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Es ruft das Wasser

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Immer musste ich mit ansehen, wie mein Kumpel aus Leer alle paar Wochen nach Hause fuhr und dann, wenn er wiederkam, tolle Storys erzählte. Er bot mir des Öfteren an, doch mal über ein paar Feiertage mit ihm nach Leer zu kommen, bisher hatte ich aber nicht den Mut dazu gehabt. Irgendwann ist immer das erste Mal, dachte ich, als ich endlich zustimmte, ihn nach Leer zu begleiten.

Abstecher nach Hamburg

Vorher wollte ich mir aber einen Traum erfüllen. Immer hatte ich mir gewünscht, einmal nach Hamburg zu fahren, ich hatte schon so viel von dieser großen Stadt gelesen und gehört. Im Mai 1960 war es dann soweit. Ich hatte mir 14 Tage Urlaub genommen und bin eine Woche vor der Reise nach Leer mit dem Zug nach Hamburg gefahren. Ich hatte mich mit meinem Freund in Bezug auf Datum und Zeit abgesprochen, wann ich in Leer eintreffen würde, aber erst kam einmal Hamburg dran.


In der Nähe des Hauptbahnhofs habe ich mir ein kleines Zimmer genommen und bin die nächsten Tage auf Entdeckungsreise durch Hamburg gegangen. Sehr vorsichtig habe ich mich durch diese große Stadt bewegt. Ich hatte ja so viel über Hamburg gehört, und es war schon eine Herausforderung, sich diese imposante Weltstadt anzusehen.

Ziele waren natürlich auch die Reeperbahn auf St. Pauli sowie der Hamburger Hafen. Ich habe mich zum Hafen durchgefragt und die Landungsbrücken per Straßenbahn erreicht, die damals noch fuhr.


Ein Herzenswunsch ging für mich in Erfüllung, zu damaliger Zeit war es für mich das Allerschönste, einmal im Hamburger Hafen gewesen zu sein.


Ich hatte an diesen schönen Frühlingstagen sehr viel Zeit und habe mir alles gründlich angesehen, unbeschreiblich die Eindrücke im Vergleich zum Erzgebirge, meiner Heimat, na ja, dort gab es ja auch kein Wasser und somit auch keine Schiffe.


Mir gingen beim Anblick dieser großen Pötte, die hier vorbeifuhren, viele Gedanken durch den Kopf, wo würden diese Schiffe wohl hinfahren, was würde die Mannschaft alles zu sehen bekommen.

Ich sah weinende Frauen, die ihren Männern oder anderen Angehörigen mit Tüchern nachwinkten, wenn diese an den Landungsbrücken vorbeifuhren, ich hatte mehr als ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich daran dachte, auch mit so einem Schiff in die weite Welt hinausfahren zu dürfen, aber wie sollte ich so etwas in die Tat umsetzen und wer könnte mir helfen?

Im Moment war jedenfalls richtiges Sightseeing angesagt. Eine Hafenrundfahrt durfte natürlich bei so einem Hamburg-Besuch nicht fehlen, es ging durch alle Hafenbecken mit ihren an den Kais liegenden Schiffen und wieder zurück zu den Landungsbrücken. Abends ging ich dann schon immer sehr früh in mein Quartier dicht beim Hauptbahnhof, denn nachts wollte ich nicht in einer so großen Stadt herumlaufen. Morgens wurde ich immer mit einem guten Frühstück versorgt, danach bin ich sofort auf Entdeckungsreise gegangen, meist zog es mich zum Hafen.


36 Jahre als Schiffskoch durch die Welt – Teil 1

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