Читать книгу Es gibt kein Verzeihen - Ernst Meder - Страница 8
4. Kapitel
ОглавлениеSie war nicht erschienen, also musste es sie doch stärker erwischt haben, als er gedacht hatte. Wahrscheinlich hatte sie wieder diesen rohen Fisch gegessen, der seit geraumer Zeit in Mode war. Wie oft hatte er sie gewarnt, hatte ihr, wann immer er einen Bericht über die Ansammlung von Blei oder anderen Giften in Fischen gelesen hatte, gesagt, dass Fisch am besten zubereitet werden sollte. Und zwar so, dass diesem die Lust am Schwimmen vergehen würde, also braten, kochen, oder etwas anderes mit viel Hitze. Das hatte sie nun davon, dass sie nicht auf ihn gehört hatte, er hoffte nur, dass sie so vernünftig war und einen Arzt aufgesucht hatte.
Er nahm sich erneut die Protokolle der gestrigen Aussagen vor, wusste jedoch, bevor er sich wieder damit auseinandersetzte, dass sie keine Neuigkeiten enthalten würden. Der japanische Student und Reiseleiter, erneut las er den Namen, den er sich nicht merken konnte. Haruto Mizuki, hatte sich bemüht aus seinen Landsleuten das herauszubekommen was ihm vielleicht hätte helfen können. Leider konnte er aus den Aussagen keine Erkenntnisse gewinnen, die ihm weiter geholfen hätten. Die einzige Hilfe, die vielleicht weiterhelfen konnte, waren die Fingerabdrücke, die sie von Watanabe und Nakamura abgenommen hatten. Damit konnten sie diese wenigstens von den Abdrücken des Täters ausschließen. Genau das hatte noch gefehlt, wenn sie nach einem Täter mit Fingerabdrücken hätten suchen müssen, der bereits wieder in Japan war, um dort seiner normalen Tätigkeit nachzugehen.
Das Klingeln des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken, bedächtig griff er nach dem Hörer. Melzer Mordkommission, meldete er sich noch in Gedanken, als er die Stimme seiner Kollegin vernahm, die reichlich jämmerlich klang.
Entschuldige, aber es ging mir heute Morgen immer noch so schlecht, mir war so übel, dass ich mir die Seele aus dem Leib gekotzt habe, deshalb bin ich zum Arzt gegangen. Jetzt sitze ich hier im Wartezimmer habe noch etwa vier Patienten vor mir, bis ich endlich dran bin. Gibt es etwas Dringendes, soll ich vorbei kommen.
Ihre Stimme klang nun etwas hoffnungsvoller so als wollte sie, dass er bestätigte sie solle vorbeikommen, um dieser Untersuchung zu entgehen.
Du bleibst, knurrte Melzer, danach gehst Du nach Hause und erholst dich, sage mir nur Bescheid, was Du hast. Nach der Verabschiedung legte er auf, konnte sich jedoch nicht mehr auf die Aussagen, die ihm auf dem Schreibtisch lagen, konzentrieren.
Da er in diesem Fall nicht weiter kam, griff er nach der Akte, die er bisher bearbeitet hatte und an deren Erledigung der Staatsanwalt bereits mehrfach nachdrücklich erinnerte. Allerdings konnte er auch nicht zaubern, auch wenn er es in diesem Fall gerne gekonnt hätte. Es ging um ein türkisches Mädchen, welches von ihrem Bruder getötet worden war, weil sie die Ehre der Familie beschmutzt hatte. Ihr Vergehen hatte darin bestanden, dass sie sich in einen deutschen Jungen verliebt hatte, den sie an ihrer Arbeitsstelle, einer Bank, kennengelernt hatte.
Die Familie hatte ihr untersagt, sich mit dem Ungläubigen zu treffen, da sie bereits an einen Cousin aus dem Heimatort ihrer Eltern versprochen war. Schließlich sollte sie als Jungfrau die Ehe mit ihm gehen, ihren Eltern keine Schande bereiten, wenn sie nicht mehr unberührt war. Sie hatten selbst die Polizei gerufen, als sie, mit vierzehn Messerstichen verstümmelt, tot auf dem Gehweg in ihrem Blut lag.
Neben ihr stand ihr sechzehnjähriger Bruder mit dem Messer in der Hand und blickte erstaunt auf seine Schwester. Seine Eltern, wie auch seine älteren Brüder standen reglos neben ihm, während das Mädchen von einem dieser Messerstiche tödlich getroffen worden war.
Nagel hatte bei der Obduktion später festgestellt, dass vier Messerstiche in das Herz eingedrungen waren, jeder für sich tödlich, jedoch alle in unterschiedlichen Winkeln. Seine Vermutung, dass der jugendliche Bruder die Schuld für die Tat, die er mit seinen drei Brüdern begangen hatte, auf sich nehmen musste, da er als Jugendlicher die geringste Strafe zu erwarten hatte.
Er war sicher, dass der Vater seine Söhne mit dem Mord beauftragt hatte, da die Familienehre nur durch den Tod der jungen Frau wiederhergestellt werden konnte. Um sicherzugehen, dass diese Tat innerhalb der Familie blieb, hatte er wahrscheinlich jeden seiner Söhne mit einem Stich in das Herz beauftragt.
Dies zu beweisen war ihm nicht gelungen, würde ihm auch nicht gelingen, er machte sich nichts vor, auch wenn der Staatsanwalt am liebsten die ganze Familie vor Gericht gestellt hätte. Der Junge hatte, nachdem er anwaltlich vertreten war, nur diesen einzigen Satz wiederholt, den er bereits am Tatort gesagt hatte. „Sie hat die Ehre der Familie beschmutzt, sie hat Schande über die Familie gebracht“.
Der Junge tat ihm leid, leider konnte er ihm nicht helfen, solange seine Familie ihren Einfluss geltend machte. Dass sie ihn damit selbst dazu verurteilte, bevor es noch ein Gericht vermochte, schien in der Familie niemand zu stören. Auch der Jugendknast würde sein Übriges tun, der Aufenthalt würde nicht dazu beitragen ihn später in ein soziales Umfeld zu integrieren. Noch konnte er erwarten, dass er eine Ausbildung erhalten würde, die zu seiner Integration beitragen würde. Die Ausbildung, die er da erhalten würde, war zwar genauso prägend, allerdings bedeutete diese Ausbildung nur, dass er früher oder später auch die Erwachsenenbildungsstätte, den normalen Knast, kennenlernen würde. Damit war sein späterer Weg von seiner Familie vorgezeichnet, noch ehe er selbst entscheiden konnte.
Seufzend klappte er die Akte zu, er würde sie so wie sie war an den Staatsanwalt übergeben müssen, der auch nur das im Rahmen seiner Möglichkeiten veranlassen konnte. Der Junge würde die nächsten fünf bis sechs Jahre in der Jugendstrafanstalt zubringen müssen, auch wenn der Staatsanwalt acht bis zehn Jahre forderte.
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass zwar die Zeit zum Mittagessen gekommen war, das Studium der Akten ihn jedoch von jeglichem Hungergefühl befreit hatte. Darum beschloss er in die Pathologie zu fahren, um Dr. Nagel zu besuchen. Bei dem Besuch konnte er vorsichtig anfragen, wie weit er mit der Untersuchung der Körperteile war. Zu welchen Erkenntnissen er bei der Untersuchung dieses bisschen Mensch gelangt war.
Seine Stimme klang aus dem Sezierraum bis auf den Flur. Am Klang sowie einem unbekannten leisen Lachen konnte man es schon hören, seine Laune war erheblich besser als am gestrigen Sonntag. Er trieb offensichtlich wieder seine berüchtigten Späße mit einer Studentin, als er auf sein Klopfen fröhlich ausrief, herein, wenn’s keine Leiche ist.
Nachdem er seinen Besucher gesehen hatte, klang er weniger fröhlich, aufstöhnend meinte er. Du schon wieder, hatten wir nicht erst gestern das Vergnügen. Dabei wandte er sich an eine junge Frau mit blonden Zöpfen und einer runden Brille, die verlegen lächelnd alles über sich ergehen zu lassen schien.
Da sehen Sie den Mann, der uns die meiste Arbeit und Kopfzerbrechen bereitet, Hauptkommissar Gerhard Melzer von der Mordkommission.
Während sie sich kichernd von ihren Handschuhen befreite, um ihm die Hand zu schütteln, nickte Nagel ihm nur zu.
Du willst wissen, was ich Dir zu Arm und Bein sagen kann.
Hast Du schon etwas für mich, fragte Melzer vorsichtig, er wollte nicht erneut das Stimmungsbarometer seines Freundes in Schwung bringen, weshalb er lieber vorsichtig anfragte.
Überlegen lächelnd wandte sich Nagel an seine Assistentin. Julia erzähle doch dem Hauptkommissar, was wir inzwischen herausgefunden haben, dann setzte er sich auf einen Besucherstuhl. Nervös nestelte die Assistentin an einem Stapel Papiere, woraus sie einen Notizblock zauberte.
Stockend, begann sie ihre Notizen vorzulesen, also, nach einem Räuspern begann sie noch einmal, also, die beiden Körperteile gehören zu ein und derselben Person. Diese Person war männlich, das Alter liegt zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig. Wobei die Knochenstruktur tendenziell eher dazwischen liegt, er hat Schuhgröße vierundvierzig.
Nun hatte sie ihren Rhythmus gefunden, der Vortrag kam jetzt ohne Stocken von ihren Lippen. Sie fuhr fort, die Amputation der Gliedmaßen erfolgte bei einer Person, die bereits tot war, außerdem hatte man den Mann vorher ausbluten lassen. Der Muskelaufbau weist auf einen mäßig aktiven Sportler hin, sie blickte kurz auf, der hat bestimmt keinen Aufzug ausgelassen.
Das Wichtigste zum Schluss, der Tod liegt schon ein paar Tage zurück, die Körperteile waren beide tiefgefroren. Trotzdem waren noch Fesselspuren erkennbar, er muss also vorher irgendwo festgehalten worden sein. Zufrieden blickt sie auf, sie hatte ihren Vortrag abgeschlossen, wartete nun auf die Bestätigung.
Melzer rieb sich nachdenklich am Kinn, dann fragte er ruhig, ohne Anzeichen von Häme oder Kritik.
Womit hat der Täter die Amputation ausgeführt.
Erschrocken starrte sie auf ihren Notizblock, der allerdings keine näheren Erkenntnisse auswies. Irritiert blickte sie zu Nagel, der nun aufstand.
Tja das Werkzeug ist so ein Ding. Zuerst dachte ich es sei ein Skalpell oder ein ähnlich scharfes Messer, mit dem die Haut und die Muskeln durchtrennt wurden. Bei der Untersuchung der Schnittfläche konnte ich keine ausgefransten Schnitte feststellen. Genaueres kann ich zurzeit noch nicht sagen, vielleicht finden wir noch Spuren an den noch fehlenden Körperteilen.
Du glaubst also auch, dass noch weitere Teile zu finden sein werden, warf Melzer dazwischen, da er das Ende des Vortrags nicht erkennen konnte.
Da bin ich ganz sicher, weshalb sonst hat er sich die Mühe gemacht den Mann einzufrieren, der wollte uns sein Werk häppchenweise servieren.
Achselzuckend nahm Melzer diese Aussage entgegen, viel Neues hatte er nicht erfahren. Die interessanteste Meldung, dass der Mann bereits seit Längerem tot war, hatte in ihm etwas zum Klingen gebracht. Vielleicht konnte er den Täter insoweit überraschen, dass er die Identität des Opfers bereits vorher in Erfahrung brachte. Freundlich verabschiedete er sich von den beiden, nachdem Nagel ihm bestätigt hatte, dass der Zeitpunkt des Todes nicht länger als vier Wochen zurückliegen konnte.
Im Büro angekommen sah er eine unglücklich dreinblickende Katharina, die ihre gesunde Gesichtsfarbe immer noch nicht wiedergefunden hatte. Erstaunt sah er sie an.
Was machst Du hier, solltest Du nicht besser zu Hause sein. Unvermittelt lief aus ihren Augen ein Sturzbach von Tränen, der ihn zum Verstummen brachte. Was hast Du denn, langsam trat er an sie heran, drückte ihren Kopf an seinen Bauch, von dem seine Frau immer sagte er sei zu groß, um sie zu trösten.
Ich bin schwanger, weinend brach es aus ihr heraus, ich bin verdammt noch mal schwanger, ohne dass ich es mitbekommen habe.
Na na, irgendwie wirst Du doch auch daran beteiligt gewesen sein, Melzer konnte sich nicht vorstellen, dass nach mehr als zweitausend Jahren erneut eine unbefleckte Empfängnis stattgefunden haben sollte.
Ja, nein, doch, natürlich war ich daran beteiligt setzte sie schniefend hinzu, wobei ihre Verwirrtheit immer mehr zutage trat.
Energisch fragte er, wer ist der Vater, vielleicht konnte er über ihn auf ihr eigentümliches Verhalten schließen.
Ich weiß es nicht, jammerte sie verzweifelt, es war ein One-Night-Stand, danach habe ich ihn nie wieder gesehen.
Aber bei so etwas verhütet man doch heute, fragte er irritiert, Du weißt doch, wie gefährlich das ist.
Aber wir haben doch verhütet, durch ihre tränenerstickte Stimme klang Empörung durch, ich nehme die Pille und er hatte ein Präservativ.
Zweifelnd blickte er sie an, dann sagst Du, dass beide Sicherungen versagt haben.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, erzählte sie von ihrem Unglück. Sie hatte ihn in einer Disco kennengelernt, dabei hatten sie sich gut unterhalten, er hatte ihr erzählt, dass er zurzeit in Berlin bei einem Freund wohne und aus Mailand komme. Er hat mir von Italien erzählt, von seiner deutschen Mutter, von der er so gut deutsch gelernt hatte. Und das er in das Land seiner Mutter gefahren war, um dieses kennenzulernen.
Diese kam zwar ursprünglich aus Hamburg, aber dort war er bereits nach zwei Tagen wieder geflüchtet. Da hatte er das Gefühl, dort würden alle nur eingeschlafene Füße und ebensolche Gesichter haben. Von Berlin hatte er bereits in Mailand so viel Verrücktes gehört, dass er es unbedingt sehen wollte. Dazu kam, dass ein Freund eines Bekannten in Friedrichshain wohnte, wo er günstig unterkommen konnte.
An dem Abend habe ich ihn mit nach Hause genommen, ich weiß nicht, ob es nur der Alkohol oder Einsamkeit oder beides war, auf alle Fälle sind wir im Bett gelandet. Und natürlich hatte ich, trotz Alkohol, darauf geachtet, dass er ein Präservativ benutzte.
Erklärend sagte sie, als sie Melzers ungläubigen Blick sah, wegen AIDS und so. Außerdem habe ich natürlich die Pille genommen, die allerdings aus purer Gewohnheit.
Aber die Übelkeit wollte Melzer wissen, was für einen Grund gab es für die, dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitz, die Schwangerschaft war schuld.
Nickend erläuterte sie, daran hatte ich im Traum nicht gedacht, nicht nachdem ich diese Vorsichtsmaßnahmen getroffen hatte, deshalb traf mich die Aussage meines Arztes vorhin wie ein Keulenschlag. Als ich ihm erklärte, dass dies nicht sein könne wegen Pille und so, da erklärte er mir, dass es leider keine hundertprozentige Sicherheit gäbe. Wegen des zufälligen zweiten Ausfalls wollte er sich gar nicht äußern, hat nur die Schultern gezuckt und mich mitleidig angeguckt.
Weißt Du wenigstens den Namen, dann finden wir ihn schon, wenn Du das überhaupt willst, Zweifel klang aus der letzten Frage. Aus ihrem Gesicht konnte er keine schlüssige Antwort erkennen so fuhr er fort, schließlich sind wir die Polizei.
Er heißt Maurizio, mehr weiß ich leider nicht, entschuldigend meinte sie noch, über Namen haben wir uns nun wirklich nicht unterhalten.
Prüfend blickte Melzer auf sie, Du gehst jetzt nach Hause, erholst Dich, dann denkst Du nach, was Du überhaupt möchtest. Morgen werden wir dann darüber reden wie wir das Problem, wenn es denn ein Problem ist, lösen.
Ergeben seufzend erhob sie sich, drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
Danke, Du hast mir mehr geholfen, als Du ahnst.
Nachdenklich sah er ihr hinterher, dann fiel ihm seine Tochter ein, hoffentlich würde er auch bei ihr so rational reagieren, wenn diese ihm von ihrer Schwangerschaft erzählte. Er hoffte, dass sie ebenfalls so reagieren würde.
Dann fiel ihm wieder ein, weshalb er so schnell zur Dienststelle zurückgefahren war, er wollte bei der Vermisstenstelle anrufen. Bestimmt vermisste ihn jemand, hatte ihn bereits als vermisst gemeldet. Noch beim Lesen wählte er die Nummer des LKA 124, die im gleichen Gebäudekomplex ihren Sitz hatte. Dort wollte er nun nachfragen, ob es eine vermisste Person gab, deren Beschreibung mit den Angaben von Nagel übereinstimmte.
LKA 124 klang eine weibliche Stimme an sein Ohr, was kann ich für sie tun.
Ich suche einen Mann zwischen fünfunddreißig und fünfundvierzig kam es noch in Gedanken von Melzer, als die weibliche Stimme trocken antwortete, ich auch.
Stille machte sich breit bis Melzer in Hörer bellte, bin ich verbunden mit dem LKA 124.
Ja kam es freundlich zurück, was kann ich für Sie tun.
Entschuldigung war noch in Gedanken, Melzer vom LKA 1, ich wollte Sie nur nach einem Vermissten fragen, der eventuell in dem Mord, den ich derzeit bearbeite, eine Hauptrolle spielt.
Sagen sie mir den Zeitraum und ich sage Ihnen, wer abhandengekommen ist, klang es forsch aus dem Hörer.
Noch ehe er überlegen konnte, sagte er bereits unbewusst vier Wochen.
Vier Wochen klang es nach, als ein leises Klappern einer Tastatur hörbar wurde, dann klang erneut die weibliche Stimme, die offensichtlich von einem Bildschirm die letzten Meldungen ablas.
Hier haben wir einen Mann, sechsundsiebzig Jahre, der ist aus dem Altersheim ausgebüxt, nein den hat man bei seiner zweiundachtzigjährigen Geliebten aufgegriffen. Beruhigend fügte sie hinzu, der macht das jeden Monat.
Geduldig hörte Melzer zu, eigentlich entsprach die Person nicht den vorgegebenen Kriterien, als er bereits hörte.
Mädchen zwölf Jahre, die ist auch bereits aufgefunden, die hat hier überhaupt nichts mehr zu suchen. Erklärend fügte sie an, die hatte sich in der Laube ihrer Großeltern versteckt, weil sie vor ihren Eltern Angst hatte, sie hatte nämlich eine Sechs auf dem Zeugnis.
Melzer wollte bereits unterbrechen, als es interessant wurde.
Mann, dreiunddreißig Jahre, den hat sein Arbeitgeber, ein Schlachthof, als vermisst gemeldet, da er, ohne etwas zu sagen nicht mehr erreichbar ist. Weder in seiner Wohnung noch an sonstigen Stellen, die der Arbeitgeber kannte. Der Arbeitgeber macht sich Sorgen, dass er sich etwas angetan hat, weil seine Frau ihn vor geraumer Zeit verlassen hat.
Leicht genervt unterbrach Melzer, haben Sie auch jemand, der in das Anforderungsprofil passt oder kommt jetzt die Oma, die mit ihrem jungen Geliebten durchgebrannt ist.
Den Interessantesten wollte ich Ihnen gerade vorlesen, klang es nun beleidigt aus dem Hörer, im Übrigen habe ich gleichzeitig meine Datenbank gepflegt.
Also, hier kommt die Person, die zwar vom Alter passt, allerdings passt sein Beruf nicht so ganz in ihre Abteilung. Männliche Person, einundvierzig Jahre, wurde von der evangelischen Landeskirche als vermisst gemeldet. Nachdem sich einige Gemeindemitglieder, über dessen Fehlen Sorgen gemacht haben. So das war‘s, ich denke nicht, dass eine passende Person dabei ist, da alle, außer dem Pfarrer, nicht passen.
Melzer ließ alles kurz sacken, dann knurrte er ein Danke in den Hörer, um postwendend aufzulegen. Die Auskünfte waren in der Tat enttäuschend, eine einzige Person, die in das Raster passte. Die er jedoch wegen ihres Berufes, fast ausschließen mochte. Die andere Person kam nicht in Betracht, wenn Nagel sagte mindestens fünfunddreißig dann war davon auszugehen, dass dies auch der Fall war.
Die Sicherheit den Pfarrer ausschließen zu können erforderte es leider, dass er nochmals bei der Vermisstenstelle anrief, um zu erfahren, wer die Vermisstenanzeige aufgegeben hatte. Vor allem, welchen Gemeindemitglieder das Fehlen aufgefallen war. Nachdem er die Telefonnummer des Büros der evangelischen Landeskirche erhalten hatte, sagte ihm die Büromitarbeiterin den Namen des Gemeindemitglieds sowie deren Adresse.