Читать книгу Blood Vision - Eric Boss - Страница 5
Silverton, Colorado – September 1987
ОглавлениеJulie Simpsons Hände zitterten, als sich der Schlüssel mit einem lauten Knacksen in dem verrosteten Schloss drehte. Unter einem hässlichen Quietschen öffnete sich die schwere, eisenbeschlagene Tür. Quälende Angst nagte in ihr. Angst und auch Schuldgefühle. Wie sehr wünschte sie sich, das alles hier ungeschehen machen zu können. Einfach die Zeit zurückzudrehen und noch einmal ganz von vorne anzufangen. Ein vergeblicher Wunsch.
Julie betätigte den Lichtschalter und betrat mit klopfendem Herzen den Raum. Sie dachte daran, wie er früher immer in ihre Arme gelaufen war und wie sie ihn fest an sich gedrückt hatte. Wie oft hatte sie ihm dann, unter Tränen, ins Ohr geflüstert, dass bald alles gut werden würde.
Aber diesmal kam niemand in ihre Arme gelaufen.
Als das matte Licht der Glühbirne den Raum auf gespenstische Weise erhellte, saß er einfach nur da. Still, blass und mit eingefallenen Augen.
Fast wie ein Geist.
Julie schauderte, wollte etwas sagen, aber etwas in seinem Blick ließ sie verstummen. Langsam hob der Junge den Kopf. Seine dunklen Augen schienen Julie zu durchbohren und bis auf den Grund ihrer Seele zu sehen. Endlose Sekunden lang. Eine Leere lag in diesem Blick, wie Julie sie noch nie zuvor erlebt hatte. Dann begann er zu sprechen. Leise, aber sehr deutlich:„Er hat mit mir gesprochen.“
„Wer?“
Aber der Junge schwieg.
„Wer verdammt nochmal! Wer hat mit dir gesprochen?“
Julies Stimme hatte einen hysterischen Klang angenommen. Sie machte noch einen Schritt auf ihn zu, um ihm sanft übers Haar zu streichen, hielt aber sofort inne, als sie seine abwehrende Geste registrierte.
„Bitte sag mir wer!“
Endlich hob der Junge seinen Kopf. Der Blick in seinen Augen jagte Julie einen eisigen Schauer über den Rücken.
„Der Mann mit dem Narbengesicht.“
Julie Simpson begann zu zittern. Erst nur die Fingerspitzen, dann der ganze Körper. Sie wusste, wer dieser Mann war. In letzter Zeit hatte ihr Junge immer wieder von ihm erzählt. Und jedes Mal hatte seine Stimme dabei diesen schrillen, panischen Unterton angenommen. Trotzdem hatte Julie ihn nicht ernst genommen. Wie so oft in seinem Leben.
Aber nun begriff sie plötzlich, dass das ein Fehler gewesen war. Zu deutlich sah sie es in seinen Augen. Etwas war geschehen. Etwas Schlimmes.
„Was hat er gesagt?“, fragte sie vorsichtig.
Diesmal antwortete er sofort. Er senkte seine ohnehin schon leise Stimme zu einem fast unhörbaren Flüstern. Dann hauchte er nur ein Wort: „Tod.“