Читать книгу Hinter der Sonnenbrille liegen Spiegel - Esther Grünig-Schöni - Страница 7

4. Kapitel (Laurent)

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Er wälzte sich unruhig hin und her. Der Traum kam immer wieder, in unterschiedlichen Formen und war doch in der Kernaussage immer gleich. Er ließ ihn verzweifeln, ihn in Schweiß gebadet erwachen. Er stand auf, ging kalt duschen, trocknete sich kurz ab und legte sich wieder hin. Er war jedes Mal froh, aus dem Traum zu erwachen, aber die Verzweiflung hielt ihn jeweils eine Weile fest. Er hatte Mühe sie los zu werden.

Laurent starrte an die Decke, wo Schatten zu sehen waren. Undeutlich wie die Schatten seines Lebens. Der Mond schien hell. Es war ihm, als wäre sein Licht hier stärker als anderswo. Er konnte trotz der Nacht gut sehen. Oder vielleicht war er ein Kind der Nacht? Wer wusste das schon? Er wusste nichts. Den Mond hatte er immer gemocht, wo er auch gewesen war. Aber wo? Er sah sogar Einzelheiten, aber auch diese Schatten, von Bäumen und Sträuchern an die Decke geworfen, von Ästen, Blättern und Nadeln, die vom Wind bewegt wurden und auf diese Weise wie Ungeheuer in sein Zimmer wuchsen. Ungeheuer zu Ungeheuer? Sie umfingen ihn mit seinen Armen. Wie die Ungeheuer aus ihm selbst und die aus seinen Träumen. Am Ende war er selbst eines. Es machte ihm Angst, auch wenn ein Mann keine zeigen sollte. Er hatte sie. Er versuchte, sich zu entspannen, den Traum verblassen zu lassen wie ein altes Fresko auf der vergessenen Mauer einer Ruine. Nein, mehr, er wollte, dass er verschwand. Das war besser. "Geh! Hau bloß ab!" Ihn im Meer ertränken. Er spürte, dass sein Puls allmählich langsamer wurde und musste schmunzeln.

Ja immer dieser Traum. Eigentlich war er nicht einmal mit Schrecknissen gefüllt wie es Albträume an sich hatten. Es gab keine blutrünstigen Monster, Gestalten und Fratzen darin. Nichts dieser Art, und war doch so stark bedrückend. Vielleicht hörte es auf, wenn er sich erinnerte.

Er wollte zur Ruhe kommen nach einer zu langen Zeit der Unruhe. Manchmal gab er jede Hoffnung auf, dass es wiederkam. Dann packte ihn Wut oder Trübsinn. Hatten sie ihn angelogen, ihm etwas vorgemacht, um ihn bei Laune zu halten? Noch war nicht die geringste Spur davon zu erkennen. Nichts regte sich. Es war zum Verzweifeln wie der immer wieder kehrende Traum in seinen vielen unterschiedlichen Varianten. Vielleicht war er Ausdruck der ganzen Situation, in der er sich befand. Vermutlich sogar. Denn er suchte darin ständig nach seinem Zuhause, immer wieder, und konnte es nicht finden. Auch dann nicht, wenn alle Zeichen stimmten, wenn alle Wege stimmten, wenn alles bekannt war. Er fand nie hin.

"Nein! Ich will mich nicht aufregen! Ruhig bleiben. Es ist besser." Er schlug die Decke erneut zurück, fröstelte nun, weil der Wind, der zum offenen Fenster herein wehte und die Tüllvorhänge bauschte, zugenommen hatte und eher kühl war. Nachtwind. Schattenwind. Seine Haut, auf die er traf, reagierte wie das Meer, mit kleinen Wellen zwar, aber mit Wellen. Trotzdem stand er nun da, am Fenster, und sah hinaus. Dort draußen glitzerte das Meer. Und er dachte an die Frau.

Er wurde die Gedanken an sie sowieso kaum noch los. Sie zog ihn magisch an. Er wollte das nicht. Es geschah dennoch. Vielleicht war es gegenseitig. Das war gut möglich, so wie sie reagierte und sich gab. Es war ein Fehler. Er hatte schon zu viel … was? Ein Gefühl war das schließlich nur und nicht wissen. Etwas wie Trotz regte sich in ihm. Warum? Es hatte ihm Spaß gemacht. Was war daran falsch? Nichts. Alles. Oh, er war einfach verrückt.

"Hör auf damit! Aber … sie ist nicht wie andere. Ach Quatsch, sie ist wie alle. Nein, stimmt nicht, ist sie nicht. Keiner ist wie alle. Ach, immer diese Allgemeinsätze. Woher willst du das wissen? Blödmann!"

Das war so eine Sache. Er hatte begonnen, mit sich selbst zu reden, zu verhandeln, zu diskutieren. Er schnappte wohl doch langsam über. Er mochte sie, spürte ihr Temperament. Sie forderte ihn mit ihrem Dasein heraus.

Sie war auf eine natürliche Art schön. Und er begegnete ihr immer wieder. Überall. Er suchte das nicht. Es geschah. Er hatte sie von Anfang an gemocht. Oft hatte er sich beinah die Zunge abgebissen, um sich zu hindern, ihren Gruß zu erwidern, ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Aber er wollte es nicht. Auch nicht sie mögen. Er schmunzelte wieder. Diese hartnäckige kleine süße Person. Nein, stimmte nicht. Süß? Ganz schön stachelig. Und doch süß. Ein schönes Ding. Oh ja. Und doch süß. Sie fühlte sich gut an. Sie war richtig.

Aber das konnte alles noch komplizierter machen, als es eh schon war. Er musste Kontakte vermeiden und ganz besonders solche. Er wollte sich in keine Gemeinschaft ziehen lassen und er wollte niemanden an sich heran lassen. Was geschehen war diese Tage, das war bereits zu viel gewesen. Er konnte nicht. Und er wollte doch. Er mochte es. Er mochte die Gegend, er mochte die Menschen, er mochte … Nein, nein, das durfte nicht sein.

Da galt er lieber als seltsam, als der Stumme, als der Geheimnisvolle oder wer weiß was noch alles. Das war er für die Menschen hier und er konnte es ihnen nicht verdenken. Aber … Und wenn er versuchte, sich hier ein neues Leben aufzubauen, ganz unabhängig von dem vorherigen? Ganz neu? War so etwas möglich? Irgendwann holte ihn doch bestimmt alles ein. "So ein Mist aber auch!"

Er kickte einen Schuh in die Ecke und stieß sich dabei den Zeh an. "Merde!"

Das tat weh, verflixt! Er immer mit seinen unkontrollierten Aktionen. Nein, er konnte das nicht. Sie durften alle gerne von ihm denken, was immer sie wollten.

Und doch … Manchmal war er einsam. Warum sprach er denn mit sich selbst oder einem Gegenstand um ihn her? Weil er es war. Aber besser einsam, als enttäuscht und erdrückt. … Erdrückt? Warum dachte er so? Warum wusste er, dass er enttäuscht worden war und … Seltsam dieses Wort. Seltsam diese Empfindungen. Woher kam es? In diesem Zusammenhang. Was war denn nur gewesen, das ihm erdrückend erschien? Es waren nur Ahnungen, weiter kam nichts dazu. Und Ahnungen sollten für Aktionen nicht genügen. Eigentlich.

Laurent machte Licht, löschte es wieder. Es blendete. Er wollte nicht geblendet sein und blieb lieber in der Nacht.

Er begann im Zimmer hin- und her zu gehen, wie er es manchmal tat, wenn er sich wie ein Gefangener fühlte. Er konnte zwar gehen, wohin er wollte, wann er wollte und wie er wollte, es gab keine Fesseln, aber er war in gewisser Weise doch ein Gefangener. Seiner selbst. Einer in seinem Körper, in seinen Gedanken, seinen Gefühlen, in seinen Mauern, die er gebaut hatte und aufrechterhalten musste. Oder sollte er das Risiko doch eingehen?

Er machte doch das kleine Licht an und kochte sich Café, mitten in der Nacht. Egal. Wen sollte das stören? Die Tiere draußen? Die Gräser? Er sah zu, wie die braune Flüssigkeit in den Behälter tropfte.

Er musste doch irgendwie weiter leben und konnte sich nicht nur von Strömungen treiben lassen wie ein Stück Holz, das an einem verlorenen Strand angeschwemmt worden war und dort auf etwas wartete. Das ging nicht. Das mochte er nicht. Er wollte einen aktiven Part in diesem Stück, selbst etwas in die Hände nehmen, gestalten, führen. Er wollte die Richtung bestimmen, wollte es lenken und nicht gelenkt werden. Wieder dachte er an sie. Er wusste, wie sie hieß, was sie tat, wo und wie sie wohnte. Nein, nicht jede Einzelheit, aber mehr, als sie ahnte. Er wusste, dass ihr Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen war und wer er gewesen war. Er wusste eindeutig mehr über sie als über sich selbst.

Es waren seitdem Monate vergangen. Warum änderte sich nichts? Was konnte er tun, damit er endlich wieder richtig leben durfte ohne Wenn und Aber? Was hinderte ihn denn, es zu tun? Er hatte Geld. Nicht wenig davon. Sie hatten ihm viel erzählt. Dies sei so und jenes so. Woher sollte er wissen, ob das auch stimmte oder sie ihm etwas vorflunkerten, um einen Vorteil zu haben?

Er holte sich eine Tasse aus dem Schrank und goss Café ein, trank einen Schluck.

Er wusste nicht einmal, ob der Namen und die Angaben in seinen Papieren richtig waren. Doch das wusste er oder er nahm an, dass es stimmte. Allzu schwarz sollte er vielleicht doch nicht sehen. Es reichte, wenn der Café schön schwarz und stark war. Woher bekam er Sicherheit in allem? Er wollte wissen, wollte wieder Pfeiler haben, auf die er sich verlassen konnte. Er stampfte auf. Eine lächerliche unreife Geste, bei der er Café verschüttete. Er war laut Papieren 34 und nicht 14. Schon so viele Jahre. Alle verloren? Ach was, verloren war doch nichts. Sie waren irgendwo. Und sie waren wichtig, auch wenn er sie nicht mochte, diese Jahre.

Er hatte so viele Kilometer wie nur möglich zwischen sie alle und sich gebracht. Sie waren ihm dermaßen auf die Nerven gegangen. Es war nicht mehr auszuhalten gewesen. Eine falsche Entscheidung? Ach was! Richtig war die. Er war in die Camargue gekommen, die ihm aus noch unbekannten Gründen etwas bedeutete.

Er holte einen Lappen und putzte den verschütteten Café weg. In der Spüle stapelte sich Geschirr. Wenn er schon wach war, warum nicht abwaschen? Er trank wieder vom Café und ließ Wasser ins Becken ein und begann tatsächlich mit dem Abwasch. War er vielleicht ein Ordnungsfanatiker? Nein. Aber er mochte, wenn es schön aussah. Seltsam, dass er keine Lust empfand, sein Zuhause hier zu gestalten.

Er hatte sich dieses einsam gelegene Haus gekauft mit dem Vorsatz für sich zu bleiben. Aber was sollte nun weiter geschehen? Er war unruhig. Er war offensichtlich kein fauler Typ. Für ihn war es nicht genug ohne Zweck und Ziel in den Tag hinein zu leben. War einer seiner Charakterzüge Ungeduld? Womit sollte und konnte er sich beschäftigen? Was arbeiten? Eine Arbeit suchen? Was lag ihm und was nicht? Er wusste nicht, wie er sein mehr als seltsames Leben gestalten konnte. Es reichte alles nicht. Das hieß also, dass die Lethargie von ihm abzufallen begann und dafür die Vitalität in ihn zurückkehrte. Körperlich ging es ihm immer besser. Er trainierte fleißig, so wie es ihm gesagt worden war. Das immerhin gestand er ihnen zu, daran hielt er sich, weil er wusste, dass es ihn gesunden ließ. Er fühlte sich stärker und nicht mehr so ausgelaugt wie es eine lange Zeit gewesen war. Die Müdigkeit war weg. Was fing er mit der wiedergekommenen Kraft an?

Er begann das Geschirr, dass er gewaschen hatte zu trocknen und trank immer mal wieder einen Schluck.

Wieder musste er an sie denken. Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht. Katie wurde sie von allen genannt. Cathérine Chapuis hieß sie, die junge Witwe von King Roger. Sie war bestimmt etwas jünger als er. Abgehoben wirkte sie nicht, auch wenn sie mit einer Berühmtheit zusammen gewesen war. Sie benahm sich normal. Er schmunzelte. So gut wie normal. Doch. Ganz normal. Wieder so ein Wort ja. Sie hatte ihn provoziert. Vermutlich aus ihrem Ärger über sein unfreundliches Verhalten heraus. Oder es war aus mehr entstanden. Er hatte nicht gewollt, dass sie sich bei der kleinen abschreckenden Lektion danach verletzte. Das war unglücklich gelaufen und tat ihm leid. Er war froh, dass es nicht schlimmer war. Er mochte sie wirklich. Bestimmt war sie ihm gewachsen. Oder doch nicht? Doch. Das war es ja. Sie war ihm ebenbürtig. Das brauchte er. Was hieß hier, er brauchte …

Die nächsten Tage sah er sie vermutlich nicht, wenn sie den Fuß schonte. Bestimmt war sie ein Sturkopf, aber hoffentlich nicht unvernünftig. Er wusste schon jetzt, dass er ihren Anblick am Morgen vermisste. "He! Verflixt noch mal! Was ist das denn?"

Es war besser so. Was fiel ihm nur ein? Es war besser, dass sie dem Strand fern blieb und er nicht in Versuchung geriet, sie zu beobachten, ihr zu begegnen, mit ihr zu reden, sie zu …

"Oh Mist! Die Gedanken gehen mit mir durch."

Warum ging sie ihm nicht mehr aus seinem Schädel? Nicht gut. Nein, nicht gut. Alexandre Laurent Marc stand in seinem Ausweis. Drei Namen. Er hatte den zweiten gewählt. Den dritten mochte er gar nicht, den ersten nicht sehr. Aus welchem Grund war ihm natürlich nicht klar, spielte auch keine Rolle. Es war so. Er entschied so. Er war Laurent Merlin. Ein Nachname wie der große Zauberer, aber französisch ausgesprochen, nicht englisch. Bloß nicht. Er hielt inne. Woher stammte er, der diesen Namen trug?

Laurent beendete seine Küchenarbeiten, hatte auch die Tasse gleich abgewaschen, alles weg geräumt und legte sich wieder hin. Es war noch nicht Tag geworden. Er deckte sich zu, schloss die Augen und versuchte, noch eine Runde ruhigen Schlaf zu finden. Er sah sie dabei vor sich, ob er wollte oder nicht und schlief sogar lächelnd ein.

*****

"Ja? Bitte."

"Katie, bist du es?"

Beinahe hätte sie das Telefon fallen lassen, als sie ganz unverkennbar seine Stimme hörte.

"Ist der Fuß soweit okay?" fragte er nach ihrer Bestätigung. Auch durch die Leitung verursachte diese Stimme die gleiche Unruhe in ihr, wie es am Strand gewesen war. Eine schöne Stimme. Hatte Susanne doch Recht? War es das, was mit ihr geschah? Sie nahm sich zusammen, um ihm mit einer normalen Stimme antworten zu können.

"Ja. Nur ein paar Tage ruhiger angehen."

"Gut. Ich wollte nicht, dass du dich verletzt."

"Du warst ganz schön unverschämt. Hättest du mich nicht so überrascht, hättest du dir etwas einhandeln können."

"Was?"

"Mindestens eine kräftige Ohrfeige."

Er lachte. "Darum habe ich dich überrascht. Ich dachte mir, dass ich sonst meine Zähne zählen kann. Aber … du hast mich provoziert."

"Also gleich Zähne zählen hättest du nicht müssen. Aber ein rotes Gesicht hättest du abbekommen. Es berechtigt dich nicht dazu, das zu tun, wenn ich dich provoziere."

Wieder lachte er. "Stimmt. Oh, ob mir rot steht, weiß ich nicht. Soll ich es darauf ankommen lassen und sehen, wie das ist? Aber …"

Wie locker er sein konnte. Das war schön. Es musste schön sein, mit ihm ein bisschen herum zu streiten.

"Okay. Lass es gut sein. Ich bin nicht sauer."

"Du warst es."

"Ja, ich war es. Und wie! Bisher haben mich wenige so wütend gemacht wie du es tust."

Sie nahm ihren Mut zusammen. "Warum sprichst du mit mir? Du tust es mit niemandem. Warum mit mir?"

Ihr fiel zwar ein, dass er auch mit dem Arzt gesprochen hatte, aber das galt nicht wirklich. Es blieb still. Sie hatte sogar damit gerechnet, dass er aufhängte, aber er blieb dran. Er war noch da. Sie stellte fest: "Du willst mir nicht antworten?"

"Stimmt. Kluges Kind."

"Warum?"

"Ich weiß keine Antwort darauf."

"Auch das ist eine. Danke. Okay, das kenne ich."

"Dass du keine Antwort weißt? Das kann ich mir nicht vorstellen."

"Doch. Eigentlich oft sogar."

"Bisher hast du immer eine gefunden."

"Wir haben noch nicht viel geredet. Vergessen? Sagst du mir, wie du heißt? Meinen Namen kennst du. Aber ich weiß nicht, wie ich dich ansprechen soll."

Eine Weile blieb er wieder still. Kam darauf nichts? "Laurent", hörte sie. "Ich heiße Laurent", und ein Klicken machte ihr klar, dass er aufgehängt hatte. Das war nun wieder plötzlich gewesen.

Er klang noch nach in ihr. Sie legte das Telefon langsam hin, auf seinen Platz und schüttelte den Kopf. Vielleicht war er schüchtern? Nein, den Gedanken verwarf sie gleich wieder. So wirkte er nicht. Dagegen sprach sein Verhalten am Strand und auch einiges aus dem kurzen Gespräch.

"Laurent also. Freut mich."

Laurent. Klang gut. Es passte zu ihm. Er hatte sich erkundigt, wie es ihr ging. Er hatte sie tatsächlich angerufen. Wie er ihren Namen ausgesprochen hatte. So zärtlich! Ach was! Sie hörte wohl schon die Flöhe husten. Zärtlich? So ein Unsinn. Laurent. Gut. Er löste in ihr ein Gefühl der Leichtigkeit aus. Ahnte er das? Wohl kaum. Mit ein paar wenigen Worten nur erreichte er es. Nein, es geschah schon beim Gedanken an ihn. Was hatte Susanne gesagt? Katie lachte.

Sie tanzte durch den Raum, in Gedanken nur. Leider nur so. Leichtigkeit. Die Leichtigkeit des Seins. Nein. Einfach Leichtigkeit. Etwas wie über allem Schweben. Und Wärme, die sich in ihr ausbreitete, wenn sie an ihn dachte. Es war verrückt. Gab es das denn noch für sie? Laurent, Laurent, Laurent … es sang in ihr. Es tat ihr gut. Es war wie Balsam, der Wunden im Inneren verschloss. Auch wenn sie mit nichts rechnete. Sie empfand das. Es floss in sie wie ein Kraftstrom.

Sie stellte die Musik laut, wippte dazu, da sie mit dem Fuß nicht tanzen konnte, jauchzte, sang bekannte Melodien mit und spürte das alles in ihrem ganzen Körper. Sie liebte, liebte alle und alles um sie her. Was für eine Empfindung! Was für ein Feuer!

Schließlich wurde sie ganz ruhig. Sie hatte den Eindruck, mit allem, was kam, fertig zu werden. Kraft war in ihr, Vertrauen, aber als Gegenpol auch Verwundbarkeit. Der Preis dafür, dass sie sich ganz öffnete und alles einließ.

Es war als brenne ein Ofen in ihr, der in alle Winkel Wohlgefühl trug, alles damit ausfüllte. Ihre Sinne waren wach.

Sie hörte jeden Vogel singen, nahm ihre Lieder überdeutlich wahr. Sie hörte die Grillen zirpen, die Frösche quaken, die Ameisen rennen, ja. So kam es ihr vor.

Sie roch die Blumen und die Kräuter, das Meer, den Wind. Sie sah die kleinsten Schönheiten und liebte das Leben.

Doch war das nicht trügerisch? War denn etwas an ihren Gefühlen trügerisch. Nein, das war es nicht. Es spielte dabei doch keine Rolle, wie er reagierte oder empfand. Es waren nicht seine, es waren ihre eigenen Gefühle. Anstatt viele unnütze Fragen zu stellen. Genießen. Der Moment spielte eine Rolle, nicht das, was vielleicht war oder nicht war. Der Augenblick konnte Glück sein. Ein nächster war vielleicht Unglück. Aber das Jetzt war wichtig.

Sie sog den Moment in sich ein und nicht eine Zukunft. Das Jetzt. Ja. Und jetzt war da die Leichtigkeit. Sie lachte, liebte, lebte und hätte zerspringen können. So hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt. Sie hatte nicht geahnt, dass es wiederkam. Mit Laurent war es aber geschehen.

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