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WEED UND WEISSWEIN

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Ich hatte eine gewisse Begabung zur Freundschaft, doch Freunde hatte ich nie, entweder sie waren nicht vorhanden, oder das, was ich unter Freundschaft verstand, war ein Irrtum meiner Träume. Ich habe immer einsam gelebt, und je einsamer ich war, desto klarer sah ich. 2

Sie meinte, in unserem Alter ist das auch gar nicht mehr so üblich, ne neue, coole Freundin kennenzulernen. Aber das mit uns ist safe.

Sie brachte Blumen mit. Freesien und Schleierkraut heißen die. Und sie hat Kekse gebacken, die so wunderbar high machten, dass wir uns wirklich und wahrhaftig frei fühlten.

Wir haben eine Menge gemeinsam. Sie schreibt auch in Ideenbücher, seit Jahren schon. Mit potenziellen Kindernamen und Plänen für ihre Hochzeit. Falls sie überhaupt mal heiratet, soll es Feuerspucker geben und eine Band. Das volle Programm. Wenn schon, denn schon. Aber erstmal nen Typen finden und Träume leben. Wie auch immer.

Sie steckt auch im Zwiespalt fest. Gefangen zwischen Pflicht und Kunst muss sie ihr Leben auf die Reihe kriegen. Geld scheffeln. Rechnungen und Schulden bezahlen. Überleben. Aber dann ist da auch noch die Leidenschaft. Unsere liebe Leidenschaft.

Wir trinken Weißwein und rauchen Weed, sitzen auf dem Dach in der Sonne, blicken über die Stadt und tauchen tief. Wir reden darüber, dass jeder Mensch, den du triffst, dein Spiegel ist. Reden über Selbstliebe und über die Sache mit der Konzentration. Wir Menschen leben in einer Gesellschaft, die uns ablenkt und das fortwährend. Laut einer Studie befinden wir uns immer nur maximal drei Sekunden im Hier und Jetzt, im Moment. Drei Sekunden. Den Rest sind wir woanders und merkens nicht mal.

Und wir schweigen, ohne dass es peinlich wird. Rauchen Weed und trinken Wein in der Dämmerung und das Herz schlägt schneller vor lauter Happiness.

Das mit uns ist safe, sagt sie und lacht.

Das mit uns ist safe.

Trinken Wein und rauchen Weed und machen Ausflüge in fremde Städte. Treibenlassen. Und weiterreden. Über die Philosophie. Sein oder Haben? Haben oder Sein? Gespräche über die Liebe und das Besitzenwollen. Wie leicht man das verwechseln kann. Wie schwierig das Loslassen doch ist. Gespräche über Geduld und Langmut und darüber, dass du genau das in dein Leben ziehst, an was du denkst. Wespen, zum Beispiel. Oder Steckenbleiben im Tunnel, Steckenbleiben in der Scheiße, wenn dich die Realität immer tiefer runterzieht.

Aber das mit uns ist safe?

Die Flasche ist halb leer und der Kopf fühlt sich dumpf an mit so nem hellknirschenden Fiepen in den Ohren. Reden. Über Probleme. Früher oder später reden Frauen immer über Probleme. Und der Himmel färbt sich milchig. Und der Himmel färbt sich grau.

Wir stellen uns Fragen, auf die wir die Antwort nicht kennen. Wir stellen Fragen, deren Antworten wir nicht hören wollen.

Warum gerade ich? Warum gerade du? Wie komme ich hier raus? Wie soll ich das nur schaffen? Warum meldest du dich nicht? Warum hilft mir keiner? Warum tut das alles so verdammt weh? Was denkst du gerade? Wie geht es dir? Warum hast du mich verlassen?

Und das mit uns?

Ist safe.

Vertrau mir.

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