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CHAOS TROTZ SEHNSUCHT NACH RUHE UND FRIEDEN Warum ich das Chaos nicht einfach wieder meines Landes verweisen kann

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Ich mag die Dinge gerne einfach. Auf jeden Fall verkompliziere ich sie nicht gerne unnötig. Deswegen bin ich versucht, auch an diesem Punkt eine schnelle und einfach Lösung herbeizuführen.

Wir alle haben ein Lebensland. Dies ist in seiner Ursprünglichkeit weit, saftig, einladend und voller Gestaltungsfreiraum. Dann aber bemerken wir, dass die Ursprünglichkeit gestört wird und Feinde (ich belasse es zunächst bei diesem allgemeinen Wort und werde später noch genauer darauf eingehen, wen oder was ich damit meine) mein Land bedrohen – sei es das Leben als solches oder auch andere Menschen, Umstände und Erfahrungen, die ich gemacht habe und die mich in eine gewisse Habachtstellung versetzen. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn ich mein Lebensland wieder in dem Zustand erleben und gestalten könnte, wie es zu Beginn gedacht war. Also sollte es doch eigentlich möglich oder zumindest einen Versuch wert sein, alle Störenfriede einfach wieder meines Landes zu verweisen.

In der konkreten Umsetzung würde das bedeuten: Ich weiß, wer ich bin, was ich will und wie mein Land aussehen soll. Das ist nicht unbedingt jedem klar, aber daran kann man arbeiten und das kann man herausfinden. Außerdem weiß ich, dass ich einen Gott an meiner Seite habe, dessen Wunsch es ist, dass ich in meinem Land gesegnet und erfüllt lebe (was auch immer das im Detail bedeutet, aber wenn ich ihn ernsthaft danach frage, wird er es mich wissen lassen). Was für eine gute Grundlage und vielversprechende Basis! Davon ausgehend kann ich dann ziemlich klar mit Menschen umgehen: Ich kann sie herzlich in mein Land einladen und aufnehmen, aber wenn sie meinem Lebenskonzept widersprechen oder entgegenarbeiten, bekommen sie zunächst ein klärendes Gespräch, und wenn das nicht hilft, leider Zutrittsverbot zu meinem Lebensland. Auch der Umgang mit Umständen wird eindeutig: Was mich daran hindert, mein Land so zu gestalten, wie es für mich richtig ist, wird aussortiert. Und wenn sich manches auch nicht ändern lässt, so kann ich doch gelassener mit Störfaktoren umgehen, weil das große Ganze stimmt und weil sich Eindringlinge oder sogar Feinde von einer sicheren Festung aus sehr gut in Schach halten lassen.

Klingt in der Theorie gar nicht schlecht und auch nicht unmöglich. Die Praxis lehrt mich dann aber doch etwas anderes, und du hast beim Lesen vielleicht auch geschmunzelt und gedacht: »Ja, ja, wenn das nur immer so einfach wäre …«

Einfache Lösungen sind schön, hier aber dann doch nicht wirklich realistisch. Warum? Es gibt zwei wesentliche Probleme im Umgang mit den einfallenden Angreifern:

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