Читать книгу Vampirärger - Elias Reich - Страница 6

Kapitel 4

Оглавление

Violetta saß am Küchentisch und blätterte desinteressiert in einer Zeitschrift. Besorgt warf sie einen Blick auf die Uhr und auf ihr Handy. Oskar hatte sich bisher nicht gemeldet. Nachdenklich schüttelte sie den Kopf. Da wird schon alles In Ordnung sein. Was soll schon groß passiert sein? Außerdem, selbst wenn irgendwas gewesen sein sollte, kann Oskar bestens auf sich aufpassen. Falls er Hilfe brauchen würde, würde er sich melden. Unruhig wippte sie mit dem Fuß und starrte vor sich hin, dann gab sie sich einen Ruck und stand auf. Am besten mache ich einen kleinen Entspannungsspaziergang, dachte sie, zog sich Schuhe an und ging zur Haustür. Diese öffnete sie und trat nach draußen, da parkte gerade Oskars Mercedes vor dem Haus. Jovana stieg aus. Sie sah fürchterlich aus. Ihr Kleid war schmutzig und blutdurchtränkt. Selbst ihre sonst so kunstvoll frisierten Haare waren ein ziemliches Chaos. Nun kam auch Oskar aus dem Wagen. Als Violetta ihn sah, weiteten sich ihre Augen vor Entsetzen. Er war kreidebleich, mit eingefallenen Augen und dunklen Augenringen. Schlurfend lief er zum Haus, wobei Jovana ihn stützen musste. Auch er war voller Blut, wenn auch bei weitem nicht so sehr, wie Jovana. Bei näherem Hinsehen fiel Violetta eine frische Wunde an seinem Handgelenk auf. Sie stutze. Das sieht aus, wie eine Bisswunde, dachte sie und trat auf die beiden zu. “Was ist passiert?!“ Oskar lächelte schwach. “Hallo erst mal. Ich erzähle dir gleich alles, aber jetzt möchte ich mich zuerst hinlegen. Ich bin gerade etwas mitgenommen.“ Violettas Augenbrauen schossen in die Höhe. “>Etwas mitgenommen<?!“, wiederholte sie. “Du siehst aus, wie ein verdammter Zombie! Als hätte jemand, das Leben aus dir rausgesaugt!“ Oskar schmunzelte. “So was in der Art.“ Zu dritt gingen sie zurück ins Haus, dort half Jovana Oskar bis ins Wohnzimmer und legte ihn auf der Couch ab. Erleichtert seufzte er.

Oh Mann! Tut das gut!, dachte ich und rutschte auf der Matratze herum. Violetta beobachtete mich nach wie vor voller Sorge. Ich winkte ab. “Guck mich nicht so an. Ich bin schon bald wieder ganz der Alte.“ “Deiner Einschätzung der Lage traue ich leider nicht so ganz. Du würdest mir auch noch, wenn dich ein Blitz getroffen hätte sagen, dass wäre nur ein Kratzer“, sagte sie. “Was war denn jetzt los?“ Kurz wanderte mein Blick zu Jovana hinüber. “Na ja, also, Jovana wurde gestern, nachdem die Kneipe schon zu war, von drei Unbekannten angegriffen. Die Angreifer müssen gewusst haben, dass sie eine Vampirin ist. Das ist zumindest die einzige logische Erklärung, die mir einfällt, weshalb die Angreifer mit Pfeilen auf Jovana geschossen haben. Ein Schuss hat gesessen und Jovana wurde schwerverletzt. Ihr gelang es noch einen der Unbekannten tödlich zu verletzen und zu fliehen. Deshalb hatte sie dann auch versucht mich anzurufen. Als ich sie gefunden hatte, war sie in keinem guten Zustand...“ Violetta runzelte die Stirn. “Aber jetzt sieht sie bestens aus.“ “Ja“, sagte ich und hob mein gebissenes Handgelenk. “Das liegt daran, dass ich ihr einen kleinen Snack gegeben habe.“ “Äääähm“, machte Violetta und man konnte ihr den Ekel deutlich ansehen. Ich zuckte mit den Schultern. “Ich hätte ihr auch lieber eine Packung Gummibärchen gegeben. Aber so läuft das nicht. Die ganze Sache war halb so wild und ganz unkompliziert. Jetzt bin ich nur ein bisschen ausgelaugt. Viel Flüssigkeit und ein bisschen Ruhe werden das schon wieder beheben.“ Den Schlabber-Blut-Kuss erwähnte ich bewusst nicht. Ich wandte mich an Jovana. “Hol doch bitte den Pfeil aus dem Wagen. Ich möchte mir den gerne genauer ansehen.“ “Mach ich gleich“, erwiderte sie. “Jetzt bringe ich dir erst mal noch etwas zu trinken, damit du wieder fit wirst. Der Pfeil kann warten.“ Genervt verzog er das Gesicht. “Ich weiß es ja zu schätzen, dass ihr euch Sorgen, um mich macht, aber mir geht es gar nicht so schlecht. In ein paar Stunden bin ich wieder voll hergestellt. Also entspannt euch mal! Wir müssen rausfinden, wer diese Angreifer waren, was deren Absichten sind und warum die ausgerechnet dich, Jovana, umbringen wollten.“ Belustigt schaute sie mich an. “Und das kann nicht warten, bis du noch ein Glas Wasser getrunken hast? Sind diese fünf Minuten Unterschied wirklich so entscheidend?“ Ich schnaubte. “Klugscheißer mag keiner. Dann trinke ich eben erst was.“ Lächelnd verließ Jovana das Wohnzimmer. Violetta setzte sich neben mich auf die Kante der Couch. Wortlos musterte sie mich. Lächelnd fing ich ihren Blick auf. “Möchtest du irgendwas sagen? Wo drückt der Schuh?“ “Das fragst du noch?“, entgegnete sie. “Du solltest mal in den Spiegel schauen!“ Achselzuckend machte ich es mir bequemer. “Ich bin nicht besonders eitel, von daher kann das noch warten.“ Grüblerisch kratzte ich mich am Kinn. “Ich mache mir mehr Gedanken, wegen der Leute, die Jovana angegriffen haben. Warum sollten Menschen eine Vampirin mit Pfeilen angreifen, wenn sie nicht genau wissen, was sie ist? Aber warum wissen die Bescheid? War Jovana ein zufälliges Opfer? Oder hatten sie es ganz gezielt auf sie abgesehen?“ “Ich habe keine Ahnung“, erwiderte sie. “Aber wir finden das schon noch raus. Apropos die Kneipe sollte jetzt wohl besser erst mal geschlossen bleiben. Falls diese Leute über die übernatürliche Welt Bescheid wissen und nur wahllos töten wollen, wäre die Kneipe ein gefundenes Fressen für sie.“ “Guter Punkt!“, sagte ich. “Wir klären das gleich mit Jovana.“ Da kam sie auch schon zurück ins Wohnzimmer. In einer Hand hielt sie ein großes Glas Wasser und in der anderen eine Wasserflasche. Sie reichte mir das Glas und ich trank es mit großen Schlücken aus, dann nahm ich die Flasche und goss nach, nur um das Glas direkt wieder auszutrinken. Zufrieden seufzte ich. Ich stellte das Glas beiseite und erklärte Jovana, Violettas Bedenken, wegen der Kneipe. Sie nickte und stimmte zu, die Kneipe für´s erste geschlossen zu lassen. Auch wenn sie dadurch unter Umständen eine Menge Geld verlieren würde. Als nächstes ging sie nochmal los, um den Pfeil aus dem Auto zu holen. Sie war nur kurz weg, dann kam sie wieder und gab mir den Pfeil. Genaustens begutachtete ich das längliche Holzstück und dachte nach. “Kommt euch der nicht auch ein wenig kurz vor, für einen Bogen?“, fragte ich. “Mal abgesehen davon, dass so ein großer Bogen schlecht zu transportieren ist und schnell auffällt. Jovana, hast du irgendwas in der Art gesehen, als die dich angegriffen haben?“ Sie schüttelte den Kopf. “Nein, nicht das ich wüsste. Mit Sicherheit kann ich es aber nicht sagen, schließlich war ich mit einem Pfeil im Brustkorb ein wenig abgelenkt.“ “Hmmm“, machte ich. “Wahrscheinlich haben die Angreifer eine Armbrust verwendet. Die ist praktischer und mehr oder weniger genauso durchschlagend, wie ein Bogen. Ich bin auf dem Gebiet kein Experte, aber ich kenne da eine Dame, die uns da sicher weiter helfen kann.“ Jovana runzelte die Stirn. “Und wen?“ “Livia.“ “Die Amazone?!“, fragte Jovana. “Hat die dich nicht mal vor Jahren mit einem Pfeil abgeschossen?!“ “In der Tat“, sagte ich. “Da müsste man doch meinen, sie wäre vom Fach, oder?“ “Dann ruf sie an.“ “Mache ich auch gleich“, sagte ich. “Aber ich bin noch nicht fertig, mit meiner eigenen Untersuchung.“ Interessiert beäugte ich die Federn am Schaft, des Pfeiles. Sie waren, soweit ich das beurteilen konnte, von einem Falken. Das Holz aus dem das Geschoss gemacht war, stammte von einer Buche. Möglichst unauffällig schnupperte ich an dem Ding. Es roch nach Weihrauch. Eigenartig, dachte ich und kramte mein Handy heraus, dann suchte ich Livias Nummer raus und rief sie an. Sie ging dran. “Hallo, Oskar.“ “Hallo, Livia“, sagte ich. “Störe ich gerade?“ “Nein. Was gibt es denn?“, fragte sie. “Ich bin gerade nicht am arbeiten, also schieß los.“ “Durch Zufall bin ich bei meiner Arbeit an einen Pfeil geraten“, erklärte ich. “Jetzt möchte ich gerne mehr über seinen Besitzer herausfinden, um denjenigen aufspüren zu können und mich darum zu kümmern. Leider fehlt mir das nötige Fachwissen und da dachte ich an dich. Wäre es in Ordnung, wenn ich dir nachher ein paar Fotos von dem Pfeil schicke und du mir alles schreibst, was dir dazu einfällt? Damit würdest du mir sehr helfen.“ “Aber sicher“, sagte sie. “Wenn es weiter nichts ist. Das mache ich doch gerne für dich. Schick mir die Bilder, meine Einschätzung müsstest du spätestens Morgen kriegen, einverstanden?“ “Perfekt! Danke schön.“ “Nichts zu danken“, erwiderte sie. “Gibt es sonst noch was? Ansonsten lege ich jetzt auf. Ich kriege gerade einen anderen Anruf.“ “Nein, das wäre alles“, sagte ich. “Bis demnächst. Und nochmal danke.“ Dann beendete ich das Telefonat und legte das Handy beiseite. “Die Sache ist abgemacht.“ Violetta nickte. “Gut. Ruh dich jetzt erst mal aus. Alles weitere kann warten.“ “In ein paar Stunden geht es mir wieder bestens“, versicherte ich ihr. “Heute Abend fahren wir nochmal zur Kneipe und suchen nach Spuren. Ich habe mich zwar gerade schon umgesehen, aber als Mensch ist meine Nase bei weitem nicht so gut, wie als Wolf.“ Jovana trat von einem Fuß auf den anderen. “Ich bin dabei.“ “Nein, bist du nicht“, entgegnete ich. “Du hältst dich erst mal bedeckt. Wenn diese Leute hinter dir im speziellen her sind, bringe ich dich dadurch nur unnötig in Gefahr. Du kannst dich lieber bei deinen Bekannten umhören, ob die irgendwelche Gerüchte aufgeschnappt haben. Da bist du nützlicher. Dir gegenüber sind die Leute redseliger. Vielleicht erfährst du ja etwas, was uns weiterhilft.“ Sie grummelte leise, stimmte aber zu. “Ich telefoniere schon mal rum“, sagte sie. “Bei der Gelegenheit kann ich auch direkt Augustin anrufen, damit der mich abholt und mir Wechselsachen mitbringt.“ “Gute Idee“, sagte ich, da holte sie auch schon ihr Handy raus und verließ den Raum. Violetta tätschelte meinen Arm. “Kann ich dir noch irgendwie helfen?“ “Nein, danke. Ich habe für´s erste alles, was ich brauche“, sagte ich und nahm noch einen großen Schluck Wasser. Mein Mund war trocken, wie die Sahara und ich schwitzte, wie blöd. Ich schloss die Augen und legte mich bequem hin. “Vielleicht mache ich ein kleines Nickerchen. Falls noch was ist, melde ich mich.“

Vampirärger

Подняться наверх