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Nestbau

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Bauen alle Vögel Nester? Nein. Kuckucke, z. B., legen bekanntermaßen ihre Eier ins buchstäblich gemachte Nest. Auch für die Nestflüchter unter den Küken, die ohnehin nach kurzer Zeit das Nest verlassen, reicht oft schon eine kaum ausgepolsterte Bodenmulde als Nest, z. B. bei den Kiebitzen.


Kiebitze sind Bodenbrüter. Ihr Federkleid ist zugleich ihre Tarnung.


So sieht’s aus, wenn die Kiebitz-Eltern unterwegs sind.

Nestflüchter zu Wasser betreiben ebenfalls nur geringen Aufwand zum Nestbau. Ein paar Schnabel voll Nistmaterial, in einer Mulde zusammengelegt und in Passform für die Eier und den brütenden Elternvogel gebracht – fertig. Diese Nester dienen dann nur der Brut, nicht aber als Aufzuchtort der Küken. Vogeleltern von Nesthockern hingegen bauen Nester zum Schutz der langsam heranwachsenden Brut. Mal haben die Nester die Form eines tiefen Napfes, wie bei der Amsel, mal sind sie mit einer Kuppel versehen. In dieser Form bauen Zaunkönig, Zilpzalp und Elster ihr Nest.


In diesem Zaunkönig-Nest ist der Nachwuchs gut versteckt.

Die Auswahl des Nistplatzes ist meist Partnersache. Bei Kohlmeise und Gartenrotschwanz könnt ihr beobachten, dass die Männchen den Nistplatz aussuchen. Es scheinen aber die Weibchen so etwas wie das letzte Wort bei der Sache zu haben. Als Faustregel gilt: Je stärker sich das Gefieder von Männchen und Weibchen einer Singvogelart unterscheiden, desto eher sind Nistplatzwahl und Nestbau Weibchensache. Vermutlich deswegen, weil das auffällig unterschiedlich gefiederte Männchen stärker mit der Revierverteidigung (s. Seite 28) befasst ist. Wahrscheinlich ist das Gefieder einiger Singvogelmännchen deshalb so auffällig, dass sie bei der Verteidigung ihres Reviers auffallen und den Gegner beeindrucken.

Bei der Art ihres Nistplatzes hat jede Vogelart ihre Vorlieben. Buchfinken etwa suchen sich in luftiger Höhe eines Baums eine Astgabel und bauen dort ihr Nest. Singdrosseln wählen zum Nestbau lieber einen dicht wachsenden Strauch. Rotkehlchen wiederum legen ihr Nest auch im Gesträuch, aber in Bodennähe an. Gartenrotschwänze und Bachstelzen brüten nicht im Gehölz. Sie benötigen Nischen, z. B. in Wänden oder sonst wie an Gebäuden. Als Nisthilfe nehmen sie Halbhöhlen an. Blaumeisen und Stare wiederum sind Beispiele für Arten, die für den Nestbau weder Gezweige noch Halbhöhle, sondern nur eine Höhle wollen (s. Seite 129).


Verändert der Klimawandel das Vogelleben?

Stefan Böhm ist Ornithologe und Artenschützer. Hier gibt er dir die Antwort:

„Ja. Ich gebe dir mal das Beispiel Kuckuck. Hast du schon mal einen rufen hören? Du erkennst ihn an seinem Ruf sofort. Das Problem, das der Kuckuck mit dem Klimawandel hat, ist dies: Er nutzt heimische Vogelarten als „Gasteltern“ bzw. Zieheltern, indem er ihnen sein Ei unterschiebt. Man nennt sie auch Wirtsvogelarten. Sie brüten das Ei aus und füttern das Junge des Kuckuck. Das Kuckucksjunge aber schubst die Eier bzw. die Jungen der Gasteltern einfach aus dem Nest und beansprucht das ganze Futter für sich allein. Bedingt durch den Klimawandel brüten typische Wirtsvogelarten, wie z. B. Teichrohrsänger, heute mitunter 14 Tage früher als sonst. Insbesondere lässt sich dies bei Vogelarten beobachten, die im Mittelmeerraum überwintern (sogenannte Kurzstreckenzieher).

Der Kuckuck hingegen ist ein Langstreckenzieher, der im weit entfernten südlichen Afrika überwintert. Bei den Langstreckenziehern lassen sich (noch) keine so prägnanten Unterschieder in der Ankunftszeit erkennen. Man kann also sagen: Der Kuckuck kommt pünktlich, viele Wirtsvogelarten dagegen früher. Wenn dann einmal die Kuckucke angekommen sind (meist Mitte April), sind teilweise bereits Junge der Wirtsvögel geschlüpft. Eine Eiablage macht dann keinen Sinn mehr. Unter anderem führt dieses Phänomen auch dazu, dass es inzwischen spürbar weniger Kuckucke gibt.


© francesco de marco/Shutterstock.com

Der „kleine“ Kuckuck, der hier durchgefüttert werden muss, ist schon größer als das Gartenrotschwanz-Weibchen.

Hast du auch Folgendes gewusst? Kuckucksweibchen legen ihre Eier immer zu derjenigen Wirtsvogelart, bei der es selbst geschlüpft ist. Und außerdem: Die Eier des Kuckucks sind in Größe, Form, Färbung und Musterung an die Eier der Wirtsvögel angepasst.“

Als Nistmaterial dient gerade auch Gartenvögeln alles artgerecht Passende: Gras, dünne Halme, Pflanzenwurzeln, Moos, Fasern von Baumrinden, Wolle, Tierhaare, Federn – und sogar Lehm und Speichel. Schau dir das mal näher an, wenn du beim Reinigen eines Nistkastens oder im Gartenstrauch nach dem Laubfall im Herbst ein leeres Vogelnest vorfindest.


Manche gehen auf Nummer sicher. Zaunkönige bauen sogar zeitgleiche Reservenester, in die sie gegebenenfalls ausweichen können, wenn dasjenige zerstört wird, in dem mit der Brut begonnen wurde. Nicht alle Singvogelarten beziehen ihre „Altbauten“, so wie es Amseln oder Haussperlinge durchaus tun. Stattdessen bauen sie dann für jede Brut ein neues Nest.

Zuerst baut der Vogel eine Nestbasis, indem er geeignetes Material auf einer Stelle anbringt (z. B. auf dem Boden eines Nistkastens oder in einer Gabelung von drei starken Zweigen) und verdichtet. Darauf wird rundherum immer mehr Nistmaterial aufgebaut und verdichtet. Durch Drehen des Körpers wird mit der Brust eine Mulde verpresst. Ist sie tief genug, also der Nestrand hoch genug, erfolgen Innenausbau und Polsterung.

Gelegentlich wirst du in deinem Garten den Diebstahl von Nistmaterialien durch andere Vögel, speziell Sperlinge, beobachten können. Dass sie halb oder auch ganz fertige Nester anderer Arten (Rauchschwalben, Meisen) besetzen, wurde bei Haussperlingen auch schon beobachtet.

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