashimoto runzelte die Stirn, als er den Anruf von Kai entgegennahm. Eigentlich hatten er und seine Frau Susi etwas anderes vorgehabt, aber sein bester Freund fügte hinzu. »Es ist dringend!«

Also hatte Susi das Nachsehen und musste alleine ins Theater fahren, was sie mit einem Achselzucken quittierte. Es kam äußerst selten vor, dass Kai die Dienste von ihrem Mann benötigte, aber wenn, dann war es immer etwas, bei dem er nur Hashimoto vertrauen konnte. Soviel an Auskunft hatte sie über diese Thematik in den Jahren, seitdem sie verheiratet war, erhalten. Aber um was es bei den Aktionen ging, erfuhr sie nie. Ihr Mann sie am Anfang gebeten, nicht weiter nachzufragen, wenn so etwas anstand, denn was er für Kai erledigte, unterlag meistens der Geheimhaltung.

Susi wollte es eigentlich auch gar nicht so genau wissen, was die beiden da dann taten, sie hakte diese seltenen Vorfälle einfach ab und genoss es, dass sie anschließend die nächsten Tage von ihrem Mann sozusagen auf Händen getragen wurde. Sie lächelte ihm nach, als er nach einem langen ausgedehnten Kuss zur Garage ging. Er würde sicher wieder einen großen Strauß roter Rosen mitbringen, wenn er zurückkam.

»Was ist los?« Der Japaner sah Kai fragend an, als der in sein Auto stieg. Schockiert hörte er zu, als der ihm erzählte, dass Fritz auf der Intensivstation lag.

»Und warum bist du dann nicht im Krankenhaus sondern sitzt hier im Auto? Hat das etwas mit Fritz zu tun?« Hashimoto kam gleich auf den Punkt zu sprechen.

Sein Freund sah ihn mit einem bittenden Ausdruck in den Augen, an. »Ich habe versprochen, nichts über die Sache auszusagen und du weißt, ich halte meine Versprechen. Du musst dich mit einem einfachen Ja begnügen. Und ich brauche dich heute, damit ich einen wichtigen Kontakt herstellen kann. Ich weihe dich in meinen Plan ein, während du fährst.«

Hashimoto fädelte sich durch den Großstadtverkehr und hörte aufmerksam zu, ohne irgendeinen Kommentar abzugeben. Er hatte keine Ahnung, was Kai mit dem Ganzen bezweckte, doch er würde tun, was ihm dieser sagte.

Eine knappe Stunde später betraten sie das anvisierte Lokal und setzten sich nach einem kurzem Rundumblick an die Theke.

Hashimoto hatte das Zeichen richtig interpretiert das ihm Kai gegeben hatte und zeigte auf die Barhocker. »Da ist noch ein Platz frei, komm mit.«

Nachdem sie bestellt hatten und die Getränke vor ihnen standen, fragte er. »Was ist jetzt eigentlich mit Fritz los? Hat er wirklich einen Herzinfarkt erlitten und liegt im Krankenhaus?«

Kai nickte und seufzte. »Ja, heute am frühen Morgen. Der Notarzt kam gerade noch rechtzeitig und jetzt liegt er auf der Intensivstation und ringt mit dem Leben. Ich weiß nicht, ob er durchkommt.«

»Um Gottes Willen! Aber wer leitet denn jetzt die Mine? Musst du das machen?«

Kai schüttelte den Kopf. »Das macht Patrick, sein Ex-Schwiegersohn. Der kümmert sich momentan um alles.«

Eine Weile schwiegen die beiden, dann hörte man ein leises Läuten. Kai zog sein Handy aus der Tasche und runzelte die Stirn. »Das ist das Krankenhaus, da muss ich rangehen.«

Hashimoto sah ihm mit besorgter Miene nach, als er durch die Türe nach draußen trat, um ungestört telefonieren zu können und seufzte dann laut und vernehmlich auf. Während er einen Schluck aus seinem Glas nahm, sah er sich im Lokal um. Die Blondine, die zwei Barhocker weiter saß, erwiderte seinen Blick und er nickte grüßend mit dem Kopf.

Als er sich wieder zu seinem Glas umdrehte, hörte er nur Sekunden später die Frage. »Entschuldigen sie, ich habe durch Zufall ihr Gespräch mitgehört. Kann es sein dass sie von dem Erzminenbesitzer Burke gesprochen haben?«

Überrascht drehte Hashimoto sich um und nickte dann mit leicht betretener Miene. »Ja, den hat es ganz schlimm erwischt.«

Er deutete Richtung Türe. »Mein Freund ist reichlich fertig, schließlich ist der Mann sein Mentor.«

Die Frau hatte interessiert zugehört und meinte dann. »Das tut mir wirklich leid.«

Und mit einem Blick auf die sich wieder öffnende Türe, fügte sie hinzu. »Ich wollte nicht stören!«

Kai sah mit fragender Miene von seinem Freund zu der fremden Frau, die da neben ihm stand.

Hashimoto erklärte. »Die Dame hat unser Gespräch gehört. Anscheinend kennt sie Fritz.«

Die Blondine streckte die Hand aus und stellte sich vor. »Gwendolin Griffith, es freut mich, sie kennenzulernen!«

Kai nahm die angebotene Hand und mühte sich ein Lächeln ab, während er mit einem anerkennenden Blick, die gutaussehende Frau musterte. »Sie sind mit Fritz bekannt?«

Gwendolin nickte und erwiderte seinen Blick. »Nicht direkt, aber ich habe schon viel von ihm gehört.«

Der Ausdruck den ihre Augen dabei annahmen, jagte Kai einen kalten Schauer über den Rücken. Diese Frau war gefährlich und er war sich sicher, dass seine Informanten nicht übertrieben hatten. Doch er hatte auch gesehen, wie sie ihn gemustert hatte und wusste genau, dass der Fisch am Haken saß. Innerlich seufzend stellte er fest, dass er zumindest an diesem Abend genau sagen konnte, was die Frau wollte. Nämlich mit ihm ins Bett steigen und das am besten gleich in den nächsten fünf Minuten. Doch glücklicherweise hatte er heute eine gute Ausrede parat, nämlich Hashimoto als Deckung.

Der beobachtete den Blickwechsel und musste wieder einmal zugeben, dass nur Kai es schaffen konnte, Leute so zu manipulieren, dass sie genau das taten, was er wollte, ohne auch nur im Geringsten zu merken, dass ihnen der Gedanke nicht selbst gekommen war. Wären sie direkt auf Gwendolin zugegangen, dann hätte diese sofort eine Falle vermutet. Aber das getürkte Gespräch und der gefakte Anruf hatten genau das ausgelöst, was Kai beabsichtigt hatte. Nämlich die Neugierde Näheres zu erfahren. Jetzt würden sie die Bekanntschaft noch etwas vertiefen und Kai beim Abschied die Bemerkung fallen lassen, dass er die nächste Zeit öfter hier sein würde, da er jeden Tag seinen Mentor im Krankenhaus besuchte.

Als sie nach zwei Stunden im Auto saßen und zu seinem Haus fuhren, meinte der Japaner. »Das hat ja ganz gut geklappt. Aber was immer du auch vorhast, unterschätze diese Frau nicht. Die ist irgendwie eiskalt, bei der kriege ich das Gruseln.«

Kai nickte nur, ohne zu antworten. Schon jetzt widerte ihn das Ganze an und das war nur der Anfang gewesen. Aber zumindest hatte er ihr heute die Information übermittelt, dass der Kandidat, den sie auf die Titelseiten zerren wollte, momentan nicht im Entferntesten mitbekam, was los war. Und er hatte bemerkt, wie in ihrem Kopf die Räder angelaufen waren. Die Story würde nicht gut zu verkaufen sein, solange es nicht sicher war, ob der Hauptakteur die nächsten Tage überleben würde. Was interessierte die Welt schon die Sünden von Toten. Also würde sie abwarten. Und ihre Blicke, die sie ihm zuwarf, hatten ihm klargemacht, wie sie sich die Wartezeit zu vertreiben gedachte. Er runzelte die Stirn, während er durch die Windschutzscheibe auf die Straßenlaternen schaute, die an ihnen vorbeizogen.

In den sauren Apfel würde er wohl beißen müssen, denn nur so konnte er ihr nahe genug kommen, um zu erfahren, was er wissen wollte. »Ich werde die nächste Zeit öfters bei dir übernachten müssen!«

Hashimoto zuckte mit den Achseln. »Nur zu! Du weißt, mein Haus steht dir jederzeit offen.«

Sein Freund hatte ihn schon oft genug als Alibi hergenommen, wenn er wieder mal in eigener Sache unterwegs war. Und niemand außer ihm wusste, dass sich Kai nicht nur geschäftlich durch die Gegend trieb. Nach wie vor war er nicht bedingungslos treu, allerdings hielten sich seine Ausrutscher sehr in Grenzen.

Dieser Gedanke führte ihn zu einer logischen Schlussfolgerung. »Hetty ist mit Patrick und Simon heute Abend wohl ganz alleine auf der Farm?«

Kai wusste genau, auf was sein Freund anspielte und seufzte vernehmlich laut auf. »Der hat nicht bis zum Abend gewartet! Schätzungsweise war mein Hubschrauber noch keinen Meter in der Luft, da hat er die Chance genutzt.«

Hashimoto schüttelte den Kopf. »Das hast du dir selbst eingebrockt. Du hättest nicht zustimmen sollen, dass er nach der Scheidung auf der Farm bleibt. Der ist genauso ungefährlich wie ein Bündel Dynamit, an dem bereits die Lunte brennt. Ganz abgesehen davon, dass er clever genug ist, um es mit dir aufzunehmen und nicht die geringste Angst hat, dass du ihn mit einem schönen runden Einschussloch zwischen seinen Augen verzierst.«

Kai konnte sich bei dieser Schimpftirade seines Freundes ein leises Lachen nicht verkneifen. »Du weißt doch, ich liebe die Herausforderung!«

Dann wurde er ernst. »Ehrlich gesagt, wäre Fritz wohl nicht mehr am Leben, wenn Patrick mir heute morgen nicht geholfen hätte. Es hat Ewigkeiten gedauert bis der Arzt da war und du weißt, wie anstrengend eine Herzdruckmassage ist. So haben wir uns abwechseln können und es hat wirklich keinen einzigen Moment gegeben, an dem nicht einer von uns dafür gesorgt hat, dass alles im grünen Bereich ist. Der Junge ist immer zur Stelle, wenn Not am Mann ist und du weißt genau, dass er nur einen Fehler hat und das ist seine Liebe zu Hetty.«

Dann fügte er mit einem leicht sarkastischen Unterton in der Stimme hinzu. »Aber momentan mache ich mir da tatsächlich keine Sorgen. Ich habe in der Zwischenzeit mit ihm telefoniert und ihm gesagt, dass ich die nächste Zeit viel unterwegs sein werde. Anscheinend tue ich ihm leid und er hat mir durch die Blume zu verstehen gegeben, dass er sich die nächste Zeit zurückhalten wird.«

Hashimoto kicherte laut los. »Der Junge spielt dich langsam aber sicher an die Wand. Jetzt fängt der Schwanz an, mit dem Hund zu wedeln! Und wenn du richtig sauer auf ihn bist, genügt ein trauriger Blick aus seinen blauen Plüschaugen und du wirst weich wie Wachs! Wo ist nur mein herzloser Freund geblieben, der gnadenlos über Leichen geht?«

Kai warf ihm einen genervten Blick zu und sparte sich die Antwort.

Eine Weile fuhren sie still dahin, dann brach sein Freund das Schweigen. »Entschuldige, ich wollte nicht auch noch das Messer in der Wunde umdrehen. Aber ich mache mir Sorgen um dich. So wie ich das sehe, kommen schwere Zeiten auf dich zu und wenn ich dir irgendwie helfen kann, musst du es mir sagen.«

Kai schüttelte den Kopf. »Ab jetzt bist du außen vor. Aber danke für dein Angebot.«

Hashimoto wusste, er konnte sich weitere Fragen und Versuche, etwas zu erfahren, sparen. Aber falls Kai ihn brauchte, würde er zur Stelle sein, egal um was es ging.

Die Mulgacamper Romane - Sequel - Band 19 und 20

Подняться наверх