Читать книгу Problemzone Ostmann? - Ellen Händler - Страница 4
Geleitwort
ОглавлениеEin spannendes Buch mit vielen offenen und versteckten Botschaften und Erkenntnissen. Nach den Unerhörten Ostfrauen nun die Männer – in großer Vielfalt und mit völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen und Lebensläufen. Und hier liegt für mich eine der wichtigen Botschaften dieses Buches versteckt. Für viele westdeutsche Landsleute ist der Blick auf den Osten bis heute davon bestimmt, oder besser getrübt, dass oft relativ eintönige und einheitliche Biografien erwartet werden. Was soll es im Osten schon Spannendes gegeben haben? Welch ein Irrtum!
Zum zweiten finde ich es immer wieder interessant, wie viel Bestimmtheit für gelebtes Leben doch in den jeweiligen Ausgangssituationen und daraus resultierenden Motivationen enthalten ist. Immer wieder schimmert aus den Schilderungen sehr deutlich, dass die DDR eine Arbeitsgesellschaft war – vieles, auch im privaten Leben, rankte sich um den Betrieb, die Brigade.
Das Buch macht nochmal sehr deutlich, dass wir einem Irrtum unterliegen, wenn wir denken, dass 1989/90 eine neue Zeitrechnung bei null für alle begonnen hat. Es war eine politische und gesellschaftliche Zäsur, aber die Lebensläufe, die Biografien schrieben sich fort. Was nach diesem Einschnitt passierte, hing oft eng mit den Jahrzehnten davor zusammen – im Guten wie im Schlechten.
Man bekommt beim Lesen der einzelnen Geschichten eine Ahnung davon, was unser Bundespräsident Steinmeier meint, wenn er sagt, dass einen solchen Umbruch in seiner Wucht und Tiefe, wie ihn alle Ostdeutschen erlebt haben und verarbeiten mussten, kein Westdeutscher nach dem Zweiten Weltkrieg durchgemacht hat.
Auch deshalb ist es gut, was hier aufgeschrieben wurde – vielleicht wächst damit mehr Verständnis füreinander. Es sind zeitgeschichtliche Dokumente von bleibendem Wert.
Matthias Platzeck,
Ministerpräsident des Landes Brandenburg a.D.,
im Februar 2021