Читать книгу Highland Warrior - Cailieans Fluch - Elena MacKenzie - Страница 8

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Cailean lehnte mit dem Rücken gegen die Wand neben dem Fenster. Er hatte gerade die Vorhänge geschlossen, um das Tageslicht auszusperren. Er fühlte sich Müde und abgespannt. Es kam ihm vor, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Was er auch nicht hatte, schließlich hatte er die letzten Tage in der freundlichen Gesellschaft von Airmeds Lakaien verbracht. Warum hatte Airmed ausgerechnet ihn für diesen Auftrag ausgewählt? Sie wusste doch, wie er zu Frauen stand. Da konnte auch nicht das gute Aussehen dieser Frau etwas dran ändern. Die Nähe zu Frauen bereitete ihm Unbehagen. Und dieser Auftrag brachte ihn sehr nahe an eine Frau.

Aber eigentlich kannte er die Antwort auf seine Frage. Sein Fluch machte ihn kontrollierbar. Er musste unbedingt einen Ausweg aus dieser Katastrophe finden. Wenn er keinen fand, könnte er die Frau auch gleich umbringen. Damit käme er Airmed nur zuvor. Leider ließ ihm der Fluch nicht einmal diesen Ausweg, weil sie umbringen, würde bedeuten, dass er Airmeds Wunsch nicht erfüllen konnte.

Dieser Fluch hatte ihn in den letzten fünfundsiebzig Jahren schon in so manche unmögliche Situation gebracht, aber dieses Mal brachte es ihn auf die Seite des Feindes. Er arbeitete für Airmed. Wie hatte es nur so weit kommen können? Allein die Vorstellung, was Airmed dieser unschuldigen Frau antun könnte, ließ ihn verzweifeln. Und Danu würde ihn für seinen Verrat bestrafen.

Er musterte Amber, die seit seinem Befehl schlief. Er musste lächeln. Noch vor wenigen Jahren hätte er nicht tatenlos daneben gestanden, wenn eine Frau mit einem solchen Körper an sein Bett gefesselt war. Er hätte alles daran gesetzt, sie glücklich zu machen. Er wäre mit seiner Zunge die weiche Haut dieses wundervollen Halses entlanggefahren, hätte seine Lippen um die zarten Knospen ihrer Brüste geschlossen, die sich durch den dünnen Stoff dieses viel zu kurzen Kleides drückten. Seine Hände wären über diese wohlgeformten Oberschenkel gewandert, hätten sich einen Weg unter den schwarzen Stoff gesucht. Er hätte seine Nase in diesem duftenden schwarzen Haar vergraben, das ausgebreitet auf dem Kissen lag. Es war vorhin wie ein Vorhang auf ihre Schultern gesunken, als er ihr die Nadeln aus dem Zopf gezogen hatte, damit sie bequem liegen konnte. Aber die Zeiten, da er sich ohne Misstrauen einer Frau hatte nähern können, waren lange vorbei. Er hatte den Spaß an der körperlichen Vereinigung endgültig verloren. Das mit Airmed war jetzt das zweite Mal in seinen mehr als zweihundert Jahren, dass er einer Frau in die Falle gegangen war und er anschließend knietief in der Scheiße watete.

Zu viel Schmerz und Erniedrigung waren passiert, wenn sie von seinem Fluch erfuhren und ihn benutzten, um ihn sich untertan zu machen. Er würde Frauen künftig so weit möglich aus dem Weg gehen. Er musste einen anderen Weg finden, seine Dämonen zum Schweigen zu bringen. Auch wenn ihm das Widerstehen bei diesem Exemplar gehörig schwerfallen könnte. Aber er musste sich nicht daran erinnern, dass sie in diesem Spiel nur sein Opfer war. Es hieß sie oder sein Bruder. Und er würde sich immer für seinen Bruder entscheiden, zumal ihm ohnehin keine Wahl blieb.

Trotzdem war etwas anders an ihr, etwas, was ihm ein warmes Gefühl vermittelte, was ihm glauben machen wollte, dass sie seinen Fluch nie missbrauchen würde. Es musste an dem liegen, was sie war, dass sie so unschuldig wirkte. Bisher hatte noch jede Frau seinen Fluch ausgenutzt. Statt Hass, weckte sie etwas Warmes in seinem Inneren, fast als wäre da ein Licht, das sanft tief in seiner Seele flackerte und beruhigend von Hoffnung flüsterte. Er sog tief ihren Duft ein, der den Raum erfüllte.

Als er sie auf der Straße hatte hocken sehen, nur in dieses kurze Kleid gehüllt, war ihm dieser Anblick sofort in die Lenden geschossen. Er hatte sich ermahnen müssen, sie nicht sofort in die Gasse zu zerren und ihr zu zeigen, was ihr mit Sicherheit noch kein Mann gezeigt hatte. Die modernen Männer waren zu wahren Freuden doch gar nicht mehr fähig. Dann hatte sie zu ihm aufgesehen, mit ihren silbernen Augen, und er hatte sie erkannt. Oder das, was sie war. Die Erektion in seiner Hose war in einem Wimpernschlag zusammengefallen.

An der Bar hatte ihr Duft ihn eingehüllt. Er hatte sie nur ansehen brauchen und sein Körper hatte unter Strom gestanden. Noch nie hatte eine Frau allein durch ihre Nähe solche Gefühle in ihm ausgelöst. Als er die Szene mit diesem Kerl und der Blondine gesehen hatte, hatte er fast körperlich ihre Emotionen wahrnehmen können. Er war so aufgewühlt gewesen, am liebsten hätte er diesem Idioten die Fresse eingeschlagen. Und Cailean hatte genau gewusst, was sich da abgespielt hatte. Es war, als wären ihre Gefühle zu ihm übergeschwappt.

Die Frau war nur zum Teil menschlich. Der andere Teil war der einer Lichtelfe. Das würde den Übertritt vielleicht erschweren, aber immerhin, war sie keine reinrassige Lichtelfe. Da lag noch etwas anderes in ihrem Duft, etwas Ursprüngliches. Es roch wie Frühlingsregen, wie eine Blumenwiese, wie süßer Bienenhonig. Dieser Duft war das, was er in ihr wiedererkannt hatte, das, was er einst aus Anwynn fortgeschafft hatte und jetzt gezwungen war, zurückzubringen. Vielleicht war er auch schuld an dem, was sich in Caileans Körper regte, wenn er die Frau ansah, beobachtete, wie sich ihre runden Brüste bei jedem Atemzug hoben, sie leise im Schlaf seufzte, die Lippen leicht geöffnet, die Beine leicht gespreizt, als wollte sie ihm Zugang gewähren zu ihren geheimsten Verlockungen.

Cailean runzelte die Stirn, ob der Anziehung, die diese Frau auf ihn hatte. Er gab sich Mühe, sie zu ignorieren. Und doch ließ sie ihn nicht los. Er wusste nur nicht warum. Es musste etwas damit zu tun haben, was ihn auch fast dazu bewogen hatte, diesem Kerl im Club das Gesicht zu Brei zu schlagen.

Dieser Idiot hatte ihn wütend gemacht, sein selbstherrliches Grinsen im falschen Gesicht, als er gesehen hatte, dass Amber ihn in flagranti mit der Blondine erwischt hatte. Er hatte nicht mal den Versuch gemacht, sich bei Amber zu entschuldigen. Cailean war froh gewesen, dass er Ambers Gesicht nicht hatte sehen können. Wenn er den Schmerz darin gesehen hätte, hätte ihn nichts mehr davon abhalten können, diesem Kerl wehzutun. Ihm hatte die Starre, die ihren Körper befallen hatte, schon gereicht. Die Emotionen, die in seiner Seele angeschwemmt worden sind, wo sie nicht hingehörten. Aber es hatte ihn auch wütend gemacht, dass es ihn überhaupt interessiert hatte, dass die Frau verletzt worden war. Das hätte ihm egal sein sollen. Die Frau hätte ihm egal sein sollen. Nur ein Auftrag wie so viele vorher.

Ambers Brust hob sich unter einem tiefen Atemzug. Sie stöhnte leise. Ein Stöhnen, das ihm direkt zwischen die Beine schoss. Er schüttelte sich und schloss die Augen. Die Frau in seinem Bett, die Tatsache, dass sie gefesselt vor ihm lag, und dass er schon zu lange auf die Berührungen einer Frau verzichtet hatte, nur deswegen reagierte sein Körper mit einem Feuersturm auf dieses wundervolle heisere Geräusch. Nur deswegen.

Amber erwachte in einem gemütlichen Bett. Genüsslich rekelte sie sich und stockte. Sie zog erst vorsichtig, dann ungestüm an ihren Armen, die sich nicht von der Stelle bewegen wollten. Sie war gefesselt. Gefesselt! An ein riesiges Himmelbett ohne Himmel. Amber zerrte und wand sich, ohne Erfolg. Die Stricke schnitten in ihre Haut und sie wimmerte vor Schmerz. Warum war sie an ein Bett gefesselt? Und wer hatte sie an das Bett gefesselt? Amber überlegte, ob sie am vergangenen Abend so viel getrunken hatte, dass sie sich jetzt nicht mehr erinnern konnte, mit wem sie nach Hause gegangen war.

Nein, hatte sie nicht. Selbst wenn sie im Club die Gelegenheit gehabt hätte, etwas zu trinken, dann wäre sie dank des Vorfalls in der Gasse sofort wieder nüchtern gewesen. Wo zum Teufel war sie also? Sie blickte sich in dem Raum um, soweit es ihr möglich war. Über und neben ihr die Holzpfosten des Bettes. Auf beiden Seiten Nachtschränke und schwarze Seide unter ihrem Körper. Nichts davon kam ihr bekannt vor.

Ein dunkler Schatten tauchte in ihrem Sichtfeld auf und blieb neben dem Bett stehen. »Du!«, wetterte Amber los. »Du hast mich entführt.«

»Das habe ich wohl«, sagte der Pirat und blickte auf sie herab, ohne dass sich auch nur der kleinste Muskel in seinem Gesicht regte.

»Warum?« Amber war so wütend, dass sie am liebsten wie wild um sich geschlagen hätte. Aber dann würden sich diese verdammten Seile noch enger um ihre Handgelenke zusammenziehen, und ihre Haut brannte jetzt schon wie Feuer.

»Es war nötig.«

»Nötig?«, kreischte sie hysterisch.

»Ja.«

»Dürfte ich fragen warum?«, hakte Amber genervt nach und zerrte tapfer noch ein letztes Mal an ihren Fesseln. Vergeblich.

»Nein.«

»Aber, was hast du mit mir vor?«

»Nichts.«

»Nichts? Du hast mich an dein Bett gefesselt. Das sieht für mich nicht nach Nichts aus!«, schrie Amber entrüstet. Der Pirat grinste nur.

»Das ist nicht mein Bett.«

»Also sind wir in einem Hotel?«

»Nein. Und nein, schrei nicht. Es wird niemand kommen, um dir zu helfen.« Der Pirat stand noch immer neben dem Bett und starrte gelangweilt auf Amber herunter. Die Hände hatte er lässig in den Taschen seiner Jeans vergraben, die – das musste Amber zugeben – saßen, wie eine zweite Haut.

»Das werden wir ja sehen«, entgegnete Amber erzürnt.

»Okay, schrei. Aber beeil dich damit. Es ist Schlafenszeit.« Cailean ging um das Bett herum und legte sich neben Amber, achtete aber auf genügend Abstand, trotzdem versuchte Amber noch etwas von ihm abzurücken.

»Schlafenszeit?« Amber hievte den Kopf so weit wie möglich von ihrem Kissen und schielte zum einzigen Fenster hinüber. Trotz der Vorhänge konnte sie durch einen Spalt sehen, dass es draußen Tag war. »Aber es ist Tag.«

»Ja. Schlafenszeit.« Damit wandte Cailean sich von Amber ab und begab sich laut brummend auf die andere Seite des Bettes. Die Matratze senkte sich etwas, als er sich setzte und dann neben Amber legte, im Gesicht einen sichtlich genervten Ausdruck. Doch das konnte Amber erstaunlicherweise nicht abhalten. Die Angst saß so tief in ihrem Körper, dass sie ihr wiederum den Mut verlieh, gegen ihre Situation anzukämpfen.

»Ich will nach Hause. Und ich schlafe nicht am Tag.« Die Seile, mit denen sie an das Bett gefesselt war, scheuerten ihr die Haut auf und der fremde Mann, der neben ihr im Bett lag, sorgte kaum dafür, dass sie sich ruhiger fühlte. Da konnte er noch so gut aussehen.

»Nein, offensichtlich nicht«, brummte Cailean.

»Brumm mich nicht an. Ich will nach Hause.« Amber hob ein Bein und ließ es auf Caileans Schienbeine hinuntersausen. Der sprang auf und fluchte.

»Lass das! Oder soll ich deine Beine auch noch anbinden? Und in welches Zuhause? Zurück zu dem Typen, der dich gerade in diesem Moment mit einer billigen Blondine betrügt?«

Amber schluckte und ließ den Kopf wieder auf ihr Kissen sinken. »Du weißt es?«

»War nicht zu übersehen. Schade um den ganzen Martini.«

Amber spürte, wie sich Hitze in ihrem Gesicht ausbreitete. Es sollte sie eigentlich nicht interessieren, aber es war ihr unangenehm, dass Cailean gesehen hatte, was sich gestern im Club abgespielt hatte. Für einen Moment waren die Angst und die Wut vergessen und Amber lag still auf dem Bett, einen Felsen auf ihrer Brust, der ihre Atmung lähmte.

Cailean ließ sich wieder auf das Bett sinken. »Schlafenszeit!«, sagte er mit einer solchen Schärfe in der Stimme, dass Amber unwillkürlich zusammenzuckte. Zuerst wollte sie nachgeben, wie sie es gewohnt war, doch dann belehrte sie sich selbst eines Besseren. Sie würde sich von keinem Mann mehr herumkommandieren lassen. Sie war fertig damit, immer nett und freundlich zu sein. Sie wusste nicht, woher diese Einsicht plötzlich kam, aber sie wusste, dass nett und freundlich ihr nichts als Ärger eingebracht hatten. Dieser Pirat hatte beschlossen, sich auf diese Art in ihr Leben zu drängen, und das zu einem Zeitpunkt, der mehr als schlecht von ihm gewählt war, also sollte er zusehen, wie er mit ihr klarkommen würde. Denn hier und jetzt, so schwor sie sich, würde Cailean der Sündenbock für Eric sein, schließlich war auch er ein Mann.

»Vergiss es. Lass mich sofort hier raus!«, schrie sie.

»Gibst du Ruhe, wenn ich dir sage, ich mache das zu deinem Schutz?« Amber erschauerte bei dem Grollen, das in Caileans Stimme mitklang.

»Nein.«

»Hab ich mir gedacht.«

Cailean wandte Amber den Rücken zu, zog die Beine an und kuschelte sich tiefer in sein Kissen. »Ich habe dich gerettet, zumindest vorerst«, murmelte er mit schläfriger Stimme.

»O, das ist mir neu. Du bist also mein Held?«, erwiderte Amber giftig.

»Genau.«

»Helden entführen nicht.«

»Manchmal schon.«

»Tun sie nicht.«

»Schlaf, sonst überlege ich mir, ob ich dich dem Dämon doch noch ausliefere.«

»Dämon? Dass ich nicht lache. Ich hab noch nie etwas Blöderes gehört.«

»Ich auch nicht.«

»Hey, hör auf mich zu beleidigen. Helden sind nett und romantisch.«

»Romantisch?« Cailean wandte sich Amber zu. »Romantisch?«

»Ja. Vielleicht nicht unbedingt. Aber nett. Wann darf ich wieder nach Hause?« Amber blickte stur an die Decke. Sie wagte nicht, den Mann neben sich anzuschauen. Sie fürchtete sich vor dem, was sie in seinen Augen sehen könnte. Außerdem hatte sie Angst, sie würde wieder zur feigen Amber mutieren. Und gleichzeitig hasste sie es, dass ihre Stimme so weinerlich klang, während seine so rau und sexy war, dass sich jedes Mal, wenn er sprach, angenehme Schauer über Ambers Körper ausbreiteten. Dass er direkt neben ihr lag – im gleichen Bett! -, machte es auch nicht besser. Strahlte er eine solche Hitze aus?

»Gar nicht!«, sagte Cailean und Amber konnte deutlich ein Beben in seiner Stimme wahrnehmen. Ihr erster Instinkt wollte sie zusammenzucken lassen, aber ihr zweiter ließ sie in sich hinein lächeln. Sein Zorn war ein deutlicher Beweis dafür, dass die neue Amber etwas in ihm bewirkte. Die Alte hätte ihm seinen Wunsch erfüllt und er würde längst glücklich schlafen.

»Das stimmt nicht. Oder doch? Du lässt mich doch wieder gehen? Du wirst mich nicht ewig hier festhalten können.« Amber war sich da ziemlich sicher.

»Glaub mir, je eher ich dich wieder los bin, desto besser.« Hah, wusste sie es doch. Wer behält schon gerne eine nervige Frau. Gut, dass sie sich für den neuen Weg entschieden hat. Der Pirat wandte ihr wieder den Rücken zu.

»Schlaf jetzt. Wir haben morgen einen weiten Weg vor uns.«

»Weiten Weg?« Amber zerrte an ihren Fesseln. Die Stricke schnürten sich in ihre Handgelenke. »Aber, ich will hier nicht weg. Wo bringst du mich hin?«

»Schottland.«

»Das ist wirklich weit. Was wollen wir da?«

»Dich in Sicherheit bringen.«

»Aber können wir nicht hier in Sicherheit sein?«

»Nein. Wenn du nicht sofort schläfst, werde ich dich wieder hypnotisieren.«

»Du hast mich hypnotisiert? Und, ich kann nicht schlafen, solange ich gefesselt bin.«

»Du hast die ganze Zeit so geschlafen.«

»Siehst du. Also bin ich gar nicht mehr müde.«

»Weib!« Cailean setzte sich auf, warf Amber einen Furcht einflößenden Blick zu und löste ihre Fesseln vom Bett, nur um sie sich dann, um das eigene Handgelenk zu binden.

»Ich bin immer noch gefesselt«, stellte Amber fest und murmelte gegen Caileans Rücken, weil dieser sie wegen der zu kurzen Fesseln so nahe an sich ziehen musste. Sie hatte einen kleinen Sieg errungen, nur, um dann gleich wieder enttäuscht zu werden. Und was sollte das mit Schottland? Sicher war das nur ein Scherz. Genau, er wollte ihr ihre Zickigkeit nur heimzahlen, indem er behauptete, sie würden nach Schottland reisen. Sie nahm einen tiefen Zug seines männlich herben Geruchs. Gar nicht so schlecht, überlegte sie und verfluchte sich selbst für diesen Gedanken.

»Schlaf!«, kam der genervte Befehl, bevor Amber sich noch weiter Gedanken machen konnte.

»Amber!« Amber strich im Schlaf über ihre Wange.

»Lästige Insekten«, fluchte sie.

»Amber!«, hauchte eine tonlose Stimme neben ihrem Ohr. Amber wischte sie mit der Hand fort. Jemand zupfte an ihren Haaren. Widerwillig öffnete sie ihre Augen und starrte in das Gesicht einer ihr fremden Frau, die ihr ein Messer vor die Nase hielt. Erschrocken zappelte sie mit den Beinen und hob die Hände schützend vor ihr Gesicht.

»Oh, entschuldigen Sie«, flüsterte die Fremde und lächelte verlegen. »Ich habe Sie nur von den Fesseln befreit.« Sie ließ das Messer sinken, blickte sich verwirrt um und legte die Klinge dann auf das Nachttischchen neben Amber. Amber setzte sich auf. Cailean lag mit dem Rücken zu ihr und schnarchte leise.

»Kommen Sie!« Die Fremde winkte und zeigte zur Tür. Amber begriff, sie wurde soeben befreit. Einem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul, hatte schon ihre Großmutter immer wieder gesagt. Ein letzter Blick auf den Piraten, um sicherzugehen, dass er auch wirklich schlief, dann schob sie sich vorsichtig aus dem Bett und bemühte sich, keine unvorsichtigen Bewegungen zu machen, die die Matratze erschüttern und den Mann, mit dem sie das Bett geteilt hatte, wecken würden.

Die schlanke Dunkelhaarige stand in der Tür und trieb Amber mit hastigen Winkbewegungen zur Eile an. Als beide auf dem Flur standen, schloss sie leise die Tür und lächelte. Sie musterte Amber von oben bis unten und schien unsicher zu sein, was sie jetzt mit ihr anstellen sollte.

Amber lächelte vorsichtig zurück und freute sich, soweit gekommen zu sein. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass der Fluchtplan der Anderen ein Auto und etwas Geld beinhaltete. Und vielleicht ein paar bequemere Sachen. Sie trug noch immer das schwarze Kleid vom gestrigen Abend, und das war absolut ungeeignet für eine Flucht vor einem muskulösen, gut aussehenden Piraten.

Die Frau schien sich endlich entschieden, was sie mit der befreiten Geisel tun sollte, griff nach Ambers Hand und zerrte sie hinter sich einen langen Flur entlang, auf dem sich rechts und links mehrere Türen befanden. Zu wenige für ein großes Hotel, aber genug für ein kleineres.

Also hatte Cailean sie doch in ein Hotel entführt, stellte Amber zufrieden fest. Und die Dunkelhaarige war sicher eine Angestellte, die Amber jetzt zur Flucht verhalf. Amber warf einen kurzen, aber etwas neidischen Blick auf die altertümlich wirkenden Kommoden, die sich jeweils zwischen zwei Zimmertüren befanden. Schon immer hatten die wundervollen Möbel aus der Viktorianischen Zeit einen besonderen Reiz auf sie ausgeübt. Leider hatte Eric nie ein Interesse daran gehegt. Er wollte moderne Möbel ohne viele Schnörkel. In London gab es noch viele Häuser aus dieser Zeit und sie hatte gehört, dass viele auch noch mit den originalen Möbeln ausgestattet waren. Amber war sich sicher, das galt auch für dieses Hotel.

Vor einer großen Doppeltür aus dunklem Holz blieb die Frau stehen. »Das ist mein Schlafzimmer. Also, das von mir und meinem Mann. Er ist gerade nicht da. Ich habe Ihnen Kleidung auf das Bett gelegt und im Bad finden Sie alles, was Sie zum Duschen brauchen.« Sie öffnete die Tür und wandte sich wieder Amber zu. »Ach so, ich bin Samantha, die Schwägerin von diesem ungehobelten Klotz. Cailean hat Sie in unser Haus gebracht.«

Sie traten in ein Schlafzimmer, das so groß war, dass Ambers ganze Wohnung hineingepasst hätte. »Wow«, seufzte Amber. »Das ist nur ein Schlafzimmer? Kein Apartment?« Sie schaute sich um. Sie war so erstaunt, dass sie erst gar nicht überzog, was Samantha gerade gesagt hatte. Sie ist Caileans Schwägerin? Und das hier ist kein Hotel? Amber ließ die Schultern sinken. Aber dann fiel ihr ein, dass das noch lange nicht bedeutete, dass Samantha gut hieß, was ihr Schwager da getan hatte, nämlich eine Frau zu entführen. Sie sah sich weiter im Zimmer um.

Alles war in erdigen Farben eingerichtet. Ein riesiges Himmelbett mit brokatfarbenen Vorhängen stand mitten im Zimmer und schrie Amber regelrecht zu, dass dieser Raum wirklich nur ein Schlafzimmer war.

»Nein, kein Apartment.« Samantha schwebte elegant auf das Bett zu und hielt ein paar Jeans und eine schwarze Seidenbluse vor sich hin. »Ich schätze, Sie haben ungefähr meine Größe. Das sollte also passen. Das Bad ist hinter dieser Tür.« Samantha nickte in Richtung einer dunklen Tür, die so versteckt in einer Ecke war, dass Amber sie vorher gar nicht bemerkt hatte.

Eine hübsche Frau, dachte Amber und musterte Samantha. Was würde sie dafür geben, wenn sie sich auch so elfenhaft bewegen könnte. Sie selbst kam in ihren Bewegungen eher einem Bauern gleich. Amber hatte Frauen wie Samantha schon immer beneidet. Sie hätte genau das selbe wundervolle, bunte Sommerkleid tragen können und würde nicht halb so elegant darin aussehen wie Caileans Schwägerin. Und sie könnte Stunden lang ihre Haare kämmen und frisieren, ihre Haare würden nie so wundervoll glänzen und glatt sein, wie die rostroten taillenlangen Haare dieser Frau. Überhaupt war diese Samantha schöner als jedes Model, das Amber je im Fernsehen über den Laufsteg hatte wandeln sehen. Ihre Haut war cremeweiß und sie hatte wundervolle Sommersprossen auf ihrer schmalen Nase und den hohen Wangen. Amber betrachtete die Jeans, die Caileans Schwägerin ihr hinhielt, und dachte traurig, dass sie wohl auch in dieser Hose keine annähernd so gut Figur abgeben würde wie diese Frau.

»Danke«, sagte sie seufzend. »Sie können mir nicht zufällig sagen, wo wir hier sind?« Amber nahm Caileans Schwägerin die Kleidung ab und steuerte auf das Bad zu.

»In London.«

»Also noch immer in London«, stellte sie erleichtert fest. Sie hatte es sich schon fast gedacht, als sie eben mit Samantha den Flur entlanggegangen war, aber es jetzt bestätigt zu bekommen, ließ einen Teil des großen Felsens auf ihrer Brust abbröckeln. Sie konnte nicht so weit weg von zu Hause sein. Aber, fiel ihr gerade ein, sie hatte ja gar kein Zuhause mehr. Ihr Ex-Freund hatte sicher noch nicht einmal bemerkt, dass sie nicht da war. Eine Träne rollte über ihre Wange. Sie war sich nicht sicher, warum sie weinte.

Weil ihr Freund fremdging, oder weil sie nicht wusste, wohin sie eigentlich sollte? Erst einmal zu meiner Mutter, dann sehen wir weiter. Bei dem Gedanken erschauderte sie. Sie konnte die Vorwürfe schon hören, mit denen sie ihre Mutter bombardieren würde. Aber etwas anderes blieb ihr kaum. Sie musste aus diesem Haus kommen, weg von dem Verrückten, der sie entführt hatte, und weg von Eric. Nach diesem Erlebnis hatte sie nicht die Nerven, sich auch noch mit ihm auseinanderzusetzen. Sie könnte natürlich Samantha um etwas Geld für ein Hotel bitten, schließlich hatte ihr Schwager sie entführt und bei der Gelegenheit ihre Handtasche nebst Handy und Wohnungsschlüsseln verloren, aber das wollte sie ihr nicht zumuten. Sie konnte schon froh sein, dass die Frau sie befreit hatte.

Das Bad war noch imposanter, als das Schlafzimmer. Der Boden war aus dunkelgrünem Marmor, die Armaturen glänzten golden und in der Ecke stand eine einladende, große Badewanne. Die hätte Amber zu gerne mal ausprobiert, aber dazu hatte sie jetzt keine Zeit. Zudem war die Dusche mindestens genauso verlockend. Sie hatte so viele Knöpfe und Knaufe, dass Amber eine Weile brauchte, bis endlich Wasser aus den vielen Armaturen in den Wänden kam. Jetzt stand Amber mit geschlossenen Augen mitten in der Kabine und wurde von drei Seiten mit Wasserstrahlen gestreichelt. Die Strahlen massierten gekonnt die Verkrampfungen der unbequemen Nacht weg. Nur die aufgescheuerte Haut an ihren Handgelenken musste von alleine heilen.

Als Amber fertig war und das Schlafzimmer betrat, erschrak sie so heftig, dass sie fast wieder rückwärts in das Bad gestolpert wäre. Der Pirat stand mit dem Rücken zu ihr vor dem großen Bett. Seine schwarzen Haare hatte er offen, irgendwie wirkten sie etwas länger so. Aber vielleicht hatte Amber sich auch getäuscht.

Amber wagte nicht, zu atmen und wollte gerade wieder im Bad verschwinden, um sich dort zu verstecken, als der Mann sich umdrehte. Warum hatte sie auch erst duschen müssen? Hätte sie nicht gleich verschwinden können? Aber irgendwie hatte Samanthas ruhige Art und diese sanfte Stimme den Wunsch nach einer Dusche in ihr geweckt. Sie hatte sich dem kaum widersetzen können. War sowas möglich? Nein!

Erstaunt stellte sie fest, vor ihr stand gar nicht Cailean, sondern jemand, der dem Piraten sehr ähnlich sah. Die gleichen glänzend rabenschwarzen Haare, die Schultern nicht ganz so breit. Er war etwas größer als Cailean. Das konnte nur sein Bruder sein, Samanthas Ehemann. Das gleiche scharfkantige Kinn. Und auch die gerade, einen Tick zu große Nase stimmte mit der von Cailean überein. Rund um ein gut aussehender Mann. Die Gene in dieser Familie schienen eindeutig hervorragend. Es gab eben Familien, bei denen hatte der liebe Gott es zu gut gemeint, als er das Aussehen verteilt hatte.

»Sie sind also Caileans Auftrag?«, brummte der Mann und unterbrach Ambers Gedankengänge. »Mein Name ist William.«

Amber stand noch immer halb im Bad und fühlte sich wie erstarrt. Samantha hatte sie zwar aus dem Schlafzimmer befreit, in dem sie mit Cailean eingesperrt war, aber das hier war sein Bruder. Und da er zugelassen hatte, dass Cailean sie hierher gebracht hatte, konnte es nur so sein, dass er eingeweiht war. Und wenn dem so war, dann würde er sie niemals gehen lassen. Außerdem hatte er sie gerade Caileans Auftrag genannt. Das bewies doch, dass er mit der Entführung einverstanden war. Die einzige, die in diesem Haus etwas gegen die kriminellen Hobbys des Piraten zu haben schien, war Samantha. Und die konnte ihr gerade nicht helfen.

Nein, sie durfte sich ihre Angst nicht anmerken lassen. Sie war wenigstens nicht mehr gefesselt, das hob ihre Fluchtchancen erheblich an. Warum hatte sie sich eigentlich erst auf diese Dusche eingelassen, sie hätte längst aus dem Haus sein können, fluchte sie wieder. Amber biss wütend die Kiefer zusammen. So dumm!, schimpfte sie in Gedanken. »Amber. Dann sind Sie also der Bruder von diesem … diesem …«

»Ich weiß, was sie meinen. Samantha hat es mir erzählt.« Der Mann lachte und schlug sich dabei auf den Oberschenkel. »Tut mir leid, aber irgendwie hatte ich das erwartet. Cailean ist … also er hatte schon lange keinen Kontakt mehr zu Frauen, zumindest nicht außerhalb seiner beschränkten Welt.« Wieder Lachen und ein weiterer Schlag auf den Oberschenkel.

Amber verdrehte die Augen. Wie lange konnte das schon sein? Er war doch kaum älter als fünfunddreißig. Sie trat langsam in das Schlafzimmer und fixierte die Ausgangstür, die ungefähr so weit weg von ihr war wie Schottland von London. Und wenn sie jetzt hier nicht wegkam, dann würde sie herausfinden, wie weit weg das genau war. Mittlerweile war sie sich da ziemlich sicher.

Amber machte wohl ein ziemlich begossenes Gesicht, zumindest erstarrte Williams Miene plötzlich. »Entschuldigen Sie. Samantha ist unten in der Küche. Ich habe Ihnen etwas zu Essen geholt. Wir hatten nichts mehr im Haus.«

»Das heißt, ich darf gehen?«, fragte Amber unsicher und nagte auf ihrer Unterlippe.

William sah sie fragend an. »O, sicher.«

Gott sei Dank, dachte Amber. Nichts wie raus hier, bevor dieser Pirat noch wach wird. Das war schon alles ziemlich verrückt. Da wird sie entführt, an ein fremdes Bett gefesselt und dann lässt man sie wieder gehen. Vielleicht war dieser Cailean einfach nur geistesgestört?

So wie es aussah, schienen weder Samantha noch sein Bruder William besonders erstaunt, über das zu sein, was hier geschah. Gut möglich, dass er so was öfter machte. »Ist ihr Bruder vielleicht verrückt?«, fragte sie vorsichtig, während sie langsam auf die Doppeltür zuschritt, William aber dabei nicht aus den Augen ließ.

»Verrückt ist noch harmlos für das, was Cailean alles ist.« Wieder verfiel William in schallendes Lachen. Amber hoffte, dass nicht sie es war, die so witzig auf William wirkte. Vorsichtshalber warf sie aber einen flüchtigen Blick an sich herunter. Alles in Ordnung; Hose an, Schuhe noch in der Hand, aber ihre Manolos waren wirklich keine Fluchtschuhe.

Amber zuckte die Schultern, um dann doch noch zu stutzen. Hatte William nicht gerade gesagt, dass sein Bruder schon lange nicht mehr mit Frauen zusammen gewesen war, dann konnte das ja doch nicht so oft vorkommen, dass er wildfremde Frauen entführte und an sein Bett fesselte. Außer … Amber stutze. O mein Gott!, durchfuhr es sie und sie spürte, wie ihre Wangen warm wurden. Er machte das normalerweise nur mit Männern! Amber schluckte heftig und hatte es plötzlich noch eiliger, aus diesem Haus und damit aus Caileans Reichweite zu kommen. Eigentlich schade, dachte sie trotzdem. Die gut aussehenden Männer sind immer schwul. Außer vielleicht William. Der war ja schließlich verheiratet.

»Warten Sie, ich zeige Ihnen die Küche. Samantha wartet schon. Sie freut sich unheimlich auf das gemeinsame Frühstück mit Ihnen.« William grinste scheinbar gedankenverloren.

William stieß eine Schwingtür auf und manövrierte Amber mit einer Hand in ihrem Rücken in eine gemütliche, helle Küche. Im Vergleich zum Rest des Hauses war die Küche recht klein, aber immer noch doppelt so groß wie Ambers Ex-Küche bei ihrem Ex-Freund. Auf dem Tisch stand ein Teller mit Donuts, verschiedene Packungen Frühstücksflocken, eine Kanne Milch, pochierte Eier und Kaffee.

»Kaffee«, seufzte Amber. Samantha strahlte sie an.

»Allerdings. Wollen Sie Milch und Zucker?«

»Schwarz, bitte.« Amber setzte sich auf den Stuhl, den William ihr zurückgezogen hatte.

»Es tut mir leid, wie Cailean mit Ihnen umgesprungen ist«, sagte Samantha. »Er ist manchmal wie ein Neandertaler.« Sie warf ihrem Mann einen kurzen Blick zu und schmunzelte, dann widmete sie sich wieder Amber. »Aber unter uns, William ist genauso. War das anstrengend, ihm wenigstens ein paar Umgangsformen anzutrainieren«, flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand. William rollte genervt die Augen.

Amber lachte dankbar für die ermunternden Worte. »Wie lange wird er denn schlafen?« Sie wollte sichergehen, dass sie das Frühstück genießen konnte und immer noch genug Zeit haben würde, vor Cailean zu fliehen. Ihr knurrte ungehörig der Magen.

»Er ist schon wach«, ertönte ein dunkles Brummen hinter ihr.

Amber zuckte zusammen und drehte sich langsam um. Hinter ihr stand ihr Entführer. Sein Haar war feucht. Er trug ein frisches Hemd. Ziemlich eindeutig, dass er schon eine Weile wach war. Ihr Blick verweilte ein wenig zu lange auf dem, was unter seiner offenen Knopfleiste hervorlugte, dann riss sie sich wütend von seiner Brust los.

»Und was wird jetzt aus meiner Flucht?«, murmelte Amber weinerlich. Sofort war das Magengrummeln vergessen und die Panik griff wieder nach ihr.

»Flucht? Wir befinden uns doch noch immer auf der Flucht.« Cailean setzte sich auf den Stuhl neben Amber.

»Sie müssen sich wirklich nicht fürchten«, sagte Samantha und griff tröstend nach Ambers Hand. »Cailean hat noch niemals einen Auftrag in den Sand gesetzt.«

William räusperte sich und grinste, während er sich auf den Stuhl auf der anderen Seite von Amber setzte. Sie schluckte schwer und umklammerte ihre Tasse, so fest, als könnte nur die sie noch retten. Plötzlich fühlte sie sich doch elfenhaft zwischen zwei so großen muskulösen Männern eingeklemmt.

Die Mikrowelle piepte und Samantha holte zwei Tassen heraus. Sie reichte jeweils eine an die beiden Männer. »Proteine«, sagte sie an Amber gewandt. Diese zog die Stirn kraus und dachte mit einem sarkastischen Blick auf den viel zu ausgeprägten Bizeps von William: Proteine haben sie auch nötig.

»Hast du den Wagen für uns fertiggemacht?«, fragte Cailean und schielte um Amber herum seinen Bruder an.

»Ja, ich habe euch den SUV vollgetankt. Der Koffer ist drin und auch die Kühltasche steckt schon am Zigarettenanzünder. Das Navi ist programmiert und mit meiner Anlage verbunden. Ich hab euch also die ganze Zeit auf dem Bildschirm. Für den Fall, dass was passiert, kann ich mich sofort zu euch teleportieren«, antwortete William mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Auch Samantha prustete hinter vorgehaltener Hand. Es musste sich um einen Insiderwitz handeln, denn Amber hatte keine Ahnung, was an dem Gesagten so witzig sein sollte.

Cailean nickte und brummte widerwillig. Er hatte den Witz wohl auch nicht verstanden. Das Wort teleportieren war das einzige, das ihr merkwürdig vorkam, aber sie nahm an, dass William meinte, er würde ihnen folgen, wenn es nötig wäre.

»Teleportieren?«, fragte Amber, als ihr einfiel, dass teleportieren durchaus auch eine andere Bedeutung haben konnte. »Etwa so wie dieses Irgendwas gestern?«

»Genau.« William schlürfte seine Proteine.

Ambers Stuhl landete polternd auf dem Marmorboden und ihr hätte das fast ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn sie sich nicht sofort in Gedanken zurechtgewiesen hätte. Sie saß hier in aller Ruhe mit Dämonen am Tisch und frühstückte. Konnte ihr Leben noch schlimmer werden? Und seit wann glaubte sie überhaupt, dass es so was wie Dämonen wirklich gab? Wer weiß, was sie da eigentlich gesehen hatte. Ein wissenschaftliches Experiment?

Amber hatte es schon an die Tür geschafft, als ihr von hinten ein Arm um die Taille geschlungen und sie mit Schwung gegen einen harten Körper gepresst wurde. Warmer Atem blies über ihr Ohr und ließ sie erschaudern. »Wohin willst du denn?«, flüsterte eine erotische, dunkle Stimme. Cailean.

Sie zitterte. Panisch strampelte sie mit ihren Füßen, die gute zwanzig Zentimeter über dem Boden schwebten. Als das nichts nutzte, quiekte sie wie ein Ferkel. Nicht, dass ihr das etwas gebracht hätte. Ehe sie es sich versah, saß sie angeschnallt in einem ledernen Autosessel, die Hände mit Handschellen an den Türgriff gefesselt.

Highland Warrior - Cailieans Fluch

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