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1.Doña Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada: Kindheit und Jugend in bewegter Zeit

Teresa Sánchez de Cepeda y Ahumada wurde am 28. März 1515 in bewegter Zeit als fünftes von zwölf Kindern in Ávila, Kastilien, geboren. Väterlicherseits stammt sie von sogenannten conversos ab, das sind konvertierte Juden, die entweder nach und nach aus Überzeugung dem Glauben der Väter abgeschworen oder sich durch Eheschließung – wie im Falle von Teresas Vater, Alonso Sánchez de Cepeda (1480–1543) – mit „Rechtgläubigen“ wie Beatriz Dávila y Ahumada [1494–1528/29]) verbunden hatten.

Tochter eines „hidalgo“ (Edelmanns) mit jüdischen Wurzeln: Teresas familiäres Umfeld

Don Alonso war also jüdischer Abstammung, gehörte jedoch kraft eines Adelsbriefes, den sein Vater bei seiner Konversion 1485 erworben hatte, offiziell dem niederen Adel an. Mit der bald nach der Konversion erfolgten Übersiedlung von Toledo nach Ávila versuchte die Familie in einer fremden Stadt eine neue Identität aufzubauen. In einer Art Familienstammbuch, in welchem Don Alonso die Geburten seiner Kinder eintrug, heißt es: „Am Mittwoch, dem achtundzwanzigsten März des Jahres fünfzehnhundertfünfzehn /1515/ um fünf Uhr früh, mehr oder weniger (denn es war schon fast Tagesanbruch an jenem Mittwoch), wurde meine Tochter Teresa geboren.1

Widersprüchliches zur Herkunft Teresas; und ein „beredtes“ Schweigen

Teresas Biographen haben jahrhundertelang ihre jüdische Herkunft verschwiegen oder bewusst geleugnet. Heutigen Lesern ist diese überzogene Betonung der „Reinheit des Blutes“ unverständlich, obwohl die Kenntnis hierüber für das Verständnis der geistigen Aufgeschlossenheit Teresas unabdingbar ist. Den conversos wird ein gewisser Hang zu Innerlichkeit und Weltverachtung nachgesagt, wobei hier auch die Wurzel des Verdachts, eine Alumbrada (Erleuchtete) und damit der Häresie verdächtig zu sein, liegen könnte, dem Teresa später immer wieder entgegentreten muss. Ihre Kritik der „honra“ (Ehre), ihre außerordentliche Begabung, „Netzwerke“ zu knüpfen mit Angehörigen aller Gesellschaftsschichten – vom Hochadel, den königlichen Beamten, Bankiers, Geschäftsleuten, Ärzten bis zu ihren zahlreichen Freunden und Gönnern – ist nur vor diesem Hintergrund einsichtig.

Teresas „Loblied auf die Familie“

Teresas erste Kindheitseindrücke sind eingebettet in den Schoß eines gläubigen und gottergebenen Elternhauses, wie wir in den ersten Kapiteln ihrer Autobiographie erfahren: „Mein Vater las gern gute Bücher; er war voll Liebe zu den Armen und Kranken, und selbst für die Dienstboten hatte er ein offenes Herz. Er war von großer Wahrhaftigkeit. Niemals kamen ein Fluch oder eine üble Nachrede über seine Lippen. Auch meine Mutter war von hervorragender Tugend. Sie war von seltener Schönheit, ohne jedoch jemals ein Aufhebens davon zu machen. Sie besaß die Gabe, Frieden zu stiften, und hatte einen scharfen Verstand. Zeit ihres Lebens musste sie viel Schweres erdulden. (…) Wir waren drei Schwestern und neun Brüder“ (V 1,1).

„… para siempre, siempre, siempre („für immer und ewig“): Die Wirkung der Heiligenlegenden auf das Kind Teresa

Nach Teresas wiederholten Aussagen prägen schon im Kindesalter Bücher ihr Leben. Begierig verschlingt sie alle ihr zugänglichen Heiligenlegenden und versetzt sich mit Inbrunst in das Schicksal ihrer Helden: „Zusammen mit meinem Lieblingsbruder las ich oft die Lebensbeschreibungen der Heiligen. Als ich nun sah, was die Märtyrer aus Liebe zu Gott auf sich genommen hatten, erschien es mir, als hätten sie dieses ‚Immer-bei-Gott-verweilen-Dürfen‘ wohlfeil erkauft, und so begann ich, den Tod herbeizusehnen.“

Früh zeigt sich dabei auch ein gewisser Hang zum „Feilschen“, wenn sie sich – wie selbstverständlich – als Gegenleistung „den Himmel“ erhofft (V 1,5).

„Sehnsucht einer Achtjährigen nach dem Martyrium: frühes Ausreißmanöver „ins Land der Mauren“

Wohl damals schon hat Teresa eine unwiderstehliche Sehnsucht nach dem, was „oben“ ist, verspürt. Sie ist ein kühnes, zu Abenteuern wie geschaffenes Kind, wenn sie früh beschließt, „den Himmel zu erringen, und zwar um jeden Preis“, wie man es aus ihrem Munde erfährt, als sie im Alter von acht Jahren Rodrigo, ihren 11-jährigen Lieblingsbruder, überredet, mit ihr „ins Land der Mauren zu ziehen“, damit – wie sie in ihrer Vita schreibt – „uns dort aus Liebe zu Gott die Köpfe abgeschlagen würden“ (V I,5).

Da den Geschwistern das Martyrium verwehrt bleibt, versuchen sie Einsiedler zu werden, um auf diese Weise die ewige Seligkeit zu verdienen (man beachte wiederum den merkantilen Aspekt ihrer Überlegungen!). Und doch scheint Teresa früh an diesen kindlich-frommen Übungen Gefallen gefunden zu haben: „Und es gefiel uns, oftmals zu sagen: für immer, für immer!“

Teresas standesgemäße Erziehung und Bildung

Obwohl „Frau“ zu sein zu Teresas Zeit bedeutet, keinen Zugang zu „Bildung und Wissen“ zu haben, erklärt sie mehrfach „ich war immer eine Liebhaberin von Studien“ (V 5,3), und wie sehr sehnt sie sich nach Bildung, wenn es später darum geht, ihre mystischen Erfahrungen ins Wort zu nehmen. Dennoch stellen wir im Falle Teresas eine überraschende Belesenheit fest. Gemäß dem Brauch ihrer Familie wurde sie unterrichtet in Kalligraphie, Gesang, Sticken und Spinnen und war offenbar eine gute Schachspielerin, wie diesbezügliche Beispiele in ihren Schriften belegen.

Aus Teresas eigener Feder wissen wir, dass die Lieblingsbeschäftigung ihrer Mutter, Ritterromane zu lesen, auf sie übergegangen war: (Meine Mutter) war versessen auf Ritterromane, doch nahm sie durch diesen Zeitvertreib nicht so großen Schaden wie ich, da sie deswegen ihre Arbeit nicht vernachlässigte. Wir Geschwister aber brachten unsere Aufgaben schnell hinter uns, um uns sogleich wieder der Lektüre zu widmen. Vielleicht tat meine Mutter das auch, um nicht an die großen Mühsale zu denken, die sie immer wieder durchmachte, und um uns Kinder zu beschäftigen, damit wir uns nicht in anderen Dingen verlieren würden. Darüber wurde mein Vater so unwillig, dass wir aufpassen mussten, dass er nicht dahinterkam. Ich machte es mir immer mehr zur Gewohnheit, sie (diese Romane) zu lesen, und so war dieser kleine Fehler, den ich an meiner Mutter wahrnahm, der Anfang dafür, dass meine guten Vorsätze lauer wurden und ich auch anderweitig fehlte. (…) Ich war derart davon besessen, dass ich mich unglücklich fühlte, wenn ich nicht immer wieder ein neues Buch hatte (V 2,1).

Ihr ganzes Leben lang wird Teresa ihre Zuflucht zu Büchern nehmen, wobei sie nicht nur gründlich liest und sich mit dem Gelesenen identifiziert, sondern auch durch Anstreichen das Gelesene memoriert und ihre eigenen Erfahrungen dokumentiert. Beispielsweise werden die Bekenntnisse des heiligen Augustinus für sie zu einer Art Vorlage für ihre spätere Autobiographie (La Vida), oder sie bekundet durch Unterstreichen ganzer Textpassagen in Laredos Aufstieg zum Berg Zion, dass sie in diesen Zeilen ihr eigenes Erleben wiedererkannt hat.

Teresa von Ávila

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