Читать книгу Das Haus des Schreckens - Elise Lambert - Страница 5

Оглавление

Kapitel 2

D

er schwarze Austin Healey 3000, mit seiner roten Lederausstattung und den silbernen Speichenrädern, bog recht sportlich in die Einfahrt der Tiefgarage ein. Drei Minuten später rollte der Oldtimer, Baujahr 1967, zwei Etagen tiefer, in die für ihn vorgesehene Haltebucht, und das markante Dröhnen des starken Sechs-Zylinder-Motors starb ab.

Unmittelbar danach wurde die Fahrertür aufgestoßen. Ein mittelgroßer Mann von schlanker Statur, mit dunkelbraunen, kurz geschnittenen Haaren, kletterte aus dem sportlichen Roadster. In seinem energischen, durchaus attraktiven Gesicht funkelten zwei kühle, graue Augen. Lässig warf er die Tür des Oldtimers zu. Fast liebevoll strich er noch über das Faltdach, bevor er sich auf den Weg zum Fahrstuhl begab.

Nur wenig später schritt er einige Etagen höher aus der Kabine des Aufzugs und betrat einen langen, hell ausgeleuchteten Flur.

»Guten Morgen, Sir«, grüßte ihn ein hoch aufgeschossener, uniformierter Detective Constable, der mit einem Aktenstapel, den er sich unter die Achsel geklemmt hatte, auf ihn zukam.

»Wünsche ich Ihnen auch, Williams!«, erwiderte der Mann mit den auffälligen buschigen Augenbrauen. »Sagen Sie, ist Inspector McGinnis schon da?«

»Den habe ich vor einer Viertelstunde mit einer riesigen Papiertüte ins Büro verschwinden sehen«, grinste Constable Williams, während er sich an ihm vorbeischob. »Ich schätze, er hat sich ein kleines Frühstück mitgebracht.«

»Damit könnten Sie recht haben«, scherzte Blake gutgelaunt, und machte sich auf den Weg ins Büro, das er sich mit seinem Kollegen McGinnis teilte.

Im Vorzimmer traf er auf Laureen Marshall. Seine Beförderung zum Chief Inspector hatte ihm die Vergünstigung einer eigenen Sekretärin eingebracht. Mit ›Magenta‹, wie sie von allen wegen ihrer blauroten Haarfarbe gerufen wurde, hatte er eine hervorragende Mitarbeiterin bekommen. Auch wenn sie gerade erst ihren vierundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte, wusste sie genau, worauf es ihm ankam, und ganz abgesehen von ihren ausgezeichneten fachlichen Fähigkeiten, war sie ein äußerst attraktiver Blickfang.

Magenta hatte sich mit einem Stapel Post und Unterlagen beschäftigt, die sie gerade beiseiteschob. Sie hatte beschlossen, sich erst einmal einen Becher schwarzen Tee zuzubereiten, bevor sie weitermachen wollte.

»Einen wundervollen guten Morgen, Chief Inspector«, begrüßte sie ihn mit weicher Stimme. Sie lächelte ihm entgegen, als er das Vorzimmer betrat und seinen Mantel an die Garderobe hängte.

»Den wünsche ich Ihnen auch, Magenta«, erwiderte er, während er auf die Tür zu seinem Büro zuging, um darin zu verschwinden.

Doch dazu kam er gar nicht erst. Denn gerade in dem Augenblick, da er seine Hand auf den Türdrücker legen wollte, um einzutreten, riss McGinnis die Tür auf und stand mit seiner nicht unerheblichen Körpermasse im Rahmen. Blake hielt in seiner Bewegung inne. Die Chance ins Büro zu kommen, stand gegen null. Es sei denn, er wäre mit einem Hintern bestückt gewesen, für den so mancher gestorben wären. Mit seinem fast kugeligen, nur noch spärlich mit Haaren bedeckten Kopf, deutete McGinnis wortlos in Richtung der Garderobe.

»Deinen Mantel kannst du gleich wieder anziehen!«, ergänzte er seine eindeutige Geste. Seine Stimme klang ernst. »Du wirst es kaum glauben, aber unser ›Freund‹ hat wieder zugeschlagen! Zumindest hat es augenblicklich den Anschein. Ich hatte vor gut zehn Minuten einen Anruf von Constable Turner. Er ist auf seiner Route, zusammen mit seinem Streifen-Kollegen, über die Leiche eines älteren Mannes gestolpert. Turner und sein Partner sind der festen Überzeugung, dass die vorgefundenen Merkmale, auf den ersten Blick, ganz stark denen, unserer letzten beiden Opfer ähneln.«

Laureen Marshall war gerade dabei einen Teebeutel mit kochendem Wasser zu übergießen. Erschrocken drehte sie den beiden ihr Gesicht zu.

»Dabei fing der Morgen so schön an!«, bemerkte sie düster.

»Wie recht sie haben, Magenta«, stimmte ihr Blake zu, »aber da scheint jemand etwas dagegen zu haben.« Er hatte sich seinen Mantel geschnappt und schlüpfte wieder hinein. »Na, dann wollen wir uns nicht lange mit Nichtigkeiten aufhalten und keine Zeit verlieren, Cyril.«

»Die Jungs von der Spurensicherung sind schon vor Ort«, informierte ihn McGinnis.

»Ausgezeichnet.« Blake hatte sein Päckchen Benson & Hedges aus der Manteltasche hervorgeholt, klopfte eine Zigarette aus der Schachtel und steckte sie sich zwischen die Lippen. Während er sie anzündete, warf er McGinnis einen fragenden Blick zu. »Unseren Pathologen hast du sicher auch schon in Marsch gesetzt?«

»Selbstredend«, grinste McGinnis, amüsiert über die Nachfrage nach einer Selbstverständlichkeit.

Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Blake nahm einen Zug von seiner Zigarette, inhalierte und blies den Rauch anschließend zu Decke. Er wusste, dass er in öffentlichen Gebäuden nicht rauchen durfte, aber es war ihm egal.

»Na, dann los, Cyril!«, seufzte er und trat in den Flur hinaus.

Blake und McGinnis arbeiteten schon seit vielen Jahren zusammen und waren ein ideales Team. Mit der Zeit hatten sie schon eine Anzahl durchaus gefährlicher Fälle durchgestanden und zu einem guten Abschluss gebracht. Mehr als einmal hatten sie es dabei auch mit übersinnlichen Gegnern zu tun bekommen. Sie vertrauten sich, wussten, dass sie sich in jeder Lage hundertprozentig aufeinander verlassen konnten, und waren über die Jahre mehr als nur Kollegen geworden. Selbst ihre Verlobungen hatten sie gemeinsam, mit Freunden und Kollegen, gefeiert, und ihre Auserwählten hatten sich ebenfalls angefreundet. Die Tatsache, dass jeder von ihnen bereit war, sein Leben für das des anderen einzusetzen, wenn es erforderlich sein sollte, machte sie zum erfolgreichsten Gespann beim New Scotland Yard.


Das Haus des Schreckens

Подняться наверх