Читать книгу Meine Helfer aus dem Jenseits - Esthèr Samati - Страница 12
7. Der Kostverächter
ОглавлениеEine ganze Weile hatte ich einen weiteren Gast bei mir. Wie und wann er genau bei mir eingetroffen war, kann ich nicht sagen. Ich habe es nicht mitbekommen. Er machte sich einen Spaß daraus, einem das Essen zu verderben.
Einen ganzen Sommer lang machte ich regelmäßig Erdbeerkuchen, weil ich ihn gerne aß und so hatte ich auch, wenn jemand vorbeikam, etwas anzubieten. Das schien einem Bekannten zu gefallen und er kam einige Male. Wir aßen den Kuchen, unterhielten uns und er ging wieder. Bei einem dieser Besuche war der Besagte gerade dabei, ein Stück Erdbeerkuchen zu essen. Er hielt es in der Hand, als mir auffiel, dass er auch bei Treffen im Freundeskreis immer ordentlich zugriff, und ich sagte ihm ohne Wertung: „Essen tust du gerne, ne?“ Er lachte und erwiderte: „Jaa, essen kann ich gut!“ Und flupp flog ihm der Kuchen in hohem Bogen aus der Hand, so als hätte ihm jemand von unten eins auf den Handrücken geklatscht. Wir waren beide so überrascht, dass uns die Kinnlade nach unten fiel. Das war dann auch der letzte Besuch von diesem Bekannten, sein Humor hatte wohl Grenzen.
Aber so erfuhr ich von meinem neuen Gast, den ich zuvor nicht bemerkt hatte.
Einige Zeit nach diesem Vorfall kam eine Freundin zum Abendessen. Ich erzählte ihr vergnügt von den letzten Missgeschicken, die mir passiert waren, und wir amüsierten uns darüber. Aus Spaß fragte sie mich, was ich denn überhaupt könne. Ich hielt gerade eine belegte Scheibe Brot in der Hand. „Na ja“, sagte ich, „Essen z. B., essen kann ich schon.“ Und flupp flog mein Brot im hohen Bogen auf den Tisch. So wurde mir schlagartig klar: Dieser jemand mag diesen Satz nicht! Warum auch immer.
Bis dahin dachte ich, er hält sich nur bei mir zu Hause auf. Falsch gedacht, er war auch beim Ausgehen dabei. Das merkte ich, als ich mich nach langer Zeit mal wieder mit einem alten Freund, wie soll es anders sein, zum Essen verabredete. Er ist ein lustiger Bursche, der auch über sich lachen kann, und so hatten wir einen heiteren Abend. Er erzählte mir von seinen Erlebnissen im letzten Urlaub und was ihm da alles so passiert ist. Er ist so ironisch dabei, ich kann gar nicht mehr aufhören zu lachen. Es waren so unglaubliche Dinge und gedankenlos stellte ich ihm die Frage, während er gerade dabei war, seine Pizza zum Mund zu führen. „Sag mal, was kannst du überhaupt?“ Er machte auf dem Weg zum Mund einen kurzen Stopp und sagte: „Also essen kann ich gut.“ Und wie sollte es anders kommen, flog ihm seine Pizza geradewegs am offenen Mund vorbei und im hohen Bogen im Außenbereich des Restaurants mit der belegten Seite auf den Asphalt. Klatsch!
Was genau sollte ich daraus lernen? Ich weiß es nicht. Vielleicht, dass Essen überbewertet wird? Womöglich war das die Vorbereitung für den Weg zur Lichtnahrung, auf dem ich mich aktuell befinde, oder er hat sich einfach nur einen Spaß daraus gemacht, sonst nichts.