Читать книгу Teresa von Ávila - Elisabeth Münzebrock - Страница 7
Prolog: Teresa heute: eine „Heilige aus Leidenschaft“?
ОглавлениеWer mit Teresa von Ávila (1515-1582) in Berührung kommt, kann sich dem Zauber ihrer außerordentlichen Persönlichkeit nur schwer entziehen. Stark war sie, glaubwürdig, kompromisslos; unerschrocken im Umgang mit den Mächtigen ihrer Zeit.
Sinn und Halt ihres rastlosen Wirkens als Reformatorin des Karmels ist ihre Freundschaft mit Gott, der in ihr Leben einbricht, es bis in alle Tiefen erschüttert und immer aufs Neue ihre radikale und totale Antwort begehrt.
Nach jahrzehntelangem Ringen um ein „Loslassenkönnen“ all dessen, was ihrer Freundschaft mit Gott im Weg steht, gelangt Teresa zum Gipfel der mystischen Einigung. Sie wird eine der Größten in der Welt der Mystik und bleibt doch die Frau mitten im Alltag mit ihrem praktischen Verstand: Teresa, die „Gottes-Erfahrene“, Nonne, Ordensgründerin und Reformatorin, ist ebenso eine ausgezeichnete „Psychologin“ wie eine mit allen Qualitäten modernen Managements ausgestattete Organisatorin, die mit feurigem Herzen eine der bedeutendsten Reformbewegungen der Kirchengeschichte in die Wege geleitet hat.
Und zu alledem entwickelt sie sich – wiewohl Autodidaktin – nach und nach zu einer hochbegabten Schriftstellerin, die gleichsam als „inkarnierte Kommunikation zwischen Gott und den Menschen“ als Niederschlag ihrer Erfahrungen ein vielbändiges autobiographisches und mystisches Werk hinterlässt. Nach derzeitigem Kenntnisstand stammen etwa 25 000 Briefe aus Teresas Feder. Dass Teresa wirklich zu Recht als „Genie der Freundschaft“ gilt, belegt vor allem die überbordende Schreibaktivität der Heiligen, wobei sie in einer Fülle von Bildern und mit zuweilen herzerfrischender Schlagfertigkeit alles zu Papier bringt, was sie erlebt hat – in Innenwelt und Außenwelt. Dabei ist sie stets die ganz menschliche, mitfühlende, humorvolle, von Geist und Witz sprühende Gesprächspartnerin, wie sie uns überhaupt als eine ganzheitlich begabte „menschliche Heilige“ gegenübertritt.