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Wir sprechen über Feinde, nicht über ungelegene Gäste

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Ich bin noch nie in einem Gebiet gewesen, in dem Krieg herrscht. Dennoch kann ich mir aus Berichten und Bildern eine gewisse Vorstellung davon machen, wie es dort sein muss. Der Feind kommt überraschend, aus einem Hinterhalt, bei Nacht oder in großer Überzahl. Er ist unberechenbar, gewaltsam, zerstörerisch und nicht kooperativ. Auf jeden Fall kann der Angegriffene nicht sagen: »Ich weiß, ihr wolltet hier bei mir einfallen, aber heute passt es gar nicht gut. Ich bin einfach nicht in der Stimmung für Krieg, denn die Sonne scheint gerade so schön. Morgen stehen auch schon ganz andere Dingen auf meinem Plan, aber ab Dienstag hätte ich Zeit und wäre auch für etwaige Kämpfe gerüstet. Kommt doch einfach dann noch mal wieder!« Rums, Tür zu, Problem vorerst erledigt.

Quatsch.

So läuft es nicht im Leben, und auch in meinem Leben erlebe ich es so, dass ein Feind, wenn er auf der Matte steht, nicht vorher gefragt hat, ob er grade gelegen kommt. Er fällt ein, und ehe ich mich versehe, hat er schon damit begonnen, alles ins Chaos zu versetzen. Das wiederum bewirkt bei mir, dass ich meinen kühlen Kopf und die nötige Klarheit verliere, die ich mir vorher so fest vorgenommen hatte. Zack – willkommen im Durcheinander.

Erst neulich habe ich genau eine solche Situation in Reinform erlebt: Es war ein Samstag und in unserer Gemeinde wurde zum Lobpreisabend eingeladen. Obwohl unser Wochenende ziemlich voll war, hatte ich große Lust und auch das Gefühl, dass mir diese auf Gott ausgerichtete Zeit sehr guttun würde. Ungefähr eine halbe Stunde bevor ich das Haus verlassen wollte, fragte ich meinen Mann, ob er nicht doch Lust hätte, mich zu begleiten. Er hatte sich zuvor noch nicht eindeutig dazu geäußert und mir hätte es gut gefallen, gemeinsam diese Zeit mit Gott zu erleben. Doch er war aufgrund der Fülle unserer Termine und der noch offenen To-dos auf seiner Liste eher unmotiviert und entschied sich, zu Hause zu bleiben. Ich bohrte ein wenig nach, ob er denn nicht doch … und dass es für ihn doch sicher auch gut wäre … und sowieso und überhaupt …

Es dauerte keine dreißig Sekunden und wir befanden uns in einem handfesten Streit. Plötzlich kamen noch ganz andere, viel grundlegendere Themen mit auf den Tisch. Wir verletzten einander und mein Mann verließ irgendwann total genervt das Zimmer. Da saß ich mit Tränen in den Augen und fühlte mich, als hätte ich einen Krieg nur knapp überlebt. Das Schlimme daran: Ich hatte es nicht kommen sehen, hatte nicht im Entferntesten daran gedacht, dass mein Wunsch und meine Worte nur Augenblicke später eine ganze Lawine ins Rollen bringen würden. Das war doch nie meine Absicht gewesen! Aber ein Wort hatte das andere ergeben, Müdigkeit und der Stress vieler Aufgaben und Termine hatten das Ihrige dazu getan und das Chaos war perfekt!

Mir war während unseres Streits sogar immer wieder klar, was hier gerade passierte und dass ein Feind dabei war, unseren Frieden zu stören (schließlich war ich ja gerade damit beschäftigt, ein Buch über genau dieses Thema zu schreiben). Trotzdem gelang es mir nicht, einen Schritt zurückzutreten, weisere und liebevollere Worte zu wählen und der ganzen Situation zu einem positiven Ausgang zu verhelfen. Ich war total gefangen in meinen Emotionen, meinem Stolz, meiner verletzten Eitelkeit, meinen missverstandenen Motiven und allem Sonstigen, was der Feind noch so nutzte, um sein Ziel erfolgreich zu erreichen. Das Ende der Geschichte: Die Stimmung bei uns zu Hause war auf dem Nullpunkt, mein Selbstwertgefühl am Boden und meine Lust und Vorfreude, Gott zu begegnen, waren komplett futsch.

Der Feind hatte mich in einem für ihn perfekten Moment überfallen, mich mit den richtigen Fallen zur Strecke gebracht und genau dahin geführt, wo er mich haben wollte. Auch wenn es eher ein banaler und nicht sehr weitreichender Streit war, so führte er mir doch noch mal vor Augen, wie schnell sich vieles ändern kann. Wie angreifbar ich bin. Wie genau der Feind weiß, mit welchen Mitteln er mich erledigen kann. Und wie einfach ich es dem Feind bisweilen mache, weil ich auf seine Strategie hereinfalle.

In die Weite leben

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