Читать книгу Sonntagsgedanken, Lesejahr A - eBook - Elmar Gruber - Страница 3
ОглавлениеDER ADVENT
ERSTER ADVENTSSONNTAG (MT 24,37-44)
„Seid wachsam, und haltet euch bereit!“
Sich auf Gott einstellen
Advent – Ankunft – Gott kommt! Gott ist “im Kommen“.
Er ist immer im Kommen.
In allem, was auf uns zukommt, kommt Gott auf uns zu;
aber er kommt sehr oft bei uns nicht an,
weil wir nicht auf ihn eingestellt sind.
Die Bibel spricht nicht nur vom Kommen Gottes
„am Ende“,
sondern vom Kommen Gottes überhaupt;
immer kann es sein,
daß Gott in mein Leben kommt,
daß er mir, in mir, aufgeht als das Licht.
Gott wirkt auch im Bösen,
in den Katastrophen, die in mein Leben „hereinbrechen“,
die meinen gewohnten Lebensverlauf unterbrechen.
Das Evangelium spricht von der Flutkatastrophe und vom plötzlichen Tod.
Gott schafft nicht das Böse
oder das, was wir in unserer Bequemlichkeit
und in unserer grundsätzlichen Ablehnung des Leids
als “böse“ bezeichnen.
Aber er wirkt auf das Böse ein;
er „be-wirkt“ das Böse,
so daß letzten Endes auch das Böse
dem Guten, der Liebe Gottes, dienen muß.
Mit wachen Sinnen und einem bereiten Herzen
könnten wir täglich das Kommen Gottes erleben,
wenn wir bei allen Freuden sagen könnten:
„Herr, du bist‘s; du läßt mich deine Liebe erfahren‘ und bei allen Leiden: „Herr, was willst du, daß ich tue?‘ Schwerstes Leid kann ich – wenn überhaupt – nur bewältigen im Bewußtsein, daß mich Gott mit ewiger Liebe immer liebt. Dies kann nur gelingen, wenn ich darauf verzichte, einen Maßstab zu setzen, mit dem ich die Liebe Gottes prüfe.
Jedes Leid ist eine Prüfung,
in der nicht ich Gott prüfen soll,
sondern in der mir bewußt werden soll,
wie „kleingläubig“ ich noch bin.
So kann das Leid für den, der „wachsam und bereit“ ist,
eine große Chance sein,
noch tiefer zu glauben
und zur vertrauensvollen Gottbegegnung zu gelangen.
Gott kommt immer „heute“, im jetzt meines Lebens.
In der Weihnachtsbotschaft werden wir es auch hören:
„Heute ist euch der Heiland geboren.“
Unsere Verzichtübungen und Vorbereitungen für das
Weihnachtsfest
haben nur diesen Sinn,
daß sich wieder bewußter
ein solches „Heute“ in unserem Leben ereignen kann.
Dazu gehören auch alle Übungen, die mir helfen,
daß ich wieder mehr “heutig“, das heißt in der
Gegenwart, leben lerne.
„Jeder Tag hat genug eigene Plage“ (Mt 6,34)
– und Freude auch!
Ich darf nicht heute schon bewältigen wollen,
was morgen auf mich zukommen könnte.
Morgen kann ich tot sein.
Ich und mein Problem
können morgen schon „weggerafft“ sein.
Gott schenkt mir seinen Beistand und seine Kraft
im Augenblick der Gegenwart, nicht auf Vorrat.
„Wach und bereit sein!“
Dies gilt auch für die äußeren Vorbereitungen des Festes.
Der Reichtum der Symbole, Bilder und Geschichten,
besonders in der Advents- und Weihnachtszeit,
ist nicht dazu angetan,
unsere Konsum- und Lustgier zu befriedigen.
Konsum und Lust haben gewiß auch ihre Bedeutung im Leben.
Aber das „Eigentliche“ der vielen Symbole und Zeichen
ist die grenzenlose Liebe Gottes,
die uns wieder ergreifen und erfüllen soll.
Hören, Sehen, Essen, Trinken, Fühlen –
all das sind die Wege der Liebe, die uns Gott schenkt,
und die wir einander weiterschenken, indem wir miteinander teilen.
Liebe ist das Herz aller Geschenke, nicht ihr Konsumwert. In kleinen Geschenken kann große Liebe enthalten sein! Denn alle echten Geschenke kommen vom Christkind.
Herr, mach mich wachsam und bereit für das Heute deiner Gegenwart. Mach mich durch dein Ankommen fähig, bei den Menschen anzukommen.
ZWEITER ADVENTSSONNTAG (MT 3,1-12)
„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. “
Umschauen und umkehren
Das Himmelreich, der Himmel auf Erden,
ist schon da,
weil Gott immer da ist,
wo wir Menschen sind.
Er ist uns immer zugewandt in seiner Liebe.
Nur wir haben uns abgewandt
und wenden uns immer wieder ab
in unserem Egoismus.
Gott will Mensch werden,
damit wir endlich begreifen, daß er nie aufgehört hat,
uns und alle Geschöpfe zu lieben,
und damit wir uns ergreifen lassen
von seiner alles vergebenden Liebe
und dadurch selbst liebend
und versöhnlich werden.
Gott will nicht nur „unsere Sünden“ wiedergutmachen,
sondern vor allem uns selbst,
damit wir nicht mehr hassen
und uns selbst ärgern müssen.
Wer Gott noch nicht sieht,
schaut vielleicht in eine falsche Richtung
und hat vielleicht ein falsches Gottesbild vor Augen.
Er sieht vielleicht noch nicht,
daß er dauernd vor Gott davonläuft in seinem Egoismus,
in der Vergötzung von Triebverlangen, Konsum und Macht.
Er sieht vielleicht noch nicht,
daß ihm Gott dauernd nachläuft,
daß ihm Gott Hindernisse in den Irrweg legt,
um ihn aufzuhalten in seiner unsinnigen Suche und
Sucht nach Leben.
Vielleicht mußt du nur um-schauen,
dich um-schauen,
und in die entgegengesetzte Richtung gehen,
um Gott in deiner Nähe zu entdecken.
Es gibt in unserer Lebensgestaltung immer Stellen,
wo wir mehr tun müßten und weniger tun dürften,
damit wir uns den Weg zu Gott nicht verstellen.
Überall, wo wir Nähe beglückend erleben,
ist Gott der Ursprung dieser Nähe,
ist Gott „in der Nähe“.
Herr, laß mich in jeder Nähe deine Nähe suchen und entdecken.
DRITTER ADVENTSSONNTAG (MT 11,2-11)
„Bist du der, der kommen soll,
oder müssen wir auf einen andern warten?“
Geheilt werden
Krankheit ist ein Mangel an Heilsein,
ein Mangel an Heil.
Die Krankheit zeigt das Heil
in negativer Weise.
Durch unsere Krankheit erkennen wir das Heil,
das uns fehlt.
Der Mensch ist eine Einheit
von innen und außen.
So betrifft auch jede Krankheit
Seele und Körper zugleich.
Jesaja entwirft das Bild vom kranken Menschen,
der nach Heilung
– nach einem Heiland – lechzt.
Blindheit, Lähmung, Taubheit,
Aussatz, Armut, Tod
kennzeichnen den Menschen,
der an Leib, Seele und Geist
infiziert und gestört ist.
Jesus weiß,
daß er das möglich macht,
was bei allen alles heilt:
die Rückkehr in das Urvertrauen.
Jesus heilt von innen her
durch die Kraft bedingungsloser Liebe,
die er ganz menschlich
durch Wort und Zeichen,
durch sein Leben und durch sein Sterben offenbart.
Durch den Glauben an die ewige Liebe
kann selbst die Krankheit heilen:
In Gott geborgen
kann ich mich lösen von allem,
was vergänglich ist;
in Gott geborgen bin ich gewiß,
daß ich alle meine Tode
– auch den letzten –
überlebe.
Herr, du bist mein Heiland. Laß mich auch dort Heilung finden, wo äußerlich nichts mehr zu ändern ist.
VIERTER ADVENTSSONNTAG (MT 1,18-24)
Jesus wird geboren werden von Maria,
die verlobt ist mit Josef, dem Sohn Davids.
Von Gott träumen
Seine Geliebte bekommt ein Kind,
aber nicht von ihm.
Josef soll Vater werden
für ein fremdes Kind.
Bei allen von Menschen ungeplanten Kindern
wird nach innen und nach außen hin
die Frage drängend:
„Wie konnte das geschehen?“
Viele menschliche Beziehungen,
die hoffnungsvoll und glückverheißend angefangen haben,
scheitern jäh oft schon
vor dem Zustandekommen.
Der Traum vom großen Glück ist ausgeträumt.
Die Wirklichkeit enttäuschter Hoffnung
treibt mich grausam in Verzweiflung:
Aussichtslos und ausweglos
stehe ich Wirklichkeiten gegenüber,
die mich innerlich und äußerlich vernichten,
die alle Träume vom großen Glück
zunichte machen.
Josef träumt weiter:
Er träumt von Gott.
In jeder Not ist ungewußt und unbewußt
auch ihre Lösung schon enthalten.
Im Traum von Gott
tritt sie ins Bewußtsein.
Durch den Glauben an die ewige Liebe
kann das Unmögliche
die ungeahnte Möglichkeit ergeben;
das Ende wird ein neuer Anfang.
Wenn ich von Gott träumen kann,
kann ich auch vom Menschen wieder träumen:
Traummann, Traumfrau,
Traumvater, Traummutter und Traumkind –
ich brauche niemand mehr verteufeln.
Herr, laß den Traum von deiner grenzenlosen Liebe zur Wirklichkeit in meinem Leben werden. Laß mich von deiner Liebe träumen, damit ich Haß und Bosheit überwinde.