Читать книгу 3.5 Warnung aus der Zukunft. - Emet Braun - Страница 13
Unser Weg 4
ОглавлениеDa ich eine Vermutung hatte, wie das alles vor sich gehen wird, überlegten wir schon lange, wie wir in diesem Fall unser Überleben sichern könnten. Da wir nun mitten im Südpazifik waren, ergab sich wohl nur eine logische Lösung. Dazu spürten wir auch noch eine leichte Brise, also beschlossen wir Segel zu setzen und unseren ursprünglichen Kurs wieder aufzunehmen. Auf unserer Fahrt begleiteten uns oft Delfine und Wale. Aber diesmal war etwas anders, es war irgendwie sehr unreal, da es so wirkte, als ob sie uns etwas mitteilen wollten. Ihr Verhalten wirkte wie ein Begleitschutz. Doch, nur wofür? Die Wale verließen uns nach etwa zwei Tagen, doch die Delfine begleiteten uns weiter. Nach weiteren zehn Tagen mit „Bodyguards“ erreichten wir Ua Huka, ein weiteres Polynesisches Eiland. Eine kleine Gruppe von Delfinen blieb weiterhin in unserer Nähe. Es war irgendwie ein Gefühl der Verbundenheit zu spüren. Hätte ich damals schon mehr über Delfine gewusst, hätte ich mich sicher etwas anders verhalten. Wie schon auf dem Rest unserer Reise erkundeten wir die umliegenden Inseln und dokumentierten für unseren Blog alles, was hier am Ende der Welt schief lief. Die Inseln waren nur noch sehr dünn besiedelt, da das Meer, im wahrsten Sinne des Wortes, leer gefischt war. Die Ureinwohner wussten einfach nicht mehr, wovon sie sich ernähren sollten. Tourismus war auch nicht mehr vorhanden, da wegen der Seuche das Reisen sehr stark eingeschränkt war. Fast der gesamte Globus war ein Kriegsgebiet, da hätte es eh kaum freie Flugrouten für Urlauber gegeben. Wir bekamen hier so etwas wie Hass auf uns und unsere Bodyguards zu spüren. Die Inselbewohner gingen wohl davon aus, dass wir ihnen die Nahrung streitig machen wollen. Dieses Erlebnis holte uns wieder auf den Boden der „Realität“ zurück. Das zeigte uns mal wieder auf tragische Weise, wie es um unseren Planeten bestellt war. Da diese Inseln nicht unser Ziel waren, beschlossen wir unsere Reise einfach fortzusetzen. Doch nur wohin? Wir dachten über unser Erlebnis mit den Einheimischen nach und überlegten, wenn es selbst hier, im Nichts, so etwas wie Hass gibt, wie willkommen werden wir woanders sein? Wir entschieden, uns nicht davon entmutigen zu lassen und überlegten uns stattdessen, lieber die weitere Route. Es war schon immer ein Traum von uns die Osterinseln zu besuchen, nur waren wir mittlerweile 3500 Kilometer daran vorbei gesegelt. Wir studierten die Seekarten und diskutierten die Vor- und Nachteile unseres Vorhabens. Eine Entscheidung zu treffen war nicht einfach. Also sagten wir uns, dass wir eine Nacht darüber schlafen und am nächsten Tag entscheiden würden. An diese Nacht erinnere ich mich noch ganz genau, das Meer war sehr unruhig und unsere Bodyguards verhielten sich sehr merkwürdig. Sie schwammen immer mit ihren Schnauzen gegen das Boot. Dieses Verhalten hatte ich bis dahin das erste Mal und danach nie wieder erlebt. Es hörte sich wie Gehämmer gegen den Rumpf an. Da ihr ja bereits wisst, achteten wir sehr auf kleine Zeichen. Aber was sollte dieses Gehämmer bedeuteten? Hieß es, weiter oder hieß es, auf geht’s zur Osterinsel oder gar, bleibt hier? Am nächsten Morgen war eigentlich alles beim Alten bis auf, dass unsere Bodyguards verschwunden waren. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und ich pisste mir vor Ungewissheit fast in die Hosen. Wir beschlossen zu warten. Währenddessen beobachtete ich das Meer mit meinem Fernglas. Plötzlich sah ich in der Ferne ein kleines Boot, mit einem Mann, der winkte. Ich handelte instinktiv und ließ unser Schlauchboot zu Wasser. Es ging nicht anders, ich musste nachschauen, worum es sich handelte. Meine Frau war etwas beunruhigt, also beschloss ich sie mitzunehmen. Ich habe gelernt in meinem Leben auf Instinkte zu hören und einfach, manchmal nicht zu weit zu überlegen und eher mit dem Bauch und dem Herzen zu entscheiden. Gesagt, getan! Nun bretterten wir also zu dem winkenden Mann. Als wir näher kamen, stellte sich heraus, dass es kein Mann war, der dort winkte. Es war ein polynesischer Junge, der total in Panik war. Das Kuriose aber war, es waren zwei typisch polynesische Fischerboote dort vor Anker. Es war aber nur ein Junge dort. Er war völlig außer sich und kaum zu beruhigen. Da lag die Vermutung natürlich sehr nah, dass er wohl jemanden vermissen würde. Da unser Polynesisch nicht wirklich vorhanden war, standen wir erst einmal vor einem Rätsel. Etwa fünf Minuten nach unserem Eintreffen sahen wir Fluken in etwa 100 Metern Entfernung und gleichzeitig tauchten unsere Bodyguards wieder auf. Ich versuchte meine Freude über die Sichtung der Delfine aus Respekt vor dem Jungen zu verstecken. Doch innerlich machte ich Luftsprünge. Doch der Junge freute sich dann auch sichtlich über das Eintreffen der Delfine. Als dann noch die Wale eintrafen, deren Fluken wir zuvor sahen, war das Gefühl unbeschreiblich. Ein Wal schleppte einen Mann auf seinem Rücken und der Reaktion des Jungen nach kannte er ihn. Wir holten ihn sofort in unser Schlauchboot und überprüften, ob er noch Lebenszeichen von sich gab. Er war am Leben, also begann ich sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Herz-Lungen Wiederbelebung, 30-mal drücken und zwei-mal beatmen. Es gelang mir tatsächlich ihn ins Bewusstsein zurückzuholen. Wir nahmen den Jungen schnell mit an Bord und bretterten zurück zu unserem Katamaran. Dort versorgten wir den Mann weiter. Als es ihm besser ging und er recht gut stabilisiert war, schlief er ein. Ich signalisierte dem Jungen, dass ich die Boote der beiden holen würde, um sie in Sicherheit zu bringen. Er gab mir das Gefühl, dass er mitkommen wolle. Es war natürlich auch klar, dass meine Frau eventuell nicht allein mit dem fremden Man auf dem Katamaran bleiben wolle. Ich fragte den Jungen und meine Frau, ob sie mir behilflich seinen wollen. Sein Vater würde sicher noch etwas Ruhe benötigen. Meine Frau entschied aber, sich lieber weiter um den Vater des Jungen zu kümmern und sein Aufwachen abzuwarten. Also fuhren wir gemeinsam zu den Booten, um sie zurück zu schleppen. Die Boots-Rettungsaktion lief reibungslos, da sie dort immer noch zusammen gebunden und vor Anker lagen. Als wir zurück auf dem Katamaran waren, schlief der Vater des Jungen noch immer tief und fest. Nun wurde es Zeit meine Neugier zu stillen und an ein paar Informationen zu gelangen. Nun versuchten also wir mit dem Jungen zu kommunizieren. Wir hatten verständlicherweise eine Menge Fragen an ihn. Ich weiß bis heute nicht zu 100 Prozent, ob wir alles richtig verstanden haben. Jedenfalls, das was er uns mit Händen, Füssen und Zeichnungen erzählte, war erstaunlich. Es hatte sich wohl so zugetragen. Er wartete wie jeden Morgen auf die Rückkehr seines Vaters, der Fischer war. Anstatt seines Vaters kamen vier Delfine. Wobei man erwähnen muss, dass unsere Bodyguards fünf waren. Wir verstanden es so. Der Junge sprang wohl in sein Boot und begann zu rudern. Wenn ich es richtig verstand, hat ein Delfin das Seil zum Befestigen des Bootes in sein Maul genommen und ihn bis zu dem Boot seines Vaters gezogen. Es ist schon erstaunlich, dass man keine Sprache benötigt, um zu verstehen. Der Rest ist nun völlige Spekulation. Aber eigentlich liegt die Sache auf der Hand. Der Morgen war sehr stürmisch, der Vater ist bei diesem Wellengang sicherlich über Bord gegangen. Danach muss er von den Delfinen entdeckt worden sein und wurde von den Walen vor dem Untergang bewahrt. Das ist eine Geschichte, die ich sicher niemals vergessen werde, da sie die Intelligenz der Tiere zeigt. Wenn man an das große Ganze glaubt, zeigt es uns auf, dass alles auf diesem Planeten zusammengehört und zusammenhängt. Man benötigt nur Liebe, um alles Glück des Universums zu erfahren. Als dann der Vater etwas später erwachte, war es für uns das Schönste, die Gesichter der Zwei zu beobachten. Meine Frau hatte ein tolles Essen vorbereitet. Glücklicherweise war selbst der Vater sehr hungrig. Beim Essen zeigte er uns dann die Richtung, in der sein Dorf lag. Da es bereits wieder dunkel wurde, beschlossen wir die Nacht noch an unserer sicheren Ankerstelle zu verbringen, zu schlafen und die Zwei am nächsten Tag bei Ihrem Dorf abzusetzen. Ich ging noch eine Runde mit unseren Bodyguards schwimmen. Um, im wahrsten Sinne des Wortes, den „krassen“ Tag zu verarbeiten. Als ich am nächsten Morgen erwachte, waren wir bereits kurz vor dem Dorf der Zwei. Ich war hocherfreut, dass meine Frau mit den zwei „Jungs“ den Katamaran startklar gemacht hatte und wir bereits segelten. Als wir das Dorf erreichten, war die Freude der Bewohner kaum in Worte zu fassen. Es war einfach überwältigend, wir wurden wie ein Teil der Familie aufgenommen und wurden aufgefordert zu bleiben. Wie fast anzunehmen wurde nun erst einmal ein Fest veranstaltet. Wir begannen, wieder Hoffnung in die Menschheit zu schöpfen, da wir anfangs von anderen Einheimischen nicht wirklich positiv empfangen wurden. Aber, wer kann es ihnen auch verdenken, ausgebeutet und von allen allein gelassen.