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Innsbruck
ОглавлениеTiroler Landeskrankenanstalten, 12. Dezember 2010
Allmählich kam ich wieder zu Bewusstsein. In meinem Kopf hämmerte es, als ob ein Schnellzug über die Gleise von Malmö nach Stockholm rasen würde. Alles drehte sich vor meinen Augen. Wo war ich? Was war geschehen? Verschwommene Fragmente einer Erinnerung geisterten in meinem Gehirn umher. Ich lag auf dem Rücken und konnte mich nicht rühren. In meinem Handrücken steckte eine Nadel mit dem Schlauch für eine Infusion. Als ich mich ein wenig auf die Seite drehen wollte durchzuckte ein stechender Schmerz meinen linken Arm. Vor meinen Augen lag ein trüber Schleier, durch den das kalkweiße Licht einer Lampe schien. Köpfe waren über mich gebeugt. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten. Ich schloss die Augen und drehte meinen Kopf vorsichtig zur Seite.
Wie lange mochte ich hier schon liegen? Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern, aber so sehr ich mich auch anstrengte, irgendetwas blockierte mein Gehirn. Ich wusste nicht, wo ich war, und es fiel mir auch nicht ein, wie ich an diesen Ort gekommen war.
»Herr Jonsson; hören Sie mich?« Jonsson; das war ich. Lennart Jonsson, schwedischer Staatsbürger, siebzig Jahre alt. Irritiert nickte ich mit dem Kopf, ließ es aber sofort wieder, weil mir der Kopf zu platzen drohte.
»Herr Jonsson; Können Sie mich hören und sehen?«
Vorsichtig öffnete ich die Augen. Der milchige Schleier verstellte mir den klaren Blick auf die Person, die mich angesprochen hatte.
Eine Hand winkte hinter dem Milchschleier vor meinen Augen herum. Mit größter Mühe versuchte ich zu antworten, doch es kam nur ein gequältes Ja aus mir heraus.
Aus dem einen Kopf wurden langsam mehrere, und alle starrten mich an.
»Wo bin ich?«
Die Köpfe kümmerten sich nicht um meine Frage.
»Sie können mich hören, Herr Jonsson. Können Sie mich auch sehen?«
»Ja. Wo bin ich?«
»Im Krankenhaus. Wir kümmern uns um Sie. Machen Sie sich keine Sorgen.«
»Warum bin ich hier?«
»Sie hatten einen Unfall, Herr Jonsson.«
»Einen Unfall?«
»Ja, einen Unfall.«
»Was für einen Unfall?« Ich war verwirrt. Mit der Hand, in der keine Nadel steckte, rieb ich mir über die Augen.
»Ich kann nicht richtig sehen?«
»Das kommt schon noch. Sie haben lange geschlafen.«
»Warum?«
»Das besprechen wir später. Schlafen Sie jetzt wieder. Wir kommen wieder, und dann geht es Ihnen bestimmt schon wieder besser.«