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DER ADVENT

ERSTER ADVENTSSONNTAG (MT 24,37-44)

„Seid wachsam, und haltet euch bereit!“

Sich auf Gott einstellen

Advent – Ankunft – Gott kommt! Gott ist “im Kommen“.

Er ist immer im Kommen.

In allem, was auf uns zukommt, kommt Gott auf uns zu;

aber er kommt sehr oft bei uns nicht an,

weil wir nicht auf ihn eingestellt sind.

Die Bibel spricht nicht nur vom Kommen Gottes

„am Ende“,

sondern vom Kommen Gottes überhaupt;

immer kann es sein,

daß Gott in mein Leben kommt,

daß er mir, in mir, aufgeht als das Licht.

Gott wirkt auch im Bösen,

in den Katastrophen, die in mein Leben „hereinbrechen“,

die meinen gewohnten Lebensverlauf unterbrechen.

Das Evangelium spricht von der Flutkatastrophe und vom plötzlichen Tod.

Gott schafft nicht das Böse

oder das, was wir in unserer Bequemlichkeit

und in unserer grundsätzlichen Ablehnung des Leids

als “böse“ bezeichnen.

Aber er wirkt auf das Böse ein;

er „be-wirkt“ das Böse,

so daß letzten Endes auch das Böse

dem Guten, der Liebe Gottes, dienen muß.

Mit wachen Sinnen und einem bereiten Herzen

könnten wir täglich das Kommen Gottes erleben,

wenn wir bei allen Freuden sagen könnten:

„Herr, du bist‘s; du läßt mich deine Liebe erfahren‘ und bei allen Leiden: „Herr, was willst du, daß ich tue?‘ Schwerstes Leid kann ich – wenn überhaupt – nur bewältigen im Bewußtsein, daß mich Gott mit ewiger Liebe immer liebt. Dies kann nur gelingen, wenn ich darauf verzichte, einen Maßstab zu setzen, mit dem ich die Liebe Gottes prüfe.

Jedes Leid ist eine Prüfung,

in der nicht ich Gott prüfen soll,

sondern in der mir bewußt werden soll,

wie „kleingläubig“ ich noch bin.

So kann das Leid für den, der „wachsam und bereit“ ist,

eine große Chance sein,

noch tiefer zu glauben

und zur vertrauensvollen Gottbegegnung zu gelangen.

Gott kommt immer „heute“, im jetzt meines Lebens.

In der Weihnachtsbotschaft werden wir es auch hören:

„Heute ist euch der Heiland geboren.“

Unsere Verzichtübungen und Vorbereitungen für das

Weihnachtsfest

haben nur diesen Sinn,

daß sich wieder bewußter

ein solches „Heute“ in unserem Leben ereignen kann.

Dazu gehören auch alle Übungen, die mir helfen,

daß ich wieder mehr “heutig“, das heißt in der

Gegenwart, leben lerne.

„Jeder Tag hat genug eigene Plage“ (Mt 6,34)

– und Freude auch!

Ich darf nicht heute schon bewältigen wollen,

was morgen auf mich zukommen könnte.

Morgen kann ich tot sein.

Ich und mein Problem

können morgen schon „weggerafft“ sein.

Gott schenkt mir seinen Beistand und seine Kraft

im Augenblick der Gegenwart, nicht auf Vorrat.

„Wach und bereit sein!“

Dies gilt auch für die äußeren Vorbereitungen des Festes.

Der Reichtum der Symbole, Bilder und Geschichten,

besonders in der Advents- und Weihnachtszeit,

ist nicht dazu angetan,

unsere Konsum- und Lustgier zu befriedigen.

Konsum und Lust haben gewiß auch ihre Bedeutung im Leben.

Aber das „Eigentliche“ der vielen Symbole und Zeichen

ist die grenzenlose Liebe Gottes,

die uns wieder ergreifen und erfüllen soll.

Hören, Sehen, Essen, Trinken, Fühlen –

all das sind die Wege der Liebe, die uns Gott schenkt,

und die wir einander weiterschenken, indem wir miteinander teilen.


Liebe ist das Herz aller Geschenke, nicht ihr Konsumwert. In kleinen Geschenken kann große Liebe enthalten sein! Denn alle echten Geschenke kommen vom Christkind.

Herr, mach mich wachsam und bereit für das Heute deiner Gegenwart. Mach mich durch dein Ankommen fähig, bei den Menschen anzukommen.

ZWEITER ADVENTSSONNTAG (MT 3,1-12)

„Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. “

Umschauen und umkehren

Das Himmelreich, der Himmel auf Erden,

ist schon da,

weil Gott immer da ist,

wo wir Menschen sind.

Er ist uns immer zugewandt in seiner Liebe.

Nur wir haben uns abgewandt

und wenden uns immer wieder ab

in unserem Egoismus.

Gott will Mensch werden,

damit wir endlich begreifen, daß er nie aufgehört hat,

uns und alle Geschöpfe zu lieben,

und damit wir uns ergreifen lassen

von seiner alles vergebenden Liebe

und dadurch selbst liebend

und versöhnlich werden.

Gott will nicht nur „unsere Sünden“ wiedergutmachen,

sondern vor allem uns selbst,

damit wir nicht mehr hassen

und uns selbst ärgern müssen.

Wer Gott noch nicht sieht,

schaut vielleicht in eine falsche Richtung

und hat vielleicht ein falsches Gottesbild vor Augen.

Er sieht vielleicht noch nicht,

daß er dauernd vor Gott davonläuft in seinem Egoismus,

in der Vergötzung von Triebverlangen, Konsum und Macht.

Er sieht vielleicht noch nicht,

daß ihm Gott dauernd nachläuft,

daß ihm Gott Hindernisse in den Irrweg legt,

um ihn aufzuhalten in seiner unsinnigen Suche und

Sucht nach Leben.

Vielleicht mußt du nur um-schauen,

dich um-schauen,

und in die entgegengesetzte Richtung gehen,

um Gott in deiner Nähe zu entdecken.

Es gibt in unserer Lebensgestaltung immer Stellen,

wo wir mehr tun müßten und weniger tun dürften,

damit wir uns den Weg zu Gott nicht verstellen.

Überall, wo wir Nähe beglückend erleben,

ist Gott der Ursprung dieser Nähe,

ist Gott „in der Nähe“.

Herr, laß mich in jeder Nähe deine Nähe suchen und entdecken.

DRITTER ADVENTSSONNTAG (MT 11,2-11)

„Bist du der, der kommen soll,

oder müssen wir auf einen andern warten?“

Geheilt werden

Krankheit ist ein Mangel an Heilsein,

ein Mangel an Heil.

Die Krankheit zeigt das Heil

in negativer Weise.

Durch unsere Krankheit erkennen wir das Heil,

das uns fehlt.

Der Mensch ist eine Einheit

von innen und außen.

So betrifft auch jede Krankheit

Seele und Körper zugleich.

Jesaja entwirft das Bild vom kranken Menschen,

der nach Heilung

– nach einem Heiland – lechzt.

Blindheit, Lähmung, Taubheit,

Aussatz, Armut, Tod

kennzeichnen den Menschen,

der an Leib, Seele und Geist

infiziert und gestört ist.

Jesus weiß,

daß er das möglich macht,

was bei allen alles heilt:

die Rückkehr in das Urvertrauen.

Jesus heilt von innen her

durch die Kraft bedingungsloser Liebe,

die er ganz menschlich

durch Wort und Zeichen,

durch sein Leben und durch sein Sterben offenbart.

Durch den Glauben an die ewige Liebe

kann selbst die Krankheit heilen:

In Gott geborgen

kann ich mich lösen von allem,

was vergänglich ist;

in Gott geborgen bin ich gewiß,

daß ich alle meine Tode

– auch den letzten –

überlebe.

Herr, du bist mein Heiland. Laß mich auch dort Heilung finden, wo äußerlich nichts mehr zu ändern ist.

VIERTER ADVENTSSONNTAG (MT 1,18-24)

Jesus wird geboren werden von Maria,

die verlobt ist mit Josef, dem Sohn Davids.

Von Gott träumen

Seine Geliebte bekommt ein Kind,

aber nicht von ihm.

Josef soll Vater werden

für ein fremdes Kind.

Bei allen von Menschen ungeplanten Kindern

wird nach innen und nach außen hin

die Frage drängend:

„Wie konnte das geschehen?“

Viele menschliche Beziehungen,

die hoffnungsvoll und glückverheißend angefangen haben,

scheitern jäh oft schon

vor dem Zustandekommen.

Der Traum vom großen Glück ist ausgeträumt.

Die Wirklichkeit enttäuschter Hoffnung

treibt mich grausam in Verzweiflung:

Aussichtslos und ausweglos

stehe ich Wirklichkeiten gegenüber,

die mich innerlich und äußerlich vernichten,

die alle Träume vom großen Glück

zunichte machen.

Josef träumt weiter:

Er träumt von Gott.

In jeder Not ist ungewußt und unbewußt

auch ihre Lösung schon enthalten.

Im Traum von Gott

tritt sie ins Bewußtsein.

Durch den Glauben an die ewige Liebe

kann das Unmögliche

die ungeahnte Möglichkeit ergeben;

das Ende wird ein neuer Anfang.

Wenn ich von Gott träumen kann,

kann ich auch vom Menschen wieder träumen:

Traummann, Traumfrau,

Traumvater, Traummutter und Traumkind –

ich brauche niemand mehr verteufeln.

Herr, laß den Traum von deiner grenzenlosen Liebe zur Wirklichkeit in meinem Leben werden. Laß mich von deiner Liebe träumen, damit ich Haß und Bosheit überwinde.

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