Читать книгу Ausstieg / Glücksspieler / Gefährliche Erben - Drei Romane in einem Band - Elfi Hartenstein - Страница 70

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Rechtsanwalt Duderer wohnte einer Veranstaltung bei, die er lieber gemieden hätte: einer Gerichtsverhandlung mit Staatsanwalt Dr. Benno Roth als Ankläger im Verfahren gegen eine Frau, die nach dreißig Jahren Ehe ihren Mann nicht mehr ertragen und ihm die Gartenschere in den Hals gerammt hatte. Duderer konnte für diese Tat Verständnis aufbringen. Mehr als der geistig eher schlichte Verteidiger, der nicht einmal versuchte, auf Totschlag zu plädieren und der Schärfe des profilierungssüchtigen Dr. Roth nicht gewachsen war. Aber Duderer war kein Samariter, er wollte und konnte nicht jedem helfen und so würde diese arme Frau vermutlich lebenslänglich kriegen. Und musste froh sein, dass es keine Todesstrafe mehr gab, die Dr. Roth sicher gefordert hätte. Dieser eitle Saubermann. Duderer verließ die Verhandlung und lehnte sich an die Fensterbank gegenüber von Roths Büro, nahm sich Akten vor und wartete auf den Staatsanwalt, bis der endlich aus der Verhandlung kam.

„Wollen Sie zu mir, Herr Duderer?“, fragte Roth höflich. Er hatte ihn bereits in der Verhandlung gesehen und war sicher, dass das nichts Gutes bedeutete. Sie waren schon häufig in Prozessen als Gegner angetreten, bei denen der Gewinner meist Duderer hieß.

„Sehe ich vielleicht aus, als warte ich auf den Briefträger?“, antwortete Duderer mit einer leisen Schärfe in der Stimme. Er packte die Papiere in seine Mappe und sagte beiläufig: „Ich war gerade mit Ihrer Dissertation beschäftigt. Spannend.“

„Danke“, sagte Roth, der das als Kompliment auffasste, schloss sein Arbeitszimmer auf und ließ Duderer eintreten.

„Ich bin hier, um Ihnen anzuzeigen, dass ich die Tochter von Dr. Alfred Franke, Remy Straub, vertrete.“

Roths Miene wurde eisig. „Wie kommt’s?“

Die Frage war für den Anwalt uninteressant. Er ignorierte sie. „Ich frage mich, wie Sie mit diesen windigen Anschuldigungen einen Haftbefehl gegen meine Mandantin von einem Untersuchungsrichter erreicht haben. Haben Sie ihm versprochen, noch Material nachzuliefern?“

„Was wollen Sie?“, fragte Roth und stützte dabei die Hände auf seinen Schreibtisch.

„Ich habe für morgen beim Haftrichter einen Haftprüfungsantrag gestellt. Ich erwarte, dass meine Mandantin unverzüglich – und nicht nur wegen ihres desolaten Gesundheitszustandes – auf freien Fuß gesetzt wird. Und ich wollte mich nur vergewissern, dass Sie keinen Widerspruch gegen meinen Antrag einlegen.“

Duderer strich sanft über seine Mappe. „Was verbindet Sie eigentlich mit Richter Gnadenlos Franke? Außer Ihrer Doktorarbeit, die zu mindestens fünfzig Prozent auf seinem Mist gewachsen ist, und dem Versuch, seine Tochter hinter Gitter zu bringen?“

Die Gesichtszüge von Staatsanwalt Dr. Benno Roth froren ein. „Es reicht“, presste er hervor und deutete auf die Tür.

„Bis morgen“, sagte Duderer und verließ das Zimmer. Er wusste, dass er die erste Runde gewonnen hatte.

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