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Kapitel 3

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Ich hielt vor Jovanas Kneipe, parkte und stieg aus. Während der Fahrt hatte ich eins ums andere mal, die diversen Horrorszenarien im Kopf durchgespielt und mich immer bekloppter gemacht. Was in gewisser Weise ziemlich lustig war, weil ich genau wusste, dass ich mich nur selber verrückt machte und eigentlich gar kein Grund zur derartigen Sorge bestand. Trotzdem konnte ich mich nicht davon abhalten. Mit geschärften Sinnen schaute ich mich um und witterte in der Luft. Da stieg mir der Geruch von Vampirblut in die Nase. Verdammte Scheiße!, dachte ich und lief los. Aufmerksam sog ich die Luft ein und folgte der Fährte. Es hing noch mehr in der Luft, als nur Vampirblut. Ich roch auch noch ganz deutlich menschliches Blut. Was ist hier passiert?! Eilig ging ich in die kleine Seitengasse neben der Kneipe, denn von hier kam der Blutgeruch. Mit Argusaugen schaute ich mich um. Als ich um die nächste Ecke gebogen war, bemerkte ich Blut auf dem Boden. Und nicht wenig davon. Es hatte eine kleine Lache gebildet und war sogar bis an die Wand gespritzt. Das sieht nach einer großen Gefäßverletzung aus, dachte ich. Bei der Blutmenge hat derjenige es sicher nicht überlebt. Das ist von einem Mensch. Aber wo ist Jovana? Ich konnte auch reichlich Vampirblut riechen. Diese Spur führte mich einige Meter weiter, bis zu einer großen Tür in der Wand. An der Türklinke klebte Blut. Ich versuchte die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Genervt ging ich einen Schritt zurück und wollte eigentlich die Tür eintreten, doch dann hielt ich inne. Was ist, wenn Jovana hinter der Tür auf dem Boden liegt? Trete ich die Tür ein, könnte ich sie damit verletzen. Rasch holte ich mein Portmonee raus, klappte es auf und zückte eine Büroklammer, die ich für solche Gelegenheiten immer dabei hatte. Nach einem kurzen Blick auf das Schloss, bog ich die Klammer zurecht und machte mich an die Arbeit. Ich brauchte eine Weile, aber dann war das Schloss auf. Sofort riss ich die Tür auf und betrat den dunklen Raum dahinter. Es sah aus, wie irgendeine Vorratskammer für Büroartikel und anderen Krimskram. Kurz blieb mir fast das Herz stehen. In einer Ecke des Raumes lag Jovana ausgestreckt auf dem Boden. Ein Pfeil ragte aus ihrer Brust heraus und ich sah reichlich Blut. Außerhalb ihrer Reichweite lag ihr Handy verlassen auf dem Boden. Hastig ging ich zu ihr und kniete mich neben sie. “Jovana, was ist hier passiert?“, fragte ich und bemühte mich ruhig zu bleiben. “Sprich mit mir!“ Schwach öffnete sie die Augen. Ein kleines Lächeln trat auf ihr Gesicht. Ihre Eckzähne waren voll ausgefahren. “O-O-Oskar, da bist du ja. Ich habe versucht dich anzurufen...“, sie schluckte schwer, “Blut. Ich brauche dringend Blut!“ Ich richtete mich auf und dachte fieberhaft darüber nach, wo ich jetzt ein zweibeiniges Opferlamm hernehmen sollte. Scheiße, dafür habe ich keine Zeit! “Du wirst mit mir vorlieb nehmen müssen“, sagte ich widerwillig. “Vorher ziehe ich aber noch den Pfeil raus.“ “Sei vorsichtig!“, ächzte sie. “Der kratzt an meinem Herzen! Die haben gut gezielt.“ Ich griff den Schaft des Pfeiles und zog ihn so behutsam, wie möglich aus ihrer Brust. Sie stöhnte leise und krümmte sich zusammen. Ich legte den Pfeil beiseite und atmete tief durch, dann hielt ich ihr mein Handgelenk hin. Hungrig versenkte sie ihre Zähne in meiner Haut. Ich zuckte zusammen. Für manche Leute war das hier ein höchst erotischer Moment, für mich war es nur unangenehm und tat weh. Jovana knurrte und umklammerte meinen Arm. Ich spürte, wie sich noch fester saugte. Jetzt setzte sie sich auf und drückte sich an mich. Ohne meinen Arm aus ihren Fängen zu lassen, begann sie sich leicht an mir zu reiben. Irritiert runzelte ich die Stirn. “Was soll das, Jovana?“ Sie hörte auf Blut von meinem Handgelenk zu trinken, legte mir eine Hand auf den Hinterkopf und küsste mich. Ihre Zunge fand den Weg in meinen Mund. Ich konnte mein eigenes Blut schmecken. Überrumpelt packte ich sie bei den Schultern und versuchte sie von mir wegzudrücken, doch da machte sich der Blutverlust bemerkbar. Meine Hände fühlten sich an, als wäre Watte darin und mein Griff war schlaff und kraftlos. Jovana hielt mich eisern fest und führte den Kuss fort. Das ganze war ziemlich... schlabberig. Um irgendwie Distanz zwischen uns beide zu kriegen, versuchte ich meinen Kopf nach hinten zuschieben, doch dies verhinderte Jovana bewusst. Schließlich beendete sie den Kuss, aber sie hielt meine Unterlippe zwischen ihren Zähnen. Sie schaute mich mit einem hungrigen Ausdruck in den Augen an. Schwächlich bemühte ich mich ihren Griff zu lösen. “Jovana, komm wieder zur Besinnung! Weißt du eigentlich, was du hier gerade tust?!“ Ein Ruck ging durch sie hindurch. “Oooops“, sagte sie und leckte sich die blutigen Lippen. “Das ist wohl ein bisschen aus dem Ruder gelaufen.“ “Allerdings“, sagte ich und versuchte mich aufzurappeln, doch da fing der Raum an sich zu drehen und ich fiel beinah um, zurück in Jovanas Arme. Sie fing mich auf.

Jovana nahm Oskar in die Arme. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn und er zitterte. Außerdem fühlte sich seine Haut kalt an. “Da habe ich wohl ein bisschen viel getrunken“, sagte sie leise. “Tut mir leid, das wollte ich nicht.“ “Kleinigkeit“, murmelte er. Sanft strich sie ihm über die Haare. Der sonst so starke Oskar, liegt schwach in meinen Armen, dachte sie und hätte beinah kichern müssen. Das könnte auch in einem schnulzigen Liebesroman stehen. Nun wurde sie wieder ernst und musterte ihn besorgt. Er hatte einiges an Blut verloren, aber er würde es überleben. Mit der richtigen Pflege und ein bisschen Ruhe würde er schon bald wieder auf dem Damm sein. “Kannst du aufstehen?“, fragte sie. “Ich stütze dich auch, ansonsten warten wir noch ein Weilchen.“ “Geht schon“, grummelte er. “Ich schaffe das schon alleine.“ “Sei nicht albern und lass dir helfen!“, sagte Jovana, legte sich seinen Arm um die Schulter und half ihm aufzustehen. Er schwankte beträchtlich, blieb aber auf seinen Beinen. Er war kreidebleich. “Vergiss den Pfeil nicht. Das ist ein wichtiges Beweisstück!“ “Der wird schon nicht weglaufen“, entgegnete sie. “Ich hole das verflixte Ding gleich, nachdem ich dich ins Auto gesetzt habe. Ich fahr dich nach Hause und kümmere mich um dich.“ “Du brauchst dich nicht um mich zu kümmern“, erwiderte er. “Mir geht es bestens.“ “Wem willst du hier eigentlich was vormachen?“, fragte sie. “Du siehst aus, wie eine wandelnde Leiche und bist schlecht zurecht, weil du mir geholfen hast. Also gib mir die Chance mich zu revanchieren und nimm meine Hilfe an.“ Er brummte leise, gab aber keine Widerworte. “Wir müssen unterwegs anhalten und was zu trinken kaufen“, murmelte er. “Ich muss den Volumenverlust ausgleichen. Außerdem habe ich unmenschlichen Durst!“ “Machen wir“, sagte sie und tätschelte seine Wange, dann liefen sie los.

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